Der Gepuschelte
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Hintergrund:
Ich spiele seit August 2021 Mandoline und wollte unbedingt eine Mandoline im F-Form. Nach ein bisschen suchen wurde ich dann in der Slowakei fündig, dort stand eine Epiphone MM50e zum Verkauf (neu). Leider stellte sich nach knapp einer Woche auf Nachfrage heraus, dass es dort keine Mandoline gab, immerhin bekam ich schnell mein Geld zurück.
Dann wurde ich bei Thomann fündig, Richwood RMF-80 NT, Mahagoni-Korpus, helle Decke, sieht auf den Fotos super aus, und als B-Ware für ca. 440 Euro einen Versuch wert... Ja, die klang zwar nicht schlecht, die Verarbeitung war allerdings aus meiner Sicht unter aller Sau, die Bünde stehen auf einer Seite über, sehr hohe Saitenlage am Sattel (ca 1mm Abstand zw. Saite und Bund im ersten Bund), Macken an der Kopfplatte, Beize oder ähnliches auf der Decke unter dem Lack, sichtbare Kleberrückstände am Übergang vom Hals zum Korpus, generell sah der Übergang vom Hals zum Korpus nicht besonders schön aus, im Grunde eine Qualität die ich sonst eher von Stagg kenne, allerdings liegt die Richwood in einer Preisklasse wo ich doch etwas mehr Sorgfalt erwarte. Ich hatte dann bei Thomann bezüglich eines Preisnachlasses angefragt, ich bekam dann lediglich einen Rücksendeschein. Okay...
Ich schickte also die Mandoline zurück, ich bekam mein Geld wieder und überlegte, was ich jetzt tun sollte: welche Mandoline hole ich mir, die Ortega für knapp 900 Euro? Eher nicht, da die Probleme der Richwood-Mandolinen offenbar auch auf die Ortega-Mandolinen zutreffen, zumindest wenn die Reviews bei Thomann nicht ganz falsch sind. Witzigerweise sind die Typenbezeichnungen bei Ortega und Richwood identisch, Zufall? wer weiß...
Die Suche geht weiter...
Also versuchte ich mich damit anzufreunden doch über 1000 Euro auszugeben und mir eine Eastman (F-315) zu holen, bis ich spaßeshalber mal recherchiert habe, ob es eigentlich von Ibanez F-Mandolinen gibt. Jep, gibt es, die sehen auch richtig geil aus, sind bezahlbar... aber als F-Form leider nur in den USA zu bekommen. Ich kontaktierte also meinen lokalen Dealer ("Musikalienhändler" klingt so 90er) und habe über den eine Anfrage an Meinl gestartet, ob die - als Ibanez-Distributor in Deutschland - das Teil bekommen könnten. Nee, das Teil ist USA only. Doof. Also mal bei eBay geschaut und schnell fündig geworden: Ibanez M700S für umgerechnet 500 Euro plus ca. 100 Euro Versand. Dann kamen nochmal 120 Euro Zoll und Steuern drauf und da musste ich leider zuschlagen. 4 Tage später war sie dann bei mir.
Die Mandoline hat Bindings, Sunburst-Lackierung, ein jetzt schon halbwegs gutes Setup (in der Preisklasse ist immer noch ein bisschen Luft), die Bünde sind sauber und ohne nennenswerte Überstände oder Grat und sie sieht richtig geil aus. Bei genauerem hinsehen sieht man zwar, dass die Bindings nicht perfekt passen, aber das erwarte ich auch gar nicht, trotzdem sind weder großartig Leimspuren am Instrument, noch wurde da irgend etwas anderes gefühlt zusammengepfuscht, wie an der Richwood-Mandoline:
Qualität (Fertigung)
Beim genauen hinschauen sind zwar ein paar Dinge nicht zu 100% ordentlich verarbeitet, Griffbrett und Pickguard waren ziemlich trocken (Baujahr wohl 2022, hat also mutmaßlich längere Zeit im Lager gelegen) und mussten geölt werden, generell sieht man, wenn man sehr genau hinschaut, hier und da Sachen die man etwas schöner hätte machen können, beim Übergang Hals/Griffbrett zur Decke sieht man, dass der Lack dort auch nicht 100% sauber poliert wurde und beim genaueren hinsehen in der Schnecke sieht man auch ein paar Unsauberkeiten, aber das ist eben auch eine 500-Euro-Mandoline, keine Mandoline für über 3000 Euro. Aber die Stellen sind vor allem dort wo man erst beim zweiten oder dritten Mal hinsieht, der Rest passt und sieht tiptop aus. Die Saitenlage ist auch schon recht gut, vor allem wirkt das Gesamtbild einfach wesentlich stimmiger und professioneller als das besagter Richwood-Mandoline:
Ich muss allerdings auch berichten, dass mir einer der Stimmflügel kaputtgegangen ist, die Mechanik lief sehr schwer und der Einsatz einer Zange sorge dann dafür, dass der Flügel überdrehte und zerstört wurde. Ich habe allerdings im örtlichen Musikalienhandel Ersatz bekommen. Das Problem würde ich allerdings vor allem meiner eigenen Inkompetenz zuschreiben, mit Gewalt erreicht man selten seine Ziele, aber es sollte trotzdem nicht unerwähnt bleiben. Ich bin auch am überlegen, ob ich die Wirbel mit welchen aus Echtholz ersetze, ich mag so etwas.
Und wenn ich überlege, dass die Ibanez wirklich wie eine Loar-Mandoline gebaut ist, hingegen die Richwood eher aus 3 Teilen (Hals, Korpus, Decke) besteht, die dann zusammengeleimt wurden, dann wundere ich mich schon, woher der Anspruch kommt, für letztere fast 500 Euro abzurufen, speziell für den Zustand der RMF-80?
Klang
Spannender Punkt, ich musste das gute Stück tatsächlich etwas einspielen bis mir der Klang zugesagt hat, ich habe allerdings in der Zwischenzeit eine andere Mandoline gekauft (zum Elektrifizieren) die mir besser gefällt. Warum? Die ist etwas schwerer, hat Flatwound-Saiten und spielt sich einfach wie Butter (Review kommt noch). Was mir im Detail aufgefallen ist, ist die E-Saite an der M700, diese klingt. wenn man sie nah der Brücke spielt, recht dünn und mit wenig Sustain. Vermutlich liegt es an der Brücke, die ist nicht so geil, und eigentlich spielt man ja eh weiter in Richtung Bünde, nur beim Üben spiele ich (aus Faulheit) gerne mal nahe der Bridge, und das klingt dann halt suboptimal. Die Brücke selber müsste auch mal nachgeschliffen werden, die Plek-Hand "hakt" beim Saitenwechsel gerne mal an dem guten Stück.
Generell benötigt die Ibanez beim Spielen schon eine gewisse Präzision beim Greifen der Bünde, was aber für mich gar nicht so schlimm ist, da ich sie ausschließlich zuhause zum Üben/Besserwerden spiele, daher sehe ich das eher als Vorteil, für Spieler die eine einfache Anfänger-Mandoline suchen, die viele Spielfehler verzeiht, ist die Ibanez aber vielleicht nicht die erste Wahl.
Abnahme
Ich hatte hier im Forum schon nach einem entsprechenden Mikro gesucht mit dem ich die Mandoline abnehmen kann, bekam auch den guten Rat mir ein DPA4099 zu kaufen, ich habe allerdings erstmal nur ein günstiges Pronomic MCM100 gekauft, ich fand das Verhältnis des Preises des DPA zur Mandoline etwas zu hoch, und es lohnt sich auch nicht, wenn ich nach einiger Zeit feststelle, dass ich mit der Art der Abnahme dann doch nicht klar komme, aber ein 600-Euro-Mikro herumliegen habe das ich nicht nutze. Ich erwäge aber durchaus den Kauf des DPA, sollte das bei mir funktionieren. Ich berichte dann später vom Mikro.
An dieser Stelle übrigens ein Lob an den Verkäufer, Island Music Company (https://islandmusicco.com/) aus Maryland, die Originalverpackung der Mandoline war zwecks Versand in einem zweiten Karton nochmals verpackt, so dass das Instrument ordentlich geschützt seinen Weg zu mir angetreten hat. Die Firma macht aber auf ihrer Webseite auch Werbung damit, dass sie genau das tut. Zoll lief über UPS, das war also auch sehr entspannend, ich musste denen lediglich Geld überweisen und bekam mein Paket vor die Haustüre geliefert.
Ich spiele seit August 2021 Mandoline und wollte unbedingt eine Mandoline im F-Form. Nach ein bisschen suchen wurde ich dann in der Slowakei fündig, dort stand eine Epiphone MM50e zum Verkauf (neu). Leider stellte sich nach knapp einer Woche auf Nachfrage heraus, dass es dort keine Mandoline gab, immerhin bekam ich schnell mein Geld zurück.
Dann wurde ich bei Thomann fündig, Richwood RMF-80 NT, Mahagoni-Korpus, helle Decke, sieht auf den Fotos super aus, und als B-Ware für ca. 440 Euro einen Versuch wert... Ja, die klang zwar nicht schlecht, die Verarbeitung war allerdings aus meiner Sicht unter aller Sau, die Bünde stehen auf einer Seite über, sehr hohe Saitenlage am Sattel (ca 1mm Abstand zw. Saite und Bund im ersten Bund), Macken an der Kopfplatte, Beize oder ähnliches auf der Decke unter dem Lack, sichtbare Kleberrückstände am Übergang vom Hals zum Korpus, generell sah der Übergang vom Hals zum Korpus nicht besonders schön aus, im Grunde eine Qualität die ich sonst eher von Stagg kenne, allerdings liegt die Richwood in einer Preisklasse wo ich doch etwas mehr Sorgfalt erwarte. Ich hatte dann bei Thomann bezüglich eines Preisnachlasses angefragt, ich bekam dann lediglich einen Rücksendeschein. Okay...
Ich schickte also die Mandoline zurück, ich bekam mein Geld wieder und überlegte, was ich jetzt tun sollte: welche Mandoline hole ich mir, die Ortega für knapp 900 Euro? Eher nicht, da die Probleme der Richwood-Mandolinen offenbar auch auf die Ortega-Mandolinen zutreffen, zumindest wenn die Reviews bei Thomann nicht ganz falsch sind. Witzigerweise sind die Typenbezeichnungen bei Ortega und Richwood identisch, Zufall? wer weiß...
Die Suche geht weiter...
Also versuchte ich mich damit anzufreunden doch über 1000 Euro auszugeben und mir eine Eastman (F-315) zu holen, bis ich spaßeshalber mal recherchiert habe, ob es eigentlich von Ibanez F-Mandolinen gibt. Jep, gibt es, die sehen auch richtig geil aus, sind bezahlbar... aber als F-Form leider nur in den USA zu bekommen. Ich kontaktierte also meinen lokalen Dealer ("Musikalienhändler" klingt so 90er) und habe über den eine Anfrage an Meinl gestartet, ob die - als Ibanez-Distributor in Deutschland - das Teil bekommen könnten. Nee, das Teil ist USA only. Doof. Also mal bei eBay geschaut und schnell fündig geworden: Ibanez M700S für umgerechnet 500 Euro plus ca. 100 Euro Versand. Dann kamen nochmal 120 Euro Zoll und Steuern drauf und da musste ich leider zuschlagen. 4 Tage später war sie dann bei mir.
Die Mandoline hat Bindings, Sunburst-Lackierung, ein jetzt schon halbwegs gutes Setup (in der Preisklasse ist immer noch ein bisschen Luft), die Bünde sind sauber und ohne nennenswerte Überstände oder Grat und sie sieht richtig geil aus. Bei genauerem hinsehen sieht man zwar, dass die Bindings nicht perfekt passen, aber das erwarte ich auch gar nicht, trotzdem sind weder großartig Leimspuren am Instrument, noch wurde da irgend etwas anderes gefühlt zusammengepfuscht, wie an der Richwood-Mandoline:
Qualität (Fertigung)
Beim genauen hinschauen sind zwar ein paar Dinge nicht zu 100% ordentlich verarbeitet, Griffbrett und Pickguard waren ziemlich trocken (Baujahr wohl 2022, hat also mutmaßlich längere Zeit im Lager gelegen) und mussten geölt werden, generell sieht man, wenn man sehr genau hinschaut, hier und da Sachen die man etwas schöner hätte machen können, beim Übergang Hals/Griffbrett zur Decke sieht man, dass der Lack dort auch nicht 100% sauber poliert wurde und beim genaueren hinsehen in der Schnecke sieht man auch ein paar Unsauberkeiten, aber das ist eben auch eine 500-Euro-Mandoline, keine Mandoline für über 3000 Euro. Aber die Stellen sind vor allem dort wo man erst beim zweiten oder dritten Mal hinsieht, der Rest passt und sieht tiptop aus. Die Saitenlage ist auch schon recht gut, vor allem wirkt das Gesamtbild einfach wesentlich stimmiger und professioneller als das besagter Richwood-Mandoline:
Ich muss allerdings auch berichten, dass mir einer der Stimmflügel kaputtgegangen ist, die Mechanik lief sehr schwer und der Einsatz einer Zange sorge dann dafür, dass der Flügel überdrehte und zerstört wurde. Ich habe allerdings im örtlichen Musikalienhandel Ersatz bekommen. Das Problem würde ich allerdings vor allem meiner eigenen Inkompetenz zuschreiben, mit Gewalt erreicht man selten seine Ziele, aber es sollte trotzdem nicht unerwähnt bleiben. Ich bin auch am überlegen, ob ich die Wirbel mit welchen aus Echtholz ersetze, ich mag so etwas.
Und wenn ich überlege, dass die Ibanez wirklich wie eine Loar-Mandoline gebaut ist, hingegen die Richwood eher aus 3 Teilen (Hals, Korpus, Decke) besteht, die dann zusammengeleimt wurden, dann wundere ich mich schon, woher der Anspruch kommt, für letztere fast 500 Euro abzurufen, speziell für den Zustand der RMF-80?
Klang
Spannender Punkt, ich musste das gute Stück tatsächlich etwas einspielen bis mir der Klang zugesagt hat, ich habe allerdings in der Zwischenzeit eine andere Mandoline gekauft (zum Elektrifizieren) die mir besser gefällt. Warum? Die ist etwas schwerer, hat Flatwound-Saiten und spielt sich einfach wie Butter (Review kommt noch). Was mir im Detail aufgefallen ist, ist die E-Saite an der M700, diese klingt. wenn man sie nah der Brücke spielt, recht dünn und mit wenig Sustain. Vermutlich liegt es an der Brücke, die ist nicht so geil, und eigentlich spielt man ja eh weiter in Richtung Bünde, nur beim Üben spiele ich (aus Faulheit) gerne mal nahe der Bridge, und das klingt dann halt suboptimal. Die Brücke selber müsste auch mal nachgeschliffen werden, die Plek-Hand "hakt" beim Saitenwechsel gerne mal an dem guten Stück.
Generell benötigt die Ibanez beim Spielen schon eine gewisse Präzision beim Greifen der Bünde, was aber für mich gar nicht so schlimm ist, da ich sie ausschließlich zuhause zum Üben/Besserwerden spiele, daher sehe ich das eher als Vorteil, für Spieler die eine einfache Anfänger-Mandoline suchen, die viele Spielfehler verzeiht, ist die Ibanez aber vielleicht nicht die erste Wahl.
Abnahme
Ich hatte hier im Forum schon nach einem entsprechenden Mikro gesucht mit dem ich die Mandoline abnehmen kann, bekam auch den guten Rat mir ein DPA4099 zu kaufen, ich habe allerdings erstmal nur ein günstiges Pronomic MCM100 gekauft, ich fand das Verhältnis des Preises des DPA zur Mandoline etwas zu hoch, und es lohnt sich auch nicht, wenn ich nach einiger Zeit feststelle, dass ich mit der Art der Abnahme dann doch nicht klar komme, aber ein 600-Euro-Mikro herumliegen habe das ich nicht nutze. Ich erwäge aber durchaus den Kauf des DPA, sollte das bei mir funktionieren. Ich berichte dann später vom Mikro.
An dieser Stelle übrigens ein Lob an den Verkäufer, Island Music Company (https://islandmusicco.com/) aus Maryland, die Originalverpackung der Mandoline war zwecks Versand in einem zweiten Karton nochmals verpackt, so dass das Instrument ordentlich geschützt seinen Weg zu mir angetreten hat. Die Firma macht aber auf ihrer Webseite auch Werbung damit, dass sie genau das tut. Zoll lief über UPS, das war also auch sehr entspannend, ich musste denen lediglich Geld überweisen und bekam mein Paket vor die Haustüre geliefert.