Vergleich: 6 dynamische Gesangsmikrofone mit Schalter

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Test: 6 Gesangsmikrofone mit Schalter

Nach 24 Jahren mit durchschnittlich 35 Gigs à 4 bis 8 h hat mein geliebtes Beyerdynamic TGX 58 (Niere) seine Funktion eingestellt. Ich hatte es damals auf Empfehlung eines Musikerkollegen nach einem Vergleich mit dem total dumpfen Shure SM58 gekauft und war immer zufrieden.

Nun stand ein neues Mikro der Mittelklasse an. Die Auswahl schränkte sich schnell ein: Auf jeden Fall dynamisch, da ich nicht in allen Situationen Phantomspeisung habe. Auf jeden Fall mit Schalter, weil es für mich praktischer ist, schnell stumm schalten zu können, wenn ein Zuhörer zu mir kommt und mich etwas fragt. Das übliche Gegenargument der Fehlbedienung und Irritation des Tontechnikers zählt bei mir nicht. Ich bin Alleinunterhalter, mische mich selbst ab und weiß immer, in welchem Zustand der Schalter ist.

So ergab sich schnell eine Auswahl von 6 Mikros zwischen 90 und 180 €. Ich hätte gern noch das Shure Beta 58 A und Sennheiser E 945 einbezogen, aber die gibt es leider nicht mit Schalter.
Deshalb bestellte ich folgende (bereits nach meiner Sympathie aufsteigend geordnet):

AKG D7 S https://www.thomann.de/de/akg_d7s.htm
Sennheiser E 845 S https://www.thomann.de/de/sennheiser_e845s.htm
SE V7 S https://www.thomann.de/de/se_electronics_v7_switch.htm
Rode M1-S https://www.thomann.de/de/rode_m1_s.htm
Beyerdynamic TG V 70 S https://www.thomann.de/de/beyerdynamic_tg_v70ds.htm
Beyerdynamic TG V 50 S https://www.thomann.de/de/beyerdynamic_tg_v50_s.htm

Erste Erkenntnis: Die meisten Schalter sind inzwischen besser geworden.

Zum Testverlauf:
90 % aller Gigs spiele ich zu Gesang und Harp Akustikgitarre mit Piezo und lasse eine Drum Machine laufen. Bei kleinen Events verstärke ich das alles mit einer Fishman Loudbox Artist.
Ich muss mit diesem Acoustic Amp alles in meinem gewünschten Sound bekommen, also auch das neue Mikrofon. Bei großen Events verwende ich den Fishman rechts neben mir als Monitor und gehe aus seinem DI Out auf einen Powermixer und ein oder zwei passive 12 Zoll Zweiwegboxen, deren Sound ich am Powermixer mit 2-fach EQ passend mache.

Alle getesteten 6 Mikros sind bestens verarbeitet, hochwertig und könnten an einem guten Mixer sicher gut klingen.

Ich muss mich aber nur auf einen guten Sound am Fishman konzentrieren, an dem ich sie dann auch getestet habe (Fishman vor mir, neben mir und seitlich leicht hinter mir auf Hochständer).

AKG D7 S
Dieses von vielen hochgelobte Supernieren-Mikro hat mir am wenigsten gefallen. Es hat geringe Griffgeräusche, sicher einen linearen neutralen Frequenzgang, aber für mich zu wenig Bass, kaum einen Nahbesprechungseffekt. Ich glaube nicht, dass das am eingebauten 80 Hz Hochpass liegt. Es hat überhaupt von allen 6 den schwächsten Pegel. Man muss 1 Finger breit an den Korb gehen, um genug zu hören. Der Schalter ist klar definiert, aber nicht griffig und liegt auch viel zu weit unten. Um ihn mit dem Daumen zu erreichen, muss man das Mikro in die zweite Hand nehmen. Und das Schlimmste: Es erzeugt von allen 6 am schnellsten heftiges Feedback. Deshalb ausgeschieden.

Sennheiser E 845 S
Dieses Supernieren-Mikro der unteren Kategorie ist wertig und hat einen griffigen, gut definierten Schalter, wenig Griffgeräusche, genug Höhen, aber für mich zu wenig Bass. Der Pegel ist geringfügig höher als beim AKG. Auch beginnt das Feedback recht früh. Deshalb ausgeschieden.

SE V7 S
Dieses Supernieren-Mikro ist für viele ein Geheimtipp und zu Recht, für die Qualität sehr preiswert. Ich habe mich sofort in dieses Mikro verliebt. Schönes Design. Der Clou ist der Metallring um den Korb mit abgeflachten Kanten, dass das auf dem Tisch abgelegte Mikro nicht mehr wegrollt. Warum gibt es das nicht bei allen Mikros?
Es hat einen neutralen Klang, einen guten Schalter, wenig Griffgeräusche, geringen Pegel und erst spätes Feedback. Da es mir zu wenig Bass gebracht hat, musste ich es schweren Herzens ausscheiden.

Rode M1-S
Dieses preiswerte Nieren-Mikro (schön klein und handlich wie SM58 oder TGX58) kann auch ich empfehlen. Es hat mich sehr an mein kaputtes TGX58 erinnert und liegt bei mir auf Rang 3. Voluminöser Klang, hoher Pegel, fast kein Feedback, aber viel Griffgeräusch.
Von schlechter Qualitätskontrolle zeugt ein Fehler, den auch schon jemand anders bemängelt hat: Von den 3 vergoldeten Pins des Steckers ragt einer zu weit heraus. Der Stecker funktionierte trotzdem, aber das wäre für mich Grund für einen Umtausch.
Weshalb ich es trotz aller Begeisterung auscheiden musste, war der Schalter. Er ist richtig positioniert und griffig, aber vier zu schwergängig. Hält man das Mikro in einer Hand, kann man den Schalter gerade noch mit viel Kraft mit dem Daumen betätigen. Bei mir steckt das Mikro zu 99% im Stativ. Dort könnte der Schalter nur von oben mit Mittel- oder Zeigefinger betätigt werden, was wegen der Schwergängigkeit nicht klappt.

Beyerdynamic TG V 70 S
Dieses Supernieren-Mikro wird von vielen empfohlen. Es liegt bei mir auf Platz 2.
Extrem hoher Pegel (der höchste von allen 6), voluminöser brillianter Klang, sehr viel Bass, extremer Nahbesprechungseffekt (fast ein wenig zu viel), spätes Feedback, guter Schalter, erträgliches Griffgeräusch.
Ich kann es jedem empfehlen. Wegen extremem Nahbesprechungseffekt habe ich es schließlich doch nicht gewählt, aber meine Entscheidung dauerte lang.

Beyerdynamic TG V 50 S
Mein auserwählter Spitzenreiter. Manche bezeichnen dieses Nieren-Mikro als mulmig im Vergleich zum teureren TG V 70 S. Das konnte ich nicht hören.
Sehr hoher Pegel (etwas weniger als das TG V 70 S), voluminöser brillianter Klang, viel Bass, starker Nahbesprechungseffekt (etwas weniger als das TG V 70 S), spätes Feedback, guter Schalter, mehr Griffgeräusch. Empfehlens- und preiswert.
Für meine Stimme und das angeschlossene Equipment mein Favorit. Vielleicht kam ich auch wegen der Niere besser klar als mit dem TG V 70 S (Superniere).

Mein Vergleichsmikro: Shure PG 58 S
Da mein altes Beyerdynamic TGX 58 defekt ist, konnte ich die 6 Kandidaten damit nicht vergleichen. Statt dessen musste dafür mein billiges (von vielen geschmähtes) Reservemikro Shure PG 58 S (Niere) aus dem Jahr 2012 herhalten, das ich auch bei den letzten Gigs verwendet habe.
Ich muss sagen, es hat sich wacker geschlagen. Auf Grund der voluminösen Basswiedergabe und der Feedback-Unempfindlichkeit gefiel es mir besser als die 3 schlechtesten Kandidaten von AKG, Sennheiser und SE.

Mir ist klar, dass meine Betrachtungen subjektiv sind und nur für meine Stimme, mein Equipment und meine Soundvorstellungen gelten.
 
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Schönes Review! :keks:Mein TGX 58 funktioniert zum Glück noch, auch seit 24 Jahren. Allerdings hat es eine Supernieren-Charakteristik und keine Nieren-Charakteristik, wie du oben schriebst.

Nur eins noch:
Da es mir zu wenig Bass gebracht hat, musste ich es schweren Herzens ausscheiden.
Hat bestimmt extra weh getan, oder? :D
SCNR

LG
 
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Manche bezeichnen dieses Nieren-Mikro als mulmig im Vergleich zum teureren TG V 70 S.
Ich hab mir auch mal so eines zugelegt, aber ich bin einer aus der Gruppe "Manche". Inzwischen liegt es schon einige Zeit in der Lade und wird wohl mal auf den Markt kommen bevor es komplett vergammelt.
Ich wollte es in der Band benutzen (da singe ich nur bei wenigen Nummern mit) und auch als Talkback Mikro. Zum Singen benutze ich Inzwsichen ein OD303, das tut es auch deutlich besser, Und für das Talkback habe ich ein SM58S, einfach weil ich gleich ein, nein DAS, Referenzmikro mit haben will.
 
SM58S, einfach weil ich gleich ein, nein DAS, Referenzmikro mit haben will.
Warum das olle Teil immer noch die Referenz sein soll, erschließt sich mir überhaupt nicht. :weird:
Ich erkenne an, dass das SM58 als solche allgemein gehandelt wird, aber das TGX 58 war schon vor 25 Jahren klar besser...und sogar meist günstiger.
Ich hatte es damals auf Empfehlung eines Musikerkollegen nach einem Vergleich mit dem total dumpfen Shure SM58 gekauft und war immer zufrieden.
So ging es mir auch. Das SM58 klingt im Vergleich tatsächlich extrem dumpf und nuschelig.
Nur dass mir damals kein Freund, sondern ein kompetenter Verkäufer empfohlen hat, das TGX mal im Direktvergleich auszuprobieren .
Aber gut, wahrscheinlich führt diese Diskussion nur ins OT.

LG
 
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Warum das olle Teil immer noch die Referenz sein soll, erschließt sich mir überhaupt nicht.
Naja, ich bekomme von vielen Bands aus aller Welt Rider, und da werden die SM58 gerne gefordert. Somit sind sie für mich nach wie vor relevant und stecken auch immer im Mikro Koffer.
Und die Beyer TGs, die ich so kenne, muss ich definitiv nicht haben. Gerne Mikros von Audio Technica, die Sennheiser 900er Serie oder auch Austrian Audio anstelle der so ungeliebten SM58, aber Beyer für Vocals? Nein danke, muss gar nicht sein. Und ich bin an sich wirklich „situationselastisch“ was Mikros angeht. M88 an Horns oder Drums, M201 als besserer SM57 Ersatz, TG D57/58 an Toms und Percussions, gerne, sonst wird es nach meiner Erfahrung eher mau.
Aber es kann ja jeder auch anders sehen. Dazu ist ein vielfältiger Markt ja da. Also alles gut für mich.
 
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Naja, ich bekomme von vielen Bands aus aller Welt Rider, und da werden die SM58 gerne gefordert.
Ja, wie gesagt, ich sehe das auch seit knapp 30 Jahren, dass auch in meiner musikalischen Umgebung viele das SM58 benutzen (wollen). Ist aber auch eine sehr konservative Szene imo. Gerade was Metal und HC angeht...bis sie dann mal über mein Mikro gesungen haben. :D
Habe mit dem Mikro schon in 5 verschiedenen Bands gespielt, und immer hieß es: Wow, klingt ja klar besser als mein SM58. Ein ehemaliger Sänger von uns hat dann sogar sein SM58 in die "Ablage endlos" (wie wir beim Bund sagten) verbannt und ist auf TGX umgestiegen-ab dem Zeitpunkt hat man ihn dann auch endlich klar über die PA gehört :D...

Aber wie du schon sagst, @Mfk0815, es kann ja auch jeder anders sehen.
Was andere so nutzen, ist mir ehrlich gesagt auch relativ egal. Hauptsache, ich selbst bin mit meinen Equipment zufrieden. :)
Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich damals für das TGX und nicht für das SM entschieden habe.

Lieben Gruß!
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Beyerdynamic TG V 70 S
Da ich auch gern über den Tellerrand schaue, werde ich mir diese beiden Kandidaten mal anschauen, wenn mein TGX das Zeitliche segnet. @Wil_Riker hat zu den SE Mikrofonen ja auch einmal ein aufschlussreiches Review gemacht, die Teile scheinen echt eine gute Alternative zu den "althergebrachten Standards" zu sein. :)
 
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Von schlechter Qualitätskontrolle zeugt ein Fehler, den auch schon jemand anders bemängelt hat: Von den 3 vergoldeten Pins des Steckers ragt einer zu weit heraus. Der Stecker funktionierte trotzdem, aber das wäre für mich Grund für einen Umtausch.
Das ist kein Fehler, sondern Absicht:
https://help.rode.com/hc/en-us/arti...s-is-longer-than-the-other-two-Is-this-normal

Dein Kriterium "viel Bass" ist für mich ein ungewohntes bei Gesangsmikrofonen. Den Frequenzbereich schneide ich immer ab und ziehe zusätzlich noch in den Tiefmitten ordentlich raus. Deswegen bevorzuge ich Mikrofone, die mir die Arbeit in dem Bereich eher erleichtern. Aber ich kenne mich mit der Anwendung "Alleinunterhalter" auch nicht aus.
 
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Das ist kein Fehler, sondern Absicht:
Das hatte ich mir fast schon gedacht, dass zuerst der Groundpin verbunden werden soll, um Knackgeräusche zu vermeiden, falls jemand so blöd ist und das Mikro bei hochgezogenem Fader ansteckt.
Der Hersteller schreibt dazu:
Warum ist ein Pin der XLR-Pins länger als die anderen beiden? Ist das normal?
Ja, das ist ganz normal und ein Designmerkmal des RODE-Mikrofons.
Der Ground XLR-Pin (Pin 1) ist etwas länger als die anderen beiden Pins. Dies soll sicherstellen, dass, wenn ein XLR in die Mikro-XLR-Buchse gesteckt wird, der erste Pin, der in Kontakt kommt, der Groundstift ist. Diese Funktion ist in allen RODE-Mikrofonen implementiert, um die Mikrofonschaltung vor einem statischen Strom kurz zu schützen, der die Mikrofonschaltung möglicherweise beschädigen könnte.

Dein Kriterium "viel Bass" ist für mich ein ungewohntes bei Gesangsmikrofonen. Den Frequenzbereich schneide ich immer ab und ziehe zusätzlich noch in den Tiefmitten ordentlich raus. Deswegen bevorzuge ich Mikrofone, die mir die Arbeit in dem Bereich eher erleichtern.
Ich hatte ja geschrieben, dass alle von mir getesteten Mikros gut sind und teilweise sehr lineare Frequenzgänge haben und 3 davon nur für meinen Geschmack nicht in Frage kommen. Ich spiele nur Gitarre und habe keinen Bassisten dabei, der untenrum alles zudröhnt. Auch hat meine Anlage keinen Sub, sondern maximal 12 Zoll. Da kommen keine Tiefbässe. Dröhnen ist mir ein Graus. Selbst der Sound meiner Drum Machine fährt niemandem in die Magengrube. Das will mein Publikum (wenn nicht getanzt wird) auch gar nicht. Die wollen sich noch unterhalten können. In meiner Situation kann ich mir einen voluminösen Gesang erlauben.
Wenn ich Rockbands höre, die sich selbst abmischen oder dies von einem Dilettanten erledigen lassen, bin ich zu 95% enttäuscht, anderen im Publikum geht es genau so. Die Instrumente übertönen alle Gesangsmikros und dröhnen den Gesang zu. Der Gesang hat zuviel Bass und zuwenig Höhen, dass er gar nicht mehr verständlich herüberkommt (Verständlichkeit erfordert hörbare Konsonanten, also Höhen). Wenn ich Verbesserungsvorschläge mache, beherzigen das die wenigsten und sind beratungsresistent.
Von dieser Warte aus achte ich natürlich auch darauf, dass mein Gesang nicht dröhnt.
Da hat man es als Alleinunterhalter wirklich leichter. Das Problem mit dem Sound war einer von vier Gründen, weshalb ich damals mit meiner 5-Mann-Band aufgehört habe.
 
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