Ja, auf der Behringer Seite ist das vollmundig beschrieben mit tollem Werbebild. Irgendwie typisch.
Ähem, "typisch" ist allerdings auch ein wenig, dass der Behringer Kunden gern mal nicht wissen wie das eigene Equipment funktioniert, sich erstmal öffentlich (!) drüber beschweren und danach rausfinden, dass es doch geht. Zwei Sekunden Googeln und alles wäre geklärt gewesen
http://forum.music-group.com/showthread.php?8637-Update-X-AIR-EDIT-V-1-2-Released
Zum Thema: Automix ist eine feine Sache, allerdings geht die Frage des TE - zu recht - in eine ganz andere Richtung. Automix funktioniert nur, wenn es vernünftige Signale gibt, und da tut Toni gut daran, sich einen Kopf drum zu machen solang er noch reagieren kann.
Toni: Die Beschallungssituation welche du vorfinden wirst ist sehr suboptimal, sowas ist per Definition meist eher Schadensbegrenzung. Nicht vorhandene Mikrofondisziplin, unwägbare Publikumslautstärke, hitzige Debatten, evtl. schwierige Raumakustik - es ist schwer vorauszusagen, an welcher Stelle du die größten Probleme bekommen wirst. Daher sollte man nicht auf eine Lösung setzen sondern diverse "Verteidigungslinien" einziehen.
Ich würde folgendes tun (viele Wege führen nach Rom, ich habe schon bei diversen Technikern ganz unterschiedliche Ansätze erlebt, dies ist nur eine subjektive Einschätzung):
* Ich würde mir eine "professionelle" Konsole mit Fadern besorgen. Einfach weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es in solchen Situationen wichtig ist, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können und die Augen dabei auf der Bühne zu haben, und auch weil der X18 ein paar andere, wichtige Dinge fehlen. Die X18 ist klasse, versteh mich nicht falsch, aber zum einen ist sie eben Tablet-Gebunden, zum anderen kann die X18 soweit ich weiß keine Ausgänge verzögern. Ich bin da nicht so richtig drin, da ich zur Zeit nur auf X32, GLD etc. mische.
In jedem Fall sind Delay Lines in feedbackgefährdeten Situationen für mich das Mittel der Wahl. Damit hat man schon mal ein Problem gelöst, nämlich das der Sprachverständlichkeit im hinteren Raumteil. Manchmal macht es sogar Sinn, die Main PA ein wenig in den Raum zu versetzen (um mehr Abstand zum Podium zu bekommen) und die ersten Reihen nur mit Frontfills zu versorgen. Ob das praktikabel und zielführend ist, kommt natürlich sehr auf den Raum an. Ohne Delayline wirst du im schlimmsten Fall das Problem haben, dass es vorne koppelt, während von hinten permanent "etwas lauter bitte" kommt. Daher würde ich sagen, zumindest eine Delayline ist schon mal ein drittel der Miete.
* Dann ist es bei solchen Jobs unbedingt notwendig, die PA gut einzustellen, am besten wirklich einzumessen und die Mikros anschließend nochmal einzupfeiffen, mit LoCuts zu versorgen etc.. Das ist dann das zweite Drittel der Miete.
* Die Frage der Mikrofone ist natürlich ebenfalls wichtig. Handhelds würde ich aus mehreren Gründen unbedingt vermeiden. Zum einen machen die nur Sinn, wenn jemand weiß, wie er mit sowas umgehen muss, sonst wird sowas eher zur Gefahr. Natürlich kann man es den Leuten erklären, in der Regel bleibt davon aber nichts hängen und Politikern im Wahlkampf will man grundsätzlich auch nur ungern im Weg stehen.
In jedem Fall kann es in so einem Setting zu Pegelschwankungen kommen, die auch ein Kompressor nicht mehr ausbügeln kann, z.B. wenn zwei Personen, eine laut, eine leise aus irgendeinem Grund die Mikros wechseln. Dann überfährt's dir die Eingangsstufe, da sagt der Kompressor auch nix mehr und du kannst nix machen außer schnellstens den Gain runterzuziehen (da wären wir auch wieder bei einer Hardwarekonsole). So oder so wäre das so ein typisches "Void" Szenario.
Zum anderen sind diese eben
Handheld
- abgesehen von Bauchnabelrednern hast du dadurch noch das zweite Problem, dass die Mikros dem Redner ausgeliefert sind, auf den Tisch gelegt werden, an Klamotten gerieben werden, es wird drauf rumgetrommelt, Kabelsalat veranstaltet oder bei Funkmikros damit weggerannt etc.pp.. Du hast also dann nicht mehr nur das Problem, den Redner laut genug zu bekommen, sondern zusätzlich das Problem, alles andere leise genug. An der Stelle steigt dann auch Automix aus, denn das funktioniert nur bei ausreichend Differenz zwischen Redner und Rest.
Zu guter Letzt sind solche Mikros bei Diskussionen eher ungern gesehen, da man sie eben immer im Gesicht hat.
Daher würde ich eine Doppelstrategie vorschlagen. "Echte" Rednermikros auf Schwanenhals, davon eins pro Nase. Dazu zwei, drei kleinmembran Kondensatoren, Niere oder Hyperniere, welche unauffällig den gesamten Bühnenbereich abdecken. Somit kannst du einen Pegelabfall durch Kopfdrehen ausgleichen. Das ganze kannst du sogar per Ducker automatisieren. Je lauter die Signale aus den Rednermikros, desto leiser werden die "Raummikros". So kannst du unnötigen Soundbrei verhindern. Evtl. brauchts die Kleinmembranen garnicht, aber ich würde sie auf jeden Fall hinstellen und einrichten sofern Zeit dafür ist. "Haben" ist immer besser als "brauchen". Wenn du beim Lesen dieser Zeilen denkst "oh Gott, was hat der genommen?!", dann lass die Kondenser weg - bei sowas muss man wirklich genau wissen was man tut, sonst geht das nachhaltig schief.
* Für die Moderatoren wären dann vermutlich Funkmikros das beste, diese wissen in der Regel, wie man mit einem Mikrofon umgehen muss.
* Automix würde ich zwingend vorher ausprobieren, kann praktisch sein, aber du musst zum einen wissen, wie es genau funktioniert und reagiert, zum anderen musst du wissen was du tun musst, wenn es nicht funktioniert.
Das wäre meine Einschätzung, vielleicht hilft's.
Ps.: Wenn es unbedingt Handhelds sein müssen, dann sei dir das Beyerdnamic M88TG an's Herz gelegt. Das klingt noch gut, wenn ein SM58 schon zum Feedbackgenerator mutiert ist.