Unbekanntes Wiring einer Les Paul

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Ich habe hier eben ein seltsames Wiring einer Les Paul in den Fingern, die ich bisher noch nie gesehen habe, und auch bei meiner Suche im Web keine gleichartige Schaltung finden konnte. Die Schaltung sieht von mir gezeichnet nach der realen Verdrahtung in der Gitarre wie folgt aus:

LP_Wiring_HB.jpg

Weiß jemand was der Vorteil / Nachteil einer solchen Schaltung ist? Gibt es überhaupt solch ein Wiring? Oder ist das etwa ein Lötfehler den man dringend korregieren sollte?

So wie es verschalten ist, wäre bei Abdrehen eines der beiden Volume-Potis in Mittelstellung des Toggle-Switch an beiden Pickups Ruhe. Ebenfalls die beiden Tone-Regler, diese wären in dem Fall bei voller Volume beider Pickups parallel geschalten. Bisher habe ich es noch nie gesehen, das die Leitung zum Toggle-Switch und die Leitung zum Humbucker zusammen auf den Schleifer am Volume-Poti gehen.

Freue mich über jede Info wenn jemand etwas darüber weiß.

Gruß Wolfgang
 
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Hi,

vielleicht kannst Du das nochmal als Foto posten, irgendwie bring ich das Schaltbild jetzt auch mit keiner bekannten Verdrahtung in Einklang... Insbesondere ergibt es mMn keinen Sinn, den Eingang des Volumepotis und seinen Ausgang auf den Schleifer zu legen.

Wenn es so aussieht, wie ich mir das vorstelle: Ich habe das mal als mögliche, aber exotische Beschaltung gesehen, wobei es als "Load Pot" bezeichnet wurde, als "Impedanzregler". Interessant sei es für Gitarristen, die die eigentliche Lautstärke mit einem Volumpedal regeln. Die Wirkung sollte sein, dass beim Zurückdrehen zunächst mal die Höhen abnehmen und erst sehr spät die Lautstärke insgesamt. Die Wirkung entspricht also der, die man beim Anschluss immer kleinerer Potis hätte, voll aufgedreht 500 KOhm, danach eben immer weniger. Eine Senkung der Impedanz nimmt ja durch die Bedämpfung der Resonanzspitze auch Höhen weg, wirkt aber subtiler als ein herkömmliches Tonpoti, das als Tiefpass wirkt.

Es fehlt mir dann allerdings etwas die Fantasie dafür, was die zusätzlichen Tonregler sollen. Da müsste man dann schon sehr intensiv die Nuancen nutzen, die deren Wirkung von der beschriebenen Dämpfung durch die Impedanz unterscheidet.

Gruß, bagotrix
 
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Hallo, wenn der Draht vom Toggle (Hot) statt an den Schleifer an Poti-Plus gehen würde, wäre es ein rückwärts angeschlossenes Volumen-Poti mit 50th-Wiring für den Ton-Regler. So nimmt der Tonregler beim Zudrehen immer weniger Einfluss auf den Klang, und der Pickup erhöht seine Eigenschwingung beim Zudrehen, was sich gegenseitig kompensiert, da sich bei dem Rückwärts-Poti der Höhen-Klau stärker auswirkt.
PS: Es sieht so zumindest aus, als ob man die Nachteile von Vorwärts- und Rückwärts-Poti in einer Schaltung vereint hat. Den Pickup Draht vom Schleifer entfernen und an Poti-Plus setzen, dann hat man das Vorwärts-Poti. Man kann dann noch von Poti-Plus zum Schleifer ein Treble-Bleed-Kondensator schalten, damit die Höhen bleiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die doch recht ausgiebige Resonanz zu dieser Schaltung :)

@halfcupsound,
das von dir beschrieben Wiring kenne ich, das Problem war nur das mir diese Schaltung in einer Gitarre über den Weg lief. Mich hatte es eben interessiert ob das irgendwo idealer ist, und hatte sie vor dem Auseinanderlöten abgezeichnet nach bestehender Verdrahtung. Fehler habe ich unter Garantie keinen gemacht, hatte es ja auch auf den ersten Blick als invers betriebenes Poti gehalten bis ich die Leitungen genauer verfolgt habe, daher meine Verwunderung über diese Schaltung.

@bagotrix,
danke für den ausführlichen Beitrag. So ergieng es mir auch bei der Suche im Web, habe keine Übereinstimmungen finden können die den Schleifer gemeinsam nutzen würden. Dein Ansatz mit der Load scheint wirklich Sinn zu machen, immerhin ändert sich die Widerstands-Last am Pickup ähnlich des von halfcupsound genannten Wirings. Wie sich das Ganze nun real im Frequenzgang verhält werde ich die Tage mal in der Simulation in Angriff nehmen. Habe gut drei Tage Zeit bis die Gitarre nach heutiger Lackierung abgetrocknet ist, und wieder der Zusammenbau erfolgt mit Neuer oder eben dieser Schaltung - falls sie bessere Eigenarten aufweisen sollte was ich mir insgeheim erhoffte zu erfahren. Falls ich das irgendwie beschreibbar formulieren kann, werde ich es bei Interesse gerne versuchen in diesem Threat zu dokumentieren. Kann sein das der ein oder andere Interesse an dieser Schaltung besitzt.

Gruß Wolfgang
 
Wie schon erwähnt sind nun meine versprochenen Berechnungen der Schaltung vorangeschitten. Die Erkenntnisse über diese Schaltung habe ich als Liste grob zusammengefasst. Die Daten sind bezogen auf die Pickups dieser Les Paul.

Togleswitch in Mittelstellung (Bridge + Neck)
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Wenn eines der beiden Tone-Potentiometer größer Null eingestellt wird, betrifft es immer beide Pickups zusammen. Diese addieren sich auch, wie bereits vermutet.

Volume macht außer in absoluter Null-Stellung als Volume-Regler keinen Sinn, außer man will den Sound komplett abdrehen (Kurzschluss am Pickup). Dies betrifft aber dann immer beide Pickups, egal welche der beiden Volume heruntergedreht wurde.

Die Volume-Potentiometer bestimmen die Stärke der Resonanz, die an den Pickups auftreten, und liegen bei ca. 3,7kHz. In Stellung 10 beträgt die Resonanz-Überhöhung ca. 4,5dB (relativ soft), in Nullstellung gar keine Resonanz-Spitze mehr. Die Pickups sind unter der Resonanz ziemlich konstant bei ca. -6dB (etwa halber Pegel). Die Resonanz-Überhöhung bleibt sehr stabil in ihrer Frequenz bei allen Einstellungen. Beide Volume-Potentiometer addieren sich in ihrer Einstellung, so ist der kleiner eingestellte in etwa immer die maximal mögliche Resonanz, solange der andere höher eingestellt ist.

Die Tone-Regler filtern ziemlich genau bei 3,9kHz ab, solange die Volume unter 10 eingestellt sind. Stellt man Volume auf 10 ein, kommt die Grenzfrequenz des betreffenden Pickups sehr schnell auf etwa 460Hz herunter. Die Steilheit der Tiefpassfilterung beträgt konstant 12dB/Oktave.

Toggleswitch in Neck- oder Bridge-Stellung
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Bei einem Pickup ist die Pegelabschwächung bei etwa bei 1dB und sehr konstant. Die Tiefpass-Filterung ebenfalls durch RC-Glied bei 12dB/Oktave.

Bei Drehen an Volume ändert sich der Pegel nur zwischen -0,6dB -2dB. Bei Nullstellung wird eben auch der Sound apruppt komplett abgedreht.

Die Resonanz liegt hier bei 3,0kHz, wobei die Resonanz-Überhöhung maximal 4,5dB beträgt. In Stellung 2 von Volume ist die Kurve fast linear, dann abfallend, darunter bereits davor abfallend.

Fazit meines Ermessens zu dem Wiring
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Jedenfalls ist Fakt, ohne Volumepedal wie von baktronix genannt macht die Gitarre so keinen Sinn mehr, außer das man damit Volldampf fahren kann. Evtl. etwas für reine Distiortion-Freaks, aber da ist der Pickup auch schon wieder ein bisschen mit Signalarmut unterwegs. Den Volume-Pot kann man als Kill-Switch nehmen, wenn man ihn bisschen aufdreht und auf Null dreht - eher experimentelle Sache. Unter Clean-Sound sehe ich da eher nur in extremen Einstellungen Nuancen die man wirklich brauchen könnte.

Hoffe die groben Erkenntnisse nutzen evtl. einem der sowas gut brauchen kann :)

Da muß das rein, oder andere Schaltung, werde ich eine Nacht über meinen Entschluss schlafen :)

LP_lacken.jpg

Grüße Wolfgang
 
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Die Gitarre hat irgendein Dilettant vermurkst. Mit so einer Schaltung kann ich nichts anfangen. Da diskutiere ich nicht lange rum, sondern stelle die Originalschaltung wieder her.

Helmuth Lemme
Gitarrenelektronik vom Profi
www.gitarrenelektronik.de
 
Danke Lemme,

so habe ich es nun auch gemacht, die Schaltung gab irgendwo keinen logischen Sinn, eher Nachteile egal wie man es auch dreht. Ist schon alles verbaut in klassischer Schaltung mit Bypass-Kondensator über Volume-Potis und Mittelabgriff der Potis an den Toggle-Switch, fertig, klingt gut, so wies sein muß im Sound.
 
Hi,

wenn Du den Treble-Bleed erwähnst, komme ich bei einer LP natürlich nicht umhin, als Alternative auf das 50s Wiring zu verweisen. Da braucht man keine zusätzlichen Bypass-Kondensatoren, um den Höhenverlust im Zaum zu halten. Ich hatte schon einige Gitarren, die durch den Einbau deutlich schlechter klangen. Auch hat man mit dem 50s Wiring einige wirklich gute Sounds zur Verfügung, die man mit dem Standard nicht hinbekommt, vor allem mit leicht zurückgedrehten Volume- und Tone-Reglern. Nur so als Anregung.

Gruß, bagotrix
 

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