// ungeordnete Gedanken zum Thema:
Vielleicht ein Bachelor Physik Studium mit ein bisschen Schwerpuntk auf Akustik? Während des Studiums weiter vorbereiten um dann mit etwas schulischem "Abstand" den Tonmeister zu machen?
Ich weiß es nicht aus eigener Erfahrung aber ams Tonmeister ist man dann schon in einer "gehobenen" Stellung. Das ist mit 22 vielleicht gar nicht immer so einfach.
Dass es eine harte Aufnahmeprüfung ist kommt mir plausibel vor, seit ich mit Tonmeistern und erstklassigen Musikern zu tun hatte. Tonmeister können nicht nur das technische Drumherum und das Hören, von dem immer die Rede ist bei solchen Diskussionen.
Sondern sie können vor allem Produktionsprozesse BEGLEITEN. Ein Aufnahmetag mit einem Bläserquartett? Man sollte nicht unterschätzen wie wertvoll es ist, wenn Tonmeister diese Aufnahmen an den richtigen Stellen auch leiten und sich gegen den Quartett-Chef (Professor mit Orchesterstelle) mit den besseren Argumenten behaupten muss, damit das Endergebnis besser wird. Da geht es nicht nur darum Fehler zu hören (machen die Musiker eh kaum) sondern darum, eine Bereicherung für die Produktionsprozesse zu sein.
In einer Situation hatte mal ein Tonmeister die Gruppe im Aufnahmeraum etwas umpositioniert.
Musiker: "So haben wir nicht geprobt, so können wir nicht arbeiten. Geht gar nicht!"
Tonm: "Ja ich verstehe das, ich brauche aber den Bass auf der Seite. Versucht es mal nur für 15 Minuten, die schenk ich euch oben drauf!" - (Er wusste natürlich, dass gute Musiker sich entgegen ihrer eigenen Meinung schnell auf eine neue Situation einschießen können und alles OK wird).
Einmal musste ein Tonmeister kurz behelfsmäßig dirigieren, weil die Gruppe es im Studio nicht so gut hinbekommen hat. Der Tonmeister hat denen den Aufnahmetag quasi gerettet.
Anderer Dialog (so ähnlich):
Tonm: "Leute das war ein sehr guter Durchlauf aber das Tempo ab Takt 151 hat mich verwirrt, das habt ihr vorher anders gemacht. Vielleicht 5bpm schneller"
Gemurmel im Raum: ".... können wir nur diese Stelle nochmal machen?"
2 Sekunden später Tonm: "Takt 151 mit Auftakt läuft"
- es sind diese klaren Ansagen (auch mal an Konzertmeister, an Hochschulprofessoren oder andere Alphatiere) die so wertvoll sind. Hätte er gesagt "Ich glaube vielleicht könnte da was nicht so ganz... hmm gewesen sein"... hätten alle nochmal 10 Minuten lang die Aufnahme hören müssen um dann gemeinsam zu entscheiden. Das muss nicht immer sein, wenn ein Tonmeister diese Sicherheit und Erfahrung ausstrahlt, aktiv und hellwach ist, die Marker sofort setzen um 2 Sekunden nach Ansage die richtige Stelle zu finden (und es vorraussehen
) - die Musiker können sofort losspielen ohne lange Pausen, in denen die Spannung abfällt. Super!
Von Igor Stravinsky gibt es eine mitgeschnittene Aufnahmesession mit einem großen Orchester, bei der der Tonmeister aus dem Off dem Kompositions- und Dirigiermeister empfiehlt, an einer Stelle die Trompete anders (ich glaube Dynamik) anzuweisen. Da gehören schon dicke Klöten dazu muss ich sagen.
Ich gebe ja zu, das ist das langfristige Ziel. Nichts was man von einem Absolventen erwartet. Ich will nur darauf Hinweisen, dass diese ganzen lehrbuchartigen Übungen vom gute Hören einen in das Studium bringen können - aber in der realen Arbeit gibt es noch mehr Sachen die wichtig sind, für die man auch ein bisschen der Typ sein muss um sich abzusetzen und die gut bezahlten, festangestellten Jobs zu bekommen.
Die Zeit im (Tonmeister-)studium ist sehr wichtig um Kontakte zu bekommen. Ihr nehmt die studentischen Ensembles auf und schon dort kann man sich das unfassbar wichtige Netzwerk für die ersten Berufsjahre aufbauen. Die Musiker interessieren sich i.d.R. nicht für alle tonmeisterlichen Hintergründe. Sie haben ihren Shit drauf, setzen sich hin und fragen "wann gehts los?" und "haben wir jetzt alles? brauchen wir noch was?" ... und hinterher bekommen sie eine Datei zugeschickt die ihnen gefällt oder nicht. Und auch wenn sie in der Aufnahme nicht gut spielen, dann fällt das auf dich zurück. "Nein Leute wir haben NICHT alles." / "Leute wir sitzen hier jetzt seit 7 Stunden - ich glaube heute geht nichts mehr." / "Klingt super, ich hätte gerne zur Sicherheit nochmal die Repriese, dann schau ich hinterher mal was ich zusammenmische" usw...
Die Zusammenarbeit mit dir können sie auch mangels Erfahrung nicht wirklich direkt bewerten, haben aber ein indirektes Gefühl dafür, ob es flutscht oder nicht, ob mehr oder weniger Hindernisse (welcher Art auch immer) aufgetreten sind. Vielleicht nicht schlecht, wenn man sowas mit 25 und nicht mit 19 Jahren macht
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