Nachdem sich bisher die kompetenten Antworten zahlenmäßig noch in Grenzen halten, sag ich mal ein bißchen was dazu, auch wenn's eigentlich mehr was fürs
Technik-Unterforum ist!
Erst mal was grundsätzliches über Germanium-Transistoren: Wenn du eher Elektronik-Anfänger bist, machst du es dir damit nicht gerade einfach, da Germanium-Transistoren deutlich empfindlicher in der Verarbeitung sind, als Silizium-T. Das fängt schon damit an, daß G.-Transistoren recht empfindlich auf hohe Temperatur reagieren, weshalb eine gewisse Erfahrung beim Löten ganz nützlich ist. Während ein Silizium-Halbleiter uU noch bis 200° arbeiten kann, ist bei Germanium schon bei weniger als der Hälfte Schluß. Da du aber zum Löten bereits eine Temperatur von 220 bis über 300° benötigst, muß das dann recht zügig gehen, damit die Löthitze nicht in den Halbleiter gelangt und diesen zerstört. Zwar gibt es dafür Hilfsmittel wie Wärme-Ableit-Pinzetten o.ä. aber das Beste ist trotzdem eine gute Löttechnik.
da ich mir bei Musikding einen Fuzz Bausatz bestellt habe, würde mich mal interessieren, ob die Germaniumtransistoren, die dort angeboten werden, sich klanglich unterscheiden.
Als einer der ersten entwickelten Verzerrer-Effekte besteht der Fuzz-Effekt ja auf einer einfachen Übersteuerung des Eingangssignals, insofern wird die Wahrnehmung des Effektes daher durch den Verstärkungsfaktor der Transistoren bestimmt sowie den Grad und die Bedingungen (zB Spannung, Temperatur), unter denen dieser sich ändert. Transistoren mit unterschiedlichen Daten und Kennlinien sorgen also auch für unterschiedliche Klangformung.
Diese gibt es auch noch mit verschieden hohen hFE-Werten, was in meinen Augen ein "Verstärkungswert" sein müsste. Was hat es damit auf sich?
Der hFE-Wert beschreibt das Verhältnis von Basisstrom zu Kollektor-Emitter-Strom, ist also in der Tat die Gleichstromverstärkung. Gerade bei einer Fuzz-Schaltung ist dieser Wert schon von großer Bedeutung, wobei du dann bezüglich des zu erwartenden Klangunteschiedes jemanden fragen müßtest, der die Schaltung schon mit unterchiedlichen Transistoren aufgebaut hat. Ich schätze mal, je mehr verstärk desto mehr zerr!
Lassen sich diese Transistoren beliebig austauschen oder muss man beim Umbau auf etwas achten (z.B. wie bei Röhren auf den BIAS-Wert)?
Es gibt auch einen Arbeitspunkt bei Transistoren, der allerdings bei dieser Fuzz-Schaltung durch die Schaltungsdimensionierung festgelegt wird. Transistoren gleichen Typs und gleicher Stromverstärkungsgruppe können (zB bei Reparatur nach Defekt) ohne irgendwelche Einstellungen ausgetauscht werden, da sie bereits fertigungstechnisch ausgemessen wurden. Bei Röhren geht das nicht. Deren Typ sagt nur etwas über die grundsätzlichen Eigenschaften aus, die sich aber unter Betriebsbedingungen sehr stark ändern können, weshalb der Ruhestrom von (Endstufen-)Röhren bei jedem Wechsel neu eingestellt werden sollte.
Tauschst du einen Germaniumtransistor gegen einen vergleichbaren anderen Typ, so wird sich im Falle des Fuzz sicher etwas ändern. Bei Schaltungen bei denen der Grad der Signalverstärkung weniger bedeutend ist (zB Schaltanwendungen), ändert sich nichts. Entscheidend ist natürlich, daß du nicht zB einen HF-Transistor gegen einen NF-Typ oder einen PNP gegen einen NPN austauschst, solche grundlegenden Sachen eben.
Wäre es auch möglich, Silizium Transistoren einzusetzen?
Einen Silizium-Transistor könnte man zwar prinzipiell auch für die Schaltung verwenden, allerdings müßte sie dann neu dimensioniert werden, da dort völlig andere Werte für Spannung und Verstärkung anzutreffen sind. Einfach gegen Germanium austauschen geht definitiv nicht! Abgesehen davon, würde sich sebst bei einer Umdimensionierung der Fuzz anders anhören, da sich Germanium-Transistoren selbst bei identischer Verstärkung anders verhalten, was auch der Grund ist, daß die eigentlich veralteten (und in der Herstellung teureren) Germanium-Transistoren wieder ausgegraben wurden.
Lassen sich vielleicht außer dem Austauschen von Transistoren noch andere simple Modifikationen durchführen, die zu Klangveränderung führen?
Wenn du eine ähnliche Schaltung meinst wie
diese, wa willst du da noch groß austauschen, da ist ja sonst kaum noch was drin? Vllt könnte man mit dem Kollektor-Widerstand des Eingangstransistors etwas rumspielen, allerdings ist auch da Vorsicht geboten, Germanium-Halbleiter sind halt auch recht empfindlich gegen Überspannung!
Vielleicht hilft dir das fürs erste, ansonsten würde ich doch vorschlagen, daß du den Thread ins Technik-Forum verschieben läßt, ich denke, daß die meisten Gitarrenbastler damit eher überfordert sind.