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Nein, nein, ihr seid schon im richtigen Forum ! Der Beitrags-Titel hat schon einen Grund, aber bevor ich mein kleines "Märchen" erzähle, ein paar Infos.
Schon seit Jahren lese ich in diesem Forum mit. Vier Gitarrenkäufe lang haben mir die Tips und Informationen äusserst hilfreiche Dienste erwiesen. Streng der Devise vieler erfahrener User hier folgend: "wer zu billig kauft, kauft zweimal", wurde z. B. aus einer geplanten NoName-Westerngitarre, weil ich nach 25 Jahren Spielpause wieder ein bisschen rumklampfen wollte, eine bidschöne Dean-Exotic, die bei mir auch noch nach drei Jahren Momente des Staunens über das tolle Klangbild entlockt.
Aus der Suche nach einer verhältnismässig preiswerten Jazz-Klampfe wurde eine Höffner Ultrathin, die in Sachen Bespielbarkeit und Sound selbst viermal so teueren Gitarren locker das Wasser reichen kann.
Kurz gesagt - ihr als "Fachleute" habt mich wesentlich mehr Geld gekostet, als ich ausgeben wollte.
Nun aber zu meiner kleinen Geschichte....
Eine Paula sollte meine kleine Sammlung komplettieren, schön schwarz im Design, schön dreckig im Sound. Da mir ein befreundeter Gitarrenbauer (dessen Erzeugnisse ich mir niemals leisten könnte) von jeglicher Art von neuerer Gibson oder Epiphone abgeraten hat, weil A), der Gegenwert zum Preis unter dem von börsennotierten Ramschpapieren liegt und B), die Serienstreuung anscheinend ungeahnte Dimensionen erreicht hat (ab 2009), riet er mir, im preiswerten Segment fernöstlicher "Gitarrenkunst" zu stöbern. Neben der Vintage-LP, die an Hand der wirklich guten Pickups und einer ordentlichen Verarbeitung zur Zeit hoch im Kurs steht, nannte er noch Namen wie Richwood, VGC, Hagstroem und einige mehr.
Wiederum streng der Devise dieses Forum folgend, "kaufe NUR die Gitarre, die du selbst angetestet hast", fiel der Versandhandel erst einmal raus und ich besuchte den Dealer meines Vertrauens. Der hatte auch rund ein Dutzend Paulas von 150 bis 800 Euro in der Auswahl und das Testen konnte beginnen. Die Richwood 129, die ja derzeit mit reichlich überzogenen Werbesprüchen angeboten wird, war nicht darunter, wurde aber für mich bestellt.
Schnell war klar - zu billig ist mal wieder eine ganz schlechte Idee, denn eine Gitarre sollte wenigstens für eine Test-Session (ca. 1 Std.) stimmstabil bleiben.
Übrig blieben letztendlich, gegen den Rat meines Freundes, eine etwas ältere Epi, die schon seit zwei Jahren von der Kundschaft gequält wurde und deshalb vom Preis her ins Muster passte und ... noch eine Epi, ebenfalls älter, allerdings in der "falschen" Farbe und oberhalb der von mir gesetzten Preisgrenze.
Zwei Tage verglich ich nur diese beiden Gitarren, wägte ab, schaute nochmal die ganze Palette der anderen LP-Modelle an und... jetzt wirds märchenhaft, nahm eher aus einer Laune heraus, ein LP-Modell einer unbekannten Firma in die Hand. Ich hatte sie bisher vollkommen unbeachtet gelassen, weil die Verarbeitung schon von Weitem einen eher erbärmlichen Eindruck machte. Gut sichtbar waren da so Sachen wie: schief eingesetzter Umschalter, Lackfehler auf dem Headstock, schlecht sitzende Abdeckungen der Elektronik auf der Rückseite, schlecht abgefeilte Bünde an den Kanten und als Krönung, ein eher elipsenförmiger, als schön kreisrunder Übergang zum Cutaway. Einfach nur hässlich. Und extrem schwer, wie ich auch noch feststellen musste. Ein echtes NoGo, made in Vietnam.
Warum ich trotzdem das Kabel des Verstärkers einstöpselte (wahrscheinlich nur als Bestätigung, das schlecht verarbeitet auch schlecht klingt), weiß ich echt nicht mehr.
Ich stöpselte, spielte ein paar Griffe... und war in einer anderen Welt ! MOMENT, wahrscheinlich der Verstärker anders eingestellt - damit kann man ja so manches Brennholz in ein klingendes Instrument verwandeln. Aber nichts da. Die Eistellungen waren exakt die gleichen wie bei den Epi's. Hmmm.
Ein paar Takte Knopfler, ACDC und ZZ-Top später schaute ich verwundert auf dieses Stück unvollkommener vietnamesischer Gitarrenbau-Nichtkunst und war vollkommen fassungslos. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß ich vor 30 Jahren, als ich mit Musik mein Studium finanzierte, zwei Jahre lang eine echte Custom (geliehen) spielte und sowohl das Handling, als auch den Klang einer Gibson noch gut in Erinnerung hatte.
Dieses "hässliche Entlein" in meiner Hand klang exakt so, wie ich es in Erinnerung hatte und auch der auf die Hälfte verminderte Kraftaufwand für sauberes Greifen war da.
Noch ein paar Takte sinnlos improvisiert und ich verstand die Gitarrenwelt nicht mehr. Erst einmal darüber schlafen und hier im Forum nachschauen, ob irgendjemand schon mal etwas über diese Gitarrenfirma geschrieben hat.
Hat keiner, kennt keiner und eine Webseite gibt es auch nicht. Nicht hier, nicht in Europa und, laut Google, im Rest der Welt auch nicht.
?????
Einen Tag später - die Richwood ist gekommen!
Beim testen stellte ich das Entlein und die wunderschön verarbeitete Richwood nebeneinander. Die 129er hat schon was: präzise eingesetzte Doppelbindings (AUCH am Headstock), präzise Form, goldglänzende Pickups und Mechaniken, hochglänzender und perfekt aufgesetzter Lack. Am Entlein daneben bemerkte ich zu allem Überfluß auch noch, daß die Farbe des Binding um den Body (nur Body (Oberfläche, hinten ist sie abgerundet) und Hals haben Bindings) auch noch von verbrannt braun bis elfenbeinfarben variierte.
Also her mit der Richwood und eingestöpselt. Party on... oder auch nicht, denn was da raus kam, war steril, wie ein OP-Raum. Schön klar, hochtonreich und... einfach nur tot.
Ich stellte die Richie wieder auf den Ständer, nahm mir einen Stuhl und setzte mich einfach nur vor die zwei Gitarren. Die Richwood schrie mir entgegen "Kauf mich, nimm mich, ich bin hervorragend verarbeitet, ich sehe einfach toll aus, ICH BIN EIN SCHWAN." Daneben das Entlein, statt hochglänzenden Federn nur stumpfer Lack. Nach ein paar Minuten steckte ich das Entlein ein und spielte drauf los. Als wenn es doppelt so große Flügel hätte, tönte sie los, jagte mir ein Schauer nach dem anderen über den Rücken und verzieh mir mit einer unheimlichen Selbstverständlichkeit ungenau ausgeführte Griffe. Das Ding klang einfach nur ... tja, wie eine Gibson. Nicht fernöstliche Gibson, sondern wie die guta alte Ami-Version aus den Achtzigern.
Ich war baff.
Und Schluß, Aus, Nikolaus... die Entscheidung stand fest. Genau DIESEN Sound will ich.
Irgendwie hatte diese Gitarre mich gefunden... und nicht umgekehrt.
Jetzt wäre die Geschichte eigentlich zu Ende, wenn... ja wenn da nicht noch ein paar Kleinigkeiten wären, die zu erwähnen sind. Als ich das Teil zu Hause hatte, rief ich meinen Freund, den Gitarrenbauer an. Der kam auch prompt, damit er (mit hoher Wahrscheinlichkeit) über meine Kaufentscheidung herziehen kann. Natürlich sah er in den ersten 10 Sekunden alle Fehler und Unsauberkeiten, die mir auch aufgefallen waren. Ob ich damit Eishockey oder Baseball spielen möchte, war seine Frage nach 20 Sekunden. Dann schloß sie an meinen Amp an (H&K - Blue Line), spielte ein paar Takte, spielte ein paar Solis, schaltete den Verstärker wie ein verstörter Geisteskranker von Clean auf Lead, spielte noch ein paar Riffs und schaute mich mit einem Blick an, der nah an einer Klinik-Einweisung lag.
"Kann nicht sein" und der Griff zum Schraubendreher, um die Abdeckung am Hals und Korpus zu lösen, kammen zeitgleich.
Er pulte in den Löchern rum, holte zu meinem Entsetzen kleine Holzreste raus, roch dran (ich wußte bisher echt nicht, daß unterschiedliche Holzarten einen "eigenen" Geruch haben) und stellte fest: Mahagoni - nicht dieses asiatische Zeug, was auch bei teuren Markengitarren verbaut wird, sondern "richtiges" Mahagoni. Deshalb auch das Gewicht, erklärte er. Und er schraubte weiter... und dann schaute er mich an, und sprach ziemlich bedeutungsschwanger: Das ist ein Vorserienmodell mit viel Handarbeit. Das siehst du da, und da, und da, und... und, so etwas wirst du nie mehr in deinem Leben von diesem Hersteller kaufen können. Da wette ich drauf.
Als ich ihm dann sagte, was ich bezahlt hatte, stand er kurz vor Aufkündigung unserer Freundschaft. Nicht wirklich, aber der Neid war sichtbar.
Ich könnte mich irren, aber ich glaube, in diesem Augenblick blinzelte mir mein Entlein verschwörerisch zu
Mittlerweile sehe ich die "Macken" der Gitarre mit anderen Augen. Mein Entlein besitzt eine "Schönheit", die sich nur dann offenbart, wenn, statt Maschinen, menschliche Hände einen Großteil der Werkarbeiten verrichtet haben. Einziger Haken: auch der Gitarrenbauer kann nicht verbindlich sagen, ob sich durch das "Arbeiten des Holzes" in Zukunft der Hals verformen könnte. Allerdings hält er das Risiko wegen der Art des verarbeiteten Holzes für extrem gering.
Ich hoffe, ich habe euch mit der kleinen Geschichte nicht zu sehr gelangweilt.
Den Augen zu mißtrauen und nur nach (Spiel)Gefühl und Gehör ein Instrument zu kaufen, war eine gute Entscheidung.
Modell:
Les Paul Kopie der Firma "V" / Typname: piston
mit hoher Wahrscheinlichkeit handcrafted/Vorserienmodell
Hals und Korpus: Mahagoni
pickups: keine Bezeichnung
Preis: 249 Euro
Schon seit Jahren lese ich in diesem Forum mit. Vier Gitarrenkäufe lang haben mir die Tips und Informationen äusserst hilfreiche Dienste erwiesen. Streng der Devise vieler erfahrener User hier folgend: "wer zu billig kauft, kauft zweimal", wurde z. B. aus einer geplanten NoName-Westerngitarre, weil ich nach 25 Jahren Spielpause wieder ein bisschen rumklampfen wollte, eine bidschöne Dean-Exotic, die bei mir auch noch nach drei Jahren Momente des Staunens über das tolle Klangbild entlockt.
Aus der Suche nach einer verhältnismässig preiswerten Jazz-Klampfe wurde eine Höffner Ultrathin, die in Sachen Bespielbarkeit und Sound selbst viermal so teueren Gitarren locker das Wasser reichen kann.
Kurz gesagt - ihr als "Fachleute" habt mich wesentlich mehr Geld gekostet, als ich ausgeben wollte.
Nun aber zu meiner kleinen Geschichte....
Eine Paula sollte meine kleine Sammlung komplettieren, schön schwarz im Design, schön dreckig im Sound. Da mir ein befreundeter Gitarrenbauer (dessen Erzeugnisse ich mir niemals leisten könnte) von jeglicher Art von neuerer Gibson oder Epiphone abgeraten hat, weil A), der Gegenwert zum Preis unter dem von börsennotierten Ramschpapieren liegt und B), die Serienstreuung anscheinend ungeahnte Dimensionen erreicht hat (ab 2009), riet er mir, im preiswerten Segment fernöstlicher "Gitarrenkunst" zu stöbern. Neben der Vintage-LP, die an Hand der wirklich guten Pickups und einer ordentlichen Verarbeitung zur Zeit hoch im Kurs steht, nannte er noch Namen wie Richwood, VGC, Hagstroem und einige mehr.
Wiederum streng der Devise dieses Forum folgend, "kaufe NUR die Gitarre, die du selbst angetestet hast", fiel der Versandhandel erst einmal raus und ich besuchte den Dealer meines Vertrauens. Der hatte auch rund ein Dutzend Paulas von 150 bis 800 Euro in der Auswahl und das Testen konnte beginnen. Die Richwood 129, die ja derzeit mit reichlich überzogenen Werbesprüchen angeboten wird, war nicht darunter, wurde aber für mich bestellt.
Schnell war klar - zu billig ist mal wieder eine ganz schlechte Idee, denn eine Gitarre sollte wenigstens für eine Test-Session (ca. 1 Std.) stimmstabil bleiben.
Übrig blieben letztendlich, gegen den Rat meines Freundes, eine etwas ältere Epi, die schon seit zwei Jahren von der Kundschaft gequält wurde und deshalb vom Preis her ins Muster passte und ... noch eine Epi, ebenfalls älter, allerdings in der "falschen" Farbe und oberhalb der von mir gesetzten Preisgrenze.
Zwei Tage verglich ich nur diese beiden Gitarren, wägte ab, schaute nochmal die ganze Palette der anderen LP-Modelle an und... jetzt wirds märchenhaft, nahm eher aus einer Laune heraus, ein LP-Modell einer unbekannten Firma in die Hand. Ich hatte sie bisher vollkommen unbeachtet gelassen, weil die Verarbeitung schon von Weitem einen eher erbärmlichen Eindruck machte. Gut sichtbar waren da so Sachen wie: schief eingesetzter Umschalter, Lackfehler auf dem Headstock, schlecht sitzende Abdeckungen der Elektronik auf der Rückseite, schlecht abgefeilte Bünde an den Kanten und als Krönung, ein eher elipsenförmiger, als schön kreisrunder Übergang zum Cutaway. Einfach nur hässlich. Und extrem schwer, wie ich auch noch feststellen musste. Ein echtes NoGo, made in Vietnam.
Warum ich trotzdem das Kabel des Verstärkers einstöpselte (wahrscheinlich nur als Bestätigung, das schlecht verarbeitet auch schlecht klingt), weiß ich echt nicht mehr.
Ich stöpselte, spielte ein paar Griffe... und war in einer anderen Welt ! MOMENT, wahrscheinlich der Verstärker anders eingestellt - damit kann man ja so manches Brennholz in ein klingendes Instrument verwandeln. Aber nichts da. Die Eistellungen waren exakt die gleichen wie bei den Epi's. Hmmm.
Ein paar Takte Knopfler, ACDC und ZZ-Top später schaute ich verwundert auf dieses Stück unvollkommener vietnamesischer Gitarrenbau-Nichtkunst und war vollkommen fassungslos. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, daß ich vor 30 Jahren, als ich mit Musik mein Studium finanzierte, zwei Jahre lang eine echte Custom (geliehen) spielte und sowohl das Handling, als auch den Klang einer Gibson noch gut in Erinnerung hatte.
Dieses "hässliche Entlein" in meiner Hand klang exakt so, wie ich es in Erinnerung hatte und auch der auf die Hälfte verminderte Kraftaufwand für sauberes Greifen war da.
Noch ein paar Takte sinnlos improvisiert und ich verstand die Gitarrenwelt nicht mehr. Erst einmal darüber schlafen und hier im Forum nachschauen, ob irgendjemand schon mal etwas über diese Gitarrenfirma geschrieben hat.
Hat keiner, kennt keiner und eine Webseite gibt es auch nicht. Nicht hier, nicht in Europa und, laut Google, im Rest der Welt auch nicht.
?????
Einen Tag später - die Richwood ist gekommen!
Beim testen stellte ich das Entlein und die wunderschön verarbeitete Richwood nebeneinander. Die 129er hat schon was: präzise eingesetzte Doppelbindings (AUCH am Headstock), präzise Form, goldglänzende Pickups und Mechaniken, hochglänzender und perfekt aufgesetzter Lack. Am Entlein daneben bemerkte ich zu allem Überfluß auch noch, daß die Farbe des Binding um den Body (nur Body (Oberfläche, hinten ist sie abgerundet) und Hals haben Bindings) auch noch von verbrannt braun bis elfenbeinfarben variierte.
Also her mit der Richwood und eingestöpselt. Party on... oder auch nicht, denn was da raus kam, war steril, wie ein OP-Raum. Schön klar, hochtonreich und... einfach nur tot.
Ich stellte die Richie wieder auf den Ständer, nahm mir einen Stuhl und setzte mich einfach nur vor die zwei Gitarren. Die Richwood schrie mir entgegen "Kauf mich, nimm mich, ich bin hervorragend verarbeitet, ich sehe einfach toll aus, ICH BIN EIN SCHWAN." Daneben das Entlein, statt hochglänzenden Federn nur stumpfer Lack. Nach ein paar Minuten steckte ich das Entlein ein und spielte drauf los. Als wenn es doppelt so große Flügel hätte, tönte sie los, jagte mir ein Schauer nach dem anderen über den Rücken und verzieh mir mit einer unheimlichen Selbstverständlichkeit ungenau ausgeführte Griffe. Das Ding klang einfach nur ... tja, wie eine Gibson. Nicht fernöstliche Gibson, sondern wie die guta alte Ami-Version aus den Achtzigern.
Ich war baff.
Und Schluß, Aus, Nikolaus... die Entscheidung stand fest. Genau DIESEN Sound will ich.
Irgendwie hatte diese Gitarre mich gefunden... und nicht umgekehrt.
Jetzt wäre die Geschichte eigentlich zu Ende, wenn... ja wenn da nicht noch ein paar Kleinigkeiten wären, die zu erwähnen sind. Als ich das Teil zu Hause hatte, rief ich meinen Freund, den Gitarrenbauer an. Der kam auch prompt, damit er (mit hoher Wahrscheinlichkeit) über meine Kaufentscheidung herziehen kann. Natürlich sah er in den ersten 10 Sekunden alle Fehler und Unsauberkeiten, die mir auch aufgefallen waren. Ob ich damit Eishockey oder Baseball spielen möchte, war seine Frage nach 20 Sekunden. Dann schloß sie an meinen Amp an (H&K - Blue Line), spielte ein paar Takte, spielte ein paar Solis, schaltete den Verstärker wie ein verstörter Geisteskranker von Clean auf Lead, spielte noch ein paar Riffs und schaute mich mit einem Blick an, der nah an einer Klinik-Einweisung lag.
"Kann nicht sein" und der Griff zum Schraubendreher, um die Abdeckung am Hals und Korpus zu lösen, kammen zeitgleich.
Er pulte in den Löchern rum, holte zu meinem Entsetzen kleine Holzreste raus, roch dran (ich wußte bisher echt nicht, daß unterschiedliche Holzarten einen "eigenen" Geruch haben) und stellte fest: Mahagoni - nicht dieses asiatische Zeug, was auch bei teuren Markengitarren verbaut wird, sondern "richtiges" Mahagoni. Deshalb auch das Gewicht, erklärte er. Und er schraubte weiter... und dann schaute er mich an, und sprach ziemlich bedeutungsschwanger: Das ist ein Vorserienmodell mit viel Handarbeit. Das siehst du da, und da, und da, und... und, so etwas wirst du nie mehr in deinem Leben von diesem Hersteller kaufen können. Da wette ich drauf.
Als ich ihm dann sagte, was ich bezahlt hatte, stand er kurz vor Aufkündigung unserer Freundschaft. Nicht wirklich, aber der Neid war sichtbar.
Ich könnte mich irren, aber ich glaube, in diesem Augenblick blinzelte mir mein Entlein verschwörerisch zu
Mittlerweile sehe ich die "Macken" der Gitarre mit anderen Augen. Mein Entlein besitzt eine "Schönheit", die sich nur dann offenbart, wenn, statt Maschinen, menschliche Hände einen Großteil der Werkarbeiten verrichtet haben. Einziger Haken: auch der Gitarrenbauer kann nicht verbindlich sagen, ob sich durch das "Arbeiten des Holzes" in Zukunft der Hals verformen könnte. Allerdings hält er das Risiko wegen der Art des verarbeiteten Holzes für extrem gering.
Ich hoffe, ich habe euch mit der kleinen Geschichte nicht zu sehr gelangweilt.
Den Augen zu mißtrauen und nur nach (Spiel)Gefühl und Gehör ein Instrument zu kaufen, war eine gute Entscheidung.
Modell:
Les Paul Kopie der Firma "V" / Typname: piston
mit hoher Wahrscheinlichkeit handcrafted/Vorserienmodell
Hals und Korpus: Mahagoni
pickups: keine Bezeichnung
Preis: 249 Euro
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