Der Text selber ist - vielleicht bis auf die Konklusion, dass es die Arbeitereinheitsfront richten wird - nicht so falsch...
Was war zum Zeitpunkt der Enstehung des Liedes (1934/35)
falsch an der Aufforderung an die heillos zerstrittenen Sozialisten und Kommunisten, sich über ideologische Unterschiede hinweg angesichts der Bedrohung durch den Nationalsozialismus zur "Einheitsfront" (nämlich als geschlossene Front gegen die Nazis) zusammenzuraufen?
Dass die DDR nach der Zwangsvereinigung von SPD und SED "Einheitsfront" mit "Einheitspartei" gleichgesetzt hat, dürfte kaum der Intention von Dichter und Komponist entsprochen haben. Komponist Eissler hatte es ohnehin nicht so wirklich mit "Fronten", v.a. nicht mit realen Fronten, weshalb er sich nach nur zwei Wochen "Bürgerkriegstourismus" im umkämpften Madrid schleunigst ins begische Exil verkrümmelte - übrigends ohne "Ernesto" Busch getroffen zu haben, der zeitgleich als Mitglied der
Centuria Thälmann (dem Thälmann-Bataillon der XI. Internationalen Brigade) vor Ort war. Busch war allerdings ebenfalls nicht als Frontkämpfer unterwegs - war also keinesfalls der heroische "Spanienkämpfer", zu dem ihn die DDR-Propaganda hochstilisieren wollte - sondern als Agitprop-Sänger in Lazaretten, also als eine Art antifaschistischer Marika Rökk, nur ohne Tanzen.
Wie wichtig die von Busch besungene "Einheitsfront" auch in Spanien gewesen wäre, läßt sich angesichts der Zusammensetzung der spanischen und internationalen Brigaden bereits erahnen. Diese waren ja nicht nur ein buntes Völkergemisch, sondern auch ideologisch äußerst heterogen, teilweise nur "demokratisch gesinnt", ansonsten aber völlig unpolitisch - das Spektrum reichte von den andalusischen Anarcho-Syndikalisten, bürgerlichen Republikanern, Krausisten, Marxisten und katalanischen Separatisten bis zu amerikanischen Sozialromantikern und narzistischen Möchtegern-Machos, wie Ernest Hemingway, dessen Heldentaten sich darin erschöpften, wortreich über Stierkämpfe zu philosophieren, und sich selbstmitleidig an den noch intakten Tresen des Landes die Kante zu geben.
Zum Treppenwitz der Geschichte, und zum puren Hohn wurde das "Einheitsfrontlied", als russische Funktionäre bereits kurz nach Kriegsausbruch 1936 begannen, in Spanien stalinistische Säuberungsaktionen durchzuführen, und damit letztlich Franco (und indirekt auch Hitler) in die Hände zu spielen.
Kurzum: Wenn "Einheitsfront" nicht zum Synonym für "Gleichschaltung" wird - und wenn man auch die "geistigen Arbeiter" einbezieht, dann sehe ich in der "
Konklusion, dass es die Arbeitereinheitsfront richten wird" nichts grundsätzlich falsches. Denn wer sollte es denn sonst richten? Etwa die global gleichgeschaltete Einheitsfront aus Macht und Besitz?