Texten - Etwas meinen, aber nicht sagen

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marioman6
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So, ich bin ganz neu hier und meine Frage könnte ich wohl genauso gut in 2 anderen Threads stellen, aber ich denke das mir hier am meisten geholfen werden kann.
Bin eigentlich Gitarrist in einer Rockband und habe seit nem halben Jahr ein kleines Heimstudio und schreibe da ein paar Songs. Aber nur für mich. Also nichts für die Band.
Bisher waren meine Texte immer eher ernst, witzig, kritisch.
Ich finde beim Song schreiben (so lange es nicht für die Band ist) lernt man eine ganze Menge über sich.
Ich habe schnelle gemerkt das ich Probleme damit habe "Ich" zu singen. Genau wie ich mich davor scheue traurige Songs/texte zu schreiben.
Nun. Ich bin gerade dabei ein kleines Klavierstück zu komponieren. Bisher Klavier/Bass/Drum.
Es wirkt total traurig/Melancholisch und es schreit danach das der Text auch so wird.
Ich hätte genug zu schreiben. Zwei geliebte Menschen sind dieses JAhr gestorben.
Kennt Ihr das Problem das ihr euch einfach nicht traut so etwas in einem Song zu packen?
Ich hätte auch Angst das jemanden vorzuspielen.
Wenn ich diesen Song vor mich hinsumme kommt in der Hook immer wieder der Satz vor "na na na und ich vermisse Hühnersuppe in Stetin". Das ist mir beim ersten mal nur so eingefallen und es passt von der Phrasierung.
Ich kann dieses total melancholisch singen und ich denke dabei immer an diesen verstorbenen Menschen. Aber ich kann es einfach nicht in Worte bringen. Da versperre ich mich.

Meine eigentlich Frage an die Texter unter euch...
Kann man so etwas mit einem Stilmittel umgehen?

Gibt es vielleicht sogar Beispiele die ihr kennt, wo der Sänger darüber singt wie er X vermisst, aber Y singt?
Ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Ich würde gerne herumschwadronieren und das sagen was ich fühle, aber trotzdem Raum lassen, das man sich denken worum es geht.


Achja, schöne Weihnachtstage euch!
 
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Grüße.
Ich schreibe gern traurige Lieder und auch sehr oft in der Ich-Form, selbst wenn's gar nicht um mich geht. Dieser Weg ist sehr direkt und trifft, wenn's gut ist, die Zuhörer frontal.
Wenn du lieber hinten rum deine Botschaft bringen willst kannst du ja in der dritten Person schreiben, also von ihm/ihr, der/die die Hühnersuppe vermisst.
Etwas persönlicher, aber trotzdem noch mit Distanz wäre dann die Du-Form - der Sänger sprichst zu einer zweiten Person, die traurig ist.

Traurige Texte breche ich gern mit etwas Humor und Augenzwinkern wieder auf, damit es nicht ganz so jämmerlich wird. Deine Hühnersuppe hat dafür schon ein gewisses Potential :great:

Also einfach an eine gewisse Balance denken, wenn du die Zuhörer nicht in dein schwarzes Loch der Trauer ziehen willst, sondern nur mal reinschauen lässt.
 
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@marioman6

Erst mal frohe Weihnachten!
Und Herzlich Willkommen.
Für mich klingt dein „ Problem „ fast wie eine Lösung. Klingt kryptischer als es ist.
Das du Scheu hast, so persönliche Songs vorzusingen, zeigt für mich, das du die nötige Sensibilität dafür hast, solche Songs zu schreiben. Das ist eine sehr wichtige Voraussetzung dafür.
Und du hast originelle und berührende Ideen. Das mit der Hühnersuppe ist wirklich gut.
Es ist persönlich, konkret und hat sogar einen gewissen Witz. Toll!
Stilmittel sind natürlich wichtig. Und helfen mir oft über Klippen beim Texten hinweg.
Also sie sind schon manchmal ein Hilfsmittel, um Blockaden zu überwinden.
Mir scheint deine von dir als Blockade empfundene Situation allerdings gar nicht unbedingt eine Blockade zu sein.
Du bist bei dir und deinen Gefühlen und inneren Bildern. Das ist gut so. Jetzt ein wenig Traute und mal aufschreiben.
Nicht bewerten. Und zunächst nicht posten. Ist eine zarte Pflanze und braucht erstmal etwas Zeit und Ruhe.
Und dann schaust du mal nach ein paar Tagen drauf. Und schaust mal, was du vielleicht schon ein wenig strukturieren kannst. Und machst wieder etwas Pause. Nimm dir wirklich Zeit. Texte dich nicht fest. Wenn du nicht mehr im Flow bist, aufhören. Nicht pressen.
Und der Textpflanze beim Wachsen zusehen. Und dann vielleicht mal jemanden zeigen. Jemand vertrautem vielleicht zuerst.
Ich habe das Gefühl, in dir schlummert ein guter Texter. Also nur Mut!
 
Mir fallen sofort Texte ein wie
Still (Jupiter Johnes)
Tears in Heaven (Eric Clapton)
Nur zu Besuch (Tote Hosen)
Nothing Compairs To You (Sinnead O'Conner)

Sie sprechen alle in der Ich-Form, verschleiern aber vieles.

Ein schönes traurig romantisches Irish-Folk macht eine Geschichte:
She moved trough the faire.
Ist zwar auch in Ich-Form, aber das Thema hat in der "Märchen-Form" mehr Abstand.

Auch das Lied "Halleluja" (Cohen) hat einen traurigen Hintergrund, wo es aber mehr um Scham geht. (Die David-Geschichte legt einen Ehebruch oder ähnliches nahe.)

Also eine Anleihe aus Geschichte und Mythos könnte eine Möglichkeit sein, etwas uneigentlich zu sagen.

Wenn du weiter damit schwanger gehst, wird was gutes bei rauskommen, auch wenn es letztlich doch in eine ganz andere Richtung geht.
 
Danke für die Tipps.
Ich tue mich ja schon fast schwer damit etwas aufzuschreiben ;-)
Naja, werde es mal in kleinen Schritten probieren.
 
Ich werde den Thread jetzt trotzdem in den Workshop-Bereich verschieben, da er ja keinen Text enthält..
 

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