Hallo, Banjogit!
ich muss meinem Tama Superstar (von 2007) neue Tom-Felle spendieren (10, 12 und 14er). Bislang hatte ich clear Remo Ambassador drauf (als Schlag- und Resofell). Nun möchte ich etwas trockeneres und was im Stimmen leichter zum händeln ist.
Das Baujahr deines Schlagzeugs ist nicht ganz so wichtig, vielmehr ist relevant, wann du deine aktuellen Felle raufgezogen hast und wie sie aussehen. Wenn die Schlagfelle schon Dellen haben, ist es mehr als höchste Zeit - außer, du kannst mit dem toten Sound leben, beispielsweise zum bloßen Üben, so wie ich früher.
Wenn sie noch frisch aussehen, aber nicht mehr gut klingen, gilt natürlich dasselbe. Bei Resonanzfellen ist der Zustand etwas weniger offensichtlich, deshalb fange ich mal mit deiner zweiten Frage an.
2) Ist es für den Sound sinnvoll, dass man die Felle paarweise tauscht, oder kann ich meine Remo Ambassador (die ja immer noch in sehr gutem Zustand sind) bedenkenlos drauf lassen?
Ob die Resos in einem guten Zustand sind, kannst du auf mindestens zwei Arten prüfen: a) Du nimmst das Schlagfell ab und veränderst du Stimmung des Resos gleichmäßig (sprich: stimmst es um). Wenn es tief, mittel und hoch gestimmt immer noch lebendig klingt, brauchst du es nicht zu ersetzen. b) Du nimmst das Reso-Fell ab, balancierst es mit dem Fellkragen auf einem Finger und tippst leicht in die Mitte des Fells. Hat die Membran noch "Ton" (hauptsächlich werden das tiefe Frequenzen sein wegen der fehlenden Spannung), statt lediglich wie raschelndes Plastik zu klingen, ist das Fell noch gut. Edit: Wie
@Haensi sagt, ist "alle drei Schlagfellwechsel auch die Resos wechseln" eine gute Faustregel.
Nun zu deiner ersten Frage:
1) Gehe ich richtig in der Annahme, dass das hier das zugehörige Resonanzfell ist?
https://www.thomann.de/de/evans_10_ec_resonant_control_tom.htm
Auch bei Evans sind Schlag- und Resonanzfelle frei kombinierbar.
Die Aufschrift "Resonant" soll darauf hinweisen, dass es ein dünnes Fell ist, das sich nicht bzw. nur für Streichelzeuger als Schlagfell eignet - genauso gut könntest du ein G1 nehmen, wenn das deinen Soundvorstellungen entspricht. Und das führt mich zu deiner Vor-Auswahl:
Ich denke das Evans EC2 SST (clear) als Schlagfell wären eine gute Wahl:
https://www.thomann.de/de/evans_10_ec2s_sst_clear_control.htm
Dass du von ein- auf zweilagige Felle wechseln willst, ist für einen trockenen Sound, leichtere Stimmbarkeit und längere Haltbarkeit auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Ich würde außerdem drauf tippen, dass dein Superstar etwas wuchtiger, basslastiger klingen soll. Wenn ich damit richtig liege, habe ich vier auf Erfahrungswerten beruhende Tipps für dich.
1) Auf meinem zweiten Set, einem 2008er-Hyperdrive, hatte ich die Werksfelle, dann Remo Emperor, CS, Vintage Emperor und Pinstripe als Schlagfell, immer mit Ambassador auf der Resonanzfellseite. Am besten gefallen mir die Vintage Emperors und die aktuellen Pinstripes.* Bei einem Vergleich im Laden hatte ich mal kurz ein leicht gebrauchtes Evans G2 von einem Showroom-Set drauf, das klang mir aber zu "plastikmäßig", genau wie die G2, die ich jahrelang auf meinem ersten Set drauf hatte. Deshalb finde ich, dass das auf Youtube gern mal geäußerte Klischee "Remo warm und lebendig, Evans steril und synthetisch" im Großen und Ganzen zutrifft, und deshalb bin ich beim Kauf meines Superstar-Kits zurück zu Remo gewechselt. Es handelt sich zwar nur um Nuancen, auf die kein Hörer achtet, aber wir Trommler sind da ja ziemlich eigen...
Fazit meiner Fell-Versuche: Die Controlled Sounds haben mir zu viele Mitten und zu wenig Bauch, außerdem macht der Dot sie irgendwie zu trocken, wobei sie trotzdem Obertöne aufweisen, die mir nicht gut gefielen - falls das Sinn ergibt.
Die Emperors waren klasse, allerdings wollte ich noch mehr Bass, ohne auf (Vor)Dämpfung zurückgreifen zu müssen, und noch mehr Haltbarkeit, ohne an Sound einzubüßen. Dafür waren und sind die Vintage Emperors ideal, darum habe ich die sofort zu meinem
2018er-Hyperdrive in Übergrößen dazu gekauft. Seit meinem unten geschilderten Erlebnis nehme ich aber auch gerne wieder Pinstripes.
2) In zehn Jahren habe ich zweimal die Reso-Felle gewechselt. Die erste Lage landete auf meinem Gig-Kit von Mapex, die zweite ist mittlerweile fünf Jahre auf dem alten Tama-Set. Beide Fellsets tun immer noch gute Dienste, zumal ich für Gigs und zum Üben nicht so einen lebendigen Klang brauche - mit anderen Worten: Je nach Verwendungszweck halten Reso-Felle ziemlich lange. Ambassadors sind da immer 'ne Bank; offen-lebendig, warm und mit gutem Pfund untenrum.
3) Mittlerweile stimme ich die Reso-Felle immer tief und die Schlagfelle kurz vor "mittel" (s. u.). Dadurch bekomme ich nicht nur einen mächtigen, basslastigen und gleichzeitig durchsetzungsfähigen Sound, sondern beide Seiten haben auch bessere Chancen auf eine etwas längere Lebensdauer, denn die Ambassadors werden nicht so stark gedehnt und die Vintage Emps bzw. Pinstripes haben mehr Rebound, was Dellen vom Stick verhindert.
4) Obwohl sich zweilagige oder vorgedämpfte Felle grundsätzlich leichter stimmen lassen, klingen auch die jaulig und schlecht, wenn man gar nicht stimmen kann. Das ist kein Hexenwerk, es erfordert nur viel Geduld und etwas Zeit - und es lohnt sich, weil kaum etwas anderes so gut zum Üben und Spielen motiviert wie gut klingende Trommeln!
Ein konkreter Tipp meinerseits:
Die sind zwar etwas teurer als das EC2-Set von Evans, aber wie gesagt, ich bin halt durch konkrete Erlebnisse (wieder) zum Remo-Fan geworden.
* Eine Anekdote als Hintergrundinformation: Vor Jahren gehörte ich mal zur selbsternannten Trommlerpolizei, die glaubt, exzellent im Stimmen von Trommeln zu sein und deshalb Gaffa-Tape, Tempos, Moongel und eben vorgedämpfte Felle bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Soundfrevel ächten zu müssen. Dabei war (und bin) ich gar nicht "exzellent" im Stimmen, ich hatte nur ein bisschen mehr Übung als die meisten in meinem Umfeld - aber Trial and Error war (und ist immer noch) ein großer Teil meiner Stimm"künste". Vor ein paar Jahren, bei einem Gig mit einem gestellten Drumset, fragte ich den Besitzer, ob ich die Felle von dem ganzen Klebezeug befreien und das Kit durchstimmen darf, weil wir unmikrofoniert spielen mussten und sonst nichts von den Toms beim Publikum angekommen wäre. Der Besitzer freute sich sogar und meinte, ihn nervt die fehlende Durchschlagskraft selber, aber er hat keine Zeit und keinen Bock, stimmen zu lernen, und mit Tempo+Gaffer-Tape klingt es einfach am besten. Also rupfte ich alles runter: Pinstripes - aaargh! Na gut, Ersatzfelle wären ein bisschen übertrieben und versnobt gewesen, also stimmte ich einmal durch und stellte fest: Die klingen richtig geil! Der Trick war, die Reso-Felle (Ambassador) so tief wie möglich zu stimmen, ohne dass es flattert, und die Pinstripes etwas fester anzuziehen, damit sie nicht nur "Thud" machen, sondern ein bisschen Ton von sich geben. Als ich fertig war, dachte ich: "Zuhause hast du doch noch ein 16"-Pinstripe rumliegen, beim nächsten Fellwechsel machst du ein Set draus!" Genauso hab' ich's gemacht, seitdem bin ich Pinstripe-Fan und nur noch ein halber Trommlerpolizist mit dem Standpunkt: Erlaubt ist, was gefällt - und wenn ich Drumkit-Stellenden quasi en passant zeigen kann, wie gut ihr Set ohne Totdämpferei klingt, umso besser.
Liebe Grüße
André
P. S.:
@Haensi, die EC-Reso-Serie ist einlagig, das sieht man
hier.
P. P. S.:
und töten nicht so sehr den sound ab wie es pinstripes von remo
Ich finde, "abtöten" tun die Pinstripes gar nichts (s. o.), man muss sie nur gut in Stimmung mit sich selbst bringen, dann "singen" sie sehr kontrolliert.