ToneLounge Tone-Control

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Ich bin gerade bei Premier Guitar über dieses NAMM-Show-Video gestolpert:
http://www.youtube.com/watch?v=XKglzR4mIxE

Interessant wirds ab 2:00, wo das Tone-Poti vorgestellt wird.
Der erste Eindruck ist, dass es einfach weniger dumpf macht. Das müsste ja dann einfach durch einen Kondensator mit einem niedrigeren Wert als 22nF zu erreichen sein.
Aber ich weiß nicht, ob das alles ist. Angeblich klingt es im geschlossenen Zustand wie ein Wah im Sweet Spot. Ob die Beschreibung jetzt wirklich zutreffend ist, sei mal dahingestellt. Ich finde die Sounds auf jeden Fall interessant, besonders wenn ich mir überlege, dass ich das Tone-Poti eigentlich nie ganz zu mache. Selbst bei meinen Versuchen, dem Woman Tone näher zu kommen oder das Little-Sister-Solo (QOTSA) zu spielen, suche ich eher nach einem Kompromiss zwischen "dumpf" und "lebendig" als einfach ganz zu zumachen.

Noch interessanter wirds, wenn man sich die Kommentare anschaut. Da schreibt ein User:
"Been doing that mod with the tone control for years. [...] wire two caps in parallel, i think, which cuts the normal value in half, there by giving you just the high "presence" range roll off. Which is similar to a half way wah, except almost better, cause it only rolls the high highs off and leaves the low end in tack [...]"
Und nochmal ungefähr das gleiche vom gleichen User:
"Two 22 caps ( standard values for humbuckers i think) wired in parallel, which cuts the value in half, thereby rolling only the "presence" frequencies off. You can experiment with different values, to take more more less treble off. The smaller the smaller value, the higher the frequency that will be rolled off. [...]"

Das verstehe ich jetzt leider nicht mehr. Der Kondensator eines Tone-Potis wird doch sowieso parallel zum eigentlichen Signal geschaltet, um die Höhen auf die Signalmasse zu leiten. Bei serieller Verschaltung würden ja nur die Höhen durchkommen und der Bass würde sich reduzieren. Was macht der Typ dann genau? Wenn ich es richtig sehe, dürfte doch ein zweiter Kondensator, der ebenfalls parallel geschaltet ist, keine Auswirkung haben. Ob der Fluss durch den einen oder anderen geht, ist dem Strom doch egal, Hauptsache schnell auf Masse, oder?

Kann mir einer erklären, was dieser YT-User meint? Oder ist das alles Quatsch und man hat einfach nur einen anderen Wert für den Kondensator am Tone-Poti verwendet?
 
Eigenschaft
 
Da schreibt ein User:
"Been doing that mod with the tone control for years. [...] wire two caps in parallel, i think, which cuts the normal value in half, there by giving you just the high "presence" range roll off. Which is similar to a half way wah, except almost better, cause it only rolls the high highs off and leaves the low end in tack [...]"
Und nochmal ungefähr das gleiche vom gleichen User:
"Two 22 caps ( standard values for humbuckers i think) wired in parallel, which cuts the value in half, thereby rolling only the "presence" frequencies off. You can experiment with different values, to take more more less treble off. The smaller the smaller value, the higher the frequency that will be rolled off. [...]"

Hi,

der Kommentar des von Dir zitierten Users ist leider von keiner Fachkenntnis getrübt.

Wie Du schon richtig vermutest, meint er nicht die Verschaltung des ganzen Tonpotis relativ zum Rest der Schaltung, sondern die Verwendung eines zweiten Kondensators (engl. cap, kurz für capacitor), der parallel zum schon vorhandenen ans Tonpoti gelötet wird. Er versucht dabei einfach das Ohmsche Gesetz auf Kondensatoren anzuwenden - der Haken ist nur, dass es sich bei denen gegenüber Widerständen genau andersherum verhält.

Schaltet man zwei Kondensatoren parallel zueinander, addiert sich deren Kapazität (also wie Werte von Widerständen, die in Reihe geschaltet werden).

Umgekehrt gilt auch: Will man zwei Kondensatoren zu einem geringeren Wert addieren, muss man sie in Reihe schalten. In dem Fall entspricht der Kehrwert (also 1/c) der Gesamtkapazität der Summe der Kehrwerte (1/c1 + 1/c2) der Einzelkapazitäten, praktisch wie beim Ohmschen Gesetz für die Parallelschaltung von Widerständen:

http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/1006081.htm

Für zwei gleiche Werte kann man das vereinfachen. Dabei führt die Formel schlicht dazu, dass die beiden Caps in Reihe geschaltet insgesamt die Hälfte der Einzelwerte haben. Zwei 0,022 uF-Caps haben also parallel 0,044 uF, in Reihe 0,011 uF. Entsprechend kann man die beiden ohne Weiteres durch einen einzelnen Kondensator mit dem passenden Wert ersetzen. Die Schaltung mit zusätzlichen Caps hat also nur dann einen Sinn, wenn man den passenden Wert nicht vorrätig hat und ihn durch Reihen- oder Parallelschaltung aus vorhandenen Teilen erzeugen muss.

Ich persönlich komme für einige Anwendungen auch besser mit niedrigeren Werten zurecht, nur bei der Les Paul hänge ich an den klassischen 0,022 uF, und zwar mit PIO-Caps und 50s-Wiring. Wenn man damit keinen Woman-Tone hinbekommt, liegt es eher an den PUs oder am Amp. Der echte Woman-Tone (á la Clapton in den 60ern) braucht übrigens maximal Mid-Gain, mehr gabs damals gar nicht. Gut kommt auch die Kombi aus Steg- und HalsPU einer LP, bei der aber nur bei einem der beiden PUs der Ton zugedreht wird. Das Little Sister-Solo hat da schon deutlich mehr Gain und klingt auch "enger" als der klassisch-holzige Woman-Tone, das würde ich eher mit einem StegHB mit einem Cap um die 0,01 uF versuchen, oder sogar noch drunter.

In meiner Warmoth (HH-Strat) habe ich einen 0,01 uF-Cap für den Steg, in der Rockinger-Strat sogar noch deutlich weniger. Die Warmoth bringt sehr deutlich diesen Wah-Sound, der in der Rockinger kappt wirklich nur die obersten Höhen und macht eher einen HB-ähnlichen Sound aus den Virtual-Vintage-StratPUs. Einfach nur weniger zudrehen bringt übrigens nicht das gleiche, denn erst am Ende des Regelwegs kommt zum abgeschnittenen Höhenteil so eine gewisse quäkige Resonanz in den Mitten dazu. Der Cap-Wert bestimmt dann (in Wechselwirkung mit den PUs, weshalb es da keinen immer passenden Wert gibt) die Frequenz.

Interessanterweise werden ganz am Ende des Regelwegs auch nicht nur die Höhen gekappt, sondern zumindest für meine Ohren auch die Bässe (!). Das kann ich elektrisch mangels tieferer Kenntnisse nicht erklären, aber der Ton brummelt eindeutig weniger und "nölt" dafür mehr. Diesen Effekt, der natürlich auch dem Matsch entgegenwirkt, kann man aber also nicht mit einem einfach weniger zugedrehten Tonpoti bekommen; mit der Suche nach einem anderen Cap-Wert bist Du daher mMn auf dem richtigen Weg. Mein Tipp: Löte den jetzigen Cap raus und befestige am Tonpoti Messstrippen mit Krokodilklemmen, die Du nach außen führst. Dort kannst Du jetzt verschiedene Kondensatorenwerte und- typen ausprobieren, bis der richtige dabei ist - spart eine Menge Lötarbeit.

Gruß, bagotrix
 
Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag!

Ich bin selbst eigentlich gar nicht auf der Suche nach dem Woman Tone oder Ähnlichem. Aber hin und wieder mal Sunshine of your Love und Konsorten anzuspielen, macht einfach Spaß. Und bei so Gelgenheiten merke ich, dass ich das Tone-Poti nicht in seinem vollen Umfang nutze, was ja irgendwie schade ist. Und da fand ich diese Schlatung von ToneLounge eben interessant!

Jetzt stellen sich aber für mich noch zwei Fragen:
- Meint der Typ dann eigentlich, dass er die Caps seriell geschaltet hat? Denn einen subtileren Effekt am Tone-Poti erreicht man doch durch niedrigere Wert, oder? Je höher der Wert, desto dumpfer - so dachte ich bislang immer. Wenn er zwei seriell geschaltet hat, ist er bei 11nF und beschneidet damit die Höhen weniger krass. Dürfte das dann auch der Effekt aus dem Video sein?
- Wie muss ich mir so eine parallele bzw. serielle Verdrahtung vorstellen? Es geht ja darum, wie man zwei Punkte mit mehreren Kondensatoren verbindet. Machen wirs mal konkret an einer Gitarrenschaltung: Eine Möglichkeit, ein Tone-Poti anzuschließen, wäre ja, den mittleren Anschluss des Vol-Potis (A) und den mittleren Anschluss des Tone-Potis (B) mit einem Kondensator zu verbinden.
Parallel würde jetzt bedeuten, dass ich zwei Kondensatoren habe, die ich beide sowohl an A als auch an B anschließe? Es entstünde dann ein Wert von 44nF?
Und bei serieller Verschaltung würde ich den ersten Kondensator an A anschließen, den zweiten an B und die beiden freien Kontakte der Kondensatoren verbinden? Es entstünde dann ein Wert von 11nF?
Hab ich das richtig verstanden?
 
Was die Fragen zur Verschaltung und den sich ergebenden Werten betrifft: Ja, genau so ist das. Und die Möglichkeit, dass der gute Mann einfach parallel und seriell verwechselt hat, kann natürlich auch zutreffen - oder er hat das Resultat gehört, das er hören wollte :D.

Gruß, bagotrix
 
Vielen Dank für deine Tipps! Bei der nächsten Bastelaktion wird definitiv mal ein 10nF-Cap ausprobiert, vllt auch noch andere Werte. Ich bin gespannt! :)

Ist zwar Offtopic, aber: Ich bin immer wieder erstaunt, was man aus passiven Schaltungen mit ihren drei Bauteilen (Spulen, Kondensatoren, Widerständen) alles herausholen kann, wenn man weiß, wie es geht. Und auch erstaunlich, dass das von den größeren Herstellern kaum genutzt wird. Aber so können die Kleinen eben einfachste Modifikationen als geniale Geheim-Schaltung verkaufen - hat auch was ;)
 

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