antipasti schrieb:
Das heißt aber auch: Humor muss sich entwickeln. Die Sachen, über die ein Funny van Dannen schreibt, muss man erstmal erlebt und verarbeitet haben, bis sich ein lustiger Text daraus machen lässt. Und dazu braucht es wiederum ein gewisses Alter.
Wie alt sollte man denn dann sein...
Nee nee, lieber Antipasti. das Alter kommt mMn in der Liste der Gründe irgendwo im unteren Drittel. Kiddies haben ihre eigenen "Pointenschreiber" ... Senioren ebenfalls...und beide dürften nur höchst zufällig Erfolge bei der anderen Zielgruppe landen. Dafür unterscheiden sich beide Gruppen zu sehr in der Sprache, aber auch im Weltverständnis und Problembewusstsein
Und dazu kommt: alle erleben rund um die Uhr die verrücktesten Filme. Es kommt nur darauf an, welche Rolle man in diesen Filmen spielt.
Und der (ungeübte) Schreiber neigt nur all zu gern dazu, das Opfer in seinen Kopffilmen zu spielen. Das ist normal! - auch ich empfinde mich mindestens durchschnittlich oft als Opfer der Umstände. - ABER: Kunst ist Freiheit. Wer nicht in der Lage ist, seinem Kopf-Film eine neue Wendung zu geben, der schreibt eben so, wie er in seiner Geradlinigkeit blind durchs Leben marschiert. Links links links zwo drei vier...
Ich nenne den Kunstgriff zu neuen Wendungen "switchen" - man spielt einfach mal das Gegenteil seiner Meinungen durch. Man findet eine Antithese zur These. Und entwickelt daraus eine befreiende Synthese. - Hilfreich in diesem Zusammenhang sind Stilmittel wie Vergleiche, Metonymie, Litodes oder plumpe Übertreibung....lustig wirds, wenn man z.B. anschließend das alternative Symbol seinerseits mit einem Gegenteil ausßer Kraft setzt... man landet im Ungewissen und atmet auf einmal frische Luft

- Nicht das die poetische Lösung real funktionieren müsste. Der Gradmesser ist einzig und allein, ob dieses GEDANKENSPIEL den Autoren schmunzeln lässt.
Es muss auch nicht das Gegenteil sein. Der Autor kann auch nach einem Fakt, einem Phänomen, einem Argument suchen, welches er bisher übersehen hat. Und wenn er keins findet, dann kann er einfach eins erfinden. Ich bin traurig weil...ein Sturm auf dem Mars tobt, mein Schutzengel im Urlaub ist, meinen täglichen Nudeln genmutiert sind, du mich täglich in deinen Stummfilm ziehst (und da sind traurige Gesichter ja besonders angesagt)....usw.
Der Mensch ist ja ein gewinnorientiertes, betriebsblindes Haustier auf freier Wildbahn. Da lügt man sich gern eine kuschlige Realität zurecht, - die vorübergehend den Puls beruhigt...Marke DIE-ANDEREN-HABEN-SCHULD. Allerdings sagen solche Pulswärmer den "Anderen" nichts Neues, den sie benutzen ja pausenlos die gleichen Teile.
Fazit: wer nicht gegen die Strich (gegen den scheinbar offensichtlichen Nutzen) andenken kann, der schreibt....ähm...nein nicht melancholisch...das trifft nicht den Kern...der schreibt manisch-depressiv...heute manisch...morgen depressiv.
antipasti schrieb:
Oder anderes Beispiel: Einen Sprachwitz wie von den Ärzten ist auch sehr milieugeprägt. Das kann man nicht einfach üben. So muss man auch sein.
Ja! - die eigene Konzept, den Stress zu bewältigen, spielt eine entscheidende Rolle. Der Klassenclown wird in der Regel lustigere, und damit auch bessere...oder wenigstens einprägsamere Songs schreiben als der Sportstar der Schule.
Und nein! Der Klassenclown kommt nicht als Clown zur Welt. Er lernt unentwegt, wie er wen zum Lachen bringen kann. Das ist eine Sache bewusster und unbewusster Übung.
Beschäftigt man sich mit den Biografien solcher Menschen, dann fällt auf, wie oft gerade die Vertreter dieses Genres berichten, dass sie mit Zettel und Bleistift der Menschheit auf den Leib rücken...statt ihr auf den Leim zu gehen.
