Hallo,
Ich hatte bezüglich nahezu derselben Fragestellung eine Konversation via E-Mail mit dem 2. Präsidenten des Verbands deutscher Tonmeister, Hans Schlosser. Mit freundlicher Genehmigung zitiere ich:
Der Tontechniker war früher eine Ausbildung, die die Schule für Rundfunktechnik in Nürnberg im Auftrag der offentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten speziall für den Rundfunkund Fernsehbetrieb durchführte. Wie Sie schon festgestellt haben, wird diese Ausbildung heute durch den Mediengestalter Bild/Ton als 3-jährige duale Ausbildung ersetzt. Die Fachkraft für Veranstaltungstechnik bedient auch Ton ist aber natürlich auch auf dem Gebiet Video/Lichttechnik tätig. Der Tontechniker ist also eine Tätigkeits-Bezeichnung.
Weiter:
Der Arbeitsmarkt für Tonschaffende ist gewiss nicht einfacher geworden, doch hängt die Chance, einen guten Job zu bekommen nicht mehr allein von der Qualutät der Ausbildung, sondern vor allen von persönlichen Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, Flexibilität, kreativer Spontanietät und beruflicher Erfahrung ab. Sicherlich wird ein Musiktonmeister bei einer öffentl.rechtlichen Rundfunkanstalt ( so es diese Position noch gibt ) aus der Detmolder, Berliner oder Düsseldorfer Ausbildung kommen.
Einen Beruf "Tontechniker", in dem Sinne dass man tatsächlich einen eingefahrenen und staatlich anerkannten Ausbildungsweg mit festgeschriebenem Berufsbild dazu beschreiten könnte, gibt es in diesem Sinne eigentlich nicht mehr.
Möglichkeiten sind evtl. eine Ausbildung als
- Mediengestalter Bild und Ton (Hier ist noch Bild, d.h. meistens Video dabei), was auch sehr interessant sein könnte. Absolviere evtl. ein Praktikum beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ich weiß aus eigener Erfahrung jedoch dass du hierzu Vorlaufzeiten von mindestens (!) einem halben Jahr einplanen solltest.
- Fachkraft für Veranstaltungstechnik (Hier lernt man natürlich auch viel über Licht, Sicherheit, Aufbauten usw. - aber auch Ton!)
Es gibt private Ausbildungsinstitute die bspw. das "Audio Engineer Diploma" verleihen, aber meist keine staatlich anerkannten Abschlüsse bieten.
Sofern du über ein Fachabitur verfügst könnte in der Tat ein Studium der Medientechnik für dich in Frage kommen, bedenke aber dass du in diesem meistens zunächst mit Technik nicht im Sinne von "angewandter Technik" in Berührung kommen wirst. An den meisten mir bekannten Hochschulen studiert man zunächst Mathematik, digitale Signalverarbeitung, Elektrotechnik und Physik (wegen Schall und Licht, ihr wisst schon

). Ein Zuckerschlecken ist das sicher nicht. Im Bereich der Musikproduktion kann ich die Aussage bestätigen dass derzeit Produktionen, die nicht nach dem Prinzip der niedrigstmöglichen Kosten angesetzt werden, die absolute Ausnahme bilden.
Ich empfehle dir einige Praktika zu absolvieren. Möglichkeiten für solche sind in Tonstudios - dort ist es meist schwer etwas zu bekommen-, dem Rundfunk und Werbeagenturen gegeben, auch Firmen für AV-Produktion, Theater und lokales Fernsehen könnten in Frage kommen. Du könntest so etwas Orientierung bekommen, sei aber gefaßt darauf eine Enttäuschung zu erleben. Die Realität im beruflichen Alltag der Medienproduktion (speziell Ton) ist meistens anders als man sie sich vorgestellt hat und als man sie in Hochglanzheften wie "Sound & Recording" sehen kann.