Wer von uns Vorort ist kann ja hier gerne einmal berichten
Dann will ich das mal tun. Dies war mein erster Bass Day bei Thomann, demenstsprechend war ich unsicher, was mich dort erwarten würde.
Europas größter Musikalienversender lädt zu einem Event mit einem der abgefahrensten Bassisten unserer Zeit ein, dazu Vertreter der Edelbassschmiede Fodera und dem recht angesagten Amphersteller Hartke. Ich hatte mich ehrlich gesagt auf einen ziemlichen Marketingevent eingestellt, mit viel Thomann, viel Fodera, viel Hartke und als Lockvogel ganz am Schluss ein klein wenig Wooten.
Weit gefehlt!
Die Leute von Thomann und Fodera haben kaum mehr als eine Stunde für sich beansprucht - der Rest des Tages gehörte Victor Wooten. Und der machte ganz und gar nicht auf abgehobene Bassdiva - sondern erwies sich als sehr bescheidener, bodenständiger Mensch. Nur wenn er zum Bass griff merkte man, wen man da eigentlich vor sich hat. Der Bursche ist so flink auf den Saiten unterwegs, dass ich oft gar nicht erkennen konnte, was er da eigentlich macht!
Sehr beeindruckt hat mich die Clinic - Victor hat einfach das Publikum gebeten, Fragen zu stellen. Die hat er dann beantwortet. Und dabei das abgehobenste Zeug auf sehr anschauliche Art und Weise erklärt. Ein paar Beispiele:
- Wie soll man mit Unsicherheit umgehen?
Indem man bei Auftritten am unteren Ende seiner spielerischen Fähigkeiten bleibt, da, wo man sich sicher fühlt, keine Gedanken an Technik verschwenden muss, sondern sich voll auf die Musik konzentrieren kann.
- Wie er es schafft, nach einem langen, komplexen Solo wieder genau auf den Punkt den Groove wieder aufzunehmen, nachdem er doch so lange alleine gespielt habe?
Dazu hat er einfach den Fragesteller auf die Bühne geholt, der dann auf Victor's Fodera was spielen sollte. "OK", meinte Victor dann, "Sehr gut, Prüfung bestanden. Und nun stell dir mal den Drummer deiner Band vor und was der zu diesem Stück immer spielt. Wenn du das hast, dann spiel nochmal." Das Ergebnis: Der Kandidat spielte etwas leiser, packte kaum noch Fills mit rein, wirkte sehr konzentriert - und spielte absolut tight. So müsse es sein, meinte Victor. Tight zu spielen sei das A&O, lieber weniger Fills, weniger Melodie, weniger Akkorde - aber immer tight, damit es ordentlich grooved!
- Ob er bitte seine Doubble-Thumb Technik erklären könne, also wenn er die Basssaiten mit dem Daumen so ähnlich bearbeitet, wie Gitarristen mit dem Plek arbeiten.
Klar könne er das, brächte er aber gar nicht mehr. Der Fragesteller habe die Antwort doch schon selbst gegeben. Eben genau so, wie Gitarristen ein Plek würde er seinen Daumen nutzen. Der Rest sei üben, üben, üben. Genau dafür habe er ja Classical Thumb geschrieben. Wenn's weiter nichts ist ...
So ging das eine ganze Zeit lang, bis Thomann dann zur Tombola schritt und vom T-Shirt + Saiten bis hin zur 150W Hartke Combo + Looper + Saiten + T-Shirt 10 Preise verloste.
Danach gab Victor noch ein kleines Konzert, welchem eine Signierstunde folgte, bei der CD's, T-Shirts bis hin zu selbst mitgebrachten Bässen signiert wurden.
Ein weiteres High-Light war ein sehr junger Bassist, der bei Jugend Musiziert gewonnen hatte - und zwar mit einem Stück von Victor Wooten. Auch dem hat der Meister seinen Fodera umgehängt und ihn vorspielen lassen. Sehr cool!
Ein Meet&Greet mir Victor gabe es zur Mittagspause - dafür wurde ein Besucher ausgelost. Was zu freundlichem Protest von Victor führte. Ob man denn nicht noch zwei oder drei weitere Begleiter auslosen könne. Was dann auch prompte gemacht wurde.
Insgesamt war ich sehr positiv überrascht. Einem sehr überschaubaren und wenig aufdringlichen Marketingteil folgte enorm viel Victor Wooten. Mehr, als man bei einem Live Konzert mitbekommen hätte. Das Ganze für lau, inkl. Snacks, Getränken und einem üppig bestückten Gewinnspiel.