Also ich glaube, wir haben im Bezug auf Text - Musikverhältnis ganz verschiedene Ansichten. Ich meine, dass auch wenn ich ein Gedicht vertone, immer noch die Musik im Vordergrund steht. Klar sollte sie zum Text passen, aber die Musik sollte dennoch primär interessant für des Hörers Ohr sein, auch wenn sie mit dem Text bricht. Ich persönlich mag die Gedichtvertonungen von Schubert nicht, da er eben viel mehr das macht was du gern / ihr ^^ hätten und so entsteht ein "Dudeleffekt" (Genau das was mir nicht gefällt, weshalb ich es meiden will).
Speziel im Bezug auf Lorelei - Bekanntlich gibt es ja keine "richtige" Interpretation eines Gedichts. Ich persönlich "empfinde" es in drei Abschnitten:
1. "Ich weiß nicht, [...], Abendsonnenschein" - Das ist für mich eben diese ruhige romantische Stimmung, wie sie, wie ich finde ganz gut rüberkommt im Lied
2. "Die schönste Jungfrau sitzet [...]Gewalt'ge Melodei" - Wie es scheint, sehen hier viele keine Änderung der "Stimmungskurve". Ich persönlich schon, denn die "Lorelei" ist ja die "euphorische" Personifikation des Übels (des Loreleifelsens an dem die Wellen branden und Schiffe unergehen), durch die Frauengestallt auch entsprechend mystisch. Deshalb find ich den Bruch hier doch sinnvoll und den Beginn eines neuen Themas, was sowohl etwas "heller" wegen der "schönen Jungfrau" zum anderen aber auch "fließender/mystischer" klingt. Viele fühlen sich scheinbar durch den Einsatz des Schlagzeugs gestört, ich finde es jedoch an dieser Stelle mit so nem "gemütlichen" Beat ganz angehm (bzw. ohne Schlagzeug etwas langweilig).
3. "Den Schiffer [..] Die Loreley getan" - Ist halt der letzte Abschnitt, in dem halt die "böse" Lorelei den armen Schiffer niederstreckt.. Da kommt halt ein etwas "dunkleres" Thema zum Einsatz... was meinem persönlichen Geschmack ganz gut zusagt.
Dass vielleicht euch die Musik in dem Lied an sich nicht gefallt, ist möglichweise der ehr ausschlaggebende Grund, aber nun gut, man kann's ja mit einem Lied nicht allen recht machen .
Für die, die den Begräbnis Text nicht verstanden haben:
Es ist 1938 enstanden, als die Nazis in Österreich einmaschiert sind. Der Dichter (Erich Fried) selber war Jude, weshalb sein Vater von der SS ermordet wurde. Das verarbeitet er mit diesem Gedicht.
so bitte ;o