Moin,
ist zwar schon was her hier der Thread, ich möchte aber noch einmal zu der Techniker Empfehlung des Herrn Jürgen Kristkeiz eingehen.
Ich habe einen Mesa Boogie Clone aus Japan der eine Red Plating in der Endstufe aufwies. Ich habe selber grundlegende Kenntnisse der Elektronik gehabt und zu der Zeit Ingenieurswissenschaften studiert und mir die Kenntnisse in Elektrotechnik angeeignet. Ich bin dann zunächst selbst auf Fehlersuche gegeangen und habe alle Widerstände in der Endstufe und die Kondensatoren im Netzteil und im Bias Schaltkreis gegen TAD Gold Caps getauscht. Außerdem bekam jede Röhre einen 1 Ohm Messwiderstand eingebaut. An dem Problem des Red Plating änderte sich aber nichts. Das gemessene BIAS war für die Anodenspannung von 520V mit ca 30mA Ruhestrom recht hoch. rechnerisch wäre hier ein Wert von ca. 22-24mA angebracht bei einer Röhren Auslastung von 70% und einer erwarteten Leistung pro Röhre von 18 Watt.
Hier bin ich jedoch nicht hinter den Fehler gestiegen und habe mich auf Empfehlung zu besagtem Techniker gemacht. Als ich den Amp dann nach einem Jahr abgeholt habe, wurde mir erzählt, dass die schon eingebautem Goldcaps und Widerstände von ihm eingebaut worden sind, obwohl da noch die Staubschicht von meiner Wohnung drauf war, da der Amp in meiner Wohnung längere Zeit offen stand. Zudem war eine der vier Endröhren gegen ein anderes Fabrikat getauscht worden. Also waren nun 3 russische 6L6GC (6N3C) und eine JJ 6L6GC verbaut. Der Amp lief dann aber augenscheinlich bei einem kurzen Antesten. Zudem wurde behauptet, dass Lötstellen fehlerhaft waren und nachgelötet worden sind, hier stellt sich aber auch im späteren Verlauf raus, dass diese Aussage nicht der Wahrheit entspricht. Angeblich wurde der Verstärker auch stundenlang getestet ohne das ein Fehler festgestellt werden konnte. Außerdem wurden auf verdacht alle Kondensatoren der Vorstufe ausgewechselt, was ich auf Grund des Originalzustands eigentlich vermeiden wollte, wenn dies nicht unbedingt nötig ist.
Zu Hause angekommen, spielte ich den Verstärker eine halbe Stunde bis ich wieder ein starkes Ansteigen von Störgeräuschen vernahm. Ein Blick hinter den Verstärker zeigte wieder ein Red Plating der Röhren. Also das Ding nochmal auf die Werkbank bei mir zu Hause. Erstmal fielen mir einige kalte Lötstellen auf, die an vom Techniker eingebauten Bauteilen bestanden. Ein Widerstand im Biaskreis war mit zu wenig Lötzinn eingebracht und fiel beim anfassen mit der Pinzette aus der Fassung. Habe diese dann alle selber nachgelötet. Anschließend habe ich mich dann auf Fehlersuche gemacht. Den Bias Strom nochmal mit zwei Multimetern für die beiden Röhrenpärchen aufgenommen. Hier viel mir auf, dass der Ruhestrom im Betrieb langsam aber kontinuierlich stieg, genau wie vor der Abgabe des Amps. Hier kam mir der Verdacht, dass die Diode im Bias Schaltkreis nicht richtig sperrt. Mein Multimeter sagte mir aber, dass die Diode Funktionstüchtig ist. Im Internet stieß ich dann auf eine Widerstandsmessung die man durchführen kann, wenn man kein Osziloskop besitzt. Bei Vergleich mit Dioden gleichen Typs wich diese ab und die Vergleichsdioden haben alle gleiche Werte aufwiesen.
Also habe ich den Amp wieder zum Techniker gebracht und nochmals mit ihm Rücksprache gehalten. Wir haben dann zusammen den Amp geöffnet und ich habe ihm dann erklärt, wo der Fehler des steigenden Ruhestroms liegt. Diese hat dann auch grundsätzlich am Osziloskop keine Störungen mehr verursacht. Er wollte dann den Amp nochmal dabehalten und gucken ob alles zuverlässig funktioniert. Außerdem wollte er nochmal Geld von mir haben für weitere Reparaturen und Arbeitszeit. Da habe ich ihm direkt widersprochen mit den Angaben über den Einbau von meinen Teilen, die auf der Rechnung ja eigentlich nicht auftauchen sollten und dem Einbau von WIMA´s seinerseits wo der Kostenpunkt im Centbereich liegt. Er sagte dann, dass er sich ja immer mit Schrott auseinander setzen muss und das ja auch immer würfeln ist ob das läuft oder nicht. Da frage ich mich einerseits nach der Fachlichkeit und andererseits nach der Motivation diesen Job auszuführen. Vielleicht rechnet man damit, dass die Kunden keine Ahnung haben und Geld für scheinbare Reparaturen ausgeben. An dieser Stelle habe ich ihm auch klar gemacht, dass ich mich nicht über den Tisch ziehen lasse, was ich eventuell auch durch meine leicht gereizte Art verdeutlicht habe. Nach 3 Monaten habe ich den Amp dann abgeholt und mir wurde freundlich versichert, dass jetzt noch einiges restauriert worden ist und der Verstärker einen halben Tag Probe lief und keine Fehler mehr aufgetreten sind. Also wieder nach Hause gefahren, dass Ding angeschlossen und wieder das gleiche Problem: Rot glühende Röhren. Aber direkt sechs Minuten nach dem Einschalten.
Also Faust in die Tasche gesteckt Amp wieder aufgemacht und dann angefangen selber nachzudenken. Also die ausgebauten original Kondensatoren, die glücklicherweise nicht entsorgt worden sind selber überprüft und an den Originalpositionen wieder eingesetzt. Die gewechselten Koppelkondensatoren ließ ich allerdings verbaut, da die originalen zu weit voneinander abwichen. Anschließend untersuchte ich den Bias Schaltkreis. Der Ruhestrom blieb stabil, war aber für die Röhren viel zu hoch. Hier hat der Techniker den Widerstand hinter der Diode den Widerstand von 470 Ohm auf 2 Ohm geändert. Dies wurde realisiert mit zwei parallel übereinander verbratenen Widerständen realisiert. Diesen habe ich dann direkt ersetzt. Anschließend habe ich mich mit der genauen Funktion des Bias Regelkreises auseinandergesetzt und über den in Reihe geschalteten Widerstand hinter dem Bias Poti so angepasst, dass der geforderte Regelbereich erreicht wird. Anschließend habe ich mir bei Beyers Musik zwei gebrauchte Röhren organisiert und den Amp Probe gelaufen. Jetzt läuft der Amp ohne Probleme. Das Bias ist im Rahmen und die Werte bleiben auch nach 2 Stunden im Betrieb stabil.
Also im Grunde genommen hätte ich mir das Geld sparen können. Habe jetzt Geld investiert und die eigentliche Arbeit von Herrn Kristkeiz übernommen. Durch das Testen ist natürlich auch ein Satz neuer Röhren fällig, obwohl diese bei Abgabe des Amps neu waren. Eine gute Sache hat das ganze jetzt aber doch, wie ein Röhrenverstärker funktioniert, habe ich jetzt durchexerziert. Dementsprechend ist mein Selbstbewusstsein hinsichtlich solcher Reparaturen gestiegen und werde diese an meinen Geräten demnächst selber durchführen. Also meine Empfehlung: Nach anderthalb Jahren Aufenthalt beim Techniker habe ich den Verstärker am Ende innnerhalb einer Woche selber überholt. Vor diesem Hintergrund kann ich keine Empfehlung aussprechen. Ich werde an dieser Stelle auch keine Reklamation machen, da er beim letzten Mal schon leicht pampig geworden ist, als ich ihn auf sein Fehlverhalten hingewiesen habe und ich kein Lust habe das mir Körperteile entgleiten. Also haltet euch fern!
Viele Grüße
Friedbach