Also, die Idee war folgende, nämlich mal ein kleiner Ausblick auf:
dass man die Intervallstruktur der zugrunde liegenden Leitern halbwegs aus dem FF beherrscht (und genau das kann man auch ohne Notenlesen lernen), dann braucht man dazu nur noch ein wenig Intervalle auf der Gitarre spielen üben.
Obwohl man natürlich schon sagen muss, dass folgendes unterm Strich trotzdem etwas ist, was ein Notenleser "aufs Griffbrett gedacht hat" - aber es kommt ohne einer einzigen notierten Note aus.
Jede Tonleiter hat eine Intervallstruktur, und die wichtigsten Basics kann man da wirklich schnell lernen. Für die Durtonleiter heißen sie:
Große Sekunde
Große Terz
Reine Quarte
Reine Quinte
Große Sexte
Große Septime
(Reine Oktave, also wieder der Grundton)
Und, das kann man nicht nur brav strebern, genau das lohnt sich auch, ganz stumpf auswendig mit Punkten am Griffbrett merken. Von einem X-Beliebigen Ton liegt eine Große Sekunde (2 Halbtonschritte = 2 Bünde = z.B. C - D, F#-G#,...):
Wie das für die anderen aussieht selbst nachlesen und herleiten (bzw. Oktave, Quinte und gr. Terz folgen noch weil ich die für die CAGED-Akkorde brauche). Am besten nicht nur lernen, sondern auch spielen und am besten dabei mitsingen. Irgendwann hat man dann nämlich eine fixe Klangvorstellung davon im Kopf (ähnlich wie der Umstand, dass man von Worten, die man aussprechen will ja auch eine sehr genaue Vorstellung hat, wie sie klingen sollen und werden) und irgendwann beginnt diese Klangvorstellung allmählich, die Finger mit zu steuern.
Zugegeben, das ist wirklich langweilig, aber von den relevantesten Intervallen (fürn Anfang reicht die vorherige Liste) auswendig zu wissen, wie das am Griffbrett liegt und wie es sich anhört ist mMn einfach die ultimative Allroundkeule und eigentlich, sobald man das 3. "Merk dir diese Griffpunkte"-System lernt vermutlich sogar schon weniger Lernaufwand.
(Weiterer Ausblick)
Beherrscht man die vorher aufgezählten Intervalle, um daraus z.B. die einer (natürlichen) Molltonleiter zu machen ändert man lediglich die Terz, die Sexte und die Septime von groß auf klein. Dann kommt harmonisch/melodisch Moll, da wird zuerst die Septime, dann auch die Sexte wieder groß während die Terz klein bleibt. Beschäftigt man sich mit den Modi wird immer nur ein einziges spezifisches Intervall vom schon bekannten Dur oder natürlich Moll verändert.
Jedenfalls, um das zu üben muss man ja sowieso Tonleitern üben. Und da reicht es, fürn Anfang sich mal total auf C-Dur zu beschränken. Intervalle und Stufenakkorde. Sobald man das Intus hat, B.B 's Video aufmachen und G-Dur herleiten, bzw. allgmein sich mit dem Quintenzirkel beschäftigen. Und dann mit G-Dur wieder von vorne. Und dann D-Dur. usw.
Das ist auch nicht ganz so linear, zumindest die jeweils parallelen Molltonarten (und damit 3 andere Intervalle, kl. Terz/Sexte/Septime) sollte man auch entsprechend behandeln (Warum kommen in CAGED überhaupt nur Dur-Akkorde vor? Wie ein offener Am geht weiß doch auch jeder)
Sobald man da nähmlich halbwegs sicher unterwegs ist erschließt sich das Griffbrett nämlich allmählich wie folgt, wobei ich das Intervalle lernen gleich noch am Beispiel der reinen Oktave, Quinte und gr. Terz illustrieren kann:
(wie gesagt, dass ist nun mehr als Ausblick zu verstehen, ich kann mir nicht vorstellen, dass man das durch runterlesen verinnerlichen kann, dass ist schon Arbeit, aber wer die Nerven hat, was-weiß-ich für Grifftabellen zu lernen wird ja wohl auch die Intervalle der Reihe nach wieder und wieder durchackern können)
Ohne Leersaite kommt eine Oktave auf der Gitarre vor allem in 3 (greifbaren) Konstellationen vor:
(Anm.: Die Pfeile sind so zu verstehen, dass das vom Ausgangston aus ohne Lagenwechsel ergonomisch zu erreichende Töne sind)
(Das Rote mal eher der Vollständigkeit wegen, dass auf der hohen und tiefen E-Saite am selben Bund derselbe Ton sitzt sollte bekannt sein)
Beim überschreiten der G- zur B-Saite muss man den Umstand, dass das einen Halbton weniger als bei den anderen Saiten umfasst natürlich berücksichtigen:
Alleine mit dem Wissen kann man nämlich schon jeden Ton, egal wo er ist auf die A- oder E-Saite "hinunterdenken" und damit auch benennen (nicht das Gelbe vom Ei, aber ein Anfang bzw. eine Orientierung beim Griffbrett einprägen)
In JEDEM der CAGED-Akkorde kommt mindestens eine solche Konstellation vor.
Das nächste ist die Quinte. Die kennen wohl alle von Powerchords. Die kann man aber auch sehr gut als kleine Adaption der Oktave merken (blau, quasi jeweils dasselbe nur eine Saite weniger) plus einem Zusatz (rot):
Der Zusatz ist nämlich, dass von den tiefen beiden Saiten die Quinte auch sehr gut im selben Bund jeweils 4 Saiten höher zu erreichen ist. Auch davon kommt pro CAGED-Akkord mindestens eine Konstellation vor.
Jetzt kommt natürlich dazu, dass im Gegensatz zur Oktave bei allen anderen Intervallen sich die Töne ändern. Hat man aber vorher gut genug die Dur-Tonleiter Intervall für Intervall verinnerlicht und eben auch an konkreten Beispielen geübt hat (und davon weiß, dass E die Quinte von A ist) sind das ein paar weitere Orientierungshilfen, die einen übers Griffbrett steuern.
Eines brauchen wir noch, nämlich die große Terz wenn wir Dur-Akkorde basteln wollen:
Das hellblaue wieder der Vollständigkeit wegen (es werden wohl niemals in einem Akkord 2 Töne auf der selben Saite erklingen), aber die Oktave hat 12 Halbtonschritte bzw. Bünde, so man auf der selben Saite bleibt, die Quinte 7, die gr. Terz mit 4 ist aber, da es ja nicht nur um Akkorde, sondern auch um Griffbrettorientierung und da gehört nunmal dazu, dass eine gr. Terz mit etwas überstrecken auf derselben Saite anspielbar ist.
Beim Überspringen der G- zur B-Saite natürlich wieder auf die Änderung achten (rot).
Und wenn man das auf die CAGED-Akkorde anwendet (Oktave=Grün, Quinte=Blau, Terz=Orange):
Das sieht jetzt natürlich wild aus, aber hat man die vorherigen Punkte oft und intensiv genug bearbeitet ist einem das völlig automatisch so klar. Man kann da vielleicht auch, als kleiner Ausblick, dass das "Grundstock aufbauen" recht anstrengend ist, dafür dann alles weitere meist stets nur eine kleine Adaption bedeutet, folgendes Gedankenexperiment wagen:
Man stelle sich vor, die Position der (großen) Terz in diesen Akkorden ist eben ohne nachzudenken klar. Dann lasst mal jeden Ton, wo ein oranger Pfeil drauf zeigt gedanklich einen Bund nach unten wandern (bzw. wegdämpfen so er schon auf einer Leersaite ist). Und schon sind's Cm, Am, Gm, Em und Dm.
Irgendwann "streut" dann jeder einzelne Ton sein eigenes "Netz" an Bezugspunkten, am besten geht es Anfangs natürlich mit denen, die die Grundtöne der Tonleitern sind, mit denen man sich beschäftigt hat weil man ja zu jedem davon explizit so 10 Intervalle gelernt hat. Aber irgendwann war jeder Ton schon in so vielen Rollen vertreten (E ist der Grundton in E& Em, die gr. Terz in C, die Quinte in A,...) und ich kann ja gar nicht alles ausführen, irgendwann wird man ja z.B. wohl auch über Komplementärintervalle stolpern, dann wird das Netz noch dichter.....
Und sobald man das in einer Lage beherrscht liegt einem das Griffbrett untertänigst zu Füßen. Das Griffbrett auswendig lernen oder sich mit welchen Krücken auch immer einzuprägen ist das eine, aber das ist irgendwie wie der Unterschied zwischen einem Ort, den man sehr gut kennt und Zuhause. Klar kennt man sich in ersterem gut aus, aber so sicher, dass man intuitiv jeden Lichtschalter im Dunkeln findet ist man dann doch nicht.
Und eigentlich verschiebt man dann nicht mehr Akkorde, sondern eben diese Intervallstrukturen übers Griffbrett. Damit ist z.B. auch folgendes gegessen:
Man sollte dabei im Hinterkopf behalten das man mit CAGED immer "nur" die Akkordtöne hat und keine komplette Tonleiter
Eines noch, weil mir das erst gegen Ende aufgefallen ist:
Herausforderungen ergeben sich beim Springen zwischen verschiedenen Tonleitern. Heißt, ich spiele das erste Pattern von G-Dur im 3. Bund der tiefen E-Saite und springe dann wahrlos zum 9. Bund der D-Saite und möchte dann dort das entsprechende Pattern der B-Dur Tonleiter spielen, danach springe ich zum 4. Bund der A-Saite und spiele das richtige Pattern der C#-Dur Tonleitern in dieser Lage.
Wie übe ich am besten die jeweilige Lage auf dem Griffbrett mit dem richtigen Pattern zu verbinden.
Ist das so zu verstehen, dass du Improvisationstipps suchst?
Das ist etwas v-o-l-l-k-o-m-m-e-n anderes als sich am Griffbrett zurecht zu finden. Für mich liest es sich so, als würdest du eher willkürlich Tonleitern aneinander reihen?
Bzw., ohne einem konkreten harmonischen und rhythmischen Kontext? Das kommt ziemlich drauf an, was da sonst noch klingt und wie lange. Google mal Avoid Notes, es gibt auch innerhalb derselben Tonleiter bestimmte Akkorde, die bestimmte Töne "nicht besonders mögen". Spiel mal über nen C-Dur-Akkord irgendwas mit den Tönen der C-Dur-Tonleiter drüber mit besonderer Betonung auf den Ton F.
So reicht mal für heute
Gute Nacht