Themengebiete bzw. Struktur der (klassischen) Musiktheorie

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music4u
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Hallo,
in der letzten Woche habe ich beim Stöbern im Forum gemerkt, dass ich von vielen Themen, die (anscheinend) recht gängig sind (Oktavregel und allgemein Chorsatz, ich kann hier nur ein paar Schlagwörter nennen, da ich den Durchblick ja leider gerade nicht habe) noch nicht wirklich gehört habe. Daraufhin habe ich versucht, die typischen Bestandteile oder eine Struktur von Bereichen der Musiktheorie (klassisch bzw. allgemein, einfach mal als Gegensatz zu beispielsweise dedizierter Jazz-Theorie) zu erfassen. Das ist mir leider nicht wirklich gelungen: allgemeine Musiklehre, Harmonielehre (wichtige Inhalte u.a. Kontrapunkt, allgemein Tonsatz, Modulation...), Formenlehre. Aber sind das die wesentlichen Bereiche oder gibt es da noch mehr. Bzw. was beinhalten diese Bereiche dann alles?
Letztendlich geht es mir darum, ein umfassendes, wenn auch anfangs dafür sicherlich jeweils nicht furchtbar detailliertes Wissen zu erlangen. Ich spiele seit vielen Jahren Klavier, und befasse mich auch schon lange mit nach Gehör spielen, Improvisieren etc. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass alles nur bruckstückhaft ist und ich würde es gerne alles zusammenkitten. Keine Ahnung, ob ich mich verständlich ausdrücke. :D
Also kann man diese Gebiete klar benennen? Und falls ja, wäre ich auch jeweils an Literaturempfehlungen interessiert. Diese sollten aber erstens sehr praktisch orientiert sind, sprich entweder explizite Übungen/Aufgaben enthalten oder aber so klar an echten Musikstücken orientiert sein, dass man es sich selbst ableiten kann und zweitens sollten es keine Bibeln sein, da ich Musik ja "nur" als intensives Hobby betreibe.
Was ich bisher gefunden hatte und was soweit interessant aber mit Sicherheit nicht alleine für mein Ziel ausreichend ist, sind folgende beiden Büchlein.

http://www.amazon.de/Modulation-kom...1445369719&sr=8-1&keywords=modulation+kompakt
http://www.amazon.de/Formenlehre-co...810&sr=8-1-spell&keywords=formenlehre+kompakt

Außerdem besitze ich bereits die Allgemeine Musiklehre von Hermann Grabner. Allerdings habe ich die momentan nicht zur Hand, da ich im Zuge eines Traineeprogramms alle 6 Monate umziehe und daher nur eingeschränkt meine Sachen mitführe.
Ich hoffe, irgendjemand kann sich auf meine Fragen einen Reim machen und etwas Licht in mein Dunkel bringen.

Vielen Dank im Voraus!
 
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Also kann man diese Gebiete klar benennen? Und falls ja, wäre ich auch jeweils an Literaturempfehlungen interessiert.
Guckst Du z.B. hier: https://www.breitkopf.com/work/7105/die-musikausbildung
Das ist gut strukturierte Einführung in drei Bänden, vertiefen könntest Du z.B. mit Büchern von Diether de la Motte oder Zolt Gárdonyi, für deren Verständnis Vorkenntnisse bestimmt ganz nützlich sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Diether_de_la_Motte
http://www.alle-noten.de/Harmonielehre-Diether-de-la-Motte-Noten/dq9f7x00?any=diether+de+la+motte

http://www.gardonyi.de/index.html
http://www.gardonyi.de/harmonik.pdf
http://www.gardonyi.de/kontrapunkt.pdf

oder Du schaust bei Reinhard Amon
http://www.rundel.de/de/lexikon_der_harmonielehre/a-50/7359
https://www.metzlerverlag.de/buecher/leseproben/978-3-476-02082-6.pdf

Sehr bekannt ist auch Hermann Grabner, der seinen geistigen Standpunkt allerdings in übelster politischer Gesinnung fand und daneben auch sprachlich nicht mein Fall ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Grabner
Literaturhinweise findest Du am Ende des Wiki-Artikells, darunter zu den Büchern
Allgemeine Musiklehre und Handbuch der funktionellen Harmonielehre

Als Beispiele für eine mögliche sachliche Gliederung zitiere ich für die Bücher von Erich Wolf aus Besprechungen bei Amazon und danach die aus der Einführung von Thomas Krämer:
Erich Wolf - Musikausbildung, Band 1: Allgemeine Musiklehre
1 Die Notenschrift
2 Grundbegriffe der Akustik
3 Die Intervalle
4 Takt und Rhythmus
5 Die Tonleitern
6 Akkordlehre
7 Die harmonischen Verwandtschaften

Erich Wolf - Musikausbildung, Band 2: Harmonielehre
Hauptteil I
A Einführung
B Das Material
C Akkordlehre

Hauptteil II
A Der musikalische Satz
B Die harmonischen Funktionen
C Die Modulation
D Die Harmonisierungstechnik
E Harmonische Analyse

Hauptteil III
A Einstimmige Vorübungen
B Vorübungen zur Akkordik
C Vorübungen zur Akkordverbindung
D Vorübungen zum funktionalen Satz
E Bezifferte Bässe
F Bezifferte Melodien
G Harmonische Analyse
H Melodien zur freien Erarbeitung

Erich Wolf - Musikausbildung, Band 3: Kontrapunkt
Hauptkapitel
Kapitel I Voraussetzungen
Kapitel II Regeln
Kapitel III Übungen
Kapitel IV Formeln

Thomas Krämer, Harmonielehre

https://www.breitkopf.com/work/3685#inhaltsverzeichnis
1. Grundlagen der Allgemeinen Musiklehre
2. Hauptdreiklänge und Kadenz
3. Die Grundlagen des vierstimmigen Tonsatzes
4. Die Sextakkorde
5. Harmoniefremde Töne
6. Die Quartsextakkorde
7. Moll
8. Der Dominantseptakkord
9. Die Nonenakkorde
10. Der verminderte Septakkord
11. Dur- und Mollsubdominante mit hinzugefügter Sexte
12. Subdominanten mit Sexte statt Quinte: Die 'subdominantischen Sextakkorde'
13. Der neapolitanische Sextakkord
14. Die Nebendreiklänge (Dur)
15. Zwischendominanten und Ausweichungen in Dur
16. Nebendreiklänge, Zwischendominanten und Ausweichungen in Moll
17. Lösungsteil

Thomas Krämer, Lehrbuch der harmonischen Analyse
https://www.breitkopf.com/work/3686/lehrbuch-der-harmonischen-analyse#inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einführung
3. Die Grundlagen
4. Erweiterte Tonalität
5. Entfernte Terzverwandtschaften
6. Alterationen
7. Modulationen
8. Harmonik in ein- und in zweistimmiger Musik J. S. Bachs
9. Literaturverzeichnis gängiger Musikwerke (Aufgabenbereich C)
10. Lösungsteil
11. Funktionsklänge und -symbole (alphabetisch)
12. Generalbaßbezeichnungen und -beispiele (alphabetisch)
13. Kadenzbeispiele
14. Verzeichnis der Notenbeispiele
15. Sachregister
16. Literaturempfehlungen

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Claus,
vielen Dank für deine Antwort und entschuldige bitte, dass ich so spät antworte. Ich hatte in der ersten Woche immer mal wieder in den Thread geschaut und ihn dann u.a. aufgrund von Arbeit etc vergessen.
Ich werde mir das alles mal ansehen. Mit Ausnahme von Gárdonyi und Amon bin ich beim Stöbern auch schon auf die von dir genannten Autoren gestoßen. Von Hermann Grabner besitze ich die Allgemeine Musiklehre, aber ich stimme mit dir überein, dass das vom Stil her nicht so schön ist.
Ich denke vom Inhaltsverzeichnis her, dass ich den ersten Band von Erich Wolf vermutlich nicht benötigen werde, aber die beiden anderen Bände werde ich mir mal zulegen. Ggf kann ich den ersten Band ja noch nachkaufen.
Hast du die Thomas Krämer-Bücher nur für die Gliederung erwähnt oder würdest du sie auch als Lektüre (alternativ/ergänzend zu Gárdonyi/Amon/Grabner) empfehlen?
Kennst du alle Bücher näher und kannst vielleicht noch etwas zum Stil sagen? Mir persönlich ist bei Theorie-Büchern immer wichtig, dass sie nicht zu universitär daherkommen, sondern jederzeit die Verbindung zur Praxis halten und stark anwendungsorientiert (Erläuterung der Inhalte an Beispielen aus der Musikliteratur) sind. Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen den Autoren?
Bei dem Amon-Buch handelt es sich ja um ein Lexikon, auch wenn die Einträge sehr umfangreich sind. Das würde ich wohl wenn als Ergänzung bzw. zum Nachschlagen kaufen. Bleibt also die Frage, ob du die Krämer-Bücher zur Lektüre empfiehlst und wie diese im Vergleich zu de la Motte/Gárdonyi sind.

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße
Jan
 
Wow Claus, Kompliment. Alles per Hand eingetippt! Eigentlich unbezahlbar. Ich bewundere Deinen Einsatz.
 
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Daraufhin habe ich versucht, die typischen Bestandteile oder eine Struktur von Bereichen der Musiktheorie (klassisch bzw. allgemein, einfach mal als Gegensatz zu beispielsweise dedizierter Jazz-Theorie) zu erfassen. Das ist mir leider nicht wirklich gelungen: allgemeine Musiklehre, Harmonielehre (wichtige Inhalte u.a. Kontrapunkt, allgemein Tonsatz, Modulation...), Formenlehre.

Wow. Da bin ich jetzt aber etwas beleidingt. Was ist denn an "klassischer" Harmonielehre allgemeiner und an Jazzharmonielehre "dediziert"? Chorsatz, Kontrapunkt, Modulationsregeln? DAS nenne ich dediziert.

Viele Leute vergessen wie speziell auch die klassischen Regeln auf den Verwendungszweck zugeschnitten sind. Nur: Dem "klassischen" hängt immernoch der Heiligenschein des gottgegebenen überm Haupt.

Das ist völliger Quatsch. Sowohl klassische Harmonielehre als auch Jazz-Harmonielehre beleuchten die selben musikalischen Mechanismen aus verschiedenen Blickwinkeln. Oft sind die Blickwinkel noch nicht mal sooo verschieden. Der Fakt dass wir überhaupt zwischen beiden Methoden unterscheiden rührt ja auch nur daher dass es die einzigen Musikrichtungen sind die in unserem Kulturkreis akademisch gelehrt werden und sich auch noch gegenseitig oft nicht riechen können.

Wir spielen doch alle die selben Töne und haben ähnlich geformte Ohren, spielen die selben Instrumente und lesen die gleiche Notenschrift.
 
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So, mittlerweile habe ich mir die Bände 2 und 3 von Erich Wolf zugelegt. Von der Harmonielehre bin ich sehr angetan. Er hat einen sehr angenehmen Stil, immer an der Praxis orientiert, was sich unter anderem anhand vieler Beispiele, die man am Klavier spielen kann, zeigt. Er hat dort auf 190 Seiten wirklich eine Menge untergebracht. Es ist deutlich mehr Inhalt, als ich auf den ersten Blick erwartet habe. Ich denke, da werde ich auf Jahre immer wieder hineinschauen und mir noch mal bestimmte Sachen herausgreifen. Aber durch die kompakte Form kann man das Buch ja auch wirklich immer mal wieder durcharbeiten. Also vielen Dank für den Tipp
@zonquer
Der Band 3 ist ja laut Autor als Kompendium angelegt und nicht als eigenständiges Lehrwerk. Ich bin aber darüber auf dieses Buch aufmerksam geworden (http://www.amazon.de/Study-Counterp...F8&qid=1459609093&sr=8-1&keywords=alfred+mann) und arbeite mich gerade dort durch. Absolut praxisorientiert und sehr interessant. Der Band 3 von Erich Wolf ist dann gut als kompakte Zusammenfassung zu gebrauchen.

@chaos.klaus
Sorry, falls ich dir auf die Füße getreten bin. War absolut nicht meine Absicht und kann auch nicht ganz nachvollziehen, warum du dich so persönlich angegangen fühlst. Ich habe die Jazz-Harmonielehre von Frank Sikora, aber da geht es halt eigentlich direkt mit (ausschließlich) Septakkorden los. Das mag ja für Jazz und verwandte Musikstile so sein, aber viele andere Stile verwenden nun mal auch Dreiklänge als Standardharmonien. Die Leadsheet-Darstellung ist auch nur für bestimmte Stile typisch. Keine Frage, alles ist Musik und es gibt auch sicher mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, aber ich finde Jazz-Bücher nur passend, wenn man wirklich Jazz spielen will.
 
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Du bist mir nicht auf die Füße getreten. Aber du bestätigst (stellvertretend für viele Andere) eben auch die Fehlkonzeptionen die viele klassisch geprägte Musiker über Jazz-Harmonielehre haben.

Ob nun Septakkorde oder Dreiklänge, ist doch völlig egal. Lasse ich die Septime weg, dann wird sie doch durch den harmonischen Kontext immer noch impliziert. Als theoretisches Konstrukt ist es halt einfach genauer wenn man die Septime mit dazu nimmt. Die Septime gehört zur Funktion des Akkordes dazu und definiert sie umso genauer.

Es ist einfach das selbe. Egal mit welcher Harmonielehre man es analysiert. Dominanten bleiben Dominanten, Subdominanten bleiben Subdominanten, ... Man schreibt nur alles ein bisschen anders auf.

Natürlich finden sich auch in beiden Harmonielehren Werkzeuge um die genretypischen Idiome zu behandeln. Und diese Idiome sind sehr unterschiedlich. Aber das war's auch schon.

Wenn du also nach einer allgemein Harmonielehre fragst, erwähnst dass du dich mit Improvisation beschäftigst und dann aber die Jazzharmonielehre als "dediziert" abtust, dann muss ich zumindest schmunzeln und eine große Rede schwingen.
 

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