versilberte Posaune mit Silbertuch reinigen, Gefahren für Lackierung/versilberung?

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Hallo Musikerkollegen!
Ich habe mir vor kurzem eine versilberte Posaune gekauft und Frage mich nun ob man bei der Reinigung mit einem Silbertuch aufpassen muss oder sollte?
Hoffe jemand hier kann mir diesbezüglich helfen :)

mit musikalischen grüßen

JJ
 
Eigenschaft
 
Ich habe teilweise seit Jahrzehnten versilberte Trompeten. Von der mehr oder weniger großzügigen Verwendung verschiedener "Silberputzmittel" bin ich schon vor Jahren wegen der darin enthaltenen gesundheitsschädlichen Chemie ganz abgekommen. Das gilt sowohl für Pasten und Flüssigkeiten als auch speziell imprägnierte Tücher.

Statt dessen benutze ich zum Ab- (und Durch-)spülen fließend Wasser, zum Entfetten etwas Geschirrspülmittel (parfümfrei) im Wasser und ansonten nur superfeines Microfasertuch aus dem Drogeriemarkt.
Ich habe auch nach Jahren noch keinen sichbaren Silberabrieb vom Putzen, nur beim meistbenutzten Instrument eine kleine Stelle am Fingerhaken.

Günstig ist es, mit "sauberen Händen" zu spielen, weil dann nicht gleich die volle Schweiß/Fett/Schmutzpartikel-Dosis als effektives Schleif- und Oxidationsmittel auf die Oberfläche einwirken kann. Das Instrument nach dem "Arbeitstag" abzuspülen oder feucht abzuwischen ist auch ganz hilfreich für den Erhalt einer schönen Oberfläche. Der Aufwand dafür beträgt ca. 2 Minuten.
Im Lauf der Jahre konnte ich mehrfach beobachten, wie gut sich dadurch meine Teile im Vergleich zu denen von Big Band Kollegen gehalten haben.

Wenn das Instrument immer silberweiß glänzen muss wie in einer Army Band, helfen z.B. die Produkte von Heyday's weiter.
Wie gesagt, ich vermeide solche Chemie so gut es geht und komme auch zurecht.

Es ist auch ganz sinnvoll, wenn das Instrument nicht immerzu am sonnigsten Platz im Zimmer steht, die energiereiche Strahlung regt natürlich ebenfalls die Silberoxidation an.
 
vielen dank für deinen rat
ich versuche nun auch möglichst alle stellen die ich beim spielen berührt habe beim wegpacken des instruments nochmal mit dem mikrofasertuch abzuwischen hoffe so hält es den glanz auch lange.

gruß
 
Kleine Ergänzung: der beste Schutz gegen Korrosion ist das zügige trocknen lassen. Eine "innen feucht" gespielte Posaune würde ich deshalb nicht im geschlossenen Koffer aufbewahren und den Innenzug würde ich immer herausnehmen. Bei mir zu Hause liegen und hängen gepielte Instrument "auseinandergenommen" so, dass die Luft möglichst gut durchstreichen kann.
Wenn man 'mal unterwegs ist, muss man sich natürlich nicht so eine Arbeit machen.

Die Oxidation von Silber beginnt mit einem leichten Braunton, der dann immer dunkler bis zum Schwarz wird. Eigentlich gehört es bei Silber zum guten Ton, dass in den Ecken die dunkle Oxisationsverfärbung sichtbar ist.
M.E. gibt das erst den richtig edlen Touch.
Die großen Flächen des Schallstücks und die Außenzüge bleiben ganz bestimmt blitzblank, wenn Du ab und zu einmal darüber wischst.
 
Ich habe seit über 30 Jahren eine versilberte Schenkelaars. Die ist noch wie neu. Einfach mit einem beschichteten/getränkten Silberputztuch sanft drüber und gut ist. Soweit meine Erfahrung.
 
gegen bereits bräunlich/schwarz verfärbte stellen wird wohl dann nur noch ein silbertuch helfen... kann diese anwendung auch "schlieren" hinterlassen?
 
Es kommt immer auf die Feinheiten an, z.B. den Grad der Oxidation und die Qualität des Putztuches.
Wenn ich nicht genau wüsste, was enthalten ist, würde ich es jedenfalls nicht benutzen.

Meine jahrelange Erfahrung deckt sich dagegen mit der schlichten (grün hervorgehobenen) Aussage bei wikipedia:
Zitat: "Beim Putzen mit einem Silberputztuch wird der Belag durch chemische Reaktion mit dem Silberputzmittel abgetragen; auf dem Tuch bildet sich ein schwarzer Belag. Mit jeder Anwendung wird so etwas Silber abgetragen.
Zur Reinigung kann auch ein Mikrofasertuch dienen, es hat eine ähnliche Wirkung."

Mit Schlieren bekommst Du es vor allem beim Auftragen von Flüssigkeiten zu tun (Hagerty usw.), weil Du die chemische Reaktion auf den großen Flächen dabei nicht gut kontrollieren kannst.

Im Prinzip sehr gut funktioniert auch die Tauchbehandlung mit einer Badewanne voll lauwarmen Wasser und einem Päckchen Haushaltssalz, das darin gelöst wird.
Den Wannenboden legst Du dann mit einer Alufolie aus und die Posaune darauf.
Das versilberte Instrument darf keine chemische Oberflächenbehandlung erfahren haben und muss vollständig bedeckt sein, sonst bekommst Du am Übergang zur Luft einen Schatten, der dir hartnäckig erhalten bleibt.
Ich habe diese Tauchbehandlung früher einige Male mit meinem Flügelhorn durchgezogen, klappte astrein.

Die bei Heyday's nachzulesende Behauptung, die "Packungsdichte" der reduzierten Versilberung würde drastisch abnehmen, mag zwar labortechnisch stimmen, machte sich aber in den letzten 17 Jahren an meinem Flügelhorn noch nicht bemerkbar.

Wenn dich Chemie im Putztuch nicht schreckt, könntest Du allerdings auch über eine Anschaffung des Anlaufschutzes von Heyday's nachdenken.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich war dann heute doch mal noch zum meister meines vertrauens :p
dort wurde mir auch geraten einfach die stellen die ich berühre während des spiels einfach mit einem mikofasertuch abzuwischen und falls iwann an stellen mit wasserflecken auch diese schwarzen kreise auftauchen einfach record silver polish zu nutzen, dass sehr shconend sein soll. silbertuch kann schlieren hinterlassen so wurde mir gesagt.
https://www.thomann.de/de/record_silver_polish.htm
 
... silbertuch kann schlieren hinterlassen so wurde mir gesagt...

Dann spendiere deiner Posaune halt die max. 50 EUR und lasse sie in der Werkstatt reinigen.
Für die Zukunft genügen dann meine weitgehend chemiefreien Tips.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hast Du deine Instrument nicht strahlend neu gekauft, sondern in eher zweifelhaftem Zustand - ebay?

Wenn es doch im Fachgeschäft oder Meisterbetrieb war, dann frage ich mich natürlich, warum Du nicht auf eine professionelle Reinigung bestanden hast, das gehört dort normalerweise zum Service vor der Übergabe.
 
Man sollte sich noch mal mit der Chemie auseinandersetzen.
Das "Schwarze" rührt nicht von der Oxidation mit Sauerstoff her, sondern ist die Reaktion mit Schwefelwasserstoff.

Silber ist ein Edelmetall mit einem Normalpotential von +0,7991 V. Aus diesem Grund ist es relativ reaktionsträge. Es reagiert auch bei höherer Temperatur nicht mit dem Sauerstoff der Luft. Da in der Luft spurenweise Schwefelwasserstoff H2S enthalten ist, laufen Silberoberflächen allerdings mit der Zeit schwarz an, da Schwefelwasserstoff das elementare Silber zu Silbersulfid (Ag2S) oxidiert:

Dieses umgewandelte Material ist sowiso verloren, egal ob man mechanisch putzt oder chemisch entfernt. Der Verlust ist aber sehr gering. Da hält das Silber von euer Druchlocht jahrhundertelang.
Präparierte Tücher und Pasten enthalten einen Stoff, welcher eine Redoxreaktion macht und die Patina ablöst, aber nicht das Silber. Denn dieses ist ein Edelmetall siehe oben.
Wikipedia gibt an: Kommerziell erhältliche Tauchbäder enthalten Thioharnstoff, der das schwerlösliche Silbersulfid angreift, die Silberionen komplexiert und Schwefelwasserstoff bildet.

Das Anlaufen kann man bremsen, wenn man das Silber weniger dem Schwefelwasserstoff aussetzt. Dieser ist ohnehin in der Luft und wirkt auf Metalle höchst aggressiv. Die Konzentration (extrem gering) ist höher, wenn Lebensmittel in der Nähe sich zersetzen. Selbst ein Apfel gast so leise vor sich hin wie auch der Darm. Man merkt das auch, wenn man hartnäckige Stellen mit einer Silberputzpaste bestreicht. Es stinkt. Braucht man die Posaune längere Zeit nicht, dann ab in den Koffer.
Früher hat man versucht mit Zaponlack das Anlaufen zu verhindern. War aber mehr ein hilfloser Versuch, denn das Zeug wurde gelblich. Vielleicht hat heute Haydays ja was brauchbares. Mal probieren.
 
... Dieses umgewandelte Material ist sowiso verloren, egal ob man mechanisch putzt oder chemisch entfernt...

Wie gesagt, es kommt immer darauf an, was man macht und wie man dabei vorgeht.

Mit dem von mir beschriebenen Verfahren "Salzwassertauchbad plus Alufolie" wird der Oxidations-Prozess ebenfalls umgekehrt, dabei geht also kein Silber verloren.
Gesundheitlich bedenkliche Zusätze sind dafür nicht nötig. Auch dabei sollte man natürlich gut lüften und nicht stundenlang gebannt zusehen und dabei auch noch kopfüber den Rüssel über der Wanne parken, weil Schwefel...

Die von mir unten erwähnten Heyday's Produkte werden von Kollegen durchaus mit Zufriedenheit verwendet, ich persönlich bin schon gar kein Freund von vermeidbaren Nanokörpern in meiner Umwelt.

Meine versilberte Trompete ist nur im Koffer, wenn ich sie transportiere. Zu Hause hängt sie am Ständerhaken, wenn ich nicht spiele (wg. Lüftung). Aurch bei viel Benutzung bleibt die Versilberung bei der beschriebenen Pflege offenbar über Jahrzehnte erhalten und das Instrument insgesamt ansehnlich.
 

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