Timing

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Lee Andrews
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Hi folks,

Ich spiel jetzt auch schon recht lang und bemerkte ein Problem, dass mir früher nie aufgefallen ist.
Mein (Micro)Timing bei Melodien ist grottenschlecht! Nicht bei einstudierten Sachen, aber beim Improvisieren. Das Problem ist, dass ich die Noten immer etwas vor oder nach dem Schlag treffe, aber fast nie genau darauf. Das ist schade, weil bei einer Aufnahme die Linien einfach nie so klingen, wie die Ideen im Kopf.

Hat jemand von euch das Problem auch mal gehabt und eine gute Methode dagegen gefunden?

Ich suche nicht nach einem magischen Trank, der in sekundenschnelle wirkt. Ich hab noch ein Jahr Zeit, in dem ich 24 stunden am Tag üben kann, bevor das Musikstudieren losgeht, also habe ich auch Potenzial viel Zeit zu investieren.

stay classy

Lee Andrews
 
Eigenschaft
 
Übe einfach mit Metronom, auch wenn es langweilig klingt, das verbessert ungemein.
 
Noch eine gute Idee ist 'Ausklatschen'.

Stell' ein Metronom ein, auf etwa, sagen wir, 60 bpm.
Nun klatsche dazu, so, dass man den Klick vom Metronom nicht mehr hört. Wenn dir das lange genug gelingt, spiel etwas mit dem Tempo rum, gehe höher oder niedriger, ganz wie's dir beliebt. Ein paar Wochen so geübt und dein Mikrotiming wird schon deutlich besser sein.
 
Mit einfach Metronom hinstellen sollte man sich nciht zufrieden geben. Wenn man schon selber feststellt, das das Mikrotiming unsicher ist, sollte man durch weitere Selbstbeobachtung auch die Ursache(n) noch genauer hersusfinden. Hierbei gibt es viele mögliche Baustellen:

# Heimliche oder offene Unsicherheit über das eigene Tun, Zögerlichkeit (und das nicht nur bei der Musik)

# Technische Probleme beim Umsteigen von .z.B. Triolen auf 16tel innerhalb eines Solos. Abgesehen von den schnelleren Noten an sich sollte man auch den Wechsel zwischen verschiedenen Notennwerten mal zum Metronom ganz bewusst üben. Also z.B. bei der Übungsimpro ganz bewusst Halbe, Viertel, Achtel, Triolen, 16tel (und. evtl auch noch Quintolen) durcheinandermischen. Da merkt man dann schnell, wo es hakt. Man sollte nur 80% seiner Möglichkeiten einsetzen, "alles richtig zu machen". Wenn man ständig an die Grenze 100% gehen muss oder will, schlägt sich das natürlich auch im Timing oder anderen Mankos nieder.

# "In den Ton verliebt sein" - was mein ewiger "Lieblingfehler" ist. 'n schönes Bending oder Vibrato wird ausgekostet und man bekommt dann die nächste Note nicht sauber platziert, weil man noch auf Wolke 7 ist und sich auf den nächsten Toneinsatz nicht genügend konzentriert.

# Unklarheit über die jeweils nächsten Folgenote - man will ja schließlich 'ne schöne Melodie produzieren. Eigentlich "steht" der Einsatzpunkt schon im Kopf, doch die Entscheidung für die Note erfolgt einen Tick zu spät, so dass der Befehl vom Hirn nicht mehr pünktlich beim Finger ankommt. Geht auch umgekehrt; das Hirn gibt einen beschleunigten Schwall von Tonideen aus, die dann timingmäßig zu früh im Finger ankommen.

# Tagesform: Es gibt Leute, zu denen auch ich gehöre, die nicht jeden Tag gleich ticken. D.h. aus scheinbar unerfindlichen Gründen mal langsamer und mal schneller Denken und Handeln, mal mit mehr Bauch, mal mit mehr Kopf, mal mehr und mal weniger bei sich sind. Aus diesem Grunde gibt's ja viele Profimusiker, die meditieren, lebenslang Yoga machen (wie R. Schenker/Scorpions) oder Gelassenheit durch Esoterik u.ä. suchen und finden.

Solche Unausgewogenheiten sind für den Amateur im Gegensatz zum Berufsmusiker allenfalls "ärgerlich", können für den Berufsmusiker jedoch existenzbedrohend werden.
Wer sich für diese psychologische Seite des Musikmachens interessiert, klicke sich mal durch die interessanten Themen

http://www.ueben-im-flow.de/

hier besonders

http://www.ueben-im-flow.de/prinzipien.html

http://www.ueben-im-flow.de/flowerfahrung.html

# Timingprobleme durch Spielkonflikt wegen "Kopiesucht": Man hat den Stil und das Mikrotiming eines Vorbildes im Kopf und möchte das während der eigenen Impro gern nachvollziehen. Funktioniert nicht. Als Beispiel sei hier nur Carlos Santana genannt, der zu den am schwersten "nachspielbaren" Gitarristen überhaupt gehört. Nicht wegen der Technik, aber der ist im Timing durchgängig gleichmäßig einen Tick vorne und total unberechenbar wie ein Habicht, der auf seine Beute runterstößt. Man sollte sich also gar nicht erst nicht damit aufhalten, solche Vorgänge zu seinen eigenen machen zu wollen. Das gibt nix außer "Zielkonflikte" im eigenen Kopf, die fast immer zum Rumeiern führen.
 
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[Flow]

Danke an Hans_3 für den sehr interessanten Artikel.
Ich weiß, daß Du ihn schon vor langer Zeit mal gepostest hattest, wo er mich schon sehr beeindruckt hatte.
Das war wohl damals der Anlaß für mich, mal eine längere Pause bei den Technikübungen einzulegen und mich intensiv damit zu beschäftigen, wie ich überhaupt klinge. Ich glaube, das hat uns (Gitarre+meinereine) sehr gut getan. ;-)

Den Text und das Interview kann man sich wirklich öfter zu Gemüte führen; da sind so viel gute Gedanken drin, die kann man gar nicht alle auf einmal erfassen.

Aktuell scheint sich ein Verständnistürchen zum Solo erarbeiten aufzutun. Ich hatte sowieso mehr und mehr das Gefühl, daß der Weg: auswendig lernen->langsam, sauber spielen->auf Tempo bringen für mich eine Sackgasse werden könnte. Mir geht da regelmäßig die Lockerheit flöten, und ein kleiner schneller Lauf zwischendurch bringt mich in Panik....

Ich experementiere gerade in der Art, das Solo nur unwesentlich langsamer (gutlingender) Note für Note locker-flockig *g* aneinanderzureihen. Da bin ich ja gar nicht mal so weit von seiner Methode entfernt. Ich bleibe da mal dran.

Ich kenne den Flow übrigens vom Malen. Ein zeitloser Moment, wo "es" aus einem herausmalt. Geil! Und wenn man sich vor Augen hält, daß das "es" die eigene Tiefe ist, läßt das doch hoffen!

geka
 
mich intensiv damit zu beschäftigen, wie ich überhaupt klinge.

Es gibt ja diesen scheinbar abgedroschenen - aber dennoch wahren - Satz "Musik ist der Klang der Seele".

Es kann deshalb nie schaden, in sich reinzuhorchen. Wie viele Musiker habe ich allein hier im Board schon erlebt, die im Laufe der Jahre gemerkt haben, dass sie in Wahrheit etwas völlig Anderes in sich hatten und von sich hören wollten, als das, womit sie aus einer "Phase", "Laune" oder "Schwärmerei" heraus mal angefangen hatten.
 
Hi Hans_3

Ich danke dir vielmals für deinen Beitrag! An deinen Ansätzen werde ich weiterarbeiten.
Mit dem Wechsel auf verschiedene Notenwerte hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habs ausprobiert und nicht geschafft...
Auch die Unsicherheit trifft ziemlich schön, jeder hat seine Dämonen zu bekämpfen...

@geka: ich finds noch lustig, dass du sagst, dass dir Technik üben nichts bringt. Lustig aus dem Grund, da ich ohne nicht könnte. Für mich ist Technik üben eine der Grundsteine um weiter zu kommen.
Ich schinde keine Kritik an deiner Übungsweise, im Gegenteil, es ist immer wieder interessant zu sehen, wie verschieden doch Musiker (Menschen im allgemeinen) ihre eigenen Wege gehen und doch ihr Ziel erreichen

@alle anderen: Ich übe schon mehrere Stunden am Tag nur mit dem Metronom, daran wirds nicht liegen.

Danke für alle Antworten!
 

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