Eins vorne Weg: der Besitz eines Tunebots verhilft nicht automatisch zu gutem Drumsound. Er nimmt einem das Stimmen nicht ab! thomann Und wenn man keine Ahnung hat, was man tut, ist man mit Tunebot genauso schlau wie vorher.
Dabei kann der Tunebot durchaus eine Hilfe beim Stimmen sein, er nimmt einem aber die notwendige Beschäftigung mit den eigenen Trommeln NICHT ab.
Der thomann Tunebot kommt in einem kleinen Plastikgehäuse mit großer Klammer und großem, übersichtlichem blauem Display. Im Lieferumfang befinden sich Batterien (löblich), ein kleiner Velourbeutel, sowie die (leider nur englischsprachige) Anleitung.
Wie funktioniert der Tunebot? Er wird per Klammer an den Spannreifen geklemmt, das an thomann der Unterseite befindliche Mikrofon befindet sich somit über dem Fell. Bei einem Anschlag zeigt der Tunebot nach kurzer Wartezeit die Grundfrequenz mit der größten Amplitude an. Hat man die gewünschte Tonhöhe an einer Spannschraube erreicht, lässt sich diese Tonhöhe mit einem Tastendruck vormerken. Die anderen Spannschrauben können nun thomann bequem mit diesem "Soll-Wert" verglichen werden; der Tunebot zeigt nun nicht mehr die absolute Frequenz, sondern die relative Abweichung zur gemerkten Frequenz an.
Alternativ zur Anzeige der Frequenz kann auch der entsprechende Notenwert angezeigt werden, falls das gewünscht oder notwendig ist.
Im Klartext heißt das für Stimmanfänger: Beim Stimmen eines Fells in sich selbst kann der Tunebot durchaus eine Hilfe sein, um an allen Spannschrauben die gleiche Tonhöhe zu erreichen. Der Tunebot reagiert schnell und akkurat und wer die Grundlagen im Umgang mit dem Stimmschlüssel beherrscht(!), bringt das Fell thomann so schnell in Stimmung mit sich selbst. Der Tunebot hat dazu als Hilfe eine "Filter"-Funktion, die andere beim Anschlag gefundene Frequenzspitzen (z.B. Obertöne des Kessels) unterdrückt und so der jeweils "gefilterten" Spitze im Spektrum folgt. Dies erleichtert unter idealen Bedingungen gerade bei sehr stark resonierenden Fellen oder Kesseln thomann das Stimmen.
Was fällt auf:
- Wer super paranoid ist, könnte davon genervt werden, nicht an jeder Spannschraube die gleiche Tonhöhe auf 0,2Hz genau zu erreichen. Dafür müsste mit jedem Schlag in gleicher Stärker die gleiche Position vor der Stimmschraube getroffen thomann werden.
- Snare-Resos, gerade wenn sie hoch gestimmt sind, bereiten dem Tunebot ebenso Probleme wie sehr lockere, tief gestimmte (Stand-)Tom oder Bassdrum-Felle. Der Tunebot findet oft, trotz Filter, einen falschen Oberton.
Ein Fell in sich selbst zu Stimmen, ist aber nur thomann die halbe Miete. Welche Intervalle zwischen den Schlag- und Resonanzefellen gut klingen, welche Intervalle zwischen den einzelnen Toms gut klingen, wie stark das Snare-Reso für den gewählten Teppich angezogen werden sollte...also im Prinzip bei allem, was wirklich hinter dem Wort "Stimmen" (oder Neudeutsch: Tunen) steht, da hilft einem thomann der Tunebot nicht weiter. Zwar werden auf der Webseite des Herstellers ein paar Empfehlungen gegeben, die sind jedoch kaum mehr als "brauchbar" und von "gut" noch weit entfernt. Kesselmaterial, Kesseldicke, Fellbeschaffenheit, Dämpfung, Gratung, usw...letztlich hat jede Trommel ihren eigenen Charakter und so kommt man um das Probieren nicht thomann herum - und das müsste man ohne Tunebot ganz genauso.
Wie also bereits eingangs geschrieben: Der Tunebot ist kein mystischer Stimmroboter, mit dem plötzlich alles "gut" wird.
Was bietet der Tunebot dem erfahrenen "Stimmer"?
In aller erste Linie thomann die Möglichkeit, für jede Trommel sowohl Schlag- als auch Resonanzefell-Frequenz zu speichern. Nach einem Fellwechsel lässt sich die ursprüngliche Stimmung so sehr schnell wieder finden. Die Anzeige des Notenwertes statt der Frequenz kann hilfreich sein, um sich das Rechnen mit Frequenzen zu ersparen, wenn im Studio plötzlich große thomann Terzen als Intervall zwischen den Toms gefragt sind. Möglicherweise kann er auch eine Zeitersparnis beim Stimmen bringen gegenüber dem Stimmen "per Ohr" bringen - je nachdem wie schnell man eben ist.
Fazit: Der Tunebot ist schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Wo Drehmomentschlüssel auf Grund von hakeliger Hardware schon im Konzept versagen und Fellspannungs-Messer wie das Drumdial am fehlenden Zusammenhang zwischen Fellspannung und Tonhöhe versagen, misst der Tunebot direkt den abgegebenen Schall. In so fern ist das, was man angezeigt bekommt, direkt das, was man hört - und thomann das gab es vorher in der Form noch nicht.
Das Plastikgehäuse ist für zu Hause oder im Proberaum angemessen, Roadtauglichkeit würde ich ihm nicht attestieren.
Unterm Strich bin ich mit dem Tunebot zufrieden, aber ich hatte auch eine sehr realistische Erwartungshaltung thomann - und die hat das Gerät, inklusive seiner Schwächen, erfüllt. Wer sich dieser Schwächen und der Funktionen bewusst ist, wird nicht enttäuscht werden.