Die gaaanz ausführliche Anleitung:
Wie oft du "gründlich" reinigen solltest hängt davon ab, was außer Speichel und Atemkondensat in die Trompete hineinkommt. Ich meine z.B. andere Getränke als Wasser und Essenreste, auch aus Zahnzwischenräumen.
Ich fände es sehr unangenehm, wenn die Trompete aus dem Mundrohr riechen würde oder ein Belag darin zu sehen wäre. Für das Mundstück gilt das Gleiche. Mit etwas Erfahrung findet sich aber bald ein idealer Rhythmus zwischen Sorgfalt und Bequemlichkeit.
Die einfachste Grundreinigung ist ein Durchspülen mit fließend Wasser nach dem Gebrauch. Ich halte sie dabei unter die Armatur der Badewanne und lass das Wasser durchlaufen. Zusätzlich bewege ich die Ventile wie beim Spielen, das mache ich ca. alle drei Tage (bei täglichem Einsatz des Instruments). Letzte Wasserreste kann man aus dem Instrument schütteln, wenn man dabei die Ventile bewegt und die Züge bereits abgezogen sind.
Ungefähr alle zwei bis drei Wochen nehme ich eine Spiralbürste zur Hilfe. Das Mundstück wird unter einem Wasserhahn durchgespült, ab und zu wird auch eine Mundstückbürste eingesetzt. Irgendwann sammelt sich dunkler Schmutz in den unteren Ventildeckeln. Damit der nicht die in die Laufbahn zurückgespült wird und dort Kratzspuren hinterlassen kann (= weniger dichte Ventile), sollte man niemals durch das Dekompensationsloch in den unteren Deckeln ölen und diese Schmutzteilchen bei der großen Reinigung entfernen.
https://www.thomann.de/de/koelbl_reinigunghilfen_blechblaeser.html
https://www.thomann.de/de/stoelzel_mundstueckbuerste_590380.htm
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Zum äußeren Abtrocken und Abwischen im täglichen Gebrauch dient mir seit Jahren ein ganz feines Mikrofasertuch aus dem Drogeriemarkt. Die Textur ist ohne irgendwelche Webmuster oder Faserschlaufen, es ähnelt ein wenig einem Fensterleder. So ein Tuch ist waschbar und hält ewig.
Die wichtigste Maßnahme für ein langes Leben des Instruments ist das rasche Trocknen der Feuchtigkeit im Innern nach dem Gebrauch, so hat Korrosion praktisch keine Chance. Deshalb bleiben benutzte Instrumente bei mir nicht im geschlossenen Koffer und stehen auch nicht dauerhaft auf einem Ständer, der das Schallstück verschließen würde.
Wird die Trompete über Nacht abgelegt, ziehe ich die drei Züge ab. Die Trompete hänge ich an meinen recht
stabilen Notenständer, der mit einer Ablage für die Züge (kann man waagrecht stellen) und einem Haken für das Instrument ausgestattet ist.
https://www.thomann.de/de/km_107_spezialnotenpult_2.htm
https://www.thomann.de/de/km_1152_noten_konzepthalter.htm
https://www.thomann.de/de/km_157_trompetenhalter.htm
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Denkbar wäre auch eine kleinere Ablage.
https://www.thomann.de/de/km_12218.htm
Der erste und der dritte Zug (Ausgleichszüge) werden mit Ventilöl benetzt, ein bis zwei Tropfen genügen, genau wie bei den Ventilen. Der zweite Zug und der Hauptstimmzug bekommen "Zugfett", ebenfalls sehr sparsam aufgetragen. Zugfett darf niemals in die Maschine kommen (z.B. durch zu viel Auftrag im zweiten Zug). Dann würden die Ventile zäh laufen oder hängen bleiben.
Passiert so etwas, kann man das Ventil ausbauen und den unteren Ventildeckel abschrauben. Zum Reinigen mit Entfetten ist ein Tropfen Handspülmittel und natürlich wieder reichlich Wasser sowie eine fingerdicke Rundbürste aus dem Drogeriemarkt (bzw. von Haushaltsmärkten/-messen) geeignet.
Auf den Ventilschäften zwischen Federkäfig und oberen Ventildeckeln befinden sich Filzscheiben als Dämpfer, die niemals nass werden sollten. Das würde ihre Alterung durch Aushärten und vermehrte Stauchung beschleunigen. Dann stimmt das "Alignment" der Ventile nicht mehr und somit ist keine optimaler Luftdurchlass in der Maschine mehr möglich.
Die amerikanischen Internetseiten zu diesem Thema kann ich allerdings genauso wenig nachvollziehen wie die gesalzenen Preise, die dort für den Austausch mit geeigneten Filzen genommen werden. Das geht DIY oder in der heimischen Werkstatt des Vertrauens ganz nebenbei und (korrekterweise) äußerst preiswert.
Es lohnt sich übrigens, auf eine Werkstatt zu achten, die wirklich sorgfältig (= fachlich kompetent) arbeitet, das ist leider nicht selbstverständlich und hat nichts mit deren Preisgestaltung zu tun. Meine Instrumente werden aus diesem Grund als Paket zur Werkstatt meines Vertrauens in ein anderes Bundesland verschickt, wenn ich Reparaturbedarf habe (ohne Koffer, in Bläschenfolie verpackt plus Schaumstoff oder Styropor-Chips im stabilen Karton).
Für die Ventile lohnt sich ein erstklassiges Öl, ein Fläschchen reicht bei mir locker ein Jahr. Meine Produkte zur Pflege sind:
https://www.thomann.de/de/stoelzel_fett.htm
https://www.thomann.de/de/hetman_piston_nr_2_ventiloel.htm
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Kleiner Exkurs:
Hat man noch keine Erfahrung im Umgang mit dem Instrument, ist vor allem Vorsicht angebracht, damit keine Dellen ins Blech kommen.
Das kann z.B. passieren, wenn Züge beim Reinigen in die Wanne fallen oder wenn man sich zu schwungvoll bewegt oder wenn man beim Tragen an Türklinken, Notenständern usw. hängenbleibt. Auch Herunterfallen, Daraufsetzen, und herabfallende Gegenstände auf die Trompete auf dem Bodenständer, dessen Umfallen sowie darauf und dagegen tretende Kollegen, die in und nach Pausen durch die Stuhlreihe laufen, gehören zu den bedauerlichen Unfallrisiken.
Bei Schäden gilt unbedingt: entweder kann man es fachmännisch beheben oder es heißt: Finger weg.
Viel schlimmer als der ursprüngliche Unfall sind oft die Folgen verschiedener Reparaturtips aus dem Internet oder aus dem Ensemble.
Ein Beispiel: festklemmendes Mundstück.
Eigentlich kann das gar nicht vorkommen, weil Mundstück weder eingeschraubt noch festgeklopft werden müssen und nichts am Instrument zu suchen haben, wenn man nicht gerade spielen will. Schon gar nicht sollte man eine Trompete mit aufgesetztem Mundstück einpacken.
Weil das aber doch alles immer wieder vorkommt, klemmen Mundstücke fest. Wird nun mit der Rohrzange, dem Schraubstock oder durch Einklemmen unterhalb der Angel zwischen Tür und Rahmen versucht, das Mundstück aus der Aufnahme zu drehen, sind größere Schäden an Mundstück und Trompete sowie ordentliche Macken an Tür und Rahmen wahrscheinlich.
In der Fachwerkstatt bzw. im Laden wird das mit einem Mundstückabzieher für ca. 5 EUR oder bei Stammkunden als kostenfreier Service in Sekunden risikofrei erledigt.
https://www.thomann.de/de/bobcat_mundstueckabzieher.htm
Auch feste Züge sind bei akzeptabler Pflege praktisch ausgeschlossen. Wenn das doch vorkommt, sollte man sie unbedingt von einer Fachwerkstatt lösen lassen.
Die üblichen "Hausmittelchen" kombinieren sich üblicherweise mit mangelnder Ahnung im Handling und so entwickelt sich eine Kleinigkeit zur üblen Panne (oder Katastrophe).
Hat man wirklich einen unstillbaren Drang zum Gefummel am Blech, sollte man sich eine Fachwerkstatt suchen, bei der man zum Gelegenheitspraktikanten aufsteigen kann oder zumindest öfter einmal bei der Arbeit zusehen darf.
Das vermittelt schnell den nötigen Respekt vor dem handwerklichen Geschick, das für recht einfach aussehende Arbeiten tatsächlich notwendig ist. Die meisten Leute können doch heutzutage nicht einmal einen Nagel fachgerecht einschlagen oder ein Werkstück plan feilen. Aus welchem Grund sollte da die Reparatur an einem Instrument gelingen, dessen Montage eine Arbeitswoche dauert und bei dem hunderstel mm Maße fürs Funktionieren der Maschine und Züge wesentlich sind?