Ungewollte Songs einsingen

Tsala
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Hallo Forum :),

Ich stehe gerade vor einer interessanten Herausforderung. Ich soll einen Schlager mit verändertem Text für eine Hochzeit einsingen.
Der Schlager ist aber leider Sauschlecht (Fliegerlied von Tim Toupet) und der Text den ich drauf Singen soll ist auch nur mäßig lustig gedichtet.
Ich habe das ganze nun Grob eingesungen, jedoch hört man ziemlich deutlich in meinem Stimmklang was ich von dem Lied halte. Bisherige Versuche mir die Miotivation auf dieses lied ins Gescht zu Prügeln schlugen nach 2 Takten Text wieder fehl und meine Ohren leiden unter der unglaublichen Monotonie des Rhytmus... Hinzu kommt auserdem auch ein seltsamer Drang mich zu betrinken :confused:.

Kennt jemand zufälligerweise einen Trick (und verrät mir den auch ;)) wie ich meine Abneigung gegen dererlei Musik mal für ne Stunde abgestellt bekomme? Ich habe mich irgendwie festgefahren.

Nächstesmal Frage ich was das für Musik ist bevor ich einfach so zustimme :(


Danke und Cheers,

Felix
 
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haha, vielleicht hiflt tatsächlich betrinken :D meist singt man dabei die schlimmsten Lieder mit und findet's in dem Moment auch noch toll.. würde dein Problem also lösen :great:
 
Hi Tsala,

na ja - es gibt mehrere mögliche Motive, an denen Du Dich aufrichten und etwas sehr ordentliches bis richtig gutes abgeben kannst:
1) Du nimmst Dich bei Deiner eigenen Ehre: Du hast den Auftrag angenommen - also machst Du ihn auch ordentlich. Dabei ist es völlig unwichtig wie Du persönlich zu dem song stehst.
2) Du willst Dir beweisen, dass Du - auf Deusch gesagt - "aus Schei**e Gold" machen kannst. Und das kannst Du. Das kannst Du sogar gut.
3) Du konzentrierst Dich auf Deinen part. Text und Melodie ist nicht von Dir und es ist nicht an Dir, das zu bewerten. Dein part ist das Einsiingen - und das kannst Du und das machst Du.
4) Dir fängt es an, auf den Keks zu gehen, dass Dich die Gedanken und der Widerwille, diesen song einzusingen, daran hindern, was wirklich sinnvolles zu machen und Dich auf Freudigeres zu stürzen. Also gibt es nur zwei Wege: entweder Du trittst von Deinem Auftrag zurück oder Du machst ihn. Wenn Du Dich entschlossen hast, ihn zu machen - dann mach ihn so, wie es am Sinnvolllsten ist: gut, schnell, effektiv.
5) Stell Dir vor, dass alle auf den song völlig abfahren. Lauter lachende Gesichter. Lauter selige Leute. Lauter gute Laune. Versetz Dich in diese Stimmung - und dann sing dieses verdammte Stück Musik. In einem Take. Heute noch. In einer halben Stunde. Das schaffst Du. Also mach es auch.

x-Riff
 
ich bin ja in einem Alter, wo man manchmal nicht umhin kommt 75./80./90. Geburtstage/etc. zu besuchen - ich habe jetzt schon zweimal einen solchen Liedvortrag gehört, der war super gut angelegt und kam auch so rüber.

Und zwar in totaler Ironie, quasi als Parodie von dem, was die ursprünglichen Texter vorhatten - die waren zwar beleidigt hinterher, aber die Zuhören lagen vor Lachen fast am Boden.
Sprich da wurde der Schwachsinn am Nasenring vorgeführt - ...und die Musiker hatten sichtlich Spaß dabei. Ist halt die Frage, ob das bei einer Aufnahme auch so rüber zu bringen ist, aber zumindest entlastet das dich in deiner Stimmung.
 
William Basie hat recht.

Versuch die Distanz mit Parodie, Übertreibung und Pathos zu schließen. Dann kann das Spaß machen. Zieh dir evtl was kitschig-schlagermäßiges (Stoff-Schlaghose, Pollunder, Perücke) an und schlüpf in einer andere Rolle. Wenn dir das gelingt, kann es sogar richtig Spaß machen. Ich habe auf diese Art und Weise eine Zeit lang richtig gutes Geld verdient.

...
 
Ich würde dir auch dazu raten, das ganze zu parodieren, aber anders als WilliamBasie vor allem in der Vorbereitungsphase. Mach den schmierigsten Schlager- oder den fremdschämigsten Aprésskisänger mal total überzogen nach, in Gestik, Mimik, Gesangsstilistik.

Das hilt erstens deine Abneigung ein wenig abzuschütteln, weil du es ins Lustige verkehrst und du findest Zugang der Art von Gesangsstil, die so ein Lied erfordert. Und danach kannst du das nutzen, um daraus ne anständige, passende Version zu machen.

Öffentlich parodieren finde ich hingegen nicht so klasse, zumindest nicht, wenn das gegen die eigentliche Absicht derer schießt, für die du das machst. Es sei denn, die finden die Idee selbst super lustig, dann kannste damit natürlich einen Kracher landen, aber nur, wenn es abgesprochen und im gegenseitigen Einvernehmen ist. Dass am Ende, wie in Wills Beispiel, jemand beleidigt ist, muss nicht sein. Wie x-Riff sagte: du hast gesagt, du machst es, dann heißt es jetzt, sich zusammennehmen und das auch angemessen durchziehen.

Da ich in einer Coverband singe, sehe ich mich oft genug Material gegenüber, das ich eigentlich scheiße finde. Aber dann gehe ich das gerade erst recht an, da das Endergebnis stimmen soll. Oft genug ist man als Sänger eben Dienstleister und da bringt es einen nicht weiter, pikiert die Nase zu rümpfen. :D


EDIT: Ah, jetzt bin ich schon der dritte, der mit der Parodie ankommt. ;)
 
Noch einen Nachschlag, auch auf den ganz richtigen Einwand von OliveFoxx:

Die beste Parodie ist oft die Realsatire. Das funktioniert beim Schlager besonders gut. Das heisst: du musst die Performance eigentlich nicht übertreiben oder ins Alberne ziehen. Es reicht, wenn Du ihn mit der gleichen überzeugten Attitüde vorträgst, wie ein echter Schlagersänger.

Schau dir doch mal das Video an - die Gestik allein zu übernehmen recht im Prinzip aus.

http://www.youtube.com/watch?v=R-_xXfjB3AM

Aber du hast recht: das Lied ist sch...e - sogar für einen Schlager. Immer wieder traurig, was Hochzeitsgäste ihren Freunden an deren "schönstem Tag im Leben" so zumuten.

...

...
 
...Dass am Ende, wie in Wills Beispiel, jemand beleidigt ist, muss nicht sein ...
Beleidigt war da jetzt vielleicht auch ein etwas zu harter Ausdruck - aber sichtlich wohlgefühlt haben sich die Texter nicht, zumal sie hinterher auch den einen oder anderen Gag dazu "ertragen" mußten.

Das heilsame daran, zuminst die werden keine solchen Texte mehr schreiben...!:D
 
wow, 8 gute Antworten in einer Stunde :great: Ich bin Begeistert!

Das schlimme ist dass es mir schon die Tränen in die Augen treibt wenn ich nur das Intro vom Orginal sehe/höhre.

Ich werde versuchen alle Tricks gleichzeitig anzuwenden.
Ganz nach der Manier: "Wenn du etwas nicht ertragen kannst, dann musst du es selbst werden." Werd ich mal versuchen mich als Schlagersänger zu Schauspielern (Guter Trick @Antipasti ;) ), ordentlich mit Ironie übertreiben und dann aus der Scheisse Gold machen und den ernst rausnehme.

Sollte das nicht Helfen kann ich mich ja immer noch betrinken und dann das ganze noch einmal von :D

Mir ist gestern Abend noch aufgefallen dass es besser wird, wenn ich bewusst auf das was ich über Darstellung des Textes im Gesang gelernt habe verzichte. Also die Worte einzeln und überartikuliert auf den monotonen Rhytmus einspreche...

Wer weiss.. wenn es doch noch was wird stell ich es vllt. noch Online, dann könnt Ihr mitleiden ;)

Danke und Grüße,

Tsala
 
Viel Erfolg und maximalen Spaß dabei !

x-Riff
 
Vielleicht hilft es Dir ja auch, Dir vor Augen zu halten, dass die Leute, die so Songs hören, einen Haufen Spass dabei haben. Wo wird das denn gespielt? In Bierzelten, auf Feten, bei Parties also. Jeder kann mitgröhlen, das fördert das Gemeinschaftsgefühl, die Melodie ist anspruchslos, das reitest doch auf der linken A..backe ab, oder? ;)
Ich hab übrigens mal eine Aufführung gesehen, da wurden die Glocken von Rom gesungen. Originaltext. Am meisten bewundert hab ich die Sängerin - die war als Nonne verkleidet, alles rundrum war vor Lachen schon fast am Boden gelegen und sie hat das echt so rübergebracht, als wär sie innnig gerührt (von den drei "Glocken" im Hintergrund reden wir jetzt mal nicht :D:D)
 
Respekt !! Ich könnte es nicht.
Nichts gegen Schlager - es gibt da ganz entzückende, die ich auch schon live gesungen habe, sehr gern sogar. Aber etwas singen, das mir innerlich völlig widerstrebt - das kann ich nicht.
 
Die einzigen Tipps, die ich dazu geben kann, sind a) sei Profi und sieh' es einfach als Job - und b) überleg' Dir das nächste Mal Deine Antwort etwas besser, wenn Dich jemand um so etwas bittet, aber darauf bist Du wahrscheinlich auch schon selbst gekommen ;)

Mir geht es da ähnlich wie Bell*, ich hab' zwar auch schon Sachen gesungen, mit denen ich mich nicht unbedingt brüsten würde - aber wenn jemand mit Hansi Hinterdingens oder ähnlichen Verbrechen an der Menschheit ankäme, ersäufte ich ihn in seinem eigenen Blute...
 
Da mußte ich auch schon durch. ^^

Aber egal. Als Sänger sollte man eh ein guter Schauspieler sein. Spiel einfach nen Typ, der sowas mit Leib und Seele gern singt. Das ist auch nicht unbedingt schlecht für deinen normalen Gesang. Naja, bei Blackmetal isses vielleicht nicht so wichtig. Aber mich haben die paar schauspielerischen Fähigkeiten, die ich habe, schon vor Buhrufen bewahrt. ^^
 
Ich bin schon einmal ein ganzes Stück weiter:
Ich habe das Lied einfach mal mit den Verbrechern im Chor gesungen. Wenn man sieht wie schwer sich die Ersteller des Stückes schon tun das überzeugend Rüberzubringen bin ich ja ein schon ganzes Stück weiter ;)

Nun habe ich meine erste Vocal-Coach Stunde an einem nahezu uninteressierten Publikum hinter mir der Song fing an Spass zu machen. Wenn man die Hintergründe kennt und sich andere genauso zum Affen machen ist es halb so schlimm :D
 

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