Hm.....ich benutze das Tremolo nur zum Runterdrücken (Bending nennt man das wohl) und habe es deswegen auch dafür eingestellt (der Block ist in die Ziehrichtung verkeilt). Da will ich bei Extrembeanspruchung natürlich, dass die Saiten auf jeden Fall kräftig zurückgezogen werden, um in tune zu bleiben. Und ich denke, wenn da nur zwei Federn dran ziehen, könnte "er" schon mal nicht alle Saiten exakt und sauber (gleichmäßig) zurückziehen. Oder mache ich da einen Denkfehler?
Hi,
das saubere Zurückziehen hat nach meiner Erfahrung nichts mit der Zahl der Federn zu tun. Wenn es aufliegen soll, muss es am Schluss des Wegs entweder auf dem Body aufliegen oder jedenfalls mit dem Block an der Vorderseite der Fräsung. Mehr als aufliegen kann es nicht; man sollte die Spannung halt soweit erhöhen, dass sie neben der Saitenspannung auch noch Bendings kompensiert, aber mehr ist für die eigentliche Funktion nicht erforderlich.
Ein kleiner Holzblock vorne in der Fräsung war bei mir die bessere Lösung als das Augliegen der Grundplatte und brachte einen exakteren Ruhepunkt. Ich erkläre mir das so, dass das an den Hebelverhältnissen liegt; wenn die Grundplatte hinten aufliegt, schafft man dort ja gewissermaßen einen neue Angelpunkt. Die Federspannung am Block setzt ja wesentlich weiter unten an und durch die Hebelwirkung wirkt eine Kraft nach oben. Die Grundplatte versucht dann, an der Vorderseite nach oben wegzuwandern und drückt sich von unten stärker an die Schraubenköpfe. Bei Trems mit Messerkante (FR, Wilkinson, Fender Am Std) macht das nicht so viel aus, aber bei einer Strat liegen die Kanten der einzelnen 6 Löcher ja nicht in einer Rille, sondern auf dem glatten Teil der Schraube an, wo sie keine vordefinierten Punkt zur Aufhängung haben. Das Trem kann nach der Betätigung also immer leicht anders zur Ruhe kommen. Liegt der Block auf, ist der Hebelweg wesentlich kürzer, da der Angelpunkt (der da auch hier vorhanden ist, nur woanders sitzt) sich ganz nahe am Ansatzpunkt der Federn befindet. Mit mehr Federn und höherer Spannung verschärft sich das Problem dagegen eher noch, weil der Zug der Federn ab dem Punkt des Aufliegens immer weiter den Gegenzug der Saiten übersteigt.
Das "Wandern" auf der Schraube ist natürlich generell ein Problem. Paul Reed Smith hat das Dilemma gelöst, indem er Schrauben mit einer Rille verwendet, was ein Vintage- in eine Art 6-Point-Messerkanten-Tremolo verwandelt. Die Schrauben gibts auch als Ersatzteil zu kaufen:
http://static.meinldistribution.eu/no_cache/marken/gitarre_bass/prs13e6.html?tx_flshop_pi[filterType]=Z-PS-ER&tx_flshop_pi[productKey]=9233
Ich verwende allerdings die Rillenschrauben von Rockinger, die kosten weniger und tun auch ihren Dienst.
Der Hauptpunkt beim Verstimmen von Vintage-Tremolos ist immer der Sattel; alles andere kommt
weit dahinter. Hier werden dann oft alle möglichen Schmiermittel ausprobiert, was aber ebenfalls oft an der eigentlichen Ursache vorbei geht, die da heißt: zu enge Kerben. Die müssen einfach 100 % sauber gefeilt, weit genug und schön glatt sein. Falls Du statt der .009er Werkssaiten etwas dickere aufziehst, gilt das umso mehr, da muss nachgearbeitet werden.
Ob die Kerben stimmen, kann man ganz gut testen, indem man eine passende lose Saite mal einfach mit beiden Händen spannt und durch die entsprechende Rille zieht. Da spürt man recht gut in den Fingern, ob es irgendwie hakelt oder auch nur leicht vibriert. Das muss sich richtig flutschig anfühlen. Ist der Sattel aus billigem Plastik, bringt ein Wechsel zu besserem Material (Graphtec Tusq XL-Sätteln finde ich sehr überzeugend) nochmal große Vorteile. Bei der Classic Vibe kannst Du davon ausgehen, dass hier sicher kein Hi-Tech-Material verbaut wurde. Dann natürlich sauber aufgezogene Saiten mit nicht zu vielen Wicklungen um die Wellen, oder noch besser Locking Tuner; Saiteniederhalter nur da, wo es unbedingt nötig ist und jedenfalls mit Rollen, und dann ist schon viel gewonnen.
Kuioserweise ist bei meiner Strat die Stimmstabilität mit ganz leicht schwebendem Tremolo übrigens noch ein Stück besser(!) geworden, und ich bin jetzt sehr zufrieden, auch bei heftigeren "Dives" nach unten ("Bending" sagt man eigentlich nur beim Ziehen der Saiten mit der Greifhand, beim Tremolo liest man fürs Hochziehen oft "Upbend"). Ich hatte das ursprünglich mehr wegen des Sounds gemacht, der so etwas luftiger und strattypischer wurde. Hatte mir eigentlich nur gedacht: na ja, mit den ganzen Umbauten kann ichs vielleicht wagen. Tatsächlich hab ich jetzt eigentlich kaum noch Verstimmung, selbst bei relativ heftiger Betätigung.
Was auch nicht zu unterschätzen ist, ist die Art und Weise, wie bei schwebender Einstellung die Wirkung einsetzt. Selbst wenn man nur abwärts geht (aufwärts geht bei mir ja nur ein viertel Ton oder so), setzt der Dive irgendwie viel kontrollierter und zugleich weicher ein. Bei meiner Lieblings-FR-Gitarre bin ich aus Soundgründen wieder beim Aufliegen gelandet, aber die Dives kommen da immer etwas "eckiger".
Gruß, bagotrix