Nabend
Auch auf die Gefahr, dass es hier in diesem Unterforum in Richtung Offtopic geht, erzähle ich gerne etwas dazu:
Ein wenig Geschichte:
Die Basis jener Gitarre ist eine Ibanez aus der SA Serie (SA120, wenn ich mich nicht täusche). Vor vielen Jahren, als ich anfing mir autodidaktisch das Spielen beizubringen, habe ich sie als meine erste Gitarre für relativ wenig Geld ersteigert und damals über einen popeligen Marshall MG15 betrieben. Für die ersten Riffs á la Deep Purzle, Rush und Co. war ich damit auch einigermaßen zufrieden. Jedoch wurde mir relativ schnell klar, dass da noch viel Luft nach oben ist (Aus heutiger Sicht hat eigentlich nichts wirklich gepasst... das Tremolo-System war miserabel eingestellt, die Saitenlage viel zu hoch; klassische Symptome speziell bei ersteigerten Gitarren
).
Im Zuge wachsender Begeisterung kam dann die erste Fender ins Haus: eine 60th Strat Classic Player... Der Unterschied war trotz bescheidener Fähigkeiten für mich unglaublich... Lange Rede kurzer Sinn: Die Ibanez brauchte ich - trotz völlig anderer Ausrichtung (im Sinne von Tonabnehmern etc.) nicht mehr... Die Elektrik rupfte ich komplett raus, ohne großartigen Grund... So landete ein Sack voller Kleinteile wie auch der Korpus samt Hals im Keller... Nach ein paar Monaten wollte ich sie noch mal wiederbeleben, was in einer großen Katastrophe mit einer weißen Lackdose endete. So schlummerte sie weiter... Bis vor etwa 2-3 Monaten
Zur Gitarre:
Ohne weiter ausholen zu wollen: Die erste elektrische Gitarre ist irgendwo etwas besonderes. Obwohl die SA alles andere als ein Schmuckstück ist, habe ich mir vor kurzem vorgenommen, ihr den nötigen Tribut zu zollen und sie entsprechend wieder herzurichten.
Basis dafür sind ausschließlich der Korpus und der Hals des ursprünglichen Modells (die komplette Elektrik inkl. Tonabnehmern / Tremolo / Stimmmechaniken des Halses usw. sind irgendwann mal in den Müll gewandert).
Komponentenliste:
Korpus / Hals :
- 3-teiliger Mahagoni-Korpus
- Ibanez SA-Hals
- Schaller ST6GL Nickel Stimmmechaniken
- Gibson 490R und 498T als Pickups
- flacher Chromrahmen (Neck)
- Chrom-Telebridge (Hersteller unbekannt, evtl. Gotoh)
- Selbstgefräster (CNC) Mahagonieblock für "Tremoloschacht"
- Fender Saitenhülsen (eingelassen in jenen Block)
- Göldo 3-way Bladeswitch
- Fender American Standard Gurtpins
- Fender Vintage White / Cream Tone und Volume Knob
Sontiges:
- hier und da geschirmte Litze
- 500k CTS Potis
- 22nF Kondensator
Arbeitsschritte:
1) Am Anfang stand der mit weißem Lack "zerstörte Korpus", der völlig verstaubt und verdreckt aus dem Keller hoch in den Garten getragen wurde. Schnell war klar: Bevor es um die Details geht, muss das Ding wieder aufpoliert werden. Das bedeutete im Wesentlichen ziemlich lange Nachmittage mit dem Delta-Schleifer und Handschleifpapier.... Im Nachhinein würde ich einen Korpus übrigens nur noch per Hand schleifen... Das Schleifgerät hat teils kleine, fiese Spuren hinterlassen. Das mag auch an meiner Inkompetenz gelegen haben, aber per Hand ist das Risiko einfach deutlich geringer, etwas falsch zu machen. Auf jeden Fall musste ich sehr merkwürdigen, übel riechenden Kleber aus den Pickup-Aussparungen kratzen; Das war rückblickend mit Sicherheit nicht sonderlich gesund.. Ein widerliches Zeug!
Da mir der Korpus dann auch noch zu eckig war und ich mit mehreren Strats das ideale Vorbild für eine gerundete Korpuskante zu Hause stehen habe, wurde der Korpus dahingehend modifiziert, dass ich den Kanten minuziös einen gleichmäßigen Radius verpasst habe. Innerhalb der Hörner arbeitete ich anfangs mit einem Dremel (KEINE GUTE IDEE), was mir die ein oder andere Kerbe bescherte, die ich nachher mühsam heraus schleifen musste.
Ansonsten wurde noch mit einer CNC-Fräse ein entsprechendes Loch für neue Klinkenbuchse gefräst, ebenso wie ein passendes Stück aus 35 Jahre altem Mahagoni, dass nachher in die Rückseite eingeleimt wurde.
2)
2-3 mit hellgrauem Nitroprimer drüber gegangen.. jedes mal wieder neue "Fehler" entdeckt und nassgeschliffen... Schließlich dann mittels einer großartigen Konstruktion die Lackierei mit Fiesta Red (Nitro) und Nitro-Klarlack (ohne Verzögerer). Das war ne spannende Geschichte...
Naja... Der Lack ist natürlich nicht perfekt geworden... Mit viel Politur habe ich allerdings noch ein wenig retten können...
Schließlich ging es die Tage ans verkabeln... Wie man gemerkt hat, bin ich nicht sonderlich talentiert, handwerklich und fachlich.. Doch dank herausragender Hilfe von bagotrix war der Fehler mit dem falsch angeschlossenen Schalter schnell behoben.. Nächstes Wochenende kümmere ich mich um Bundreinheit, Saitenlage und alles was sonst noch so ansteht
Zwischenfazit: Das Produkt all dieser Bemühungen ist genau das, was ich mir vorgestellt habe: Ein leichtbespielbare Gitarre ohne großen Schnick-Schnack mit großem sentimentalen Wert
Gefühlt ist sie eine Strat mit Telecaster- und SG-Zügen.. sehr leicht aber nicht unbedingt dünn im Sound.. Die Tonabnehmer scheinen ganz gut zu passen... War mir dann auch doch zu teuer direkt Amber's oder ähnliches in mein erstes Semi-Selbstbau-Projekt zu stecken
Für die nächsten Monate steht schon ein neues Projekt an: Ich habe mir von einem netten, sächsischen Schreiner ein schönes Stück Erle besorgt.. Dank CNC-Fräse wird demnächst dann eine Olympic-White Strat bis auf den Hals komplett selber gebaut und zusammengestellt! Da werde ich auch mutmaßlich wieder die Hilfe dieses großartigen Forums in Anspruch nehmen müssen