So hart abstufen würde ich das noch nicht mal, sondern ich würde es allmählich von den 60ern bis in die Softsynth-Ära fließen lassen. Natürlich gibt es da unterwegs jede Menge Neuerungen, die jeweils auch deutliche Änderungen in der Musik hervorbrachten.
Hammond würde ich, weil elektromechanisch, ebenso in die Vorgeschichte verlegen wie Telharmonium, E-Pianos oder Clavinet. Tapekeyboards (Chamberlin, Mellotron) sind an der Grenze.
Auch würde ich den elektronischen Teil nicht mit dem Minimoog anfangen, sondern auf jeden Fall sollte Buchla erwähnt werden. Silver Apples On The Moon von Morton Subotnick kam ein Jahr vor Switched-On Bach von Walter Carlos raus, also wichtig. Switched-On Bach war auf jeden Fall eine große Zäsur, weil da erstmals "normale" Musik vollelektronisch gemacht wurde und nicht irgendwas Disharmonisches, Arhythmisches, was mit sämtlichen bisherigen Musikkonventionen und -regeln brach (weil z. B. ein Karlheinz Stockhausen in seinem Kölner Studio in den 50ern gar keine konventionelle Musik machen konnte – Stockhausen gehört ebenso mit rein wie Pierre Schaeffer mit seinem Groupe de recherches musicales). Davor gab's schon den Soundtrack zu Hitchcocks Die Vögel, komplett auf einem Trautonium eingespielt und als erster Filmsoundtrack vollelektronisch. Das führt uns zurück in die 30er zu Trautwein und Sala, und wenn man das Trautonium erwähnt – das kurz vorm 2. Weltkrieg ja schon als das neue Volksmusikinstrument geplant war –, dann müssen Theremin, Ondes Martenot und Electronic Sackbut auch mit.
Ansonsten gibt's natürlich wesentlich mehr Schritte unterwegs. In den 70ern die Stringmachines und das allmähliche Aufkommen der Polysynths, die um 1979–1981 die Stringmachines und zu einem erheblichen Teil die klassischen speicherlosen Monosynths der 70er wieder ablösten. Speicherbarkeit und damit das weitgehende Ende selbstgeschraubter revolutionärer Sounds zugunsten von Werkspresets. Es gab auch noch anderer wegweisende Drummachines als Roland TR-808 und TR-909, etwa 1980 die Linn LM-1, die erste samplebasierte Drummachine, die erste Drummachine, die nicht "scheiße klang", und somit der letzte Schlüssel zu vollelektronischer Popmusik (vorher mußte man sich rumplagen mit dem heimorgelesken Bumm-Tschak einer z. B. Roland CR-78, doch einen echten Drummer nehmen oder beides). Digital würde ich nicht so in die Breite ziehen – der Yamaha DX7 war an sich eine Riesenzäsur, die Korg M1 war wiederum fast eine so große Zäsur für sich.
Martman