... ich kaufe mir eine Piccolo, dann werde ich ja nie den Sound einer Bb trompete erreichen.
Richtig, mit gutem Grund werden in den Beiträgen von srslyfubar und mir "extreme Abweichungen" bei Konstruktion und Mundstück ausgeschlossen. Verschieden gebaute Instrumente klingen und spielen sich anders, selbst wenn sie "nah verwandt" sind (Posaune <->Trompete, Cello<->Geige, Gitarre<->Ukulele...).
Die Bohrung bei Trompeten spielt m.E. keine
hörbare Rolle für den Klang, sondern eher eine für das Spielgefühl und die Intonation. Weißt Du denn genau, was die Bohrung ist und wie unterschiedlich moderne Trompeten eigentlich gebaut werden?
Eine Bach 25L habe ich nie in der Hand gehabt. "Large bore"-Erfahrung habe ich mit meiner Kanstul F. Besson Meha und einer wochenlang ausgeliehenen Schilke X3. Vom Trompetenbau weiß ich, dass eine große Bohrung schwerer in gute Intonation zu bringen ist und als Spieler habe ich das Gefühl, dass die Töne nicht so gut einrasten wie auf meinen ML.
Alle Trompeten in Bb haben von der Mundstückaufnahme bis zur Ebene des Schallstückrandes die gleiche Länge, es sind annähernd 134 cm. Die gedrückten Ventile verlängern die Luftsäule im Instrument.
Eines der Standardwerke zum Thema ist Heinz Bahnert, Theodor Herzberg, Herbert Schramm - Metallblasinstrumentenbau.
Bauartbedingte Klangbeeinflussung ist besonders durch die Gestaltung des Mundrohrs möglich, aber auch durch den Verlauf des Schallstücks, die Gestaltung und den Durchmesser des Randes und auch durch die Dicke des Blechs. Bei allen Veränderungen muss man immer auch weitere Auswirkungen einkalkulieren, besonders auf die Ansprache und die Intonation.
Im subtilen Bereich können bereits eine Wasserklappe am dritten Ventil oder ein besonders schwerer unterer Ventildeckel Auswirkungen haben.
Das gilt jedenfalls aus der Perspektive des Spielers, hinsichtlich der Wahrnehmung durch das Publikums bin ich da skeptisch. Zumindest würde die Wahrnehmung feiner Unterschiede ganz genaues Hören in ruhiger Umgebung erfordern sowie die Möglichkeit des mehrfachen direkten A/B-Vergleichs.
In Richtung "Gurke" bringt man ein Instrument durch ungenauen Zusammenbau und schlecht ausgeführte Lötarbeiten. Schallstücke oder Maschinen werden übrigens oft von spezialiisierten Zulieferbetrieben gemacht, ebenso die Lackierung oder Galvanisierung.
Ein generelller Aspekt wird in Forendiskussionen häufig vernachlässigt: es ist eine Sache, wie man sich selbst beim Spielen hört und eine ganz Andere, wie sich das aus Publikumsperspektive anhört. Ich kenne natürlich Aussagen, dass eine bestimmte Bb-Trompete vergleichsweise hell oder dunkel, gut projiziert oder breit klingt und kann so etwas auch über meine Trompeten sagen.
Aber sobald ich Aufnahmen mit etwas Abstand vergleiche, fällt diese Unterscheidung sehr schwer. Wenn ich mich da nicht erinnern kann, dass ich gerade z.B. eine Bach 180-37ML, eine Kanstul F. Besson Meha oder eine Yamaha 8335LA gespielt habe, dann bleibt mir nur noch rätselraten. Obwohl diese drei Trompeten für mich beim selber spielen gut unterschiedbar klingen und vom (mir viel wichtigeren) Spielgefühl her sowieso verschieden sind.
Umgekehrt klingt z.B. meine Bach bei mir ganz anders und leider nicht so brilliant wie bei einem Berufstrompeter, der sie mit meinem Mundstück ausprobiert.
Obwohl sehr viele Trompeter gern im Mittelpunkt stehen, Fragen wie diese von dir seit über zehn Jahren lang und breit in internationalen Foren diskutieren und (mindestens zwei) vor Jahren an der letzte Woche eingestellten TV-Show als Kandidaten teilgenommen haben, fiel in geschlagenen 30 Jahren niemals der Satz: "Wetten, dass ich fünf "industrielle" Bb-Trompeten am Klang erkenne?"
Um ein nachvollziehbares Beispiel für "extrem" zu nennen: als Wynton Marsalis seine erste Monette spielte, fiel das gegenüber seiner zuvor gespielten Bach deutlich auf. Ich dachte damals zuerst, was ist denn jetzt kaputt?
Das lag daran, dass diese frühe Monette unterm Strich sehr weit von wichtigen Regeln für den Bau hochklassiger Trompeten abwich. Aber was solll's, selbst dieser topfig-stumpfe Sound fand seine Liebhaber.
Würde ein Spieler, abgesehen von seinen Fähigkeiten (auch wenn das großen Einfluss hat) mit einer Bach Strad. 25 L oder mit einer Bach 37 ML oder vielleicht auch mit einer Bach 72 ML / L den weichern oder auch Obertonreicheren und somit variableren Sound erreichen?
Ja, davon gehe ich aus. Ein und der gleiche fähige Trompeter wird auf allen drei Trompeten gut klingen und für einen Publikumshörer wird nur schwer zu unterscheiden sein, welches Modell gerade gespielt wird, wenn überhaupt. Viel deutlicher würde sich im Klang bemerkbar machen, wenn dieser Trompeter
zwischendurch mal eben von einem relativ großen und tiefen Mundstück auf ein deutlich kleines und flaches Mundstück wechselt, z.B. von Schilke 17 auf Bach 7E.
Der erfahrene Trompeter wird bei diesen drei Trompeten vermutlich deutliche Unterschiede empfinden und eine der drei bevorzugen.
Was mich interessieren würde: angenommen, ein Bach 180 72ML Spieler tauscht sein Instrument gegen eine Bach 180 RL43 (reversed leadpipe, die hellste und offenste von Bach), wie klingt er dann in seiner Wahrnehmung nach einer Woche?
Meine Überzeugung ist, dass er sich genauso wahrnimmt wie zuvor auf seiner 72 und auch so klingt.
Meine Bach Stradivarius 180 37ML war 1988 meine erste richtige Trompete. Falls das konkret ausgesuchte Exemplar keine Gurke ist, würdest Du damit bestens zurechtkommen.
Den heutigen Neupreis finde ich heftig und die aktuell üblichen Gebrauchtpreise weit überteuert. Meine Trompete würde mir bei einem Verkauf heute wesentlich mehr einbringen als das Neuinstrument 1988 gekostet hat (990 USD). Falls es nicht so teuer und "Bach Stradivarius" sein muss, würde ich alternativ eine
B&S Challenger I anspielen, die oft in Foren mit Bach verglichen wurde. Mit ähnlichem Charakter und tatsächlich in Deutschland gebaut gibt es die
Kühnl & Hoyer Sella.
Eine sehr oft gewählte Ausbildungstrompete ist die
Yamaha 4335, die erst vor Kurzem modelltechnisch überarbeitet wurde.
Im mittleren Preissegment von 1.000 - 2.000 EUR wird die Auswahl bei Neuinstrumenten schon gewaltig groß (B&S, Conn, Kanstul, Kühnl&Hoyer, Yamaha...). Alternativ kann man bei diesem Budget auch sehr gute bis neuwertige Exemplare der internationalen Spitzenmodelle "von der Stange" finden (Bach, Kanstul, Schilke, Yamaha...).
Mit etwas Hintergrundwissen wird man bei weniger bekannten, aber sehr guten Trompeten fündig. Eine sehr gut erhaltene Kanstul Marvin Stamm aus den späten 90ern habe ich vor ein paar Jahren samt dazugehörendem neuwertigen Original-F.Besson Lederkoffer für knapp 500 EUR bekommen.
Bei Ebay wechselte ungefähr zur gleichen Zeit eine wenige Jahre alte Amrein-Meistertrompete für ca. 800 EUR den Besitzer, Neupreis rund 3.000 EUR.
Neben Bach sind mittlerweile auch Schilke neu wie gebraucht sehr teuer, allerdings auch wunderbar zu spielende Instrumente. Neben der bekannten und geschätzten large bore X3 sind die medium large B1 und die medium bore B6 sehr bekannt geworden, in der Mitte der Modelle liegt vom Spielgefühl angeblich die B5.
Es gibt auch einige Art "Bach-Alternativen" von Schilke, z.B. die S32.
Für einen (Neu-)Kauf sollte man eine erfahrene Begleitung hinzuziehen und auch bei Ladenkauf eine Umtauschmöglichkeit (1-2 Wochen) vereinbaren. Mit der Umtauschmöglichkeit gibt man sich etwas Zeit für den eigenen Eindruck und kann ggf. eine weitere Meinung zum Instrument einholen.
Mit der Zeit wurden mir jedenfalls offenere Trompeten als meine Bach Stradivarius lieber und so landete ich zuletzt bei einer Yamaha 8335LA, miit der ich bisher wunschlos glücklich bin.
Für einen Trompeten-Anfänger ist auf Jahre hinaus nur wichtig, dass ein
taugliches Instrument und Mundstück gespielt wird (leichte Ansprache, gute Intonation, gute Maschine).
Die Unterschiede
üblicher Modelle und Mundstücke können die ersten Monate leichter oder schwerer machen, aber weder Wunder noch Katastrophen bewirken. Das hat einen einfachen Grund, Du erinnerst dich:
Der Klang auf der Trompete ist bei jedem weitgehend Übungssache und wird durch Orientierung an musikalischen Vorbildern geschult.
Gruß Claus
p.s.
Bei Klavieren ist das ja so, dass Obertonreichere Klaviere wie z.B von der Marke Steinway...
Es nutzt nichts, Vergleiche zu Klavier oder Saxophon ins Spiel zu bringen. Die Tonerzeugung beruht dort auf jeweils anderen physikalischen Prinziipien und es verwässert unsere Diskussion.