Über den Klang einer Gitarre

  • Ersteller Disgracer
  • Erstellt am
Disgracer
Disgracer
A-Gitarren-Mod
Moderator
Zuletzt hier
12.11.24
Registriert
18.10.06
Beiträge
5.786
Kekse
78.072
Ort
Bochum
Weil es immer wieder zu Diskussionen über "den Klang" einer Gitarre, einer Serie, gar einer Marke kommt, und dort Aussagen getroffen werden, die sich mir schwerlich bis gar nicht erschließen, hier nun mal ein Beispiel, wie eine (in diesem Fall: meine) Gitarre klingen kann.

Hintergrund dieses Threads sind Aussage wie "Gitarre xyz klingt" und dann folgend Beschreibungen, wie: "metallisch" "knackig" "warm" "hell" "brilliant" "ausgeglichen" etc pp..
Selten wird dabei erwähnt, was der Anwendungsfall (Musikart), die Umstände (Saiten, Plektren), oder die Spieltechnik (Flatpicking, Fingerpicking, mit, oder ohne Fingernägel etc) angeht.

Da diese aber eine große Rolle spielen, hier mal ein Hörbeispiel (das nebenher zeigt, wie sinnfrei es ist, per Video/Audio auf dem Rechner den Klang einer Gitarre beschreiben/beurteilen zu wollen).

Aufnahmesituation:
Lakewood M-18 CP mit Elixir-Saiten, Røde K2 (etwas schlecht eingepegelt, sorry), etwa 40cm Abstand, an Focusrite Liquid Saffire 56, Aufnahme in Logic. Keine Nachbearbeitung, außer leichter Lautstärkeanhebung.

Ihr hört zunächst Fingerpicking. Ich spiele mit recht langen Fingernägeln. "Normale Spielposition" bedeutet: über dem Schalloch, etwas Richtung Steg von der Mitte weg.
Ich spiele immer eine kleine Akkordfolge, jeweils zweimal nacheinander pro "Spieltechnik".
Später spiele ich dann verschiedene Plektren hintereinander, hier die exakte Liste mit Zeiten:


Fingerpicking:
0-12: Normale Spielposition, normaler Anschlag
12-25: Normale Spielposition, flacher Winkel
26-37: Normale Spielposition, scharfer Winkel
38-51: sul ponticello
51- 1.03: sul tasto


Danach immer 3 Durchgänge pro Plektrum:
1. Normale Spielposition —> 2. etwas mehr sul ponticello —> 3. etwas mehr sul tasto
Letztere jeweils etwa 2cm vom Schalloch entfernt.


1.08- 1.54: Clayton Ultem 0,94mm
1.55- 2.34: Fender Heavy Dreieck
2.35- 3.16: Noname Filzplektrum
3.17- 3.56: Blue Chip TD40 1mm
3.57- 4.36: Noname Messing 0,00001mm ;-)
4.37- 5.19: 2mm Bone Plektrum


Hier der Link:


Mir geht es letztlich nur darum zu demonstrieren, welch gravierenden Unterschiede, solch Kleinigkeiten ausmachen können, und wie sie Aussagen über Klänge verfälschen.
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 10 Benutzer
Mir geht es letztlich nur darum zu demonstrieren, welch gravierenden Unterschiede, solch Kleinigkeiten ausmachen können, und wie sie Aussagen über Klänge verfälschen.
Und das ist dir zweifellos gelungen.:great:
 
Sehr gute Beispiele, danke!

Nebenbei bemerkt wäre das auch für den BlueChip-Thread interessant,
jetzt kann man mal A/B hören, wenn auch nicht "blind".
 
Ohne da jetzt hereingehoert zu haben, hast Du eine Quelle fuer das Messingplektrum? Ich woillte immer mal ein haltbares Plektrum aus 10 Atomlagen ausprobieren....
 
Danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast! :great: Hatte heute früh erst besagte Diskussion gelesen und die Beispiele machen schon deutlich, wie unterschiedlich man ein und diesselbe Gitarre klingen lassen kann. Allerdings hört man schon immer irgendwo einen einen gewissen "Grundcharakter" heraus, finde ich jetzt so, das ändert allerdings nichts an der These, daß man anhand von Videos/Klangbeispielen DEN gewissen Sound ableiten kann.
Mir gefällt übrigens der Klang beim Bone Plektrum ganz zum Schluß im Beispiel sehr gut, ich glaub ich muß mir auch mal sowas zulegen :D.
 
hast Du eine Quelle fuer das Messingplektrum?

Ja, hier: http://www.tone-toys.com/shop/Heriba-Messing
Ich hab das spitze. Und es ist bisher das einzige Metall-Plektrum, das ich überhaupt halbwegs annehmbar fand..
Spielgefühl ist aber etwas seltsam, weil halt so dünn, dass man denkt, man hätte nix zwischen den Fingern.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Allerdings hört man schon immer irgendwo einen einen gewissen "Grundcharakter" heraus,

Mag ich ja auch gar nicht abstreiten. Sonst gäbe es ja keinen Grund für verschiedene Gitarren. ;-)
Aber man kann eben auch viel tweaken. Wenn ich andere Saiten aufziehe, klingt's wieder völlig anders.. Aber halt nicht so, dass aus meiner M-18 ne Dreadnought wird.
Es gibt halt eine gewisse Bandbreite an Sounds, die man mit, wenig Aufwand, aus einer Gitarre holen kann. (Das waren jetzt alles noch nicht so extreme Sachen, dass es wesentlich auf das Spiel Einfluss hätte, wobei das eine oder andere Plektrum durchaus ungewohnt war, aber war jetzt z.b. nicht 3mm vorm Steg gespielt, wo es halt noch spitzer klingt, sonder wirklich so, dass man das mit ein wenig Armbewegung erreichen kann)
Und auch nicht jede Gitarre bietet so ein Spektrum. Das ist für mich ein ziemliches Qualitätskriterium, dass viele "günstigere" Gitarren eher nicht erfüllen. Da muss man schon in extreme Lagen, um solche Unterschiede zu provozieren. (Gibt aber natürlich auch wieder Ausnahmen ;-))


Mir gefällt übrigens der Klang beim Bone Plektrum ganz zum Schluß im Beispiel sehr gut, ich glaub ich muß mir auch mal sowas zulegen

Ja, den mag ich auch. Das Plektrum hat nur zwei Nachteile: Erstens: es ist extrem dick, hat eine seltsame Griffkuhle und spielt sich (für mich) ganz schrecklich. Zweitens: es erzeugt extrem viele Geräusche an den Saiten, das mag ich so gar nicht. Aber vllt findest du da eins, dass dir passt.
Generell: immer mal solche Sachen ausprobieren. Ich hab sicherlich 100+ Plektren hier, in die ich grade mal so reingegriffen hab. Das ist schon lustig sowas auszuprobieren, und kostet im Normalfall nicht wirklich viel Geld. (Das einzig wirklich teure Plektrum, war das Blue-Chip. Aber das ist halt eine extreme Ausnahme.
 
Erstmal vielen Dank für den Aufwand, den du dir gemacht hast. Es diskutiert sich doch gleich ganz anders, wenn man konkrete Beispiele als Grundlage hat.

Vieles, was meine Vorredner gesagt haben, kann ich so unterschreiben, ich höre allerdings auch noch eine andere Konstante heraus, und das ist deine Spieltechnik. Ich denke, das darf man bei der ganzen Klangdiskussion nicht vernachlässigen. Grifftechnik, Betonung, musikaisches Spiel u.v.a.m. machen halt auch einen großen Anteil des Klangs aus, und es genügt halt leider nicht, sich eine teure Martin zu kaufen, um dann wie Eric Clapton zu klingen.

Gruß

Toni
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
...es genügt halt leider nicht, sich eine teure Martin zu kaufen, um dann wie Eric Clapton zu klingen

Genau das. Und die individuelle Huellkurve einer Gitarre kann man auch nicht einfach so veraendern. Ist mir beim spielen mit dem neuen Zoom A3 so aufgefallen. Subtile Veraenderungen gehen damit, komplett andere Typen wie Martin Dread zu Ovation oder umgekehrt geht gar nicht, da zind die Huellkurven zu unterschiedlich....
 
......
Wenn ich andere Saiten aufziehe, klingt's wieder völlig anders.. Aber halt nicht so, dass aus meiner M-18 ne Dreadnought wird.............




Ja, den mag ich auch. Das Plektrum hat nur zwei Nachteile: Erstens: es ist extrem dick, hat eine seltsame Griffkuhle und spielt sich (für mich) ganz schrecklich. Zweitens: es erzeugt extrem viele Geräusche an den Saiten, das mag ich so gar nicht. Aber vllt findest du da eins, dass dir passt.
Generell: immer mal solche Sachen ausprobieren. Ich hab sicherlich 100+ Plektren hier, in die ich grade mal so reingegriffen hab. Das ist schon lustig sowas auszuprobieren, und kostet im Normalfall nicht wirklich viel Geld. (Das einzig wirklich teure Plektrum, war das Blue-Chip. Aber das ist halt eine extreme Ausnahme.
Zu Punkt 1: Hie sprichst Du auch einen wichtigen Punkt an: die Saitenwahl. Ich habe grade zu Beginn sehr viel in punkto Saiten experimentiert und grade bei meiner Guild Westerngitarre festgestellt, daß sich deren Klang je nach Wahl der Saiten extrem verändert. Da kann man aus einer eigentlich sehr guten Gitarre auch schonmal ne Dose machen, und da handelte es sich nicht unbedingt um No-Name-Billigstsaiten. Man kann mit der richtigen Saitenwahl zwar keine Wunder vollbringen, aber doch einiges am Klang beeinflussen. Wobei ich immer noch der Meinung bin, der Sound einer Gitarre kommt eben hauptsächlich aus den Fingern ;) (was Deine Beispiele ja auch schön belegen).

Zu Punkt 2: Kenne ich, hab hier selber unzählige Plektren rumliegen, weil man immer wieder mal was anderes ausprobieren will auf seiner Suche nach DEM optimalen Sound.
Wegen dem Bone Plek muß ich mal gucken, notfalls schnitz ich mir selber eins :cool:.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hie sprichst Du auch einen wichtigen Punkt an: die Saitenwahl
Da habe ich mich nach einigen verschiedenen Sätzen auf Bronzesaiten eingeschossen, ich mag einfach den hellen Klang. Ich nehme die Billigen von Fame, .011er und .012er je nach Gitarre. Ich hatte schon wesentlich teurere Saiten, aber der Unterschied im Klang ist nicht gewaltig und die Haltbarkeit war auch nicht wesentlich länger. Die teureren Sätze habe ich immer gespielt, bis die Saiten wirklich tot waren. Weil ich die billigen Saiten öfter wechsle klingen meine Gitarren im Schnitt mehr so, wie ich es will und nicht anfangs optimal und zum Schluss dumpf. Ich habe lieber einen billiger frischer Satz, der fast so klingt wie ich es will, als teure Saiten, die am Anfang optimal klingen aber zum Ende hin furchtbar, weil sie wegen den höheren Kosten länger drauf bleiben müssen.
hab hier selber unzählige Plektren rumliegen, weil man immer wieder mal was anderes ausprobieren will auf seiner Suche nach DEM optimalen Sound.
Ich habe hier auch eine Plastiktüte voller Plektren. Auf der Suche nach DEM Sound bin ich nicht mal.
Viele habe ich einfach gekauft, weil sie interessant aussehen. Auf der Akustischen spiele ich Plektren von Thin bis Medium aus verschiedenen Kunststoffen. Die haben irgendwie alle ihre Vorzüge, da könnte ich mich nicht auf eines festlegen. Deswegen habe ich im Plekhalter auf dem Mikrofonständer immer eine gewisse Auswahl von billig bis ganz billig klemmen und entscheide mich nach Lust und Laune für ein Plek.
Das klingt immer etwas anders, wobei ich mit einem dünnen, weichen Plek auch anders spiele als mit einem harten Medium Plek, was den Klang auch maßgeblich beeinflusst. Manche Lieder will ich gar nicht mit einem weichen Plek spielen, bei Anderen will ich nicht darauf verzichten. DAS Plek gibt es für mich also genau so wenig, wie DEN Sound. Je nachdem was ich spielen will und ob/welche andere Instrumente beteiligt sind, entscheide ich mich für eine Gitarre. Das mache ich eigentlich nur für mich, dem Publikum würde es wahrscheinlich eh nicht auffallen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
sehr interessant, danke
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben