Urheberrecht in Kitas in HH

  • Ersteller fpmusic22
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Wie der Pauschalbetrag gleichzeitig die Bürokratie eindämmen und den Künstlern zu ihrem Recht verhelfen soll, wird in dem Artikel allerdings nicht beschrieben. Denn das Geld muss ja zum einen zwischen GEMA und VG Musikedition aufgeteilt werden und dann an die richtigen Urheber weitergereicht werden. Wenn das nicht mit viel Bürokratie verbunden oder aber das Geld im Gießkannenprinzip versickert, wer weiß das schon ...
 
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Ziemlich interessant finde ich, daß das Thema erst so spät nach Gründung der Verwertungsgesellschaften auftaucht, die GEMA gibt's immerhin schon seit 1933.

Kam man früher in Kindergärten nur mit gemeinfreiem Liedgut (Kinderlieder, Volkslieder) aus und ist inzwischen auf noch lebende Künstler umgeschwenkt?

Oder war das eh von entsprechenden Pauschalabgaben auf Tonträger und Kopierer gedeckt?
 
Ziemlich interessant finde ich, daß das Thema erst so spät nach Gründung der Verwertungsgesellschaften auftaucht, die GEMA gibt's immerhin schon seit 1933.
Fast. Das ist ein Thema der VG Musikedition (die GEMA zieht nur das Geld für die ein), und die gibt es seit 1966. Und dann muss es nicht nur eine VG geben, sie muss auch die Möglichkeit haben, ihre Forderungen durchzusetzen. Und da stehen Kindergärten sicher erst ganz am Ende der To-do-Liste.

Und wie man hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Verwertungsgesellschaft_Musikedition

erfährt, gibt es kein Recht auf Privatkopien bei Noten. Wo die GEMA tatsächlich ins Spiel kommt, ob das gemeinsame Singen von geschützten Werken in einer Kita tatsächlich eine öffentliche Aufführung und damit abgabepflichtig ist, weiß ich nicht (ich glaube aber eher, dass nein).
 
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Ich glaub, das war ne Grauzone, die keiner so richtig auf dem Schirm hatte.
Also, seit mindestens vierzig Jahren gibt es ja Kopiergeräte für den Büro-/Hausgebrauch, mit denen sich prinzipiell Noten kopieren lassen, und so lange gibt es auch die grundsätzliche Problematik mit entsprechender Diskussion.
Ich erinnere mich, dass vor ca. 20 Jahren auch bereits über Urheberrecht in KiTas diskutiert wurde. Im Netz kochte die Diskussion vor ca. 12 Jahren hoch. Hintergrund war, dass die GEMA im Januar 2010 bundesweit 36.000 Kindergärten angeschrieben und zu Zahlungen aufgefordert hatte.
Wer es wahrnehmen wollte, konnte es wahrnehmen.
 
Aber die wenigsten haben mitgekriegt, dass es dabei um nicht um Forderungen der GEMA ging, sondern die das Inkasso für die VG Musikedition macht. Und auch sonst wurde viel durcheinandergeworfen. Da gab es noch diesen Singkreis, der mit einem Schreiben der GEMA zur Presse ging, statt der GEMA zu erklären, dass er nicht abgabepflichtig ist (was eben bedeutet, dass man mal beschreibt, was man macht, also genau dass, was der Verein der Presse verklickert hat). Und seit der hinterhältigen Aktion von YouTube, wahllos Musikvideos zu sperren mit dem Verweis, das habe die GEMA angeordnet, kann man ja alles über die GEMA erzählen. Fehlt nur noch der Keller in der Pizzeria.
 
Ich glaub, das war ne Grauzone, die keiner so richtig auf dem Schirm hatte.
Das war und ist definitiv eine Grauzone, aber eine mit Ansage und in vollem Bewußtsein darüber, dass das keiner richtig regeln wollte und will. Zuvorderst der Staat, der hier in der Pflicht steht, sie aber nicht wahrnimmt.
Das ist übrigens heute noch genau so im ganzen Jugendbereich und der Nutzung sozialer Medien und des Internets. Die Anbieter von instagram, facebook und andere dürfen hier tätig werden, ohne dem geltenden deutschen Recht zu entsprechen - in Jugendklubs etc. muss man aber das deutsche Recht wahren. Und gleichzeitig muss man dem Auftrag gleichkommen, für Jugendliche jugendaffine Angebote zu machen und mit Jugendklubs Orte zu schaffen, die von Jugendlichen gerne besucht und genutzt werden.

Und genau diese widersprüchliche Situation - dass man nämlich nicht alles gleichzeitig erfüllen kann - läßt man bestehen und wälzt alle Risiken und Nebenwirkungen auf die Träger und die Mitarbeitenden der Jugendarbeit ab. Die dürfen sich dann vor Ort aussuchen, in welchem Bereich der Grauzone sie sich bewegen wollen und stehen täglich mit einem Bein außerhalb geltenden Rechts - nur weil sie ihren Auftrag erfüllen.
Das ist ein offenes Geheimnis. Seit Jahrzehnten. Es gibt immer wieder Vorstöße seitens der Träger, hier Abhilfe zu schaffen. Aber es ist der Staat, der dort nicht für Klarheit sorgt.

Worauf man sich als Akteur gegebenenfalls berufen kann, ist eben der besondere pädagogische Auftrag, den man in Kinder- und Jugendeinrichtungen verfolgt.
Und dass man - besonders in der Kita - zwar eine offene Einrichtung ist, aber in geschlossenen Gruppen arbeitet und es sich bei dieser Art von Arbeit nicht um öffentliche Aufführungen handelt, zu der eben jede/r kommen kann. Das hat auch nicht den Charakter einer öffentlichen Aufführung. In der offenen Jugendarbeit, wo es viele Angebote gibt, in denen es keine festen Gruppen gibt, ist man dann schon ein paar Schritte nährer an der dunklen Seite des Graubereichs.

Und dann gibt es ja noch tatsächlich die Pauschalvereinbarung, dass im Kaufpreis für Vervielfältigungs- und Abspielgeräte sowie den dementsprechenden Medien (Kopierer, CD-Spieler und Rohlinge etc.) auch eine Gebühr enthalten ist, welche an die Gesellschaften geht, welche wiederum die Autor*innen und Urheber*innen des Materials bedient, das mit Hilfe der Vervielfältigungsgeräte vervielfältigt wird. Dieser ganze Ansatz wird meines Erachtens zunehmend sinnentleert, weil die rein digitalen Vervielfältigungsmöglichkeiten - auch von Musik - überhaupt nicht mehr überschaubar sind und es abnehmend weniger Speichermedien für die Nutzung und Verbreitung braucht.

Dass die Kunstschaffenden und deren Entlohnung ganz am Ende dieser medialen Nahrungskette stehen, ist leider eine Tatsache und zudem eine empörende. Und auch da spielt wieder der Staat eine unrühmliche Rolle, weil er es zulässt, dass sich die Anbieter von Plattformen wie youtube darauf herausreden können, eben nur eine Plattform zu sein und jede weitere Verantwortung von sich weisen, zugleich aber natürlich mit der Zurschaustellung von massenhaft Musik etc. Geld verdienen und als Werbeort und Informationsdatenorganisator erst interessant werden . Und natürlich findet das Ganze ohne Wissen der Urheber und ohne Abführen von Tantiemen statt, was wiederum mit geltendem deutschen Recht überhaupt nichts zu tun hat. Völlig unabhängig davon, dass es diesen international agierenden Konzerne gestattet wird, Milliarden zu verdienen ohne hier Steuern zu zahlen. Was den Staat interessieren sollte, ihn aber offensichtlich nicht interessiert. In der Folge gehen dann halt die Kunstschaffenden leer aus oder werden mit ein paar Mikrokrümeln vom großen Kuchen abgespeist.

Den verlinkten Artikel habe ich übrigens nicht gelesen, weil das Lesen nur möglich ist, wenn ich meine Einwilligung dazu gebe, mich tracken zu lassen. Und das mache ich nicht, nur um einen Artikel lesen zu können.

Aber es sollte mich freuen, wenn eine Regelung vorgeschlagen und begangen würde, die alle Seiten zufrieden stellt.
Falls das so ist, wird die Nachricht darüber sicherlich weitere Kreise ziehen.

x-Riff
 
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