Zylindrische Bohrungen stimmen ab der Mitte des zweiten Registers nicht mehr. Die Töne werden zunehmend zu tief. Woran das liegt weiß ich nicht, es ist aber so. Die konische Innenbohrung hat das Problem nicht, wenn man sinnvolle Werte wählt und genug Klappen am Instrument hat, um Obertonspielereien zu betreiben bzw. einzelnde Teile eines Gesamtklangs herauszufiltern, ist ein Tonumfang von drei Oktaven problemlos möglich. Die moderne Querflöte ist übrigens nicht zylindrisch, sie hat ihren Konus nur im Kopfstück und das fällt kaum auf. Dennoch startet der Innendurchmesser im Kopfstück bei rund 17mm und weitet sich zum Ende des Kopfstücks hin (also den Teil, den man in den Rest der Flöte steckt) auf 19mm auf. Ohne diesen Konus würde die Flöte hinten und vorne nicht stimmen.
Klappen sind bei der
modernen (Böhm-)Querflöte zwingend erforderlich, um die riesigen Tonlöcher abzudecken und gehören zum Mechanismus.
Renaissanceflöten brauchten keine Klappen, da die Musik noch nicht so wahnsinnig chromatisch war und darum einfache Sechslochflöten mit ihren üblichen Skalen (siehe unten) ausreichten. Bei den danach entwickelten Holzquerflöten sind die Klappen für zusätzliche Halbtöne zuständig, die sonst nicht oder nur schlecht mit Gabelgriffen greifbar wären. Bei der
Traversflöte reicht eine Klappe (fürs Dis/Es), den Rest kann man mit Gabelgriffen und Ansatzänderungen gut spielen. Je größer Innenbohrung und Grifflöcher werden, desto schlechter funktionieren die Gabelgriffe, also hat man mit der Zeit
immer mehr Klappen hinzugefügt. Die Mitte des 19. Jahrhunderts
in England übliche Konzertflöte hatte riesige Tonlöcher, der einzig funktionierende Gabelgriff war der fürs C, und ansonsten gabs für alle anderen Töne, die nicht unter den Fingern lagen, eben Klappen. Aus diesem Instrument entwickelte sich die
"irische" Querflöte. Sie steht üblicherweise in D (Grundton/tiefster Ton, obwohl viele Flöten auch Klappen fürs tiefe Cis und C hatten war der Grundton dennoch das D, sechster Finger, und die dritte Stufe der diatonischen Skala war ein Fis, kein F wie auf der modernen Querflöte), genau wie die Konzertflöte (bis die moderne Böhmflöte, die in C steht, die alten Instrumente ersetzte), daraus ergeben sich zusammen mit dem C-Gabelgriff die diatonischen Skalen D-Dur, G-Dur, E-moll, H-moll, E-dorisch, A-dorisch und A-mixolydisch sowie ein paar weitere eher ungebräuchliche Kirchentonarten, die alle ohne den Einsatz weiterer Klappen spielbar sind. Und da die irische Musik mit diesen Tonarten in der Regel bis auf wenige Ausnahmen wunderbar auskommt, sind klappenlose irische Querflöten weit verbreitet. Die meisten Profis spielen aber
Instrumente mit sechs bis acht Klappen und sind damit dann tonartmäßig genauso unbeschränkt wie klassische Flötisten. Und diese Flöten sind dann im Grunde 1:1-Kopien der englischen Konzertflöten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, oder sogar Originalinstrumente aus der Zeit.
Unterschiede im Spiel gibts natürlich. Die Grundskala ist immer die gleiche, wie bei allen westlichen Sechslochflöten, die Griffweise kann aber anders sein. Es gibt haufenweise verschiedene Klappensysteme, bis sich das Böhmsystem durchgesetzt hat wurde sehr viel experimentiert...am längsten gehalten hat sich aber das "simple system", das im Grunde wie der Name schon sagt sehr einfach zu verstehen ist, in Tonarten mit vielen
bs aber etwas sperrig werden kann.
irische Musik wird auf der Querflöte völlig anders artikuliert als mans aus der Klassik kennt, das hängt aber nicht mit dem Instrument zusammen, sondern mit der Tradition der Musik. Man kann auf jeder Querflöte irische Musik spielen, dazu brauchts keine irische Querflöte - aber auf letzterer gehts schon am besten.
Grüße,
shib