Verrate mir, warum wir schweigen

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Verrate mir, warum wir schweigen

Verrate mir, warum wir schweigen;
den andern ist doch einerlei,
ob wir uns zueinander neigen
und die Gefühle offen zeigen.
Wir sind erwachsen, wir sind frei.

Ich will nichts durcheinander bringen,
dein Schweigen aber löscht es aus,
was da bereit war zu gelingen;
es könnte so viel Schönes bringen.
Ich möchte Wahrheit, nicht Applaus.

Aufrichtigkeit wird mich nicht brechen,
ich lerne draus und bin belehrt.
Nur dieses gar-nicht-drüber-Sprechen
wird mich wie tausend Wespen stechen,
bin ich dir keine Antwort wert.


Die Sehnsucht wird schon wieder sinken,
enttäuscht vom Finger auf dem Mund;
wenn du nicht willst, werd ich nicht winken,
dein Warnsignal braucht nicht zu blinken.
Doch nenn mir wenigstens den Grund.

Sei offen. Ich kann viel vertragen,
ich hab gelernt, wie man nicht soll.
Ich kann den Raum, wo Träume lagen,
die mich nun doch nicht lichtwärts tragen,
auch wieder schließen ohne Groll.

Aufrichtigkeit wird mich nicht brechen,
ich lerne draus und bin belehrt.
Nur dieses gar-nicht-drüber-Sprechen
wird mich wie tausend Wespen stechen.
Bin ich dir keine Antwort wert?
 
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Liebe @Teestunde , man erschwert sich manchmal das Schreiben, wenn wenn man als Autor*in ein vereinigendes “ Wir „ benutzt, obwohl beide Figuren gerade unterschiedliche Handlungen und Ansichten charakterisiert!

Wenn das LI so denkt, und das LD scheinbar etwas oder gar völlig anders, dann charakterisiert ein „ich“ und „du“ wesentlich deutlicher und lebhafter, Als Autor *in sollte man stets sehr bewusst zwischen der eigenen Höflichkeit und der eventuellen Traurigkeit oder Verärgerung seiner Kunstfiguren unterscheiden.

Das LI darf ruhig gelegentlich selbstbewusst, irritiert, misstrauisch, fordernd oder verägert wirken. immerhin ist es ein völlig anderes Gefühl, ob man vom Geliebten als Partner oder „gute Freundin“ präsentiert wird. Je deutlicher der Konflikt hervortritt, umso leichter kann und will ich mich als Leser oder Hörer identifizieren. Wenn du hingegen zu geduldig argumentierst, läuft das in meiner Phantasie auf eine Trennung oder wenigstens „einseitige Harmonie“ hinaus, also auf eine instabile Beziehung.

Genau genommen sollte eine Ändern in ein „Du“ und „Ich“ nicht sonderlich schwierig sein, denn der Logik deines Textes folge ich sowieso gut und gern. ich würde mir nur etwas mehr Gefühle statt „Diskussion“ wünschen. Wenn man nun „ich“ und „Du“ benutzt, erfordert das automatisch mehr Bilder! Mehr wo, wann, wie, warum, mit welchen Folgen usw!

lg
 
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@Jongleur Wenn ich nachher an den Rechner komme, setze ich mich damit nochmal auseinander. Du stachelst meine Schreiblaune an. :)
 
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@Jongleur Wenn ich nachher an den Rechner komme, setze ich mich damit nochmal auseinander. Du stachelst meine Schreiblaune an. :)
Das wundert mich überhaupt nicht! Ich habe natürlich nicht nur dich, sondern auch mich gemeint und angestachelt! :LOL: Gesagt, getan und schon brutzelt ein neuer Entwurf im Ofen…;) Kritik ist erst sinnvoll , wenn sie anregt statt zu verärgern… was leider immer von den unsichtbaren Motiven aller Beteiligten abhängt. toi, toi, toi :hat:

lg
 
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Hier mal mein (Zwischen-) Stand. Ich fühle mich auf einem guten Weg. :)

Was lässt dich so beharrlich schweigen?

Was lässt dich so beharrlich schweigen?
Den Andern ist doch einerlei,
ob wir uns zueinander neigen,
uns endlich die Gefühle zeigen,
wir sind erwachsen, wir sind frei.

Du brachtest meinen Traum zum Klingen,
dein Schweigen aber löscht ihn aus.
Was da bereit war zu gelingen,
es könnte so viel Schönes bringen.
Machst du dir gar nichts mehr daraus?

Aufrichtigkeit wird mich nicht brechen,
ich lerne draus und bin belehrt.
Nur dieses gar-nicht-drüber-Sprechen
wird mich wie tausend Wespen stechen.
Ist irgendwas an mir verkehrt?


Die Sehnsucht ist schon am Versinken,
enttäuscht vom Finger auf dem Mund;
ich werde nicht herüberwinken,
dein Warnsignal braucht nicht zu blinken.
Doch nenn mir wenigstens den Grund.

Sei offen, das wär zu ertragen,
ich hab gelernt, wie man nicht soll.
Ich kann den Raum, wo Träume lagen,
die mich nun doch nicht lichtwärts tragen,
auch wieder schließen ohne Groll.

Aufrichtigkeit wird mich nicht brechen,
weil sie ihr Gegenüber ehrt.
Doch dieses gar-nicht-drüber-Sprechen
kann einem fast das Herz zerstechen.
Bin ich dir keine Antwort wert?
 
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Es fühlt sich heimlich natürlich immer ungerecht behandelt, mein LI, falls es ein LD vorsichtig heraus fordern will!. Aber derartige Gespräche in einem Songtexten sind gar nicht so einfach. Beide Seiten sollten mE weniger realen, sondern eher metaphorischen Figuren ähneln

Genau genommen sollte aus der Metapher klar genug hervor gehen, dass beide Seiten zufrieden damit sein können, sich als Paar gefunden zu haben. Hier liegt für mich die Kunst des Textens. Keine Erpressung, kein Kniefall ist vielversprechend! Wenn ich es als Texter unterhaltsamer finde, dass sich das LI unter Schmerzen trennen sollte, muss es eben seiner Entschlusskraft trauen. Und in einem herzergreifenden Monolog zeigen, wie schwer ihm Trennung fällt, Oder ich erinnere das LD daran, wie glücklich es immer wieder ist … eben weil das LI ein besonderes Geschenk der Natur ist.

Gottseidank sind Texte keine Sitzungen beim Psychologen, sondern eher Märchen, wo der kluge Schweinehirt den Stolz der Prinzessin oder das mutige Aschenbrötchen die Naivität des Prinzen besiegen kann. Das ist für mich die Herausforderung beim Texten. Eine Aufgabe, die sich zwar letztlich schnell lösen lässt, aber die besondere Idee, die kommt leider immer erst dann, wenn IHR danach ist! ;)
:hat:
 
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@Jongleur Diese bittere Enttäuschung, keine Antwort wert zu sein, wäre (für mich) das eigentlich Interessante. Ich will bloß diesen Text hier nicht über den Haufen werfen. So kommt eine Idee aus der anderen. :)
Wer sich lieber unter Schmerzen trennen möchte, sollte seiner Entschlusskraft trauen.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, nicht? :)
Genau genommen sollte aus der Metapher klar genug hervor gehen, dass beide Seiten zufrieden damit sein können, sich als Paar gefunden zu haben.
Wieso? Es war ein tastendes Suchen. Aber wenn es nicht sein soll...
 
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Oops, ich habe meine #6 zu früh freigegeben und nun endgültig erst NACH deiner Antwort!

Ich finde die neue Antwort hauptsächlich trotzig. Das ist mE absolut legitim und zugleich so stabil wie moderne Meinungen in einer Kommentarliste bei YouTube oder Tick Tock. aber dieser Tonfall erleichtert tatsächlich heutzutage oberflächlich die Begründung von Trennungen.

Denn warum sollte das LD nach diesem abrupten Laufpass nun noch die Frage das LI offen und ehrlich beantworten wollen??? Wenn ein Kunstwerk bestenfalls tatsächlich in jeder Zeile stimmig sein sollte, dann ist gelegentliche Rartlosigkeit nicht das schlechteste Mittel, Liebe zu offenbaren.

Mich hatte eingangs etwas anderes gestört, ich mag am Storytelling sehr, dass da mehr reale Handlungen statt Seelenwanderungen angesagt sind. Man darf bei guten Erzählern beide, LI und LD bei Wort und Tat beobachten.

Bei Texten mit eher psychologischer Ausrichtung stellt das LI meist eine Situation so dar, als wäre die Situation klar. Ist sie aber meist gar nicht. Oft beurteilt das LI das Verhalten des LIs, ohne es im geringsten vorher zu beschreiben! So muss ich als Leser auch nur glauben.

Leider bin ich viel weniger gläubig als neugierig! Deshalb fänd ich einen Monolog, der sich beispielsweise befragt, warum man mit der neuen, alten Einsamkeit nicht glücklicher ist als vorher, spannender. Und deshalb treffen oder kommen wicr uns hier am nächsten:
Diese bittere Enttäuschung, keine Antwort wert zu sein, wäre (für mich) das eigentlich Interessante. Ich will bloß diesen Text hier nicht über den Haufen werfen. So kommt eine Idee aus der anderen. :)
Richtig! Das finde ich ebenfalls am Spannendsten. Zumal es das LD in erhebliche Erklärungsnot bringt. Aber ich lese kein „Du erklärst mir das so…,“ Du erklärst aber auch nicht, wieso es dem LI schwer fällt, sich zu trennen.

Wenn es der Sex wäre: Warum lässt du das nicht einfließen? Das kann man mE unterhaltsam und zugleich tragisch betexten! Ich hatte mal so eine Beziehung. Übrigens habe ich viel länger gebraucht, das Ende der ungewöhnlichen Beziehung zu verkraften, als gelegentliche unangenehme wie, „warum DU, wo du doch absolut nicht mein Typ bist“… Es hat für mein künftiges Leben sicher keine Bedeutung mehr, aber wenn ich zeichnen könnte, würde ich vergnügt ein Selbstporträt mit diesem Spruch malen
 
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Ich finde die neue Antwort hauptsächlich trotzig.
Dann muss ich noch mal ran. Und wenn ich alles über den Haufen werfe. Das LI ist traurig und irritiert. Trotzig eigentlich nicht, aber wenn es so rüberkommt...
dann ist gelegentliche Rartlosigkeit nicht das schlechteste Mittel, Liebe zu offenbaren.
Ja, das ist eine gute Idee. Ratlosigkeit auf beiden Seiten, die sich als Brücke zur Begegnung eignen könnte. (Jaaa!!!)
Bei Texten mit eher psychologischer Ausrichtung stellt das LI meist eine Situation so dar, als wäre die Situation klar. Ist sie aber meist gar nicht.
Stimmt. Ich fange immer begeistert einfach an mit dem Text. Der ganze Hintergrund fehlt.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Du erklärst aber auch nicht, wieso es dem LI schwer fällt, sich zu trennen.
Zumal das neue, interessante Farbtöne ergäbe. Stimmt auch.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wenn es der Sex wäre: Warum lässt du das nicht einfließen?
Für meine Verhältnisse hab ich das schon getan, kommt bloß nicht rüber, wie? ;) ;) ;)
 
Trotzig eigentlich nicht, aber wenn es so rüberkommt...
Naja, ich weiß viel über das Texten… aber meine Gefühle sind natürlich stinknormal wie die jedes anderen Lesers.

Was uns vielleicht unterscheidet: ich habe es längst aufgegeben, zu versuchen, einen speziellen Kontext objektiv überschauen zu können.. Ich wurde zu oft falsch verstanden und verstand selber zu oft falsch. Also betrachte ich mehr und mehr Streits wie ähm… mal aus der Hüfte geschossen… wie eine Welle Ich werde niemals die Geschichte einer konkreten Welle erfahren… Ich hab etwas Schulwissen UND oft ähnliche Gefühle angesichts von Wellen. Ich kann nicht die Welle erzählen… aber „die Wellen und ich“, dazu fällt mir v sehr viel ein. Und DAS zu erzählen, macht mir auch sofort Spaß!!!

Und so sehe ich das auch, was Geringschätzung betrifft. Kein Täter ähnelt sich… dann doch eher meine Erfahrungen. Wenn es mir gelingt, mich eher zerknirscht zu zeigen (statt wütend) erfahre ich viel mehr über die Ursachen von Missachtung.

Einen meiner größten Schmerz -Verursacher konnte ich plötzlich ertragen, nachdem ich seinen Vater, den Herrn Professor X kennen lernte. Da begriff ich plötzlich die hohen Erwartungen, denen mein Kollege genügen musste. Leider! Mir bedeuteten fremde Erwartungen nichts Aber nun fragte ich nach den gemeinsamen Erwartungen und reagierte auf hohe Erwartungen nicht sonderlich interessiert. Wir trennten uns später sogar deshalb gelassen. Es bereitete mir keine Schmerzen halbwegsmehr, den Professorensohn nicht befriedigen zu können! An Ende blieb ein leises Bedauern. Ähnliche Geschichten haben sich auch mit anderen Menschen angespielt. Nun habe ich verschiedene Varianten, ohne schlechte Laune an das Thema ran zu gehen!

Fazit: Manchmal ist es das Beste, eine Geschichte zu erfinden, wo alle Beteiligten gut weg dabei kommen!
 
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@Jongleur So. Wieder ein Etappenziel. :)

Wo Träume lagen

Was lässt dich so beharrlich schweigen,
ist es die Nähe, die dich stört?
Du willst mir auf die Weise zeigen,
dass wir’s im Nachhinein vergeigen,
dein Hunger hat längst aufgehört.

Du konntest mich auf Touren bringen,
verschossen ging ich darauf ein,
wir hatten Spaß an all den Dingen,
das soll jetzt nicht mal spöttisch klingen.
Ich werde nicht so schnell gemein.

Du wolltest nur Trophäen jagen,
jetzt langweilt dich dein schneller Sieg.
Ich kann den Raum, wo Träume lagen,
die mich nun doch nicht weitertragen,
auch wieder schließen, ohne Krieg.


Die Sehnsucht ist schon am Versinken,
enttäuscht vom Platz im Kellerloch.
Gieß mir nichts ein, ich mag nicht trinken,
auch nicht nach Zigarette stinken.
Du pfeifst erstaunt? – Was soll das noch?

Du hast mich gestern vollgequasselt,
ich fiel drauf rein. – Lass mich vorbei!
Mein Leben ist nicht gleich vermasselt,
ich bin nur mächtig reingerasselt.
Vielleicht setzt so was Kräfte frei.

Du wolltest nur Trophäen jagen,
jetzt langweilt dich dein schneller Sieg.
Ich kann den Raum, wo Träume lagen,
die mich nun doch nicht weitertragen,
auch wieder schließen, ohne Krieg.

Beitrag automatisch zusammengefügt:

Fazit: Manchmal ist es das Beste, eine Geschichte zu erfinden, wo alle Beteiligten gut weg dabei kommen!
"Lassen Sie den Interpreten gut dastehen" wurde mir von einem Songtexter mal gesagt. - Das muss ich noch üben. Ich will immer zu viel erklären.
 
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Ich finde Text zwei und drei jeweils unterschiedlich, aber beide gut.
Beide (auch den ersten Text) eint, dass das Lyrische Ich aus dem Schweigen des Lyrischen Du Konsequenzen zieht und sich nicht auf ein Spiel einläßt, das oft - meiner Erfahrung nach - eine Strategie ist, die Frauen in der Partnerschaft eingehen, und die sich oft genug nicht einlöst: Warten, dass sich das Lyrische Du ändert, dass er offener wird, dass die Frau es schafft, den Panzer des Schweigens zu durchbrechen. Das nicht zu tun, sondern einen Schlußstrich zu ziehen, finde ich sowohl gut als auch verständlich. Da muss man nicht viel erklären. Zur Frau, die ja reden und sich öffnen will, paßt, dass sie ihre Gedanken und Gefühle offen legt. Die des Lyrischen Du bleiben im Dunkeln - wie soll es beim Schweigen auch anders sein? Dessen Beweggründe bleiben Spekulation - und wie soll es in dieser Situation auch anders sein?

Ich halte es auch für gerechtfertigt, dass das Lyrische Ich von den eigenen Spekulationen ausgeht und von da aus Schlußfolgerungen und Konsequenzen zieht. Die Alternative wäre, das Schweigen auszuhalten, Chancen der Öffnung anzubieten, sich auf einen langen Weg des Vertrauensvorschusses zu begeben. Das passiert in Märchen. Und da bin ich beim @Jongleur - man kann einen songtext schreiben, in dem dies geschieht: das Opfer des Vertrauensvorschusses wird gebracht, die Hingabe - im Märchen oft genug an die Grenze der eigenen Existenz gehend - erfolgt und am Ende siegt die Liebe. Wir kennen aber alle den Spruch, dass Hoffen und Harren zum Narren macht. Und daran hält sich das Lyrische Ich.

Ich glaube, alle Texte sind ehrlich, aus Sicht des Lyrischen Ich. Der erste Text war auch ehrlich, aber nicht reflektiert: das Schweigen war kein gemeinsames, sondern eins, das von einer Partei ausging und der anderen aufgezwungen wurde. Aus der hoffnungsvollen ersten Begegnung schuf das Lyrische Ich gleich ein beide überspannendes Wir - was auf die Sehnsuch des Lyrischen Ich deutet. Denn das Wir ist ihre Konstruktion und es erfüllt sich nicht.

Ein dritter Text wäre möglich, der konsequent bei den Fragen bleibt: Was treibt Dich zum Schweigen? Ist es Angst? Ist es eine Form der Überlegenheit? Ist es eine Form, Bemühung zu erzwingen? Will das Lyrische Du, dass das Lyrische Ich das Rätsel löst, den Panzer knackt, die Liebe freisetzt? Oder geht es darum, ewig der zu sein, der anderen Rätsel aufgibt, um eine vermeintlich sichere Position zu erlangen? Gleiches gilt für die Interpretation des Verhaltens: Geht es um Eroberung, einen schnellen Sieg? Geht es darum, Positionen im Beziehungsspiel festzulegen? Geht es um Hoffnung oder um Kampf?

Ich verstehe den Prozess, den dieser Text gemacht hat und vielleicht noch macht - denn eigentlich ist es ein Thema, das mehrere songtexte verdient - als einen Prozess der Reflektion des Lyrischen Ich: über die eigenen Beweggründe, die eigenen Gefühle, die eigenen Triggerpunkte, die eigenen Konsequenzen und Phantasien bezüglich des Gegenüber. Letztlich sieht sich das Lyrische Ich betrogen, verraten, hinter´s Licht geführt, ausgeliefert. Das liegt quasi auf dem eigenen Feld. Das Lyrische Du kann auch aus Angst handeln, aus eigenem Unvermögen, wie auch immer. Aber jeder Text steht - aus meiner Sicht - für eine glaubhafte Position innerhalb einer Grundkonstellation, wo kurz nach einer hoffnungsvollen Begegnung eine Seite ins Schweigen verfällt. Und was macht das mit der anderen Person und was macht diese?

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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@x-Riff Danke für deine ausführlichen Erörterungen. Inzwischen steht der 3. Text, und das ist sicher nicht der letzte. Wie ich schon schrieb, ein Text kommt immer aus dem anderen. Nr.3 ist am direktesten, ich hab ein paar Szenen draus gemacht und die Erklärungen reduziert. :)
 
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Liebe Teestunde, wir reden (mit guten Absichten) aneinander vorbei . Wie eben die meisten Menschen in den meisten Fällen! Ich werde mich kürzer fassen. Dein LI ist scheinbar in diesem Falle an eine Grundidee gefesselt. Ich würde sagen: Es braucht ein Urteil!

Urteile interessieren mich als Künstler immer seltener. Mich interessiert, wie ich (wir) mit all den ungeklärten Situationen umgehen. Und da bin ich der Meinung, dass sich buchstäblich jeder täglich und so gut es eben geht, so durch‘s Leben wurstelt. Und deshalb setze ich mich am liebsten schweigend in ein Café, lausche den Märchen meiner Umgebung und erkenne mich mal schmerzlich und mal grinse ich in mich rein. und dabei habe ich meistens keine Lust, innerlich Urteile zu fällen.

Komme ich mit anderen ins Gespräch, frage ich hier und da:“ Und, wie haben Sie darauf reagiert?“ Dann höre ich mir nickend die Antwort an und warte heimlich auf eine Idee. Ich nicke mit ehrlichem Gewissen, denn ich weiß es nicht besser. Und ich mag es ebenfalls, wenn mir Menschen nickend zuhören. Außerdem fragt auch selten jemand, was ich an seiner Stelle getan hätte… hm, das könnte leicht anstrengend werden… ;)

Also sei mir nicht böse. Ich nickte zu jedem Entwurf, weil ich ihn gut verstehe. und warte weiter auf eine Idee wo ich sagen kann: Das hätte ich auch getan… :unsure: ;)

herzliche Grüße
:hat:
 
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Das war schon immer mein Schwachpunkt, dass ich gute Ratschläge oder zumindest Impulse nur zum Teil verstehe. Macht aber nichts, immerhin hat mich deine Kritik mal wieder in Schreiblaune versetzt, wie so oft. Das Thema gibt einiges her, das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen (geschrieben). :)
 
Allen drei Varianten ist gemein, dass sie eine interessanten Szenerie beschreiben. Geprägt von der gemeinsamen Wortlosigkeit nach einer körperlichen evtl spoaradischen Beziehung, oder einem One-Night-Stand.

Ich finde es schade, dass das LI als Verlierer vom Platz geht, sich zumindest so benimmt, indem es dem anderen alles mögliche vorwirft oder gar unterstellt.

Dass man als Angesprochener aus einer solchen Situation flüchtet, finde ich verständlich. Also zielführend verhält sich das LI nicht.

Ich hab nun eine Variante im Teestunde-Style geschrieben, in der das LI vor allem sich selbst reflektiert und mich dabei reichlich an den Situationen und Formulierungen der obigen Varianten bedient. Die Zeile „Gieß mir nichts ein…“ sehe ich als eine Top-First-Line an, weil sie einen Rahmen setzt, der in viele Richtungen weitergesponnen werden kann.

Ich frag mich selbst warum ich schweige

Gieß mir nichts ein, ich mag nicht trinken
Nicht jetzt, nicht hier, denn unser Wein
Verschmiert den Lippenstift, den pinken
Es soll doch ein Geheimnis sein

Gestern hast du mich vollgequasselt
Ich hab‘s genossen, jedes Wort
Wo sind wir da bloß reingerasselt
Es musste sein und zwar sofort

[Chorus] Ich frag mich selbst, warum ich schweige
Warum ich nicht ich selber war
Gefühlt war‘s Celloklang und Geige
Und ohne Frage wunderbar

Ich frag mich selbst, warum ich schweige
Dass nichts draus wird, das war doch klar
Und dass ich frei wär, vielleicht war‘s feige
Nicht mal die halbe Wahrheit war
.

Hast du‘s aus mir herausgekitzelt
Hab ich mich schlicht an dir bedient
Dir Herzen auf die Brust gekritzelt
Und mir genommen, unverdient

Gieß mir nichts ein, ich mag nicht trinken
Denn jeder Schluck wär eine Qual
Vergiss den Lippenstift, den pinken
Komm her und küsse mich noch mal

[Chorus] Ich frag mich selbst…
 
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@michaw57 Das gefällt mir!!! Freut mich, dass ich dich inspirieren konnte. :)
 
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Tendenziell ist die dritte Version IMHO am besten, vor allem der Refrain ist recht gelungen. Insgesamt ist es mir aber immer noch viel zu sehr "function follows form". Klingt wie etwas, das Kinder zu Weihnachten aufsagen.

Das ist wirklich nicht destruktiv gemeint; diese Formulierung transportiert am besten, was es in mir auslöst. Habe mehrere andere ausprobiert...
 
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@Tremar Ich bin nicht so zart besaitet, hab nur was gegen unsachliche Kritik, aber das ist hier nicht der Fall. :)
 
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Ich frag mich selbst warum ich schweige
Ja, @michaw57 , dieser schöne Beginn „entfesselt“ das LI und das LD von der Verpflichtung, eine Lösung anzubieten. Von
Gieß mir nichts ein, ich mag nicht trinken
Nicht jetzt, nicht hier, denn unser Wein
Verschmiert den Lippenstift, den pinken
Es soll doch ein Geheimnis sein
zu…
Gieß mir nichts ein, ich mag nicht trinken
Denn jeder Schluck wär eine Qual
Vergiss den Lippenstift, den pinken
Komm her und küsse mich noch mal

Ich lese allein aus diesen beiden Strophen Lust und Geduld heraus. Kommt Zeit, kommt Rat. Ein offenes Wunder für beide Figuren (LI und LD) (y)
 
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