Versagen bei der spontanen Aufnahme

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Hi liebe Leute,

es ist doch alles so bescheuert... okay, ich bin ein Amateur, lerne Gitarre, kann ein minimales bisschen key-boarden, kann ganz okay Drums, habe eine sau geile Ausstattung, wie ich finde. Gerade probiere ich ein bisschen Loops und allgemein Recording (und alles ohne Computer, yeaaah ) und muss wieder feststellen: Sobald ich aufnehme, spiele ich wie der letzte Depp. Da spiele ich eine Drumline ein, mach dann mit dem Looper-Pedal eine Basslinie mit einer Bass-Gitarre, spiele dann ein Muster über einen Synth ein, was vorher großartig war, für mein Empfinden - und dann hacke ich auf den Tasten rum, als hätte ich motorische Störungen und kein Musik-Gefühl. Alles weg, was ich gerade noch in der Impro hatte.
Dann finde ich zurück, wir sind schon längst fernab vom Looping, da habe ich eine geile Idee für einen analogen Synth. Der andere Synth passt soweit, natürlich längst kein Loop mehr. Es klingt in Kombi so derart geil. Also, Spur eingestellt, Aufnahme, und alles weg. Die ganze scheiß geile Idee weg, ich kann die vielleicht auch noch reproduzieren, mit viel herum basteln, aber spontan war sie einfach weg.
Boah Leute, das pisst mich so an, aber das kennt ihr ja vielleicht auch.
Ihr könnt mir zwei Gefallen tun: Trost spenden und Solidarität bekunden, falls es euch auch so geht, aber vielleicht sogar einen Tipp geben, wie ich das in den Griff bekomme. Klar, ein Profi kann das sicher, aber ich brauche echt ein Konzept.

Liebe Grüße,
Jens
 
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Meine Solidarität hast Du, Trost, wenn Du willst, auch.

Dann kommt viel Üben und Erfahrung. Und Abstand. Bei mir ist das so: Im Kopf klingt alles super, sobald ich es umsetze, entsteht viel Chaos. Zum Teil, weil ich merke, dass es so wie im Kopf doch nicht funktioniert. Oder ich es nicht mal eben umsetzen kann. Oder das drum dann nicht mehr passt. Oder mir noch tausend andere Ideen im Kopf rumschwirren. Manchmal allerdings fallen halt bei der Vorgehensweise doch unersetzliche Perlen ab. Aber: ich vermisse da echt meine Band. Weil: erstens konnte man da viel schneller mal ne Idee umsetzen und quasi in Echtzeit ausprobieren, ob es funzt. Ist man alleine und spielt alles hintereinander ein, ist das ein Riesenaufwand und meist ist die Idee dann schon kalt oder halb weg oder oder oder. Zweitens: einem anderen fällt halt auch was anderes ein. Mit sich selbst Ping Pong spielen hat auch was, aber man spielt halt mit sich selbst. Und ist damit auf sich begrenzt. Kann geil sein, muss aber nicht - gerade wenn es um die Entwicklung von Ideen oder Umsetzungen geht.

Was dann erstaunlicherweise funktioniert: Wenn ich erst mal quick & dirty die rohe Idee festhalte. Dann gönne ich mir die Umsetzung schneller Impulse und Ideen. Wenn ich mich dabei aber verwusele, dann setze ich mich kühl zurück, lege erst mal alle Instrumente aus der Hand und mache ganz einfache Basis-Sachen: ich gucke mir die Geschwindigkeit und den Rhytmus an. Ich gucke mir die Akkorde und die Noten an. Ich gucke mir an, wo die tragenden Sachen passieren - beispielsweise bei einem Riff oder einer Akkordfolge oder einer Gesangsmelodie. Ich verschaffe mir also einen Überblick. Dann gucke ich mir mal den Quintenzirkel an: welche Akkorde könnten noch passen? Ich notiere mir Dinge - da ich keine Noten kann, mache ich das anders, aber es funktioniert auch. Nach einem passenden Text suchen ist auch nicht verkehrt. Erst dann setze ich mich wieder ran und nehme mir ganz konkrete Dinge vor: einen tragenden Bass zu einem Riff oder einer Melodiefolge oder passende Akkorde zu einer Melodie. Immer eins nach dem anderen. Immer auch mal gerne improvisieren - aber sozusagen mit Ziel: was passendes finden, rumprobieren.

Kürzlich habe ich nach einer Basslinie gesucht für eine Melodie mit Text. Immer wieder rangesetzt, kam aber nur halbgares raus und das, was bei mir im Kopf funktioniert hat, hat sich real nicht angehört. Bin erst auf was gekommen, indem ich ganz langsam vorgegangen bin. Langsames Tempo: wo sind die Betonungen, wo passen welche Töne, um welches Grundfeeling geht es? Also eher kühl und mit Überlegung mich rangetastet. Das hat funktioniert. Die ganze Spielerei vorher war eigentlich für die Katz. War aber zu sehr auf den schnellen Erfolg aus. Hat mir ein paar mal die Laune verhagelt. Und mir fast die Idee madig gemacht.

Was ich auch merke: Das hat wahnsinnig viel mit Erfahrung zu tun: Welches Instrument macht eigentlich was, ist auf welchen Frequenzen unterwegs und ist für was zuständig? Was ist die Basis von einem song, was braucht es noch und was verwässert es eher? Wie geht man mit der richtigen Reihenfolge an die Dinge ran. Oft reizt mich halt ein Solo, weil ich die musikalische Idee so klasse finde und total Bock drauf habe, da was rauszutüfteln. Wenn aber die Basis von dem song noch nicht steht, ist das zu 90% für die Katz. Meine Erfahrung. Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei. Soll ja auch Spaß machen. Wenn´s mir aber den Spaß verhagelt, dass am Ende nichts dabei rauskommt, kann´s das halt auch nicht sein.

Musik aktiv hören ist wahnsinnig wichtig. Rausfinden, wie andere die Instrumente einsetzen, so dass ein Idee und ein song funktionieren. Auch mal bei den eigenen Sachen schauen, was da eigentlich wirklich funktioniert hat. Ich denke, alle finden auf ihre Weise ihre Methode, die für sie funktioniert. Das hat extrem viel mit lernen zu tun. Und mit lernen wollen. Das geht dann auch schon mal in Arbeit über. Einfach spielen und die Perlen fallen im Mondschein auf den Boden kann mal funktionieren, meist schaffen die Perlen aber den weiten Weg nicht. Oder man tritt drauf, weil man sie nicht sieht. Genie und Talent werden in der Regel überbewertet. Gerade von Hobbymusikern - klar: die haben ja auch nicht die Zeit, sich die eigentlichen Grundlagen draufzuschaffen, zu üben und zu spielen, zu üben und zu spielen, zu üben und zu spielen. Und das, was an Zeit und Arbeit und Üben hinter jeder einzelnen Idee und hinter jedem einzelnen song steht, sieht und hört man halt nicht. Man hört halt nur den song und denkt sich: kann ich auch. Oder sollte ich können. Kann doch nicht so schwer sein. Mag sein - aber es steckt halt auch viel Disziplin und Basisarbeit da drin. Also ist etwas Bescheidenheit angesagt. Und nicht ungeduldig werden und auf sich fluchen. Bringt nichts.

Eher schauen, dass man sich an Ideen und songs hält, die in wirklich realer Reichweite sind. Wenn man mehrere Instrumente so gerade mal beherrscht, dann heißt das eben, dass man im Grunde mit vier Anfängern spielt. Dann kommt der Anfänger-Gitarrist auf ne klasse Idee - ja klar: passiert. Passiert genau so wie einer aus der Kreisklasse das Tor des Monats schießen kann. Aber der Anfänger-Gitarrist wird halt begleitet von einem Anfänger-drummer, einem Anfänger-Bassisten, einem Anfänger-Keyboarder und einem Anfänger-Sänger. Und die brauchen halt ihre Zeit und ihre Irrungen und Wirrungen, ihre Umwege und ab und zu auch mal eher ein Schulterklopfen als einen ungeduldigen Gitarristen, der zu Potte kommen will.

Was auch eine Rolle spielen kann - ist im Grunde eine Abwandlung von Üben und Erfahrung: Nervosität. Auch Aufnahmen sind Stress. Weil man erstens auch Lampenfieber hat und die Erwartung, dass es jetzt auf Knopfdruck funktionieren soll und man das doch gefälligst abliefern können will. Klappt halt aber nicht. Und Ärger und Ungeduld machen es halt auch dummerweise nicht besser. Eher im Gegenteil.

Weiß jetzt nicht, ob da was bei war, mit dem Du was anfangen kannst.
Wie lange machst Du das denn eigentlich schon? Und wie lange spielst Du die Instrumente, die Du spielst und wie oft kommst Du zum Üben? Geht jetzt nicht darum, Rechenschaft abzulegen - vor wem auch? - sondern eher darum, die eigenen Erwartungen mal mit dem abzugleichen, was an Basis wirklich da ist. Geht in Richtung realistische Ziele und Erwartungen entwickeln. Ach so: was auch total eine Rolle spielt ist die Tagesform. Mal klappen Sachen super, mal sitze ich vor den gleichen Sachen, die gestern oder vor zwei Stunden noch wie Schnitte liefen und nichts funktioniert. Ein Profi kann abliefern - das gehört quasi zu seinem Profilbild. Bei einem Hobbymenschen sieht es anders aus. Gerade, wenn noch Kreativität ne Rolle spielt.

Na ja - andererseits: Möchte im Grunde nichts davon missen. Mein Ziel ist eigentlich eher, zufriedener zu werden und mich eher mit dem zu beschäftigen, was ich auch gut umsetzen kann. Und dabei jeden Tag ein bißchen mehr davon mitzubekommen, wie eigentlich der Hase läuft und wohin. Und so betrachtet funzt es eigentlich ganz gut.

x-Riff
 
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erst mal quick & dirty die rohe Idee
Wenn ich mich dabei aber verwusele, dann ...
Ziel: was passendes finden, rumprobieren.
wäre in etwa auch mein Vorschlag.

Auch ich habe eine ausgeprägte "Rotlicht-Allergie" (Rotlicht = Aufnahme). Davor und danach funktioniert es problemlos, oft problemlos gespielt, doch nach dem Drücken des Aufnahmeknopfs: Zungenspitze zwischen den Zähnen, Stress pur, und im Endspurt den drittletzten Ton in den Sand setzen - das bin ich.
Das passiert mir nicht nur beim (eher seltenen) Studiobesuch -Aufnahmeleiter: "Ich dachte, Du hättest das schon mal gespielt...?"- , sondern auch bei Looperaufnahmen, die ich nur für mich zum Üben irgendwelcher Songs einspiele.

Zwei Dinge haben mir im Lauf der Zeit etwas geholfen:
1. Im Studio kann man mit Software ziemlich viele "Patzer" ausbessern, neue Ideen einfügen, nacharbeiten usw.
2. Wichtige Erkenntnis: Dem Looper zuhause ist es egal, wie oft ich etwas aufnehme, der schüttelt nicht den Kopf und macht nicht "tz-tz", wenn ich nicht auf Anhieb "abliefern" kann. DAnn klappt's vielleicht morgen, und meinen heutigen unperfekten Part vergisst er nicht, den kann ich mir morgen nochmal anhören.

Und als kleiner Positivaspekt: Manches, was ich "vergeige", kann ich für etwas anderes brauchen. Da sind schon einige recht schöne Fingerübungen, Riffs, Basslinien etc. rausgekommen. Und damit wächst wiederum die Erfahrung, die Routine, und dann wird das mit der Zeit...
 
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Zwei Dinge haben mir im Lauf der Zeit etwas geholfen:
1. Im Studio kann man mit Software ziemlich viele "Patzer" ausbessern, neue Ideen einfügen, nacharbeiten usw.
2. Wichtige Erkenntnis: Dem Looper zuhause ist es egal, wie oft ich etwas aufnehme, der schüttelt nicht den Kopf und macht nicht "tz-tz", wenn ich nicht auf Anhieb "abliefern" kann. DAnn klappt's vielleicht morgen, und meinen heutigen unperfekten Part vergisst er nicht, den kann ich mir morgen nochmal anhören.
Genau. Bei mir ist es der Boss Micro BR 80 - so ein digitaler 8-Spur-Rekorder in Westentaschenformat. Ist aber eigentlich wurst, was es ist. Hauptsache, ich kann es so oft einspielen wie ich will. Und durchaus zu Anfang in kleinen Stücken - Passage für Passage. Sich wiederholende Teile kopieren. Geht nur darum, dass ein Gerüst da ist. Das kann zwar auch nervig sein - aber ich komme ans Ziel.
Früher habe ich den Anspruch gehabt, einen ganzen song in einem Rutsch ohne Fehler einzuspielen. Hat viel zu lange gedauert und mich nur gestresst. Wozu gibt es Technik? Wenn ich es live spielen muss, weiß ich, was ich zu üben habe. Zunächst aber geht es ganz simpel darum, was eingespielt zu bekommen, damit das Gerüst steht. Gefeilt wird später.

Was auch gut ist: So lange man unsicher ist und sich oft vertut, die Geschwindigkeit herabsenken. Nicht gleich mit der Zielgeschwindigkeit anfangen, wenn es darum geht, Sicherheit zu bekommen.

x-Riff
 
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Ich würde einfach immer aufnehmen, also beim Rumprobieren und Üben. Lass die Aufnahme ruhig 2-3 Stunden laufen. Dadurch ist die Idee auf jeden Fall aufgenommen und die Nervosität des roten Lichts geht mit der Zeit weg. Wenn nichts gutes dabei ist wird die Aufnahme wieder gelöscht (wobei es auch praktisch sein kann, sie erstmal ein paar Tage zu behalten, vielleicht sieht man das dann anders).
Ich glaube ein weiteres Problem ist auch, dass wir manchmal so "im Moment" sind, dass wir das alles ganz toll finden, aber beim späteren Anhören merken, dass es vielleicht doch nicht so gut ist. Da spielt die Psychologie doch eine Rolle. Es ist natürlich schwer etwas zu reproduzieren, was gar nicht wirklich existiert hat.
 
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Früher habe ich den Anspruch gehabt, einen ganzen song in einem Rutsch ohne Fehler einzuspielen. Hat viel zu lange gedauert und mich nur gestresst. Wozu gibt es Technik?
Das kommt mir seeeehr bekannt vor und liegt bei mir u.a. daran, dass ich im Bereich Technik eine Teilleistungsschwäche zu haben scheine, was zu Vermeidungsverhalten führt. Meine gestrige Erkenntnis des Tages: Das Aufnahmegerät funktioniert nur, wenn es Saft kriegt :bang:
Ok, ich habe es geschafft, Aufnahmen zu machen. Aber dann der übliche Ärger in Form Schnitzern, die mir die Aufnahme vermiesen.
Daher wage ich die Frage: Welche Technik nutzt du?
 
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Daher wage ich die Frage: Welche Technik nutzt du?
Boss Micro BR 80, digitaler 8-Spur-Rekorder im Westentaschenformat, fast so einfach an den Start zu bringen wie ein Kassettenrecorder, aber deutlich mehr möglich. Gut - auch da muss man sich ein bißchen reinfuchsen, aber es geht. Hat drumpatterns und Metronom, zwei interne taugliche Mikros, Eingang und Effekte für Gitarre/Bass.
Halte damit Ideen fest, probieren damit rum und mache mir meine eigenen backing-Tracks.

Und beispielsweise: Du hast 8 virtuelle Spuren.
Heißt: ich nehmen einen Bass auf, lasse den stehen und nehme direkt auf der nächsten Spur den nächsten Bass auf - rumprobieren ohne Einbuße.
Und: ich nehme eine Strophe und einen Refrain auf und dann kopiere ich, so dass ich beispielsweise die Struktur haben 2xStrophe 1x Refrain 2xStrophe 2x Refrain (ist natürlich nur ein Beispiel). Hat ein bißchen gedauert, bis ich´s raushatte, aber dann funzt es gut.

Wenn ich demnächst in unserem Musikkeller bin, steht dort ein Mischpult und ein PC zum Aufnehmen mit ner DAW.
Kann sein, dass ich dann anders vorgehe. Aber so für quick und dirty und spontan bis hin zum Ausbau von Sachen als ne taugliche Demoversion steh ich auf das Teil. Kostenpunkt unter 200 €.

Gibt einen userthread zu dem Teil hier auf dem Board.

x-Riff
 
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Gibt einen userthread zu dem Teil hier auf dem Board.
Da werde ich mal reinschauen. Das hört sich für mich nach ziemlich fremden Welten an, aber schlimmer als „Nix verstehn“ kann’s ja nicht werden. Danke für die schnelle Antwort.
 

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