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Uhl X5 CAM Review, Version X5-1 (einmanualig)
Hallo Leute!
Am 22.12.2023 holte ich meinen kleinen Traum, die Uhl X5-1 CAM, in Bopfingen in der Nähe von Nördlingen bei Wolfgang Uhl persönlich ab.
Was war vorausgegangen? Ich spiele seit 56 Jahren „Klavier“, als Jugendlicher mal für Band-Aktivitäten eine erste Crumar Orgel angeschafft, SAUSCHWER das Teil damals und aufgrund der Kraft meiner Finger, Pianist eben, waren nach wenigen Jahren die Tastenkontakte totgehämmert… Danach einige Jahrzehnte wieder nur Flügel/Klavier. Mit „fortgeschrittenem Alter“ fing ich dann ca. 2015 wieder mit Band-Musik an und kaufte als alter „Pianist“ wegen der gewohnten Hammermechanik ein Nordstage 2 EX 88 und lernte dort die genialen Grandpiano-Sounds, die guten E-Piano-Sounds und nicht zuletzt die Hammond-B3-Sounds kennen und lieben. So entwickelte ich mich, auch dank der gespielten Musikrichtung 60iger bis 80iger Jahre, auch immer mehr zum Hammond-Liebhaber, war aber immer auf der Suche nach Optimierung des Spielgefühls (mit Hammermechanik echt ein Graus) und des möglichst originalen Sounds (Blubbern, Klicken, Zerren, Rotieren…). Als erste Optimierung legte ich mir erstmal eine Doepfer D3M Waterfall Midi-Tastatur für das Nordstage zu. War schon mal ein Fortschritt. Dann ging es an den Sound – Neo Ventilator 2 und Lounsberry Tall&Fat mussten her, um den B3-Sound des Nordstage aufzupeppen für die PA… aber irgendwie war ich immer noch nicht „happy“, vor allem „oben rum“, wenn ich so andere Hammond-Aufnahmen oder Live-Auftritte sah… Also suchte ich weiter, vielleicht sollte ich doch mal in eine „echte“ Hammond, z.B. Hammond XK1 oder 5 investieren? Langmonatige Recherche im Internet und Soundbeispiele sowie auch hier das Musikerboard brachten mich aber immer wieder zu den von Carsten Meyer entwickelten HX3-Clones. Und da ich dann, wenn schon, denn schon, auch den Rest des B3-Feelings halbwegs imitiert haben wollte (Drawbars, Tastatur etc.) letztendlich zu den Uhl-Orgeln. Eine echte B3/A100 mit Leslie kam nicht in Frage (Preis und vor allem GEWICHT/GRÖSSE).
Im Oktober 2023 schrieb ich dann mal eine E-Mail an Wolfgang Uhl, denn gebraucht war keine zu finden in den üblichen Foren und neu war sie auch seit Längerem nicht lieferbar. Wolfgang Uhl rief mich dann prompt zurück und wir hatten ein tolles und sehr „erleuchtendes“ Gespräch, auch in Hinsicht auf die tatsächlich nur noch so heißenden „echten“ Hammond-Clones (von Suzuki). Wolfgang Uhl teilte mir mit, dass ab 12/2023 mal wieder eine neue und nochmal verbesserte Version, die Uhl X5 CAM 1 oder 2 manualig raus käme und dass er in der Programmierung mit Carsten Meyer zusammen und dem Soundabgleich es geschafft hätte, diesen Clon über die PA fast nicht unterscheidbar zu seiner eigenen Hammond A100 mit Leslie 147 klingen zu lassen. So fasste ich mir ein Herz und bestellte noch vor offiziellem Erscheinen eine Uhl X5-1 ungehört und ungesehen, denn schlechter als die vorherige 4er konnte sie ja nicht sein, und die war schon gigantisch gut!
So, und nun habe ich das Teil zu Hause, auf dem Rack über dem Nordstage, wie vorher die Doepfer D3M, und ich muss sagen… es ist schon genial, wie die sich spielt und was da raus kommt.
Unpacking: Gibt es nicht. Am Besten holt man die Orgel persönlich ab, inclusive persönlicher Einweisung und Direktvergleich mit der daneben stehenden A100 + Leslie von Wolfgang Uhl. „Zur Not“ verschickt er sie auch (teils bis nach England), aber ist natürlich immer so eine Sache… Die gesamte Orgel ist als einmanualige Version (als Band-Keyboarder reicht das, da wir ja einen Bassisten haben) mit 9,8 kg absolut rückenfreundlich transportabel, habe mir ein Softcase von Gator dazugekauft (Gator GKB-88 Slim für 109€ passt gut mit Platz für Sweller-Pedal daneben noch und ist nur halb so teuer, wie das spezielle von Uhl angebotene Softcase).
Erster Eindruck: Wertig, stabil, logisch aufgebaut. Die „Waterfall“-Tastatur von Fatar wurde von Wolfgang Uhl nochmal modifiziert. Er ist echt „Fanatiker“! Seine Hammond A 100 hat ein Tastendruckgewicht von 65g, die Fatar aber 85 g, also lässt er bei einem benachbarten Betrieb neue Federn in Masse herstellen und tauscht ALLE Federn aller Tasten in Handarbeit aus, um ebenfalls 65g Tastendruck zu bekommen. Alleine das echt puristisch! Der Höreindruck noch bei ihm im Keller ist wirklich absolut vergleichbar. Seine A100 mit Leslie 147 und die Uhl X5-1 an seiner PA klingen fast identisch, ich höre nur winzige Unterschiede ein wenig im Frequenzgang, aber das kann man durch den integrierten EQ oder über einen Mixer mit Equalizer ggf. noch mehr seinen eigenen Wünschen anpassen. Es ist halt ein Unterschied, ob ich einen Mono rotierenden Leslie vor mir stehen habe oder eine Stereo PA, das verändert den Soundeindruck ein wenig, aber es ist vernachlässigbar. Jedenfalls, wenn ich die Augen zu machen würde, könnte ich nicht wirklich sagen, welches Instrument ich gerade höre! Die Hauptkriterien einer „echten“ Hammond SIND VOLL DA – das „Blubbern“ der Anschläge, der Keyclick, der Röhren-Amp Klang, der Leslie-Effekt, das „Schreien“ in der Verzerrung… so wollte ich das immer haben!!!
Anschlüsse: Alles, was man braucht.
Genauere Betrachtung: Daheim dann im Rack fing ich an mich mit den vielen und für mich als „Nordstage‘ler“ noch ungewohnten Aspekten/Einstellmöglichkeiten zu beschäftigen:
Drawbars: Was will ich sagen, wie beim Original halt, das muss man benutzen, lernen, einsetzen… da ist bei mir noch Arbeit angesagt, denn so konnte man ein Nordstage nicht benutzen, mit den „digitalen Drawbars“. Die Zugriegel fahren satt und exakt. Perfekt!
Tastatur: Wie oben schon gesagt, ähnlicher zu einer Original-Tastatur geht nicht. One-Note-Repetieren ist absolut sauber und schnell möglich. Super! Und auch das Hammond-typische Glissando mit dem Handballen rauf und runter klappt problemlos ohne sich die Haut abzureißen Als Schmankerl für die „verwöhnte“ Keyboarder-Klientel hat Uhl eine Transpose+/- Funktion eingebaut, wenn man, wie ich, nicht in ALLEN Tonarten 100% sicher ist. Aber Achtung, der Tonumfang der Orgel ändert sich dadurch nicht! Wenn man 5 Töne rauftransponiert, dann hat man unten 5 Tasten die sich 1 Oktave höher wiederholen und oben 5 Töne weniger… aber das macht nichts (meist transponiere ich eh nur 1 oder 2 Töne)
Einstellmöglichkeiten:
Hier unterscheidet man zwischen Dingen, die während des Spielens auch genutzt werden können:
Dafür gibt es ein kleines zweizeiliges Display und daneben ein Scroller/Taster und Up/Down Taster, mit denen man sich durch die Menüstrukturen bewegen kann. Eines dazu gleich VORWEG (und ich weiß, dass Wolfgang Uhl überlegt, den Zugang zu den „Eingeweiden“ der Programmierung evtl. künftig weiter einzuschränken, denn man kann hier viel verschlimmbessern!!!). Die Orgel ist soundmäßig eigentlich perfekt programmiert. Alle Einstellmöglichkeiten der Menüs diesbezüglich sind eine gefährliche Angelegenheit! Wenn man hier was rumbastelt, was man nicht 100% beherrscht, dann klingt die Orgel auf einmal einfach nicht mehr! Ich beherzige den Rat von Wolfgang und lasse die Finger davon! Das einzige, was ich in der Menüstruktur benutze ist:
Die Menüeinträge sind auch nicht unbedingt ganz selbsterklärend und etwas hakelig zu durchforsten, man landet schnell im Nirwana, wenn man sich nicht auskennt… Also lieber Finger weg!
Sound:
Warum kauft man eine Uhl-Orgel? Weil man einen tragbaren und bezahlbaren Klon für eine reine, echte Hammond Orgel will, nicht mehr und nicht weniger. Puristisch und ohne Schnickschnack. Und das kriegt man. Der Sound ist „amtlich“, wie viele so schön sagen. In allen Facetten einer Hammond und mit allen „Unzulänglichkeiten“ (der Keyklick war der Firma Hammond immer ein Graus und sollte damals eigentlich so wenig wie möglich da sein…. Aber gerade das ist das, was wir heute an ihr so LIEBEN), leises Mitklirren der Obertöne (besonders bei der B3-Old Einstellung), Keyclick, toller C3 Chorus, der Klassiker, toller Leslie-Effekt in 2 Varianten L122 und L147, tolle Verzerrmöglichkeiten, wie im Original, abhängig von Drawbars, Lage und Sweller. Wohlgemerkt, dieses Kapitel, der „Drive“ hat es etwas in sich. Denn hier benötigt es etwas Verständnis, wie und wann die Verzerrung auftritt. Da muss man etwas „spielen“ mit den Möglichkeiten, Drive rein, Master-Volume zurück, die richtigen Tasten spielen (Quinten z.B.), die richtige Lage spielen, den Sweller richtig einsetzen… eine echte Hammond am Leslie hat auch nicht immer verzerrt, sondern nur, wenn alle möglichen Sachen zusammenkamen. Auch das ist hier in der Uhl „amtlich“ original umgesetzt.
Für mich hat sich der Unterschied zur Nordstage-B3 deutlich verbessert. Unten rum und Mitte geht auch die Nord-B3 noch, aber ab mittlerer bis oberer Lage ist die Uhl einfach ebenfalls „original“, der Leslie, die Percussion, alles so, wie es sein soll.
Soundbeispiele gibt es etliche im Internet. Deswegen hier keine eigenen von mir, da ich von der Aufnahmetechnik nicht soooo gut ausgestattet bin… siehe z.B. hier:
https://www.uhl-instruments.com/
https://www.uhl-instruments.com/audio-videos/
https://www.youtube.com/results?search_query=Uhl+x4
Preis-Leistung:
Klar, bei der Uhl handelt es sich nicht um ein „Schnäppchen“, 3140.- € für die X5-1, 3980.- € für die X5-2. Aber wenn man bedenkt, was eine originale Hammond, wenn man überhaupt eine bekommt, kostet und was man da an Wartung und Reparaturen reinstecken muss und was ein Original-Leslie kostet und was der Doktor kostet, wenn man seinen Bandscheibenvorfall auskurieren muss , dann relativiert sich das schnell. Die „günstigere“ Hammond XC-1 klingt tatsächlich nicht genauso authentisch wie die Uhl. Und wenn man bedenkt, wer die Uhl so spielt (Simon Oslender, Martin Meixner, der Keyboarder von Grönemeyer oder Xavier Naidoo usw.), dann weiß man, dass man hier ein Top-Instrument hat. Und wenn ich bedenke, was ein Nordstage so kostet, dann war es mir die 3140.-€ einfach wert, zumal um im „erlauchten“ Kreis der Uhl-Besitzer zu landen (es gibt Stand 01/24 nur ca. 340 Besitzer, Wolfgang Uhl baut in seinem Keller in Kleinserie per Hand mit lokalen Zulieferern, bisher maximal 60 Stück/Jahr). Wiederverkauf, sofern jemals gewünscht, wird sicher kein Problem, wie bei den Nordstages auch…
Zubehör:
Swellerpedal Yamaha FC 7 https://www.thomann.de/de/yamaha_fc7.htm
Leslie-Fußschalter Boss FS-5L https://www.thomann.de/de/boss_fs5l.htm
Softcase Gator GKB-88 Slim https://www.thomann.de/de/gator_gkb_88_slim.htm
Abdeckung https://www.thomann.de/de/thomann_dc_61_76_keys_black.htm
Fazit:
Die Uhl X-Serie ist meiner Meinung nach DER Hammond-Klon für Puristen, sowohl was Bedienung als auch Sound angeht. Ich denke, dass diese derzeit dem Original am nächsten kommt, in jeder Hinsicht, und das für bezahlbar, transportabel und wertig. Persönliche unkomplizierte Betreuung durch Wolfgang Uhl inclusive. Klar, am Besten holt man sie Vor-Ort ab, und für eventuelle Reparaturen auch wieder dort hin, aber laut Wolfgang Uhl gibt es kaum Reparaturen aufgrund der Bauart und verwendeten Materialien. Ich habe den Kauf bisher nicht bereut und habe richtig Lust, auf diesem tollen Instrument das Hammond-Spiel nun noch viel besser beherrschen zu lernen (als alter Pianist). Die Möglichkeiten und der Sound des Instruments motivieren dabei total!
Pro und Kontra:
Plus:
+ „Originaler“ Hammond A100/B3 Sound, bei Klons vermutlich einer der Besten
+ „Originale“ Bedienbarkeit und Authentizität
+ „All in One“ = Hammond-Sound und Leslie/Verstärker-Emulation incl. Hall in einem Gerät, somit an PA spielbar
+ Wertige Verarbeitung/Qualität
+ Persönliche unkomplizierte Betreuung durch Wolfgang Uhl
+ Internationale professionelle Referenz-Player als Garant für ein wirklich gutes Instrument
+ Perfekte Transportierbarkeit durch geringes Gewicht und Größe (X5-1: 9,8 kg, X5-2: 16,8kg)
+ Ausreichende MIDI-Anbindung, um ein separates Basspedal oder Lower Manual anzuschliessen
+ Separates Zubehör erhältlich: Basspedale, Softcases, Hardcases
So oder so gesehen:
+/- keine großartige Preset-Technik, kleines Display… Wer es braucht/gewohnt ist, z.B. von einem Nordstage, wird sich umstellen müssen, aber eigentlich ist das auch nicht im Sinn des Instruments, die „echte“ Hammond hat das auch nicht…
+/- Die Uhl verzeiht nichts, what comes in comes out. Wer eine Hammond nicht zu bedienen versteht wird aus der Uhl auch keine Wunder rausholen. Man muss wissen, was man tut. Für den einen (+), für den anderen (-)
Kleine Einschränkungen:
- Keine SEPARATEN Transpose +/- Buttons, das fände ich schön, da ich es oft nutze. Anderen („Profis“) ist das sicher egal . So muss ich halt über das Menü gehen, ist aber auch nicht kompliziert.
- Relativ rudimentäres Display und Navigation in den Menüs, aber das soll auch gar nicht permanent gemacht werden. Die wichtigsten Funktionen gehen über separate Knöpfe/Potis
- Keine mir ersichtlichen komplizierteren MIDI-Lösungen (soweit ich das überhaupt sehen konnte, bin da kein Profi) – Programm-Change, Transpose als MIDI-In Befehl usw. geht vermutlich nicht (sollte jemand da Anderes wissen, bitte melden!)
Link zu Hersteller, Optik und Sound https://www.uhl-instruments.com/
Ich hoffe, ich habe Euch einen ersten Eindruck dieses Instruments liefern können. Ich bin KEIN PROFI! „Nur“ gehoben spielendender Hobby-Keyboarder, aber gute Instrumente und guter Sound sind mir wichtig. Ich hoffe, dass ich mit diesem Instrument lange viel Freude haben werde und weiß, dass der eine oder andere hier im Forum auch schon eine geordert oder abgeholt hat. Man wird sich sicher austauschen… LG, Frank
Hallo Leute!
Am 22.12.2023 holte ich meinen kleinen Traum, die Uhl X5-1 CAM, in Bopfingen in der Nähe von Nördlingen bei Wolfgang Uhl persönlich ab.
Was war vorausgegangen? Ich spiele seit 56 Jahren „Klavier“, als Jugendlicher mal für Band-Aktivitäten eine erste Crumar Orgel angeschafft, SAUSCHWER das Teil damals und aufgrund der Kraft meiner Finger, Pianist eben, waren nach wenigen Jahren die Tastenkontakte totgehämmert… Danach einige Jahrzehnte wieder nur Flügel/Klavier. Mit „fortgeschrittenem Alter“ fing ich dann ca. 2015 wieder mit Band-Musik an und kaufte als alter „Pianist“ wegen der gewohnten Hammermechanik ein Nordstage 2 EX 88 und lernte dort die genialen Grandpiano-Sounds, die guten E-Piano-Sounds und nicht zuletzt die Hammond-B3-Sounds kennen und lieben. So entwickelte ich mich, auch dank der gespielten Musikrichtung 60iger bis 80iger Jahre, auch immer mehr zum Hammond-Liebhaber, war aber immer auf der Suche nach Optimierung des Spielgefühls (mit Hammermechanik echt ein Graus) und des möglichst originalen Sounds (Blubbern, Klicken, Zerren, Rotieren…). Als erste Optimierung legte ich mir erstmal eine Doepfer D3M Waterfall Midi-Tastatur für das Nordstage zu. War schon mal ein Fortschritt. Dann ging es an den Sound – Neo Ventilator 2 und Lounsberry Tall&Fat mussten her, um den B3-Sound des Nordstage aufzupeppen für die PA… aber irgendwie war ich immer noch nicht „happy“, vor allem „oben rum“, wenn ich so andere Hammond-Aufnahmen oder Live-Auftritte sah… Also suchte ich weiter, vielleicht sollte ich doch mal in eine „echte“ Hammond, z.B. Hammond XK1 oder 5 investieren? Langmonatige Recherche im Internet und Soundbeispiele sowie auch hier das Musikerboard brachten mich aber immer wieder zu den von Carsten Meyer entwickelten HX3-Clones. Und da ich dann, wenn schon, denn schon, auch den Rest des B3-Feelings halbwegs imitiert haben wollte (Drawbars, Tastatur etc.) letztendlich zu den Uhl-Orgeln. Eine echte B3/A100 mit Leslie kam nicht in Frage (Preis und vor allem GEWICHT/GRÖSSE).
Im Oktober 2023 schrieb ich dann mal eine E-Mail an Wolfgang Uhl, denn gebraucht war keine zu finden in den üblichen Foren und neu war sie auch seit Längerem nicht lieferbar. Wolfgang Uhl rief mich dann prompt zurück und wir hatten ein tolles und sehr „erleuchtendes“ Gespräch, auch in Hinsicht auf die tatsächlich nur noch so heißenden „echten“ Hammond-Clones (von Suzuki). Wolfgang Uhl teilte mir mit, dass ab 12/2023 mal wieder eine neue und nochmal verbesserte Version, die Uhl X5 CAM 1 oder 2 manualig raus käme und dass er in der Programmierung mit Carsten Meyer zusammen und dem Soundabgleich es geschafft hätte, diesen Clon über die PA fast nicht unterscheidbar zu seiner eigenen Hammond A100 mit Leslie 147 klingen zu lassen. So fasste ich mir ein Herz und bestellte noch vor offiziellem Erscheinen eine Uhl X5-1 ungehört und ungesehen, denn schlechter als die vorherige 4er konnte sie ja nicht sein, und die war schon gigantisch gut!
So, und nun habe ich das Teil zu Hause, auf dem Rack über dem Nordstage, wie vorher die Doepfer D3M, und ich muss sagen… es ist schon genial, wie die sich spielt und was da raus kommt.
Unpacking: Gibt es nicht. Am Besten holt man die Orgel persönlich ab, inclusive persönlicher Einweisung und Direktvergleich mit der daneben stehenden A100 + Leslie von Wolfgang Uhl. „Zur Not“ verschickt er sie auch (teils bis nach England), aber ist natürlich immer so eine Sache… Die gesamte Orgel ist als einmanualige Version (als Band-Keyboarder reicht das, da wir ja einen Bassisten haben) mit 9,8 kg absolut rückenfreundlich transportabel, habe mir ein Softcase von Gator dazugekauft (Gator GKB-88 Slim für 109€ passt gut mit Platz für Sweller-Pedal daneben noch und ist nur halb so teuer, wie das spezielle von Uhl angebotene Softcase).
Erster Eindruck: Wertig, stabil, logisch aufgebaut. Die „Waterfall“-Tastatur von Fatar wurde von Wolfgang Uhl nochmal modifiziert. Er ist echt „Fanatiker“! Seine Hammond A 100 hat ein Tastendruckgewicht von 65g, die Fatar aber 85 g, also lässt er bei einem benachbarten Betrieb neue Federn in Masse herstellen und tauscht ALLE Federn aller Tasten in Handarbeit aus, um ebenfalls 65g Tastendruck zu bekommen. Alleine das echt puristisch! Der Höreindruck noch bei ihm im Keller ist wirklich absolut vergleichbar. Seine A100 mit Leslie 147 und die Uhl X5-1 an seiner PA klingen fast identisch, ich höre nur winzige Unterschiede ein wenig im Frequenzgang, aber das kann man durch den integrierten EQ oder über einen Mixer mit Equalizer ggf. noch mehr seinen eigenen Wünschen anpassen. Es ist halt ein Unterschied, ob ich einen Mono rotierenden Leslie vor mir stehen habe oder eine Stereo PA, das verändert den Soundeindruck ein wenig, aber es ist vernachlässigbar. Jedenfalls, wenn ich die Augen zu machen würde, könnte ich nicht wirklich sagen, welches Instrument ich gerade höre! Die Hauptkriterien einer „echten“ Hammond SIND VOLL DA – das „Blubbern“ der Anschläge, der Keyclick, der Röhren-Amp Klang, der Leslie-Effekt, das „Schreien“ in der Verzerrung… so wollte ich das immer haben!!!
Anschlüsse: Alles, was man braucht.
- Kaltgerätestecker für 240V internes Netzteil.
- Ausgänge: Klinke R/L, Pure-Organ-Mono, Leslie 11-PIN, Separate Bass, Headphone, MIDI-Out, um die Uhl als Midi-Tastatur für z.B. die Synthi-Sounds des Nordstage zu benutzen (MIDI-Kanal 1).
- Eingänge: Expression Pedal (Sweller), Leslie-Fußschalter, 2x MIDI-In für z.B. Lower Manual (MIDI-Kanal 2) bei der einmanualigen Version (nutze da tatsächlich die Nordstage-Tastatur gelegentlich als Lower Manual für eher liegende Akkorde) sowie ein separates Basspedal (MIDI-Kanal 3). Sowie ein SD-Karten-Slot für Firmware-Updates (nur von Wolfgang Uhl persönlich formatierte und verschickte original-SD-Karten verwenden!) sowie ein USB-Port für Wartungsarbeiten (ebenfalls AUF KEINEN FALL SELBER WAS RANHÄNGEN, zerstört u.U. die Programmierung! Finger weg davon!).
Genauere Betrachtung: Daheim dann im Rack fing ich an mich mit den vielen und für mich als „Nordstage‘ler“ noch ungewohnten Aspekten/Einstellmöglichkeiten zu beschäftigen:
Drawbars: Was will ich sagen, wie beim Original halt, das muss man benutzen, lernen, einsetzen… da ist bei mir noch Arbeit angesagt, denn so konnte man ein Nordstage nicht benutzen, mit den „digitalen Drawbars“. Die Zugriegel fahren satt und exakt. Perfekt!
Tastatur: Wie oben schon gesagt, ähnlicher zu einer Original-Tastatur geht nicht. One-Note-Repetieren ist absolut sauber und schnell möglich. Super! Und auch das Hammond-typische Glissando mit dem Handballen rauf und runter klappt problemlos ohne sich die Haut abzureißen Als Schmankerl für die „verwöhnte“ Keyboarder-Klientel hat Uhl eine Transpose+/- Funktion eingebaut, wenn man, wie ich, nicht in ALLEN Tonarten 100% sicher ist. Aber Achtung, der Tonumfang der Orgel ändert sich dadurch nicht! Wenn man 5 Töne rauftransponiert, dann hat man unten 5 Tasten die sich 1 Oktave höher wiederholen und oben 5 Töne weniger… aber das macht nichts (meist transponiere ich eh nur 1 oder 2 Töne)
Einstellmöglichkeiten:
Hier unterscheidet man zwischen Dingen, die während des Spielens auch genutzt werden können:
- Drawbars (klassiche Zugriegel)
- Chorus/Vibrato (klassischer Drehregler und zusätzlicher Ein/Aus-Taster für Upper und Lower Manual)
- Percussion (klassischer Kippschalter für ON/OFF, SOFT/NORM, SLOW/FAST, THIRD/SECOND + Poti zum Einstellen der hörbaren Stärke des Effektes, ein besonders nettes Gimmick)
- Half-Moon-Switch für Leslie-Effekte (kann auch mit Fußschalter, z.B. Boss FS-5L, bedient werden, was mir entgegen kommt, da ich mit der linken Hand oft Piano-Begleitung noch spiele)
- 4 Preset-Taster, mit denen man fertige Sounds bzgl. Drawbars, Hall, Percussion und Vibrato/Chorus abspeichern und aufrufen kann. Einmal aufgerufen ist der Sound dann unabhängig von der physikalischen Stellung der zugehörigen Regler da. Wenn man einzelne Regler dann ändert, dann wird das auch übernommen, also man kann im Spiel weiter anpassen, aber es wird nicht automatisch dann gespeichert… gut so! Wolfgang Uhl riet mir aber, das nicht so zu nutzen, denn ein „echter“ Organist lebt von der manuellen Einstellung während des Spiels und ist eben kein Preset-Programmierer, wie man das im Nordstage irgendwie so gelernt hat. Nach dem Einschalten der Uhl steht man immer im Preset 00, das ist die „Live-Variante“ ohne Vorgaben, wo man alles per Hand regelt. Insgesamt gibt es über die 4 Preset-Taster in Kombination 14 anwählbare Preset-Plätze, wer es trotzdem mag. Und über das Menü könnte man auch noch 99 Factory-Presets einstellen, die nur Drawbar-Positionen speichern… ein echter Hammond-Organist macht sowas aber wohl nicht (laut Wolfgang )
- Einstellmöglichkeiten per Poti für Main-Volume, Drive-Stärke, Hall-Stärke
- 2 Taster für Hall-Art (3 Hallarten vorprogrammierbar)
- Taster für 2 Orgeltypen – B3 und B3 Old (mit mehr Klirren, Übersprechungen/Leakge usw., wie eben eine ältere, nicht mehr so frische, B3 klingt)
- Taster für 2 Leslie-Typen L 122 und L 147 (letzteres kommt etwas schneller auf Drehzahl, ersteres ist ein wenig dumpfer… Carsten Meyer und Wolfgang Uhl haben hier eine weitestmögliche akustische Anlehnung getestet und programmiert)
- Taster zum Einschalten eines internen EQ’s mittels vier Potis (von Wolfgang Uhl im Keller per Hand mit seiner A100 abgeglichen und mittels Bleistiftstrich die Einstellung angezeichnet… den Rest mache ich tatsächlich über den Mixer, da ich die originale Einstellung so wenig wie möglich verändern möchte).
- Taster für Ein-/Ausschalten der Röhren-Amp-Simulation, denn man kann die Uhl auch rein ohne Amp-Simulationen spielen und mittels Klinkenstecker oder klassischen Hammond-Leslie 11-PIN-Stecker an Verstärker/Lautsprecher/Leslies anschließen.
- Taste für Split-Point der Tastatur, so dass mit einem Teil der Tastatur z.B. ein Lower Manual oder ein Bass-Pedal simuliert werden kann
Dafür gibt es ein kleines zweizeiliges Display und daneben ein Scroller/Taster und Up/Down Taster, mit denen man sich durch die Menüstrukturen bewegen kann. Eines dazu gleich VORWEG (und ich weiß, dass Wolfgang Uhl überlegt, den Zugang zu den „Eingeweiden“ der Programmierung evtl. künftig weiter einzuschränken, denn man kann hier viel verschlimmbessern!!!). Die Orgel ist soundmäßig eigentlich perfekt programmiert. Alle Einstellmöglichkeiten der Menüs diesbezüglich sind eine gefährliche Angelegenheit! Wenn man hier was rumbastelt, was man nicht 100% beherrscht, dann klingt die Orgel auf einmal einfach nicht mehr! Ich beherzige den Rat von Wolfgang und lasse die Finger davon! Das einzige, was ich in der Menüstruktur benutze ist:
- Transpose +/- (einmal Drehregler nach links im Menü)
- Ändern des Namens eines Presets (einmal Downtaster nach unten im Menü)
Die Menüeinträge sind auch nicht unbedingt ganz selbsterklärend und etwas hakelig zu durchforsten, man landet schnell im Nirwana, wenn man sich nicht auskennt… Also lieber Finger weg!
Sound:
Warum kauft man eine Uhl-Orgel? Weil man einen tragbaren und bezahlbaren Klon für eine reine, echte Hammond Orgel will, nicht mehr und nicht weniger. Puristisch und ohne Schnickschnack. Und das kriegt man. Der Sound ist „amtlich“, wie viele so schön sagen. In allen Facetten einer Hammond und mit allen „Unzulänglichkeiten“ (der Keyklick war der Firma Hammond immer ein Graus und sollte damals eigentlich so wenig wie möglich da sein…. Aber gerade das ist das, was wir heute an ihr so LIEBEN), leises Mitklirren der Obertöne (besonders bei der B3-Old Einstellung), Keyclick, toller C3 Chorus, der Klassiker, toller Leslie-Effekt in 2 Varianten L122 und L147, tolle Verzerrmöglichkeiten, wie im Original, abhängig von Drawbars, Lage und Sweller. Wohlgemerkt, dieses Kapitel, der „Drive“ hat es etwas in sich. Denn hier benötigt es etwas Verständnis, wie und wann die Verzerrung auftritt. Da muss man etwas „spielen“ mit den Möglichkeiten, Drive rein, Master-Volume zurück, die richtigen Tasten spielen (Quinten z.B.), die richtige Lage spielen, den Sweller richtig einsetzen… eine echte Hammond am Leslie hat auch nicht immer verzerrt, sondern nur, wenn alle möglichen Sachen zusammenkamen. Auch das ist hier in der Uhl „amtlich“ original umgesetzt.
Für mich hat sich der Unterschied zur Nordstage-B3 deutlich verbessert. Unten rum und Mitte geht auch die Nord-B3 noch, aber ab mittlerer bis oberer Lage ist die Uhl einfach ebenfalls „original“, der Leslie, die Percussion, alles so, wie es sein soll.
Soundbeispiele gibt es etliche im Internet. Deswegen hier keine eigenen von mir, da ich von der Aufnahmetechnik nicht soooo gut ausgestattet bin… siehe z.B. hier:
https://www.uhl-instruments.com/
https://www.uhl-instruments.com/audio-videos/
https://www.youtube.com/results?search_query=Uhl+x4
Preis-Leistung:
Klar, bei der Uhl handelt es sich nicht um ein „Schnäppchen“, 3140.- € für die X5-1, 3980.- € für die X5-2. Aber wenn man bedenkt, was eine originale Hammond, wenn man überhaupt eine bekommt, kostet und was man da an Wartung und Reparaturen reinstecken muss und was ein Original-Leslie kostet und was der Doktor kostet, wenn man seinen Bandscheibenvorfall auskurieren muss , dann relativiert sich das schnell. Die „günstigere“ Hammond XC-1 klingt tatsächlich nicht genauso authentisch wie die Uhl. Und wenn man bedenkt, wer die Uhl so spielt (Simon Oslender, Martin Meixner, der Keyboarder von Grönemeyer oder Xavier Naidoo usw.), dann weiß man, dass man hier ein Top-Instrument hat. Und wenn ich bedenke, was ein Nordstage so kostet, dann war es mir die 3140.-€ einfach wert, zumal um im „erlauchten“ Kreis der Uhl-Besitzer zu landen (es gibt Stand 01/24 nur ca. 340 Besitzer, Wolfgang Uhl baut in seinem Keller in Kleinserie per Hand mit lokalen Zulieferern, bisher maximal 60 Stück/Jahr). Wiederverkauf, sofern jemals gewünscht, wird sicher kein Problem, wie bei den Nordstages auch…
Zubehör:
Swellerpedal Yamaha FC 7 https://www.thomann.de/de/yamaha_fc7.htm
Leslie-Fußschalter Boss FS-5L https://www.thomann.de/de/boss_fs5l.htm
Softcase Gator GKB-88 Slim https://www.thomann.de/de/gator_gkb_88_slim.htm
Abdeckung https://www.thomann.de/de/thomann_dc_61_76_keys_black.htm
Fazit:
Die Uhl X-Serie ist meiner Meinung nach DER Hammond-Klon für Puristen, sowohl was Bedienung als auch Sound angeht. Ich denke, dass diese derzeit dem Original am nächsten kommt, in jeder Hinsicht, und das für bezahlbar, transportabel und wertig. Persönliche unkomplizierte Betreuung durch Wolfgang Uhl inclusive. Klar, am Besten holt man sie Vor-Ort ab, und für eventuelle Reparaturen auch wieder dort hin, aber laut Wolfgang Uhl gibt es kaum Reparaturen aufgrund der Bauart und verwendeten Materialien. Ich habe den Kauf bisher nicht bereut und habe richtig Lust, auf diesem tollen Instrument das Hammond-Spiel nun noch viel besser beherrschen zu lernen (als alter Pianist). Die Möglichkeiten und der Sound des Instruments motivieren dabei total!
Pro und Kontra:
Plus:
+ „Originaler“ Hammond A100/B3 Sound, bei Klons vermutlich einer der Besten
+ „Originale“ Bedienbarkeit und Authentizität
+ „All in One“ = Hammond-Sound und Leslie/Verstärker-Emulation incl. Hall in einem Gerät, somit an PA spielbar
+ Wertige Verarbeitung/Qualität
+ Persönliche unkomplizierte Betreuung durch Wolfgang Uhl
+ Internationale professionelle Referenz-Player als Garant für ein wirklich gutes Instrument
+ Perfekte Transportierbarkeit durch geringes Gewicht und Größe (X5-1: 9,8 kg, X5-2: 16,8kg)
+ Ausreichende MIDI-Anbindung, um ein separates Basspedal oder Lower Manual anzuschliessen
+ Separates Zubehör erhältlich: Basspedale, Softcases, Hardcases
So oder so gesehen:
+/- keine großartige Preset-Technik, kleines Display… Wer es braucht/gewohnt ist, z.B. von einem Nordstage, wird sich umstellen müssen, aber eigentlich ist das auch nicht im Sinn des Instruments, die „echte“ Hammond hat das auch nicht…
+/- Die Uhl verzeiht nichts, what comes in comes out. Wer eine Hammond nicht zu bedienen versteht wird aus der Uhl auch keine Wunder rausholen. Man muss wissen, was man tut. Für den einen (+), für den anderen (-)
Kleine Einschränkungen:
- Keine SEPARATEN Transpose +/- Buttons, das fände ich schön, da ich es oft nutze. Anderen („Profis“) ist das sicher egal . So muss ich halt über das Menü gehen, ist aber auch nicht kompliziert.
- Relativ rudimentäres Display und Navigation in den Menüs, aber das soll auch gar nicht permanent gemacht werden. Die wichtigsten Funktionen gehen über separate Knöpfe/Potis
- Keine mir ersichtlichen komplizierteren MIDI-Lösungen (soweit ich das überhaupt sehen konnte, bin da kein Profi) – Programm-Change, Transpose als MIDI-In Befehl usw. geht vermutlich nicht (sollte jemand da Anderes wissen, bitte melden!)
Link zu Hersteller, Optik und Sound https://www.uhl-instruments.com/
Ich hoffe, ich habe Euch einen ersten Eindruck dieses Instruments liefern können. Ich bin KEIN PROFI! „Nur“ gehoben spielendender Hobby-Keyboarder, aber gute Instrumente und guter Sound sind mir wichtig. Ich hoffe, dass ich mit diesem Instrument lange viel Freude haben werde und weiß, dass der eine oder andere hier im Forum auch schon eine geordert oder abgeholt hat. Man wird sich sicher austauschen… LG, Frank
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