Todesfall in der Band

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Hallo,

ich habe gestern in erfahren, dass einer der Schüler der Schulband, die ich leite, sich das Leben genommen hat.
Abgesehen von Schock und Trauer (es war einer meiner Lieblingsschüler gewesen) bringt es mich in eine schwierige Lage. Morgen wollen wir uns alle Treffen mit einer Lehrerin und darüber sprechen. Doch irgendwie weiß ich garnicht, was ich sagen soll.

Hat Jemand von euch soetwas oder Ähnliches schonmal erlebt?

Könnt ihr mir Ratschläge erteilen?

netten Gruß
 
Eigenschaft
 
Extrem schwierige Situation.
Erst mal abwarten, wie die anderen Leute in der Band darauf reagieren. Evtl. mal ein paar Wochen Pause einlegen um das Geschehene zu verdauen.
 
Erlebt hab ich das schon.
Eine Orchesterkollegin ist letztes Jahr plötzlich an einem Aneurysma gestorben, ein Bekannter hat sich im Frühjahr das Leben genommen, keine Anzeichen, keiner weiß warum.

Ratschläge? Sehr schwierig. Vor allem hören sie sich immer so platt an, wenn man sie schreibt.
Auf jeden Fall nicht die Schuld bei irgendjemandem suchen. Das führt zu nichts. Auch nicht die Frage "Hätte ich es erkennen und verhindern können?"
Pause würde ich keine machen, trefft euch lieber und redet über ihn.
Was schönes an der Beerdigung spielen. Ich könnte das allerdings nicht, da muss man echt tapfer sein dafür.
 
Morgen wollen wir uns alle Treffen mit einer Lehrerin und darüber sprechen. Doch irgendwie weiß ich garnicht, was ich sagen soll.
Hat Jemand von euch soetwas oder Ähnliches schonmal erlebt?

Nein.
Zu mindest nicht bei so jungen Menschen wie Schülern.
Das ist ja eine totale Katastrophe.

Ich musste zwar schon öfter Gruppen leiten, die den Tod - durchaus auch Suizid - von Mitgliedern zu verpacken hatten, aber das hatte nie diese Qualität.

Wer trifft sich denn da morgen?
Du als Musiklehrer, die Mitschüler der Band und die Klassenlehrerin?

Könnt ihr mir Ratschläge erteilen?

Die Kinder reden lassen so lange, über was und so viel sie wollen und authentisch bleiben.
Mehr gibt's da aus der Ferne nicht zu sagen.

Was für eine grauenhafte Situation.
 
Danke für die Ratschläge. Auch wenn sie auf den ersten Blick klar sind, hat es mir nochmal geholfen die zu lesen, damit ich sie mir vor Augen halten kann. Es wird auch weitergeprobt.

Es treffen sich die Schüler die in der Band spielen (zumindest der Teil der ihn kannte; die Neuzugänge werden von meinem Partner begrüßt), die Lehrerin die alles organisiert und ich.
 
Wissen die Kinder bescheid, oder musst du ihnen das mitteilen?
 
Sie wissen bescheid. Also es sind ja Jugendliche. so 14-17 etwa..
 
Ich wünsche dir viel Glück...:)
 
Ohje, das ist ja wirklich schlimm. So jung und dann Suizid :( Wünsche dir selbst auch viel Kraft. Vor allem weil du diesen Schüler sehr gern hattest.
Mit Band oder Ensemble ist mir sowas zum Glück noch nie passiert, aber in der Schule durchaus. Ein Mitschüler (9) hatte damals beim Spielen eine Oberleitung angefasst und mehrere Jahre später war ein anderer Mitschüler (18) durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Bei beiden Fällen haben wir uns in einen Kreis gesetzt und jeder der wollte, durfte sich seine Gefühle von der Seele reden. Zugegeben bei diesem Fall wird das schwieriger, weil es vielleicht eine Vorgeschichte wie Mobbing gegeben hat, an der einige beteiligt gewesen sein könnten. Trotzdem ist es wichtig, dass die Betroffenen eine Gelegenheit bekommen ihre Gefühle frei zu äußern und vielleicht Rückhalt von den Kameraden zu bekommen. Vorwürfe und Schuldzuweisungen gehören so akut danach nicht hin und sollten vorerst unterbunden werden.
 
Mir ist etwas ähnliches passiert. Ein Mitschüler hat sich in der fünften Klasse (versehentlich?) mit der Pistole seines Vaters erschossen. Die wenigsten wussten morgens Bescheid, wir haben es dann erst erfahren. Unsere Klassenlehrerin hat uns dann erst mal auf einen großen Spaziergang mit um den Block genommen.

Das Problem bei euch sehe ich allerdings darin, dass ihr wohl keine Schulklasse sondern eine Schulband seid. Die Schüler die dem Verstorbenen am nächsten standen werden wohl in seiner Klasse gewesen sein. Ob er enge Kontakte in der Band (Reden wir von einer 4Mann-Band oder einer Bigband?) hatte, spielt da sicher eine Rolle.
Sicherlich kann es für einige erstmal ein Schock sein, aber eine große Runde starten könnte vielleicht etwas fehl am Platze sein.

Versteht mich nicht falsch, das ist ohne Zweifel eine traurige Sache, aber man muss das Thema sicher auch nicht in allen Kreisen ausdiskutieren, wo der Verstorbene irgendwie involviert war. Da es aber einer der Lieblingschüler des TE war, vermute ich dass die Person doch einen zentralen Stellenwert in der Band hatte.
 
Lieber wiesenforce,
in der traurigen Sache kann ich dir leider weder weiterhelfen noch irgendwelche Ratschläge geben.

Das Einzige, was ich machen kann, ist dir viel Kraft zu wünschen.
 
Hallo,

da gibt es nicht viel zu sagen und man muss es auch nicht tun. Man kann auch sagen, dass man nicht weiß, was man sagen soll. Irgendwer wird sich dann schon äußern und letztendlich lebt (!) die Veranstaltung dann von dem, was die Beteiligten von sich geben wollen und sei es auch nur betretenes Schweigen.

Ich habe sowohl Suizid als auch Tod in einer Band bereits erlebt. Das ist alles andere als schön, letztendlich gehört es aber zum Leben. Wir alle sind irgendwann dran, manche später, manche früher und manche viel zu früh. Die Verbliebenen gucken dann immer dumm in die Landschaft. Das ist normal. Wichtig ist, dass man die Trauer oder Betroffenheit heraus lässt. In der Gemeinschaft wird man Trost finden und geben können. Das entwickelt sich von ganz alleine, wenn man es zulässt.

Auch Jugendliche können so etwas letztendlich verbacken. Keine Sorge! Das wird traurig, aber es wird.

Grüße
Jürgen
 
Danke nochmals für alle. Der Grund war ich damals als Leiter in die Band eingestiegen bin, war dass ich damals begeistert war von dem großartigen Zusammenhalt dieser Gruppe die ich in einem Schulensemble noch nie erlebt habe.
 
Wenn Euer Treffen noch nicht vorbei ist, ruf doch mal jemanden vom schulpsychologischen Dienst an... da dürften doch eigentlich Experten sitzen (oder sie können Dir jemanden vermitteln), die ganz genau sagen können, was aus "professioneller" Sicht bei der Trauerarbeit für Jugendliche zu beachten ist.
 
dass unter euch ein grosser Zusammenhalt ist, ist in der Situation ein grosser Vorteil. Schulpsychologischer Dienst als Beratung und Krisenintervention ist je nach Situation auch angebracht, v.a. bei einem Suizid oder anderen überraschenden Todesfall aus heiterem Himmel.
Ich habe keinen Suizid aber einen schlimmen Tod eines jungen Bandmitglieds meiner Band mit behinderten Menschen erlebt. Todesursache:Hirntumor und er war noch sehr jung. Ich hätte mit der Band 2 Auftritte gehabt nach dem plötzlichen Todesfall und hab mit den Leuten behutsam gesprochen , ok ich mach das ja beruflich, und sie selber entscheiden lassen, ob sie die Auftritte spielen möchten. Sie haben sich dagegen entschieden und ich hab dann die Auftritte abgesagt. Die Chefetage hat das dann auch so mitgetragen.
Seither ist knapp ein jahr vergangen und wir haben nach dem Tod erst mal Monatelang nichts gemacht , auch keine Proben , weil die Trauerarbeit einfach Vorrang hatte. Das ist halt individuell zu sehen und kein Rezept. Man lernt auch in dieser Arbeit und Situation viel neues , man erlebt die Leute anders und stellt sich darauf automatisch ein. Wir haben dann wieder begonnen zu proben, nachdem die Bandmitglieder wieder weitermachen wollten und dieses Jahr auch 3 Auftritte gespielt . Natürlich erinnert man sich immer wieder an das verstorbene Mitglied und redet auch miteinander , besucht das Grab und erinnert sich gern zusammen an den Verstorbenen.
 
Dazu gibt es keine pauschal gültige Vorgehensweise! Über den Vorfall und die Person wird und muss gesprochen werden, das Bedürfnis wird bei den Jugendlichen zweifellos vorhanden sein. Der Eine oder Andere wird sich vielleicht auch erst zurückziehen - jeder verarbeitet anders - und dieses Recht muss auch zugestanden werden. Genau so wichtig ist aber auch die klare Perspektive: Es gibt eine Zeit der Trauer, aber "danach" geht es es weiter mit der Band, nächste probe findet statt am xxx! Den Tipp von Beyme halte ich auch für sinnvoll, vielleicht könnte jemand bei der ersten Zusammenkunft dabei sein?
 
Der Schulpsyschologische Dienst wurde angefordert soweit ich weiß (hab heute noch eine Email bekommen). Aber dieses Gespräch wird (leider) ohne Psyschologen stattfinden. Ich gehe jetzt los. Danke nochmal an alle. Ich versuche alle eure Tipps im Kopf zu behalten..
 
Und wie ist das Treffen nun gelaufen?
 
Hallo,

also ich denke das Treffen ist ganz gut verlaufen. Es wurden noch ein paar Dinge offenbart, die mich sehr nachdenklich gemacht haben. Die Schüler konnten sich ganz gut öffnen (je nach Person... bei einigen werde ich vielleicht nochmal persönlich gucken wie es geht..)
 

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