ars ultima
HCA Recording
Ulver: Bergtatt - Et Eeventyr i 5 Capitler
Genre: Folk Black Metal
Label: Head Not Found
Spieldauer: 34:16 Minuten
Ulver bei Wikipedia
Offizielle Ulver Website
Das Abenteuer startet ohne Intro, ein Schlagzeug-Fill-In befördert mich direkt ins erste Kapitel "I Troldskog faren vild". Ein langsames, aber dennoch treibendes Doublebass-Schlagzeug, dazu ein immer wiederkehrendes Gitarrenriff. Über allem schwebt ein mönchsartiger Gesang. Über fast sechs Minuten werde ich einen Trancezustand versetzt, der dann von einem Akustikgitarrenbreak unterbrochen wird. Schließlich geht es etwas mehr nach vorne, das Kapitel endet mit einem Fade Out, das Abenteuer geht gleich richtig los...
"Soelen gaaer bag Aase need" begrüßt mich zunächst aber noch mit minimalistischer Folklore aus Akustikgitarre und Flöte. Doch dann werde ich völlig unerwartet von einem Blastbeat und elektrischer Gitarre überrumpelt, der kurz drauf einsetzende Keifgesang macht mir endgültig klar, dass ich hier doch ein Black Metal Album höre. Aber nicht irgendeines. Wieder ein Chor im Hintergrund, schließlich wird im Refrain das Tempo rausgenommen, und es singt eine klare Stimme. Völlig organisch und fließend geht es dann aber wieder in Blastbeats und Keifgesang über, welcher aber nicht nervig kratzig klingt, sondern voller Inbrunst vorgetragen wird.
Clean gesungen und tragend hört das Kapitel auf, und ähnlich startet dann auch "Graablick blev hun vaer". Die Black Metal Attacke kommt hier aber noch früher und fällt härter aus; wir dringen tiefer in die dunklen norwegischen Wälder vor. Es klingt nicht so majestätisch, sondern gemeiner und bösartiger. Kein cleaner Refrain, sondern durchgehende Blastbeats und monotones Gitarrengewitter mit gemeinem Gesang. Ungewöhnlich der langsame Basslauf, der sich im Hintergrund aufbaut. Auf dem dramaturgischen Höhepunkt des Albums (nämlich nach der Hälfte der Gesamtspielzeit) ein Schuss im Hintergrund, aber die Musik geht einfach weiter. Eine maschinengewehrartige Gitarre kommt hinzu, doch bevor das Chaos überhand nimmt, wird es auch schon wieder aufgelöst, der Krach hört auf, eine leichte Akustikgitarre bestimmt das Bild, die dann auch ausklingt. Eilende Schritte auf dem Waldboden, knackende Äste die zertreten werden. Jemand auf der Flucht? Schließlich wieder plötzliches Black Metal Gewitter, aber immer noch so genial zauberhaft und intensiv wie zuvor. Auch hier wieder ein Fade Out...
Bei "En Stemme locker" habe ichdann das Gefühl einer Zeremonie in einem Tempel bei zu wohnen. Es klingt mehr nach Höhle als nach Wald, ein hypnotisches Tropfen ("Hypnotisch" ist wohl es das Wort, welches dieses Album am besten beschreibt) und ebensolche Gitarrenakkorde. Flüstern im Hintergrund, musikalisch passiert hier sonst fast nichts, aber es ist einfach traumhaft.
Das letzte Kapitel "Bergtatt - ind i Fieldkamrene" startet direkt schwarzmetallisch, der Keifgesang mit einem Schrei. Auch hier wieder Unterbrechungen durch Akustikparts, cleaner Gesang zu harten Instrumenten, verzaubernde Melodien. Auch hier gegen Ende wieder ein schönes, häufiger vorkommendes Stilmittel: Zu den schwarzmetallischen Klängen gesellt sich ein schlichte akustischer Gitarre, die immer mehr in den Vordergrund rückt. Nach und nach verschwinden Schlagzeug und E-Gitarre, übrig bleibt nur der Akustikgitarre. Langsam wache ich auf aus diesem Traum. Stille, es ist zuende. Doch noch nicht ganz. Nach kurzer Pause erklingt noch eine gezupfte Gitarre, die eine sehr positiv gestimmte Melodie spielt. Vor meinen Augen läuft dazu der Abspann zu diesem wunderschönen und spannendem Märchenfilm.
Ulver haben mit diesem Album etwas in meinen Augen einmaliges und unerreichtes geschaffen, und das gleich mit ihrem Debut-Album. Sie waren damals wohl Vorreiter für die Kombination aus Folklore und Black Metal. Daran versuchen sich bis heute sehr viele, einiges ist ja auch ganz nett, aber vieles wirkt auch total kitschig und aufgesetzt. Ich konnte bisher nichts vergleichbares finden. Und von Ulver selbst ist das ja auch nicht zu erwarten, die haben ja konsequent dafür gesorgt, dass Ihre Alben einmalig sind. Nach Bergtatt kam noch ein reines Folklore-, und ein reines BM-Album, dann haben sie (bzw. Bandkopf Garm) sich vom Metal verabschiedet und produzieren nun größtenteils elektronische Musik, alles aber auch sehr interessant.
Auf Bergtatt ist kein Keyboard zu hören. Und man sieht auch in Cover/Booklet/Schriftzug kein umgedrehtes Kreuz, keinen Mjölnir, keine trendigen Satanisten- oder Paganisten-Klischees. Im Booklet sind zwar alle Texte abgedruckt, aber jedes Wort im Booklet ist in norwegisch, und richtige Übersetzungen habe ich auch keine gefunden. Aber das ist auch zweitrangig, die Musik übt auch so eine unglaubliche Wirkung auf mich aus.
Die Produktion ist nicht gerade filigran, aber alles andere als "Garagen-like". Es passt einfach alles, und ich weiß nicht, wie man diesen Sound zu nachmachen soll. Obwohl Opeth musikalisch ganz anders sind, ziehe ich hier eine Parallele was die Integration unterschiedlicher Genres angeht. Viele versuch sich daran (also Folk und Metal, Soft und Hart etc.) aber bei den meisten klingt es dann doch künstlich zusammengesetzt. Opeth und Ulver gelingt es aber, genial homogene und in sich stimmige Musik zu erschaffen, was dann auch noch sehr eigenständig klingt.
Eine Wertung vergebe ich nicht, da würde ich sonst so vermeintlich objektive Kritikpunkte wie die kurze Spielzeit anbringen und Punkte abziehen. Dieses Album aber ist für mich absolut faszinierend und großartig, einfach so wie es ist.
Genre: Folk Black Metal
Label: Head Not Found
Spieldauer: 34:16 Minuten
Ulver bei Wikipedia
Offizielle Ulver Website
Das Abenteuer startet ohne Intro, ein Schlagzeug-Fill-In befördert mich direkt ins erste Kapitel "I Troldskog faren vild". Ein langsames, aber dennoch treibendes Doublebass-Schlagzeug, dazu ein immer wiederkehrendes Gitarrenriff. Über allem schwebt ein mönchsartiger Gesang. Über fast sechs Minuten werde ich einen Trancezustand versetzt, der dann von einem Akustikgitarrenbreak unterbrochen wird. Schließlich geht es etwas mehr nach vorne, das Kapitel endet mit einem Fade Out, das Abenteuer geht gleich richtig los...
"Soelen gaaer bag Aase need" begrüßt mich zunächst aber noch mit minimalistischer Folklore aus Akustikgitarre und Flöte. Doch dann werde ich völlig unerwartet von einem Blastbeat und elektrischer Gitarre überrumpelt, der kurz drauf einsetzende Keifgesang macht mir endgültig klar, dass ich hier doch ein Black Metal Album höre. Aber nicht irgendeines. Wieder ein Chor im Hintergrund, schließlich wird im Refrain das Tempo rausgenommen, und es singt eine klare Stimme. Völlig organisch und fließend geht es dann aber wieder in Blastbeats und Keifgesang über, welcher aber nicht nervig kratzig klingt, sondern voller Inbrunst vorgetragen wird.
Clean gesungen und tragend hört das Kapitel auf, und ähnlich startet dann auch "Graablick blev hun vaer". Die Black Metal Attacke kommt hier aber noch früher und fällt härter aus; wir dringen tiefer in die dunklen norwegischen Wälder vor. Es klingt nicht so majestätisch, sondern gemeiner und bösartiger. Kein cleaner Refrain, sondern durchgehende Blastbeats und monotones Gitarrengewitter mit gemeinem Gesang. Ungewöhnlich der langsame Basslauf, der sich im Hintergrund aufbaut. Auf dem dramaturgischen Höhepunkt des Albums (nämlich nach der Hälfte der Gesamtspielzeit) ein Schuss im Hintergrund, aber die Musik geht einfach weiter. Eine maschinengewehrartige Gitarre kommt hinzu, doch bevor das Chaos überhand nimmt, wird es auch schon wieder aufgelöst, der Krach hört auf, eine leichte Akustikgitarre bestimmt das Bild, die dann auch ausklingt. Eilende Schritte auf dem Waldboden, knackende Äste die zertreten werden. Jemand auf der Flucht? Schließlich wieder plötzliches Black Metal Gewitter, aber immer noch so genial zauberhaft und intensiv wie zuvor. Auch hier wieder ein Fade Out...
Bei "En Stemme locker" habe ichdann das Gefühl einer Zeremonie in einem Tempel bei zu wohnen. Es klingt mehr nach Höhle als nach Wald, ein hypnotisches Tropfen ("Hypnotisch" ist wohl es das Wort, welches dieses Album am besten beschreibt) und ebensolche Gitarrenakkorde. Flüstern im Hintergrund, musikalisch passiert hier sonst fast nichts, aber es ist einfach traumhaft.
Das letzte Kapitel "Bergtatt - ind i Fieldkamrene" startet direkt schwarzmetallisch, der Keifgesang mit einem Schrei. Auch hier wieder Unterbrechungen durch Akustikparts, cleaner Gesang zu harten Instrumenten, verzaubernde Melodien. Auch hier gegen Ende wieder ein schönes, häufiger vorkommendes Stilmittel: Zu den schwarzmetallischen Klängen gesellt sich ein schlichte akustischer Gitarre, die immer mehr in den Vordergrund rückt. Nach und nach verschwinden Schlagzeug und E-Gitarre, übrig bleibt nur der Akustikgitarre. Langsam wache ich auf aus diesem Traum. Stille, es ist zuende. Doch noch nicht ganz. Nach kurzer Pause erklingt noch eine gezupfte Gitarre, die eine sehr positiv gestimmte Melodie spielt. Vor meinen Augen läuft dazu der Abspann zu diesem wunderschönen und spannendem Märchenfilm.
Ulver haben mit diesem Album etwas in meinen Augen einmaliges und unerreichtes geschaffen, und das gleich mit ihrem Debut-Album. Sie waren damals wohl Vorreiter für die Kombination aus Folklore und Black Metal. Daran versuchen sich bis heute sehr viele, einiges ist ja auch ganz nett, aber vieles wirkt auch total kitschig und aufgesetzt. Ich konnte bisher nichts vergleichbares finden. Und von Ulver selbst ist das ja auch nicht zu erwarten, die haben ja konsequent dafür gesorgt, dass Ihre Alben einmalig sind. Nach Bergtatt kam noch ein reines Folklore-, und ein reines BM-Album, dann haben sie (bzw. Bandkopf Garm) sich vom Metal verabschiedet und produzieren nun größtenteils elektronische Musik, alles aber auch sehr interessant.
Auf Bergtatt ist kein Keyboard zu hören. Und man sieht auch in Cover/Booklet/Schriftzug kein umgedrehtes Kreuz, keinen Mjölnir, keine trendigen Satanisten- oder Paganisten-Klischees. Im Booklet sind zwar alle Texte abgedruckt, aber jedes Wort im Booklet ist in norwegisch, und richtige Übersetzungen habe ich auch keine gefunden. Aber das ist auch zweitrangig, die Musik übt auch so eine unglaubliche Wirkung auf mich aus.
Die Produktion ist nicht gerade filigran, aber alles andere als "Garagen-like". Es passt einfach alles, und ich weiß nicht, wie man diesen Sound zu nachmachen soll. Obwohl Opeth musikalisch ganz anders sind, ziehe ich hier eine Parallele was die Integration unterschiedlicher Genres angeht. Viele versuch sich daran (also Folk und Metal, Soft und Hart etc.) aber bei den meisten klingt es dann doch künstlich zusammengesetzt. Opeth und Ulver gelingt es aber, genial homogene und in sich stimmige Musik zu erschaffen, was dann auch noch sehr eigenständig klingt.
Eine Wertung vergebe ich nicht, da würde ich sonst so vermeintlich objektive Kritikpunkte wie die kurze Spielzeit anbringen und Punkte abziehen. Dieses Album aber ist für mich absolut faszinierend und großartig, einfach so wie es ist.
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