Unterschied Declassement / Cassotto ?

Was ist ein Doppelcassotto?
In der Tat ist der Begriff Doppelcassotto etwas verwirrend. Der englische Begriff "double tone chamber" ist da m.E. eindeutiger, da auf zwei Töne bezogen, nicht auf zwei Cassotto-Schächte, denn es ist ein Cassotto(-Schacht) mit zwei Chören.

Und das sogenannte Doppelcassotto ist der Regelfall, da zumeist zwei Chöre im Cassotto sind, auch wenn es Ausführungen gibt, bei denen nur ein Chor im Cassotto ist; u.a. hat Dallape sowas gebaut.

Den Begriff Doppelcassotto fände ich beinahe angebrachter, wenn es mehrere Tonkammern gibt, wie beim Amplisound von Beltuna oder bei der Hohner Resonator oder ein zusätzliches Verdeckcassotto, wobei letzteres die eigene Bezeichnung Sordina hat.

So richtig passend ist der Begriff m.E., wenn das Instrument zwei Cassotto-Schächte hat, wie es das von Stradavox gab.

Aber letztendlich ist das Wortklauberei.

Gruß, Tobias
 
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Aber letztendlich ist das Wortklauberei.
genauso sehe ich das auch!

Genauso könnte man zum Declassement auch Cassotto sagen... ist ja schließlich auch ein Schacht außerhalb der Planfüllung, wo der Schall durchgeführt wird.

Und genauso ists mit dem Doppelcassotto.. das hat halt irgend ein findiger Werbefachmann so getauft, um das Ding höherwertig klingen zu lassen, obwohl fast alle Hersteller zwei Chöre ins Cassotto legen.

Da stellt sich die Frage , wie man dann die Akkordeons nennt, die auch im Bass ein Cassotto haben?

Letzlich auch egal!

Wichtig, ist dass man üblicherweise einen Tonschacht in den der Schall nach der Tonklappe durchgeführt wird, Declassement genannt wird wenn er hinter dem Griffbrett rausgeführt wird und üblicherweise Cassotto genannt wird, wenn er vor dem Griffbrett herausgeführt wird.
 
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Eine interessante sprachliche Debatte über die Genauigkeit des Wortes Cassotto. Hier in der Slowakei wird nur der Name "Cassotto" verwendet, ohne Suffixe. Im besten Fall ist dann angegeben, welche Chöre darin eingebaut sind. Oft wird es aber nicht erwähnt. Und dann ist es ein Abenteuer. Wenn man zum Beispiel ein Konzertakkordeon sucht und es endlich findet, werden Sie feststellen, dass es sich um eine Sonderausführung handelt mit 16´ und 4´ im Cassotto. :D Aber ansonsten sind all diese Cassottos (A+B+C) meist nur als "Cassotto" in der Slowakei genannt (oder auch „šachta“=Schacht auf Slowakisch).
Cassotto.jpg
Gruß, Vladimir
 
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Unterschied Declassement / Cassotto.734062 29.07.22

Hallo,

Wortklauberei


Weis jemand woher das Wort Declassement oder Deklassement eigentlich herkommt? Ich habe es zuerst bei Wolf Linde in Handzuginstrumente 1985 gelesen. Es kommt meinen Internet-Recherchen zufolge, aus dem Französischem, wo es - déclassement geschrieben - ungefähr ausrangieren, weg holen, erniedrigen, usw., bedeutet. Also nur pejoratives, herabsetzendes?

Peigne

In Frankreich heißt diese Mechanik, oder Register immer nur peigne, für Kamm. Da zulande könnte niemand was anfangen mit déclassement.

Angewendet wurde der peigne in Frankreich haufenweise zwischen etwa 1930 und 1960. Diese großen ziemlich laut klingenden Instrumente waren, vor dem E-Verstärkungs-Zeitalter, für die Tanzszene gedacht. Hauptgewicht lag auf Musette et Typique (Tango u. a. Südamerikanisches) Musette mit 8-8'8+ und Typique mit 16p8'. (Das p für peigne) War noch auswählbar 8' allein und Tutti mit den 4 Chören. So findet man bis Ende der fünfziger Jahre zwei Schaltleisten, eine zum Abschalten des 16p und eine zum Abschalten der 8- und 8+. Gewünscht war ein spritziges 3-Chor Musette, ohne einen "eingeschläferten" Cassotto-8 Fuss. Und fûr Typique, ohne das Bandoneon nachahmen zu wollen, doch ein lautes 16p mit für die damalige Zeit, vergrösserten, leicht ansprechbaren Stimmzungen und das "silbrige" direkte 8'-Chor.

Belgische Bässe

Der double-peigne, (also Doppel-Declassement!!!) wirkt mit zwei Kämmen im 8va-Abstand auf ein Chor. Also 16' und 32'. Im fr. Sprachgebrauch wurden diese 5-chörigen K-Akkordeons: basses belges, genannt.

Dreichöriger Kamm

Mir ist nur ein 3-chöriges Akkordeon mit "Declassement" bekannt, nämlich das von André Verchuren mit 8-p8'8+. Bis an sein Lebensende wollte er keinen, auch nicht von vielen Herstellern geschenkten, fond plat (Flachboden) oder simple boîte (Einchöriges Cassotto). Er mochte eben dieses spezielle, etwas "gemilderte", Musette.

Nachteile Vorteile.

Die Kamm-Mechanik ist zweifellos etwas umständlich. Die K-Akkordeon-Hersteller sind aber an solche vielen Multilagerpunkt-Hebel gewohnt. Man denke an die verdoppelte Knopfreihe auf 1 und 2, die indirekte Hebel auf Reihe 3… Das genaue ausgewogene Einstellen der direkten Ventile mit denen des Kamm-Chores ist aber um ein vielfaches einfacher und präzise als mit den Cassotto Doppel-Hebel. Dies ist eine Sache für feinfühlige Ultra-Spezialisten. Und das Reinstimmen?… no comment!

Preis, Gewicht und Midifizierung sind vielleicht die Ursachen des Verschwindens dieser Instrumente.

Anderswo passiert auch was

Es gibt noch andere Chor-Konstellationen in francophonen Ländern, diesmal ohne peigne natürlich, wie z.B. 16c8'8+4c (c für Cassotto) oder 16c16c8'8+. Ein bekannter deutscher Akkordeonspezialist erklärte mir in einem Briefwechsel, herablassend, diese Chor-Strukturen seien Dilenttantismus, da dabei sooo viele viele Klang-Kombinationen verloren gingen. Wird es erlaubt sein, anzunehmen, dass diese - im Rechnen schlecht - Interessenten diese Optionen aus triftigen musikalischen Gründen vorziehen, oder…? Anhängend sei Bemerkt dass es häufiger Phasenverschiebung durch verschieden große Öffnungen an den Stimmstöcken, den Register-Schieber und dem Montier-Boden gibt. Auch findet man hie und da die sehr schwierige giusto più Intonation bei den zwei 16'.

MFG

Bilder dabei wenn's klappt.
 

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Hallo,

der Abstand des Griffbretts des Diskant-Manuals vom Körper des Spielers aufgrund des größeren Raums von Declassement verschlechtert logischerweise die haptische Erreichbarkeit der Registerschalter oberhalb des Diskants. Scandalli löst es auf originelle Weise (wie die meisten Franzosen): Die Schalter befinden sich auf der Unterseite des Griffbretts in Richtung des Spielers:
Scandalli 1.jpg Scandalli 3.jpg Scandalli 4.jpg Scandalli 2.jpg Scandalli 5.jpg Scandalli 6.jpg
Ich möchte unserer Knopfakkordeonspieler fragen: Was haltet Sie von einer solchen Lösung? Würde es zu Ihnen passen? Ist es komfortabel? Vielleicht frage ich blöd, weil ich nur Tasten spiele und keine Knöpfe.

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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Schönes Instrument hast Du da ausgegraben :)

Ich habe selber noch nie mit solchen Register gespielt, weiss aber, dass zB. bei der Record Novastar und auch anderen Instrumenten die Anordnung der Registerschalter am Griffbrett gang und gäbe war - keine Ahnung, ob das immer noch so gebaut wird. Guckst Du zB. hier: https://www.ricardo.ch/de/a/akkordeon-schweizer-record-novastar-5-choerig-1204388154/
Ich habe aber auch schon Instrumente gesehen und spielen gehört, bei denen die Registerschalter wie bei der Scandalli hinter dem Griffbrett angeordnet sind.

Bisher habe ich keine Reklamationen vernommen, dass die Register weniger gut zu benützen wären. Das scheint mir eher eine Gewohnheitssache zu sein.
 
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Ein so konstruiertes Instrument habe ich letztes Jahr gesehen und habe es sogar ausprobieren dürfen! :juhuu:
Die Registerschalter waren jedoch weiter auseinander, und es hatte weniger davon.
Mir scheint, sie seien hier allerdings allzu nahe beieinander, finde ich unpraktisch.

Auch meine erste diatonische Handharmonika hatte diese Schalter, allerdings nur 2 Stück.

Wegen der "Ausbuchtung" nach hinten: die hat meine Pigini auch, nur ist dort das Cassotto für 2 Chöre drin, und ich habe Kinnregister. Ich bin froh darum, da ich vom Diskant auch praktisch nichts sehe.
 
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DSCN0002.JPG

Das Griffbrett der Crucianelli Brevis steht gegen über der Artiste XN etwas u. gegenüber der IV D deutlich raus.
Hier ausgerichtet nach der Gehäuserückseite.
Haptisch ist das kein Nachteil, eher angenehm und mit 5 Schiebern auf der Rückseite noch überschaubar.
 
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