Triller und Ornamentik, Überblick und Übe-Tips in YT Lehrvideo

Claus
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Ich habe YT-Videos von Kate Boyd schon früher erwähnt, weil sie das Üben technischer Anforderungen m.E. gut nachvollziehbar erläutern.
Ihr jüngst veröffentlichtes Video geht auf die wichtigsten Ornamente anhand einiger Bach-Stücke ein.
JS Bach, Invention in D-Moll, BWV 775 (Henle Grad 3)
JS Bach, Invention in Es-Dur, BWV 776 (Henle Grad 4)
JS Bach, Sarabande, Französische Suite in G-Dur, BWV 816 (insgesamt Henle Grad 6)
JS Bach, Invention in G-Moll, BWV 782 (Henle Grad 4)
JS Bach, Invention in C-Dur, BWV 772 (Henle Grad 4)

Ungeachtet der guten Tips finde ich ihre Ausführung nicht immer ideal, siehe beim Einsatz des vierten Fingers. Es ist sicher kein vielmals editiertes Video, sondern wie ein Unterrichtsmitschnitt gefilmt. Brilliante Ausführungen der Stellen finden sich vermutlich bei konzerienenden Musikern in deren öffentlichen Aufführungen der Stücke.


View: https://www.youtube.com/watch?v=puY5LM4yUfE

Gruß Claus
 
Zur Ergänzung:

Eine wichtige Quelle für Bachs Ornamentik aus seiner eigenen Hand ist die Trillertabelle in seinem Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach:

1731852852106.png

Von Johann Sebastian Bach (digitized by Yale University) - https://collections.library.yale.edu/catalog/10991080, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10143509

Achtung: Bach benutzt hier den Sopranschlüssel, das ist ein C-Schlüssel auf der ersten Linie. Im Violinschlüssel sieht das ganze so aus:

"Explication unterschiedlicher Zeichen, so gewisse manieren artig zu spielen, andeüten."

1731852994144.png

Von Benutzer:Hati - selbst erstellt; / Quellen: nachJ. S. Bach – The Well Tempered Clavier Part I, Lea Pocket Scores, No. 1, 1950Ulrich Michels, dtv-Atlas zur Musik, Band 1, S. 70, 73, 79; Bärenreiterverlag Kassel, 1977. ISBN 3-7618-0554-3, Musik-PD (Werk), https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=1882888

Sehr empfehlenswertes Material zum Thema in J. Gedans pdf: Verzierungen. Anmerkungen zu Ornamenten in der Klaviermusik.
Hier kostenlos herunterladen: http://www.pian-e-forte.de/noten/pdf/verzierungen.pdf

Darin findet man auch die deutschen Bezeichnungen der Verzierungen, und vor allem eine differenzierte Hinweise zur Ausführung der Verzierungen in verschiedenen Epochen.

Zwei interessante Auszüge aus seiner Schrift:
J.Gedan schrieb:
Verzierungen sind dazu da, den Notentext zu bereichern und Musik lebendiger, gewissermaßen wie improvisiert, erscheinen zu lassen. Dem widerspricht eigentlich jedes starre Regelwerk, so daß dem Spieler anzuraten ist, Regeln („Triller MÜSSEN in Barock und Frühklassik mit der oberen Nebennote beginnen“) gelegentlich zu mißtrauen.

J.Gedan schrieb:
Der Triller beginnt in der Regel mit der oberen Nebennote. Von dieser Regel gibt es aber evtl.Ausnahmen, die der Spieler von Fall zu Fall selber entscheiden muß:
– Auf kurzen Noten in zügigem Tempo kann man den Triller durch einen Praller ersetzen; s.u. bei a).
– Wurde vorher die Nebennote bereits gespielt, empfiehlt es sich oft, den Triller mit der Hauptnote beginnen zu lassen; b).
– Ist die Hauptnote selber bereits ein Vorhalt, spielt man besser nur einen Praller; c).

1731853703863.png


Aus der Regel, daß ein Triller mit der Hilfsnote zu beginnen sei, mache man also kein unumstößlichesGesetz.

Tipps zur Ausfführung:

Ich spiele die Triller immer mit Unterstützung durch Unterarmschüttelung (schnelle Unterarmrotation), nicht allein aus den Fingern. Dadurch klingen sie runder und eine dynamische Veränderung im Verlauf des Trillers läßt sich leichter umsetzen.

Bei den Doppelschlägen ("Turns") passt in 80% der Fälle der Fingersatz 4321, also mit abschließendem Daumenuntersatz. Dieser Fingersatz ist sehr leicht zu spielen, weil die Finger nacheinander abfolgend vom Ringfinger bis zum Daumen gespielt werden. Wenn man das aus einem leichten Handgelenkskreis spielt, klingt der Doppelschlag dadurch häufig runder, als wenn man z.B. 4323 oder 3212 spielt.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Ich spiele die Triller immer mit Unterstützung durch Unterarmschüttelung (schnelle Unterarmrotation), nicht allein aus den Fingern. Dadurch klingen sie runder und eine dynamische Veränderung im Verlauf des Trillers läßt sich leichter umsetzen.
Genau.
Die Annäherung an die spielpraktische Umsetzung sollte man am besten vermittelt bekommmen, ideal durch Unterricht oder zur Not durch Videos wie oben. Das finde ich besser - weil anschaulicher - als allein durch schriftliche Erläuterungen.
Schon früher erwähnt erklärt und zeigt Kate Boyd auf ihrem Kanal auch Grundlagen ausführlich - und natürlich macht es Sinn, sich vor der Ornamentik z.B. mit den Hinweisen für die spieltechnische Entwicklung wie aus dem Faber-Hanon-Thread auseinander zu setzen.

Gruß Claus
 
Grund: kleine Überarbeitung
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Ich sehe das bei ihr nur nicht sehr deutlich. Wenn sie rechts mit dem Daumen trillert, sieht man die Unterarmschüttelung gut (3:52), wenn sie mit 2/3 trillert, gar nicht. 4:13 spielt sie z.B. komplett aus den Fingern. Wenn sie links trillert (4:49), ist es aus dem Video schwer zu erkennen. Deshalb wollte ich das nochmal erwähnen.
Den Hanon-Thread habe ich mir nicht angeschaut - zu lang ... :embarrassed:

Viele Grüße,
McCoy
 

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