Transponieren von Stücken, ja, nein, vielleicht?

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Grey One
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Hallo an alle Mit-Streicher,

ich spiele seit etwa 1 1/2 Jahren Cello und habe mittlerweile auch mit leichten Stücken aus der
Klassik und dem Barock begonnen, das erste Minuett aus Bachs erster Cellosuite z.B. oder
das Largo aus der ersten Cellosonate Benedetto Marcellos.
Ich schrecke nur fast schon reflexartig vor Cellostücken zurück, die nicht in C-, oder G-Dur geschrieben sind.
F- und D-Dur gehen noch gerade so, aber bei Tonarten, die öfters gestreckte Handhaltungen
erfordern, wird es mir im Moment noch..ich sage mal, zu bunt ;)
Mir kam teilweise der Gedanke, dass man Stücke ja transponieren könnte, um die Fingersätze zu erleichtern.
Auf der anderen Seite würde ich das aus Respekt vor dem Komponisten nicht tun, ich geh ja auch nicht mit
einer Packung Buntstifte ins Museum an ein Bild von Da Vinci oder Picasso und fang an, drin herumzumalen,
weil ich der Meinung bin, irgendein Grün- oder Blauton passe nicht. Wer bin ich, dass ich denke, ich verstünde mehr
von Musik als Bach, Boccherini oder Marcello?

Wie ist Eure Meinung dazu?

Viele Grüße von dem Grauen
 
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Erst mal willkommen im Forum!

Deine Gedankengänge zu Respekt den Stücken bzw. den Komponisten gegenüber sind ehrenvoll. Aber letztendlich doch übertrieben, denn dann müsste man ganze Bibliotheken mit Anfänger-Schulen, überhaupt Noten für Anfänger, Alben usw. ins Altpapier werfen. Es ist absolut üblich, Stücke für Anfänger und überhaupt Amateure so zu setzen, dass sie leichter spielbar sind, und dazu gehört sehr oft die Transposition in eine einfachere Tonart. Oder auch nur die Anpassung an den gegriffenen oder klingenden Tonumfang des jeweiligen Instrumentes. Da beispielsweise das Saxophon erst um 1845 erfunden wurde, ist sämtliche Literatur für das Saxophon aus der Zeit davor zwangsläufig Bearbeitung, wobei die Transposition noch die kleinste Veränderung ist (aber auch vieles aus der Zeit danach, weil für das Saxophon zunächst noch kaum original komponiert wurde).

Im weiteren müsste man die Diskussion dann noch auf historische Stimmungen ausweiten, was aber auch irgendwann nicht nur übertrieben, sondern im Hinblick gerade auf das Laien-/Anfänger-Musizieren völlig unangebracht wäre.

Ob ein Stück einen Ton höher/tiefer, ja in einer ganz anderen Lage klingt (Geigenstück auf dem Cello und umgekehrt), macht eigentlich nichts aus. Schön musizieren kann und sollte man egal in welcher Tonart und Lage ein Stück notiert ist.

Liederalben wie etwa die Schubert-Lieder wurden stets in den Fassungen für hohe, mittlere und tiefe Stimme heraus gegeben, damit möglichst viele Interessierte sie singen konnten, dabei landen sie dann zwangsläufig in verschiedenen Tonarten.

Es gibt sicher auch Grenzen, wo etwa Stücke ganz dezidiert für einen ganz bestimmten Instrumentalklang komponiert wurden, aber die würde ich mehr als eine Ausnahme ansehen. Bei anspruchsvoller Konzertliteratur stellt sich diese Frage ohnehin eher nicht, denn wer sich an diese heran wagt, wird in der Regel in allen Tonarten einigermaßen wenn nicht sogar virtuos zu Hause sein.

Gruß, Jürgen
 
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Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass 'dein' C-Dur so klingt, wie Bach es gehört hatte: Der Kammerton war nie wirklich normiert und hat sich über die Jahrhunderte deutlich verschoben.

Ich sehe keinen Grund, dass bestimmte Stücke nur in bestimmten Tonarten bzw. Frequenzen gespielt werden sollten. Zu deinem Picasso-Beispiel sehe ich einen bedeutenden Unterschied: Das Bild ist nach dem Rumkritzeln 'kaputt', deine Hausmusik dagegen hindert niemanden daran, ein Stück in der Originaltonart zu spielen.
 
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Mir kam teilweise der Gedanke, dass man Stücke ja transponieren könnte, um die Fingersätze zu erleichtern. Auf der anderen Seite würde ich das aus Respekt vor dem Komponisten nicht tun, ich geh ja auch nicht mit einer Packung Buntstifte ins Museum an ein Bild von Da Vinci oder Picasso und fang an, drin herumzumalen,

Aber auch Picasso und Da Vinci haben sicher ihre Schülern dazu ermuntert, sich eine eigene Leinwand zu nehmen und erstmal etwas abmalen oder kopieren, um zu lernen, wie das alles funktioniert. Und Bach hat selbst - der Legende nach - als Jugendlicher nachts Noten abgeschrieben, und - da wir im Streicherbereich sind - kennt man z.B. die Cellosuiten in der Handschrift seiner Frau Anna Magdalena. Abschreiben bedeutet aber auch immer: Interpretieren und Eingriffe machen, wenn auch in meist geringen Maß.

Wenn du transponierst, greifst du in höherem Maß in den Notentext ein, aber es gibt dann ja einen guten Grund dafür. Wenn das dir ermöglicht, die Werke zu spielen und es auch dein ganz persönlicher Weg ist, dich mit den Werken auseinanderzusetzen: nur zu. Durchs Transponieren behauptest du ja nicht, du könntest es besser, sondern du eignest dir die Musik auf deine Weise an. Da hätten sicher auch Bach, Boccherini oder Marcello nichts dagegen.
 
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Vielen Dank für Eure Antworten!
Ich habe mir sie mal durch den Kopf gehen lassen und erinnere mich an die Worte meines Cello-Lehrers, der das erste Minuett der 1. Cellosuite von Bach auch auf seine eigene Weise auffasste. Man kann somit denke ich auch in der Tonart bleiben und ein Stück eventuell trotzdem vom Ausdruck her anders spielen, als es sich der Komponist gedacht hat.
Und es stimmt, Notenliteratur für Anfänger gäbe es dann sehr wenig.
 
Gerade wenn du alleine spielst, darfst du das gerne transponieren! Es ist sogar eine gute Übung!
Wenn wir in der Band ein Lied nachspielen, passen wir es auch immer dem Tonumfang der Sängerin, oder des Sängers an.
Und wenn dann alle mit Capo und Transponierfunktion am Keyboard die richtige Tonart gefunden haben, die aber dann für mich auf der Geige fast nur Kreuze oder Bs hat, schlage ich manchmal auch vor noch nen Halbton hoch, oder runter zu gehen.
 
Transponieren finde ich grundsätzlich OK. Allerdings sollte man sich gerade bei Streichinstrumenten darüber bewusst sein, dass jede Tonart auch irgendwie ihr eigenes Feeling entwickelt. Und ja, es gibt Tonarten die spielen sich grausig - alles was nen Halbton unter oder über den leeren Saiten liegt, das macht ernsthafte Probleme. Wenn das Stücke sind, bei denen nie an Streicher gedacht wurde (viel Zeug aus der b-lastigen Bläserecke), dann ist es nicht nur legitim zu transponieren, dann ist es sogar "richtig".

Aber: wenn das Streicherstücke sind, dann verbaust Du @Grey One dir viele mögliche Entwicklungen. Zusätzliche Tonarten enthalten nicht nur gemeine Überstreckungen, oft gibt es auch mal unerwartet leicht zu greifende Intervalle, die dann bei der Improvisation ganz neue Wege aufmachen. Also nicht vorschnell alles auf Bequemlichkeit auslegen, manchmal ist es toll, über eine Schwelle hinwegzuüben, um sich neue Ausdrucksmöglichkeiten zu eröffnen!
 
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Ich bin da auch zwiegespalten...
Viele Tonarten klingen "eigen". Das spricht gegen Transponieren. Viele Stücke klingen auch eigen, wenn sie die leeren Saiten speziel nutzen, die funktonieren nur dann richtig. Z.B. die 5. Cello Suite von Bach ist für eine tiefer gestimmt a-Saite geschrieben, es gibt aber Transkiptionen für die Quintstimmung. Die klingt aber in meinen Ohren lange nicht so gut...
ABER:
Erlaubt ist, was gefällt. Wenn du ein Stück unbedingt spielen willst, dass transponiere. Oder transponiere nur eine Passage, die du in der Originallage nicht spielen kannst. Wenn du dran bleibst, dann kannst du die Werke auch irgenwann im Original spielen :great:
 
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Dieser unphysiologische Abstand von 7 cm ziwschen dem Auflagepunkt des Zeigefingers und des Mittelfingers in der gestreckten Lage ist eine Gemeinheit für jeden Cello-Anfänger. Aber da muß man drüber kommen.
Suche dir eine Reihe motivierender Stücke aus und übe fleißig.
Wird schon werden.
 
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Meine persönliche Erfahrung ist das transponieren von Stücken sehr oft ganz gut klingt, teilweise nach meinem Geschmack manchmal besser, einige klingen Transponiert aber irgendwie schräg. Grundsätzlich kannst du aber deine Stücke so transponieren und verändern wie es dir gefällt. Nur wenn du mit anderen gemeinsam spielst, dann wird es schwierig wenn der eine in C-Dur spielt und der andere in G-Dur.

Ich vermute aber der Grund ist bei dir ganz simpel. Die Tonarten C und F kennst du sehr gut und spielst diese sicher. In anderen Tonarten fehlt dir diese Erfahrung und es ist vermutlich mühsam für dich. Aber frage dich selbst ob du Fortschritte machst wenn du nicht deine Komfortzone verlässt. Auf Dauer wirst du nicht in deinen zwei Tonarten bleiben können.

Unabhängig davon kann man sich auch die Frage stellen warum ein Komponist/Bearbeiter eine bestimmteTonart gewählt hat. Der häufigste Grund wird wohl der gewünschte Klang sein. Es gibt aber nicht wenige Komponisten die ganz einfache Stücke geschrieben haben und mit einer schweren Tonart verhindern wollten dass jeder Anfänger diese Stücke spielen kann. Das ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt. Wenn du ein schweres Stück in G-Dur transponierst in C/F-Dur, dann kann es durchaus sein das es schwerer oder gar (praktisch) unspielbar wird.
 
Auch Rockmusikern stellt sich oft die Frage nach dem Transponieren. Das iProblem sit hier oftmals, dass ein charakteritisches Riff im ORiginal z.B. in A-Moll gespielt wurde. Trifft diese Tonart aber nun gar nicht die Lage des Sängers, muss man für ihn tranponieren (und sei es nur mit einem Kapo). Leider verliert damit das Riff seinen gewohnten Klang und man riskiert damit dann "geübte Zuhörer" zu verschrecken.
 
Beim Transponieren bin ich zweigeteilt. Einerseits ist es gut mal schnell zu transponieren um in der Probe die Tonlage den Vokalisten anzupassen, Andererseits verliert man sein (absolutes) Tonbewußtsein, d.h. wen man einen Ton hört kann man ihn nicht mehr per Gehör bestimmen. Für mich ist Transponieren ein spontanes Hilfsmittel, aber ich versuche als Endfassung immer ohne zu transponieren zu spielen. Dann gibt es auch keine Probleme beim Gig, wenn man mal vergessen hat zu transponieren.
 
Dann gibt es auch keine Probleme beim Gig, wenn man mal vergessen hat zu transponieren.
Ich habe den Eindruck, Du verwechselst da etwas: Es geht hier NICHT um den Transpose-Knopf auf einem Keyboard.

Sollte ich mich irren, bitte ich im voraus um Entschuldigung.

LG
Thomas
 
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Es geht hier NICHT um den Transpose-Knopf auf einem Keyboard.

... und auch nicht um das Grundprinzip "Transponieren", sondern um die Frage, wie sich Transpositionen bei Saiten-, speziell Streichinstrumenten auswirken.
Und das ist eben problematisch, weil sich z.B. die Disposition der Leersaiten in Bezug zur Tonart verschiebt, wodurch sich das komplette Resonzverhalten ändert, oder Passagen mit Leersaiten-Bordun oder ausgiebiger Bariolage sogar unspielbar werden. Die Tonartenwahl seitens der Komponisten ist also weder willkürlich, noch eine triviale Angelegenheit, und sollte daher ohne musikalisch fundierte Argumente nicht verändert werden. Schon gar nicht, weil einem lediglich irgendein Fingersatz nicht passt.

Es gibt aber nicht wenige Komponisten die ganz einfache Stücke geschrieben haben und mit einer schweren Tonart verhindern wollten dass jeder Anfänger diese Stücke spielen kann.

Genau: Ich schreibe einfache Stücke auf Anfängerniveau und verhindere dann durch "schwere Tonarten", dass Anfänger sie spielen können - das ist doch völlig Gaga. Schöne Grüsse aus Absurdistan!
So ein Quatsch kommt eben dabei heraus, wenn man längst abgelegte Threads wieder aus der Mottenkiste holt.
 
Ich habe den Eindruck, Du verwechselst da etwas: Es geht hier NICHT um den Transpose-Knopf auf einem Keyboard.

Sollte ich mich irren, bitte ich im voraus um Entschuldigung.
Du hast recht,
Transponieren auf Grund der Stimmlage der Vokalisten ist für mich in Ordnung. Ich habe nur Probleme mit dem Transponieren per Tastendruck auf dem Tasteninstrument.
 

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