50er Wiring funktioniert nur bei Pickupschaltungen, bei denen pro Pickup ein Volume-Poti und ein Tone-Poti (z.B. Les Paul) vorhanden sind oder bei Gitarren, wo überhaupt nur ein Volume-Poti und ein Tone-Poti vorhanden ist. Bei Standard-Stratocaster wird das schwierig.
Doch, das geht, denn gerade bei der Standardschaltung werden die Tonpotis ja über die zweite Schaltebene zugeschaltet. Ob sie dabei mit dem Eingang (modern) oder Ausgang (50s) des gemeinsamen Mastervolume verbunden werden, ist prinzipiell egal.
Mit einem einfachen Toggle wie bei Gibson gehts natürlich nicht, weil er nur eine Schaltebene hat und die Tonpotis daher eine permanente Verbindung zum (jeweiligen) Volumepoti haben. Da braucht man das Modern Wiring, weil die Verbindung zum jeweiligen Tonpoti gemeinsam am PU-Ausgang erfolgt, also vor dem Schalter, der dann beides aufs Volume legt. Zur Illustration:
https://www.premierguitar.com/articles/Gibson_50s_wiring_on_a_Stratocaster
Im voll aufgedrehten Zustand kann doch das Signal völlig ungefiltert am Treblebleed cap vorbeiziehen.
Wie schon gesagt, mein persönlicher Höreindruck ist schon mal ein anderer, und da stehe ich nicht ganz allein. Deshalb wollte ich es doch erwähnt haben. Andere nehmen es wieder als völlig unbeachtlich wahr, auch das will ich niemandem nehmen.
Andererseits ist die Wechselstromtechnik doch ziemlich komplex.
Aufs erste Hinsehen erscheint es auch nicht so logisch, dass es einen Unterschied macht, ob das Poti nun 250 oder 500 KOhm hat, aber man hört das, und es ist auch begründbar. Elektrisch gesehen führt ja schon die Vorstellung vom "Weg des geringsten Widerstands", den alles gehen würde, in die Irre - sobald wir keine unendlichen Werte haben, teilt sich alles nach Bruchteilen auf verschiedene Wege auf.
Man sollte auch annehmen, dass ein Coilsplit an Masse (und der ist ja nun ein voller Kurzschluss) die zweite Spule eines HB völlig rausnimmt, trotzdem ist das auch elektrotechnisch definitiv
nicht der Fall. Warum sollte es hier anders sein? Immerhin haben wir beim aufgedrehten Volume ja drei Wege parallel am Ausgang des PU-Singals, das vom Schalter ankommt:
- Eingang>Kontakt am Potianschlag>Ausgang
- Eingang>Widerstand und Kondensator>Ausgang
- Eingang>Widerstandsbahn mit zB 500 KOhm-Masse
Jeweils mit Übergangs- oder Durchgangswiderständen, beim Kondensator auch noch frequenzabhängig, und
nichts davon ist bei der Beschaltung mit einem Poti auch physisch aus der Schaltung entfernt. Selbst der direkte Kontakt über ein den Federkontakt im Poti hat ja einen Rest an Übergangswiderstand.
Berücksichtigt man dann noch, dass der Ausgang ja kein schwarzes Loch ist, sondern seinerseits technisch gesehen zum Teil einer Verstärkerschaltung mit einer Eingangsimpedanz von meist 1 MegOhm wird, ist da eigentlich
gar kein Wert bei 0 oder unendlich, sondern wir haben jede Menge niedrige und hohe, aber doch
endliche Werte. Und das reduziert dann die Frage wieder darauf, ob man das Resultat
subjektiv wahrnimmt oder nicht.
Ich habe da eine gewisse Abneigung, das alles wahlweise in den Bereich von "alles nur Einbildung" oder "ihr seid ja alle taub" zu schieben. Deshalb ermuntere ich zum Ausprobieren und dazu, andere Wege zu probieren, wenn man beim Resultat ein Unbehagen versspürt, selbst wenn
theoretisch alles unproblematisch sein sollte.
Gruß, bagotrix