Recht nett die kurze Zusammenstellung der verschiedenen Herstelleraussagen!
Wobei man hier schon bei einigen Herstellern recht nett sieht, was die Werbetexter so alles angeben, wie die Sache mit dem schwedischen Uddeholm Band.
Was man hier auf jeden Fall sehen kann, ist, dass die Hersteller unterschiedlich vorgehen. Sowohl was die Verfahren als auch die Arbeitsgänge angeht. Was auf jeden Fall erkennbar ist, ist, dass für die Handarbeitsplatte doch stets deutlich mehr an Aufwand noch reingesteckt wird, wie für die Typo a mano. Wobei bei der Beschreibung der Texte nie so eindeutig rauskommt, wann der Aufwand betrieben wird. Und die Hersteller gehen dabei auch noch unterschiedlich vor.
Somit kann man auch kaum eindeutige Erkennungskriterien für "A Mano" und "Typo a mano" Stimmplatten festlegen.
Dass Harmonikas die Platten für die a mano Stimmplatten alle einzeln erodiert erstaunt mich sehr - das würde ich gerne mal in echt sehen wollen. So oft ich nämlich bisher beim erodieren zugesehen habe, war das jedesmal alles andere als ein schnelles Verfahren - für genaue Fertigung nicht schlecht, aber eben langsam. Dieses Verfahren in der Serienfertigung anzutreffen, würde mich doch sehr erstaunen, zumal es hier ja um deutlich mehr als nur kurz ein kleines Loch rein erodieren geht. Eher wahrscheinlich halte ich, dass die Platten nur über erosive Verfahren nachkalibriert werden - das würde in meinen Augen mehr Sinn machen. Na vielleicht kann man die Fertigung ja besichtigen, dann würde ich mich , wenn ich mal in der Gegend bin dafür mit anmelden, dann wissen wir es genauer!
Ob nun die Aluminiumhärte 120 oder 160 HV beträgt das ist kein so großer Unterschied der sich in der Praxis bemerkbar machen wird - in die Gruppe der harten Aluminiumlegierungen gehören die allemal schon. Das schätze ich, kommt eher beläufig bei der Auswahl des Materials raus. Für die Anwendung selber dürften eher andere Kriterien wichtig sein, wie - Eloxierbarkeit, Korrosionsanfälligkeit, Verzugsfreiheit über die Dauer, gute Verarbeitungsfähigkeit usw. Und da hat vermutlich jeder Hersteller rumexperimentiert und dann seinen Materialfaforiten ausgewählt. und weil es sich eben gut macht, nennt man eben die Vickershärte des Plattenaluminiums.
Ineressanter finde ich hier schon die Angabe über die Festigkeit des Federstahls, denn mit der Angabe kann man schon mal definitiv sagen, dass der Stahl nicht im obersten Festigkeitsbereich, sondern im guten Mittelfeld liegt - was überhaupt nicht schlecht sein muß, denn es gilt immer noch der Grundsatz. Je extremer der Wert, desto extremer die Reaktion!
In diesem Zusammenhang kann eventuell auch die Aussage mit den "gebläuten" seitlichen Zungenkanten betrachtet werden. Denn, wie ich an anderer Stelle schon mal beschrieben habe, ist es durchaus nicht so, dass gehärteter Stahl immer in seiner Form bleibt, nachdem er bearbeitet wurde. Und um diesen Effekt abzumildern wird gehärteter Stahl in der Technik oft nach dem Härten (und vorbearbeiten) nochmals auf Temperaturen so um die 220 bis 350 Grad erhitzt, um ihm dieses sprunghafte Verhalten auszutreiben (bitte nicht verwechseln mit dem spannungsfreiglühen!). hierbei verliert der Stahl minimal an Festigkeit, wird dabei aber viel homogener, gleichmäßiger vom inneren Spannungsgefüge und in Folge formstabiler.
Das ist nun aber ein Effekt, den man ganz gerne bei den Stimmzungen so hat, denn die sollen ja nach dem Stimmen möglichst lange die Stimmung behalten. Da es aber ein Mehraufwand ist, lässt man dies eben nur den besten Sätzen angedeien.
Aber wie man mit dem Stimmzungenstahl umgeht, da hat jeder Hersteller seinen eigene Technologie entwickelt (hängt auch damit zusammmen, von wem man den Stahl bezieht). Und somit muß es gar nichts heißen, wenn dies andere Hersteller so nicht machen - die haben eben andere Methoden entwickelt, wie man die Eigenheiten des Material in den Griff bekommt.
Ob man die nun von Hand nietet oder von der Maschine nietet, da bin ich nach wie vor der Meinung, dass dies nicht unbedingt ein Gütekriterium ist. Denn man kann auch maschinell sehr präzise, genau und mit sehr hoher Qualität nieten. Nur, solange es einfach günstiger ist, 10 Hausfrauen hinzusetzen, die von Hand die Nieten festklopfen, als eine doch recht teure, präzise Nietmaschine anzuschaffen, dann wird weiterhin von Hand geklopft, mit pyramidenförmigen, pilzförmigen oder auch flachen , 5-, 6- oder sonstwieviel eckigen Nietköpfen.
Insgesamt sieht man hier aber, dass das Feld der Stimmzungenherstellung ein weites uneinheitliches Feld darstellt, in dem jeder seine eigenen Mehtoden entwickelt hat. Und das finde ich absolut in Ordnung.
Dass es hier keine DIN oder ISO oder sowas dafür gibt, finde ich gut, denn die würde im Endeffekt keinerlei Aussagekraft besitzen. Denn diese Normen sind ja dafür geschaffen, um universelle Austauschbarkeit zu erreichen, weswegen die festgeschriebenen Anforderungen so gehalten werden, dass auch die meisten Hersteller damit klarkommen (sonst bräuchte ich die Norm gleich gar nicht). Im Falle unserer Stimmplaten würde dies nämlich nur dazuführen, dass ruckzuck die meisten damit werben, dass sie die "DIN bei weitem übertreffen" (z.B. im Fahrradsektor oftmals zu lesen) Und dann wissen wir wieder nichts genaues!
Jedenfalls ich kann ganz gut damit leben, denn die Unterschiede hängen in der Praxis auch sehr stark vom Können des Akkordeonmeisters ab, der das Instrument reinstimmt und abgleicht. Denn erst wenn der wirklich gut gearbeitet hat, kann man die Feinheiten der Stimmplatten genießen. Mit den besten Stimmplatten kann man noch die letzten Feinheiten rausholen, aber ein schlechter Stimmer kann einem den besten Stimmplattensatz beliebig verhunzen!
in diesem Sinne: Gruß, maxito