Immer wieder fängt man an sich den Umständen anzupassen
Das wird Dir auch mit IEM nicht erspart bleiben. Ok, _Dein_ Monitor(-dreck) fällt für die restliche Band weg, die Bühnenakustik ändert sich aber trotzdem gravierend mit der Location. Insbesondere bei akustischen Drums und Gitarren kann das ziemlich nerven.
Was ich besonders ärgerlich finde, ist, dass man ewig lang nen Soundcheck macht und oft haben die Einstellungen beim Konzert dann wenig damit zu tun, was während des Soundchecks eingestellt wurde.
Das ist aber kein Problem des Monitorings an sich, sondern eher dem Umstand geschuldet, dass eine leere Location einfach anders klingt als eine volle. Und oft leider auch dem, dass die geschätzten Mitmusiker im Eifer des Gefechts dann doch einfach mehr Gas geben.
Ein weiterer kritischer Punkt: Nicht immer erwischt man zum Soundcheck einen für das komplette Programm repräsentativen Song. Ich lasse grundsätzlich erstmal eine ruhigere Nummer anspielen, um die generellen Tendenzen abschätzen zu können. Dazu kommt aber auch mindest eine der lautesten Nummern im Programm, um festzustellen ob auch dann noch alles in Ordnung ist.
Ein Mindestmaß an Disziplin und eine auch im lauten Fall an sich noch gut klingende Band (schon nur aus der Backline!), machen das (Monitor-)Leben einfacher.
Da find ich es leichter/sicherer, wenn ich vom Mischer die FOH Summe abgreife und meine Gitarre (evtl. zusätzlich noch ein Atmo.Mic) individuell dazumische und mich vom Matsch auf der Bühne abschotte. Das ist meiner Meinung nach schneller getan und führt zu einer höheren Zufriedenheit.
Wenn Du von Matsch auf der Bühne schreibst, möchte ich mal davon ausgehen, dass da seitens der Band noch deutliches Optimierungspotenzial besteht.
Neulich hatte ich wieder eine Kapelle, die etwa 45 Minuten soundchecken musste, um das halbwegs erträglich hin zu kriegen. Danach war es auf der Bühne immernoch chaotisch und laut, in der Front musste ich gegen diesen Müll anmischen.
Dann kam der Support auf die Bühne (9 Mann inkl. Gebläse), kurzer Line-Check mangels Zeit (die war ja für den Headliner draufgegangen) und abfahren. Monitor auf Handzeichen während der ersten Nummer und trotz relativ hohem Bühnenpegel ein sauberer, angenehmer Mix. Keine Klagen über Monitoring, alles toll.
Kurz zu den 4 Punkten:
- Bühnenpegel zu hoch: Auf kleinen Bühnen meiner Meinung nach schon, einige Mischer haben aber angeblich zu wenig Mic-Signal von den Amps, weshalb wir nicht leiser "dürfen".
Nicht ganz unberechtigt. Wenn die Amps _zu_ leise sind, bekommt man eben haufenweise Dreck (vor allem von den Drums) über die Mikros auf die Front. Auch eher kontraproduktiv.
Da solltet Ihr auf jeden Fall mal schauen, dass Ihr allein aus der Backline einen anständigen Bühnensound gezaubert bekommt. Mit der Aufstellung experimentieren, an Arrangements feilen, so dass sich zwei Instrumente im gleichen Frequenzbereich funktional nicht in die Quere kommen.
Ich kenne durchaus Bands, die brachial laute Bühnen fahren, dabei aber dermaßen aufgeräumt klingen, dass es eine wahre Freude ist, für die zu arbeiten. U.a. eben eine Frage des Arrangements.
Generell finde ich es schwieriger, einen _guten_ und zufriedenstellenden IEM-Mix zu schrauben, als selbst in miesen Locations FoH zu mischen. Das Problem ist praktisch das gleiche wie bei konventionellem Monitoring, nur verschärft:
Funktional _und_ schön geht in den allermeisten Fällen nicht oder nur mit massivem Aufwand (eigener Monitormann, Atmo-Mikros, bestmögliche Hörer, alle Musiker mit IEM...).
Hinzu kommt:
- Wenn nicht alle IEM haben, ist die Bühne immernoch dreckig von (schlechtem) Monitorsound
- Viele Musiker verlieren mit IEM die Kontrolle über ihre Dynamik im Bandgefüge. Entweder haben sie sich selbst brüllend laut im Ohr und hören nicht mehr ob/dass jemand anders im gleichen funktionalen Bereich unterwegs ist oder ein Solo spielt. Darunter leidet leider auch oft das Timing.
Alternativ ist der Gesamtmix so laut, dass eh keine Differenzierung mehr möglich ist. Damit spielt man dann ständig mit Vollgas, weil man den Eindruck hat, im Mix unterzugehen. Zusätzlich geht dabei gerne mal die Intonation drauf (gerade bei Gitarristen und Sängern kritisch).
- Egal wie groß die Hütte/Bühne ist: Du mußt bei IEM fast zwingend _alles_ mikrofonieren. D.h. selbst wenn Du die Signale eigentlich nicht brauchst, weil die Becken im Raum eh schon viel zu laut sind: Im IEM brauchst Du sie. Zumindest die HiHat wird diesbezüglich oft unterschätzt.
Nach meinen Erfahrungen mit einigen von mir betreuten Bands und IEM ist ein Saalmix als Grundlage eine brauchbare Basis für den IEM-Mix. Mehr nicht. Eventuell sind die Overheads vorne garnicht an, dafür ist der Gesang im Mix sacklaut, weil er eben gegen die Bühne ankommen muß, Effekte treten im Ohrhörer stärker hervor als über die PA, etc.
Will man das gut und befriedigend machen, braucht man eigentlich fast zwingend ein eigenes Monitorpult...
Bei kleineren Bühnen wollen viele Mischer, dass die Gitarrenamps von links und rechts zur Mitte der Bühne zeigen, damit von den Amps nichts ins Publikum einstreut. Nachvollziehbar auf jeden Fall, aber nicht dienlich für guten Bühnensound.
Das sehe ich anders - und zwar nicht nur auf kleinen Bühnen. In meinen Augen (besser Ohren) ist es immer erstrebenswert, bereits aus der Backline einen durchsichtigen und funktionalen Bühnensound zu fabrizieren, bei dem bereits ohne Monitor jeder das von sich und den anderen mitbekommt, was er zum Funktionieren in der Band braucht.
D.h. man stellt den Bassisten auf Seite der HiHat neben den Trommler (Timing!), dreht den Bassamp so, dass die Rythmusgruppe davon etwas mitbekommt (also Trommler, Bassist und zumindest ein Gitarrist). Außerdem stellt man den Amp so ein, dass er vielleicht nicht unbedingt tollstens klingt, sich aber ohne nervig zu werden durchsetzt und etwa gleich laut ist wie die akustische Bassdrum bzw. Snare.
Die Gitarrenamps stellt man dann so hin, dass man vor allem erstmal mitbekommt, was man da spielt ohne den/die Sänger wegzubrüllen. Auch sollten Trommler und Bassist (und auch der zweite Gitarrist) davon genügend mitbekommen.
U.u. kommt man auf kleinen Bühnen nicht umhin, seinen Amp auf die gegenüberliegende Bühnenseite zu stellen, wenn man sich ansonsten damit die Kniekehlen beschallen würde...
Wenn das so weit ist, kommen die Tasten dazu (per Monitor). Da muß jeder klare Ansagen machen können, wieviel er davon (und von Gesang, A-Gitarren etc.) braucht, um zu funktionieren.
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Monitormix schlecht: Oft ist er gut, oft schlecht. Im StageRider haben wir für jeden einzelnen Monitor Preferrenzen notiert. Halt "In order of importance". Vielleicht sollten wir es nochmal auf deutsch danebenschreiben und all unsere Probleme sind gelöst
Ihr müsst vor allem genau wissen, was Ihr zum Funktionieren wirklich braucht. Als Sänger brauche ich z.B. eine Ahnung, was der Keyboarder macht, weil von dort teilweise meine Einsätze kommen. Trotzdem brauche ich die Tasten nicht brüllend laut und brilliant im Monitor, sondern lediglich eine (klare) Idee, was da grade passiert.
Ich halte es halt insgesamt für besser, wenn ich meinen Mix selbst in der Hand habe. Wenn ich dann mit dem Monitorsound unzufrieden bin, bin ich selbst schuld. Ich erhoffe mir halt, dass ich durch InEar insgesamt nen konstanteren / reproduzierbareren Bühnensound bekomme und das einzige worauf ich angewiesen bin die FOH Summe ist. Den Rest regel ich dann selbst.
Wenn Du mischen kannst und willst - ok. Immerhin darfst Du dann niemanden blöde von der Seite anmachen, weil Dein Monitor (mal wieder) mies war. Ich weigere mich mittlerweile, in der eigenen Band den Mix für unsere IEMler (mit) zu machen. Gibt eh nur Gezeter weil es zumindest einer Sängerin vollkommen an Beurteilungsvermögen für einen funktionalen Monitormix fehlt. Da werden dann Bassdrum und Snare voll reingeschoben und sich nachher darüber beschwert, dass die Vocals pumpen (weil der Limiter am Beltpack dauerhaft runterregelt...).
Was die Konstanz angeht: Du wirst leider wie alle anderen die das bisher probiert haben feststellen, dass der Saalsound eben alles andere als konstant ist. Andere Location, andere PA, anderes Pult, anderer Tonmann, andere Mikrofone und schon sieht die Welt ganz anders aus. Und obwohl Du beim großen Open Air letzte Woche einen phantastischen Monitorsound hattest, will das heute im kleinen Club alles so garnicht klingen...
[Ups... ganz schön lang geworden... Sorry]
Same here. Wenn es der Sache dient, sehe ich dabei aber kein Problem. Ich kann schnell lesen und schreiben