Etna
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Moin!
Musik hat stets etwas mit Emotionen zu tun und die Technik dahinter wird daher oft mit hohen Erwartungen schürenden Werbefloskeln untermalt. In einem Thread hier werden bereits 32Bit Wandler diskutiert. Ich bin letztes Jahr auch nur Kopf schüttelnd auf sowas zum ersten mal in der Bucht gestoßen und konnte nur noch über eine solche Abzocke lachen. 32Bit klingt erst einmal sagenhaft. Viele Denken da auch an mehr Headroom oder mehr Dynamik. Dabei beschreibt dieser Wert lediglich die Auflösung des Signals.
Daher stellt sich die Frage: Sind mehr Bit wirklich besser?
Um dies zu klären möchte ich einen kleinen Schwenk in die Messtechnik machen. Das wirkt zwar auf den ersten Blick etwas merkwürdig, aber auch dort werden hochauflösende und präzise arbeitende AD-Wandler benötigt, um die analogen Signale zu messen und zu bewerten. Was zunächst einmal schockiert ist die niedrige Auflösung von 8Bit eines Oszilloskops. Mitlerweile werden auch Oszilloskope mit einer Auflösung von 12Bit angeboten und es gibt bereits wahnsinnig teure Wandlerkarten für PCs, die sogar sagenhafte 16Bit anbieten. Warum scheint da die Audio-Insdustrie viel weiter zu sein?
Bit ist nicht gleich Bit.
Der obig stehende Satz wirkt erst einmal komisch. Natürlich sind hier und da die Bits vom Anschauungsschema her identisch. Rein rechnerisch ist das ja so. Eine 8Bit Karte löst in 2^8 Stufen, also 256 Stufen auf. Bei 12Bit sind es 4069 Stufen. Bei 14Bit 16384, bei 16Bit 65536, bei 24Bit 16777216 und bei 32Bit unglaubliche 4294967296 Stufen. Das klingt nach dem reinstem Wahnsinn und man sollte nur noch 32Bit Wandler kaufen. Immerhin sind es wahnsinnig viele Schritte um ein Signal zu beschreiben und so kommt man dem analogen Signal super nah. Doch leider macht es keinen Sinn, da das Eingangssignal vom maximalen Line-Pegel leider durch diesen beschränkt wird.
Nehmen wir mal an, dass wir mit unserer Audio-Karte zwischen +4 dBu und +6 dBu aufzeichnen. Das entspricht einer Peak-to-Peak-Spannung von rund 4 Volt. Jede einzelne Stufe des AD-Wandlers löst daher bei einer 12Bit Wandler mit 1000μV auf, ein 14Bit Wandler kommt auf 250μV, bei 16Bit sind es bereits 60μV. Spaßeshalber habe ich auch die Werte für 24 und 32Bit ausgerechnet: Bei einem 24Bit Wandler sind es 0,238μV und bei 32Bit liegen wir bereits im NANO-Voltbereich. Ich gebe zu, diese Werte sind teilweise stark gerundet. Allerdings kann man da die Größenordnung gut einschätzen.
Nur was bedeuten diese Werte?
Je besser der Wandler auflösen kann, desto feiner zeichnet man das Rauschen des eigenen Equipments auf!!! Auch in Sachen Verzerrung wird da das eigene Equipment gefordert. Auf der digitalen Seite ist dies nicht so schwer zu gestalten, doch auf der analogen Seite fordert alles über 24Bit Elektronik mit wesentlich höherer Spannung, äußerst kurze Kabelwege und guter Abschirmung. Es ist möglich, allerdings muss man sich weit weg vom normalen Line-Signal bewegen, um derart hoch auflösende Wandler sinnvoll einsetzen zu können.
Anhand folgender Bilder erkennt man bereits eindeutig wie hoch bereits die prozentualen Unterschiede bezüglich des Eigenrauschens und der dynamischen Parameter zwischen einem 12Bit und einem 16Bit AD-Wandler von PC-Messkarten sind:
Daher ist dieses Rennen nach dem letzten Bit stark zu hinterfragen. Wenn man es sachlicher nachlesen möchte, gibt es hier einen wundervollen Artikel von Elektronik, der mich zum Schreiben dieser Zeilen inspiriert hat:
http://www.elektroniknet.de/messen-testen/pc-messtechnik/artikel/97295/
Man erkennt auch woher die Bilder stammen.
Das sollte einem zu denken geben.
Ich hoffe der Text hat einen kleinen mathematischen Einblick gegeben, was es bedeutet so hoch auflösende Wandler in seinen Geräten einzubauen. Letzten Endes entscheidet natürlich das Ohr. Ich bin kein Feind der hochbittigen Auflösung, doch ich freue mich recht günstig saugute Wandler beispielsweise in einem ADAT-Gehäuse mit nur 16Bit nutzen zu können. Alles ist nicht nur Frage der verwendeten Technik, sondern auch wie man diese einsetzen kann.
Ich habe mitlerweile auch recht viele hochauflösende Musikdownloads auf meinem Rechner, bei denen ich ernsthaft baff bin, um wie viel besser Diese klingen, als die Aufnahmen der CD. Doch leider kann ich mangels Vergleich nicht wirklich einschätzen woher diese Steigerung der Qualität kommt. Sei es nur die höhere Abtastrate (Nein, nicht die Auflösung in Bit, sondern der Wert, der meist in kHz angegeben wird.) oder ob es doch ein anderes Mastering extra für diese Downloads gab. Immerhin unterscheidet das auch eine gute von der schlechten Schallplatte. Die Guten bekamen ein separates Mastering und die Schlechten erhalten leider einfach das Mastering der CD, sodass dann die Nadel viele Verzerrungen an den Verstärker schickt.
Ich besitze allerdings auch Negativbeispiele der 24Bit-Aufnahmen. Einige sind unhörbar, weil sie einfach nur noch zu rauschen und zu britzeln scheinen. An den Rechnungen hat man bereits gesehen, welche Anforderungen an der gesammten Kette hängen, damit man nicht nur fein aufgelöstes Rauschen aufzeichnet, sondern auch ein Mehrwert an Signal damit erhält.
Für Kommentare und Kritik bin ich sehr offen!
Nen schicken Gruß,
Etna
Musik hat stets etwas mit Emotionen zu tun und die Technik dahinter wird daher oft mit hohen Erwartungen schürenden Werbefloskeln untermalt. In einem Thread hier werden bereits 32Bit Wandler diskutiert. Ich bin letztes Jahr auch nur Kopf schüttelnd auf sowas zum ersten mal in der Bucht gestoßen und konnte nur noch über eine solche Abzocke lachen. 32Bit klingt erst einmal sagenhaft. Viele Denken da auch an mehr Headroom oder mehr Dynamik. Dabei beschreibt dieser Wert lediglich die Auflösung des Signals.
Daher stellt sich die Frage: Sind mehr Bit wirklich besser?
Um dies zu klären möchte ich einen kleinen Schwenk in die Messtechnik machen. Das wirkt zwar auf den ersten Blick etwas merkwürdig, aber auch dort werden hochauflösende und präzise arbeitende AD-Wandler benötigt, um die analogen Signale zu messen und zu bewerten. Was zunächst einmal schockiert ist die niedrige Auflösung von 8Bit eines Oszilloskops. Mitlerweile werden auch Oszilloskope mit einer Auflösung von 12Bit angeboten und es gibt bereits wahnsinnig teure Wandlerkarten für PCs, die sogar sagenhafte 16Bit anbieten. Warum scheint da die Audio-Insdustrie viel weiter zu sein?
Bit ist nicht gleich Bit.
Der obig stehende Satz wirkt erst einmal komisch. Natürlich sind hier und da die Bits vom Anschauungsschema her identisch. Rein rechnerisch ist das ja so. Eine 8Bit Karte löst in 2^8 Stufen, also 256 Stufen auf. Bei 12Bit sind es 4069 Stufen. Bei 14Bit 16384, bei 16Bit 65536, bei 24Bit 16777216 und bei 32Bit unglaubliche 4294967296 Stufen. Das klingt nach dem reinstem Wahnsinn und man sollte nur noch 32Bit Wandler kaufen. Immerhin sind es wahnsinnig viele Schritte um ein Signal zu beschreiben und so kommt man dem analogen Signal super nah. Doch leider macht es keinen Sinn, da das Eingangssignal vom maximalen Line-Pegel leider durch diesen beschränkt wird.
Nehmen wir mal an, dass wir mit unserer Audio-Karte zwischen +4 dBu und +6 dBu aufzeichnen. Das entspricht einer Peak-to-Peak-Spannung von rund 4 Volt. Jede einzelne Stufe des AD-Wandlers löst daher bei einer 12Bit Wandler mit 1000μV auf, ein 14Bit Wandler kommt auf 250μV, bei 16Bit sind es bereits 60μV. Spaßeshalber habe ich auch die Werte für 24 und 32Bit ausgerechnet: Bei einem 24Bit Wandler sind es 0,238μV und bei 32Bit liegen wir bereits im NANO-Voltbereich. Ich gebe zu, diese Werte sind teilweise stark gerundet. Allerdings kann man da die Größenordnung gut einschätzen.
Nur was bedeuten diese Werte?
Je besser der Wandler auflösen kann, desto feiner zeichnet man das Rauschen des eigenen Equipments auf!!! Auch in Sachen Verzerrung wird da das eigene Equipment gefordert. Auf der digitalen Seite ist dies nicht so schwer zu gestalten, doch auf der analogen Seite fordert alles über 24Bit Elektronik mit wesentlich höherer Spannung, äußerst kurze Kabelwege und guter Abschirmung. Es ist möglich, allerdings muss man sich weit weg vom normalen Line-Signal bewegen, um derart hoch auflösende Wandler sinnvoll einsetzen zu können.
Anhand folgender Bilder erkennt man bereits eindeutig wie hoch bereits die prozentualen Unterschiede bezüglich des Eigenrauschens und der dynamischen Parameter zwischen einem 12Bit und einem 16Bit AD-Wandler von PC-Messkarten sind:
Daher ist dieses Rennen nach dem letzten Bit stark zu hinterfragen. Wenn man es sachlicher nachlesen möchte, gibt es hier einen wundervollen Artikel von Elektronik, der mich zum Schreiben dieser Zeilen inspiriert hat:
http://www.elektroniknet.de/messen-testen/pc-messtechnik/artikel/97295/
Man erkennt auch woher die Bilder stammen.
Das sollte einem zu denken geben.
Ich hoffe der Text hat einen kleinen mathematischen Einblick gegeben, was es bedeutet so hoch auflösende Wandler in seinen Geräten einzubauen. Letzten Endes entscheidet natürlich das Ohr. Ich bin kein Feind der hochbittigen Auflösung, doch ich freue mich recht günstig saugute Wandler beispielsweise in einem ADAT-Gehäuse mit nur 16Bit nutzen zu können. Alles ist nicht nur Frage der verwendeten Technik, sondern auch wie man diese einsetzen kann.
Ich habe mitlerweile auch recht viele hochauflösende Musikdownloads auf meinem Rechner, bei denen ich ernsthaft baff bin, um wie viel besser Diese klingen, als die Aufnahmen der CD. Doch leider kann ich mangels Vergleich nicht wirklich einschätzen woher diese Steigerung der Qualität kommt. Sei es nur die höhere Abtastrate (Nein, nicht die Auflösung in Bit, sondern der Wert, der meist in kHz angegeben wird.) oder ob es doch ein anderes Mastering extra für diese Downloads gab. Immerhin unterscheidet das auch eine gute von der schlechten Schallplatte. Die Guten bekamen ein separates Mastering und die Schlechten erhalten leider einfach das Mastering der CD, sodass dann die Nadel viele Verzerrungen an den Verstärker schickt.
Ich besitze allerdings auch Negativbeispiele der 24Bit-Aufnahmen. Einige sind unhörbar, weil sie einfach nur noch zu rauschen und zu britzeln scheinen. An den Rechnungen hat man bereits gesehen, welche Anforderungen an der gesammten Kette hängen, damit man nicht nur fein aufgelöstes Rauschen aufzeichnet, sondern auch ein Mehrwert an Signal damit erhält.
Für Kommentare und Kritik bin ich sehr offen!
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