Unterer Bereich der Kopfstimme zu falsettlastig

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Physix
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Hallo an alle Sänger

Ich bin 16 Jahre alt, männlich, Tenor und habe folgendes Problem: Im unteren Bereich der Kopfstimme, eigentlich ab dem ersten Übergangsbereich, klingt meine Stimme oft sehr "scharf"/"spitz", was auf ein zu schwaches Brustregister hinweist und dementsprechendes Übergewicht des Flasetts. Meine Frage ist nun die folgende: Ich habe bisher beim Durchstöbern diverser einschlägiger Seiten keine besonders effektive Übung zum gezielten Training des Brustregisters gefunden und frage euch: Wie trainiert ihr euer Brustregister bzw. gibt es jemanden, der ein ähnliches Stimmproblem hat oder hatte und wie hat derjenigenege es gelöst?
 
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Ich bin mir nicht sicher, wie du die Registerbezeichnungen nutzt. Generell wäre es nützlich, wenn du ein Hörbeispiel hochladen könntest, das das Problem aufzeigt. Es ist nie ganz einfach, aus einer rein schriftlichen Erklärung wirklich richtig zu deuten, wenn es um Gesang geht.

Es klingt aber im Moment nach einem Registerübergangsproblem bzw. einem frühen Wechsel in die Randstimme. Im Zweifelsfall sind die klassischen Ansatzpunkte: Stimmsitz, Atem, Resonanznutzung.


Ein paar Fragen:

Wo liegt dein "erster Übergangsbereich"?

Wo liegt der zweite?

Woher stammt die Diagnose des zu schwachen Brustregisters?
 
Zuerst einmal folgendes: Ich benutze die Registerbezeichnungen so, wie Cornelius L. Reid sie in seinem Buch "Funktionale Stimmentwicklung - Zweck und Bewegungsablauf von Stimmübungen" darstellt.

In unserem Jahrhundert stimmen die Wissenschaftler darin überein, dass das Brustregister allein das Spannungsergebnis des inneren Kehlkopfmuskels (M. vocalis) ohne Gegenwirkung des äußeren Kehlkopfmuskels (M. vocalis) ist, während das Falsett das Spannungsergebnis des äußeren Kehlkopfmuskels (M. cricothyreoideus) ohne Mitwirkung des inneren Kehlkopfmuskels (M. vocalis) ist.
(S.16)

Des Weiteren:

Kopfstimme bedeutet die Koordination beider Registermechanismen, des Brustregisters und des Falsetts, bei der die Spannung des Falsetts überwiegt.
(S.26)

Ich meinte mit erstem Übergangsbereich den Eintritt in die Kopfstimme, wenn man von der Bruststimme ausgehend nach oben geht, also die beginnende Koordination mit dem Falsett. Dementsprechend hast du natürlich damit, dass es ein Registerübergangsproblem ist, Recht. Dazu ist zu bemerken, dass in diesem Bereich bei mir kaum merkliche Brustresonanz zu spüren ist, die Kopfresonanz ist aber wesentlich deutlicher merklich. Das gesamte Prinzip der funktionalen Stimmentwicklung beruht doch letztendlich darauf, dass eines der beiden Muskelsysteme (Arytaenoid- und Cricothyreoid-Muskelsysteme), die für das Hervorbringen eines bestimmten Registermechanismus zuständig sind, zu schwach gegenüber dem anderen ist und deshalb verstärkt getrennt trainiert weden muss. Damit ergibt sich, wenn vom Gefühl her und vom Klangerlebnis das Falsett zu sehr überwiegt (du nennst es eben Randstimme), dass ich das Arytaenoid-System dadurch trainieren muss, dass ich das Brustregister verstärke. Es ist nämlich so, dass ich reines Falsett relativ gut singen kann, aber in der Kopfstimme scheinbar die Gegenwirkung des Arytaenoid-Muskelsystems so schwach ist, dass der Falsettcharakter zu stark hervortritt; noch weniger kann ich das kontrollieren.

Die Frage sollte nun herausstellen, ob es gerade für dieses Problem eine entsprechende gut geeignete Übung gibt.

PS: Tonaufnahme ist leider gerade nicht möglich, da ich mich gestern mit einer Kehlkopfentzündung (bakteriell) im Zuge einer Erkältung angesteckt habe.



Nebenbei, aber hierfür eigentlich unwichtig:

Der zweite Bruch (der Bereich e''-f'') resultiert aus der Unausgewogenheit innerhalb des Tonbereichs des ersten Bruchs, der eine Oktave tiefer angesiedelt ist. (...) Der zweite Bruch kann dadurch erklärt werden, dass auch bei einer idealen Technik die Abmessungen der Stimmlippen zwichen kurz und dick für den tieferen Tonbereich, etwas länger für die mittlere Tonlage und zunehmend kürzer und dünner für die höheren Tonbereiche variieren. Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses höheren Tonbereiches weist auf den zweiten Bruch hin, der dadurch auftritt, dass die Stimmlippen in einem zu dicken Zustand geschlossen werden, was einen eleganten Lagenübergang unmöglich macht.
(S.35)
 
Ich gebe Dir den Tipp weniger zu lesen und mehr zu singen - dann klappt's auch mit dem Übergang :great:
 
Ich sage mal die Tage was dazu, jetzt habe ich leider keine Zeit. Aber schön, dass ich hier einen "Verbündeten" schon mal habe bezüglich Reid.

In den anderen Büchern von Reid steht zu deiner Frage auch was direkt drin.
 
Cörnel, übernehmen Sie! :D


Ich fand Reids Registertheorie immer etwas schwer nachzuvollziehen, zumindest anhand der Beschreibung im Buch. Die Rolle des Falsetts kann ich nicht so recht einsortieren.


Wenn mich nicht alles täuscht, dann verwendet Reid den Begriff "Kopfstimme" in der Tradition der Klassik - also als oberen Teil der Vollstimme. Das wäre dann der Mix. Oder meint er es anders?


@ Physix: Ein fehlendes oder schwach ausgeprägtes Brustregister ist bei Männern eher selten. Aber so kannst du es schonmal nicht hochziehen. :D Versuch mal folgende Übung:

Beginnend in einer mittleren, bequemen Lage singst immer von der großen Terz zum Grundton zweimal hin und her (also beispielsweise die Tonfolge e - c - e - c) auf die Silben la na. Stell dir dabei vor, wie der Klang aus dem Kopf in die Brust "fällt". Chromatisch tiefer gehen, solange es bequem bleibt. Nimm dabei ruhig deine Hand auf die Brustmitte und spüre der Vibration nach. Du solltest ziemlich mittig, etwas über der Höhe der Nippel fündig werden. Stell dir vor, dass die Vibration von dort aus deinen ganzen Torso erfasst, bis tief in den Bauchraum. Vielleicht hilft das ja ein wenig. :)

Streng genommen gibt es keine Brustresonanz, aber eben Vibrationen und die können hilfreich sein in der Tiefe. :)
 

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