Text: Nur Küssen

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ScoreFace
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Hallo, hier mal mein erster Text in diesem Forum.
Er soll ausdrücken, wie unbeschwert die Zeit der ersten Liebe war, als man noch weitestgehend ohne Verantwortung war. Die Stimmung, in der ich den Text geschrieben habe, könnte man melancholisch nennen. Das Tempo wird mittelschnell. Die Instrumentierung vermutlich Akordeon Gitarre Cajon. Findet ihr den Text zu altbacken? Geht's zu sehr in Richtung Liedermacher? Vor allem das würde mich interessieren.

Nur Küssen

Der Himmel gibt verschwenderisch
mit goldner Farbe an.
Und Abendrot verspottet
dies kleine graue Städtchen.

In dem es einmal anders war,
wie‘s nie mehr werden kann,
in dem wir Kinder war‘n.
Ich Junge und du Mädchen.

Refrain.:

Nichts ahnen vom Verlierenkönn‘
Nichts planen und nichts müssen.
Nichts wissen von Vergänglichkeit.
Nur Küssen - Nur Küssen.

Wir sah’n dort unsre Träume,
in Wolken gut versteckt.
Wir sah‘n hinauf und fürchteten
nicht das Abendrot.

Wir sah‘n dort einen Lebenstisch
Der Himmel reich gedeckt.
Wir sah’n uns satt an dieser Welt
Die Seelen füreinander Brot.

Refrain:
Nichts ahnen vom Verlierenkönnen
Nichts planen und nichts müssen.
Nichts wissen von Vergänglichkeit.
Nur Küssen - Nur Küssen.
 
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Moin moin und willkommen in der Textschmiede!

Prima Einstieg, sag ich mal so. Mir gefällt dein Text sehr gut. In der von dir genannten Instrumentierung auch sehr gut vorstellbar: Chanson/Folk, lässig-charmant bis fetzig? So klingt's gerade vor meinem inneren Ohr. Jedenfalls nicht Singer/Songwriter-mäßig. Altbacken? Nicht für mich, dafür umschiffst du zu gut die Klischeefallen mit unerwarteten aber nicht zu bemüht wirkenden Wendungen.

Also: Gut gemacht so weit! Gibt's das auch mal zu hören? *vorfreu*

Beste Grüße,
6f
 
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Hallo Scoreface,
die Bilder erinnern mich tatsächlich die Sprache der deutschen Romantik, ohne dass die Wortwahl komplett in die Zeit abgleitet. Den Refrain finde ich begnadet! Die von dir angesprochene Melancholie kommt meines Erachtens rüber und ich kann die Thematik gut nachvollziehen.
Altbacken? Naja, ich habe es hier schon des Öfteren angebracht: Es hängt vieles davon ab, wie deine Musik später zu dem Stück ausfallen wird. Xavier Nadoo hat einige Stücke die textlich aus meiner Sicht am Altbackenen schrammen, aber ist er es auch? Ich sage, dein Text ist in sich stimmig. Es passt zusammen.
Bei der von dir gewählten Instrumentierung würde ich automatisch an Liedermacherei oder Chanson denken, aber mit Liedermacherei verbinde ich unbewusst, hm, Reinhard Mey und Reinhard Fendrich, sonst nicht mehr viel. (War in meiner Jugend absolut verpönt, KEINER hörte sowas). Also ich wäre auf die musikalische Umsetzung sehr gespannt.
 
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Hallo ScoreFace,

wir sind uns ja schon in meinem thread begegnet. Und schon sehe ich, wie gut es wäre, persönliche Bemerkungen UNTER den Text zu schreiben;)

Sooo....Meiner Meinung nach hast Du einen netten und dichten Text geschrieben. "Nur Küssen - Nur Küssen" ja, so kann man auch eine Lebensphase zusammenfassen. Sogar sanft doppeldeutig. :)

Du beginnst in der Gegenwart. Und gehst dann über zur Vergangenheit, die du nicht mehr verlässt. - Das finde ich schade. Dadurch bekommt der Text eine Schieflage: alles Gute rutscht in die Vergangenheit. ;)
Dein Schreibanlass liegt doch aber wohl in der Gegenwart? - Ich hätte sicher noch mehr Lese-Vergnügen, ließest Du mich daran teilnehmen, ob und wie Du Dich gegen Deine Melancholie stemmst.. auch wenn es letztlich sinnlos ist;)

Altbacken... frisch... da geht es sehr stark. um die Frage, wie stark man typische Elemente der Gegenwart in den Text rein lässt. Zum Beispiel als zeitgenössische Bezug im Bilderrahmen einer Metapher. Oder eben auch, wie frisch oder frech man einer Resignation entgegen tritt. Siehst Du da für Dich noch Spielräume?

Ansonsten: Als Stimittel überwiegt hier das Metaphorische... und da wiederum geht es gleich 4x um das "Sehen". Das wirkt auf mich etwas monoton.- Ich würde in so einem Falle auch dem Hören, Riechen, Schmecken oder Tastsinn eine Chance geben. Musst Du natürlich nicht. Böte sich aber an...;)

"ZU sehr in Richtung Liedermacherei..." hört sich an, als ob du Liedermacherei halb als Schimpfwort empfindest. - Schade! Gerade die letzten Tage habe ich wieder den kürzlich entsetzlich früh gestorbenen Nils Koppruch mit endlosem Vergnügen gehört. Ein sehr leiser... sehr weiser... und noch dazu seit vielen Jahren sehr angesagter Poet ... wie ihn Deutschland nur selten hervorbringt. Übrigens auch ein Maler;)

Soviel für jetzt.

Lg
 
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Du beginnst in der Gegenwart. Und gehst dann über zur Vergangenheit, die du nicht mehr verlässt. - Das finde ich schade. Dadurch bekommt der Text eine Schieflage: alles Gute rutscht in die Vergangenheit. ;)
Dein Schreibanlass liegt doch aber wohl in der Gegenwart? - Ich hätte sicher noch mehr Lese-Vergnügen, ließest Du mich daran teilnehmen, ob und wie Du Dich gegen Deine Melancholie stemmst.. auch wenn es letztlich sinnlos ist;)

Hallo großer Meister des Wortes, ich denke, die erste Strofe ist das JETZT. Der goldne Himmel, die kleine Stadt im Jetzt ist der Auslöser für die melancholischen Gedanken, deren Grund / Ursache / Enstehung ja in der Vergangenheit liegt. So wie ein Duft, der einen auf einmal aus der Gegenwart reißt und an jemanden / etwas denken lässt. Hat ja schon Andreas Gryphius geschrieben:

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum', die man nicht wiederfind't.
Noch will was ewig ist kein einig Mensch betrachten!
 
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Der Text gefällt mir. Der Refrain ist sehr gelungen, die Sprache in der Strophe zeichnet weiche Bilder, was ich mag.

Im letzten Strophenvers verliert mich der Text, da das bisher Gesagte wiederholt wird und keine Konsequenz daraus gezogen wird.
Wie altbacken ein Text wirkt hängt sehr von der Interpretation. Jedenfalls ist Nostalgie als Wert für mich nicht altmodisch per se (Gegenbeispiel wäre der Wunsch nach patriarchalischen Strukturen).
 
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Danke für die lobenden Worte, aber auch für die Anregungen insbesondere in Richtung einer auflösenden Perspektive. Da könnte ich mich tatsächlich nochmal mit beschäftigen. Auch die anderen Sinne mit ins Spiel zu bringen, könnte ich mal versuchen. Und eigentlich muss ich mich an dieser Stelle wirklich bei den Liedermachern entschuldigen. Bin schließlich selber mit Reinhard Mey groß geworden und habe seine Musik immer gemocht. Vielleicht war es nur ein Missverständniss, weil ich gerade DIESEM Lied später einen anderen Charakter geben möchte. LG
 
Hi ScoreFace und in die Runde,

tja - auch ich bin über die Liedermacher gestolpert, zu denen ich durchaus ein ambivalentes Verhältnis habe ... aber das ist ein unscharfer Begriff und so gebe ich hier mal einfach einen link rein:
http://www.youtube.com/watch?v=jlnaWP1qvAQ

Ist Dir das zu sehr in Richtung "Liedermacher"? Warum: wegen der kleinen Besetzung, der Bedeutung der akustischen Gitarre und des Gesangs? Soll es - da Dir ja eine kleine Besetzung vorschwebt - grooviger sein? In welcher Weise möchtest Du DIESEM Lied einen anderen Charakter geben?

Nun ja - und noch ein Wort zu den Liedermachern: finde nur ich es komisch, dass die Liedermacher in Deutschland einen schwereren Stand zu haben als beispielsweise der französische Chanson? Ist vielleicht Reinhard Mey deshalb eine Ausnahme ("Ich kann mit Liedermachern nicht viel anfangen, aber Reinhard Mey hat schon schöne Sachen gemacht ...")?

Zum Text: Für einen ersten Text finde ich das wirklich überaus gelungen! Die gegebenen Anregungen teile ich, genau in der Form, dass Du in diese Richtung schauen könntest, wenn Du möchtest. Für mich ist hier das Schlüsselwort Stimmigkeit: dies ist ein "intimer" Song, der deine Gefühle ausdrückt. Die sind nicht abgeschlossen und das Fenster, durch das Du auf diese Erinnerungen und Gefühle schaust, kannst Du öffnen, erweitern oder so lassen. Aber nichts muss - wie beim Küssen ...
Den Grundtenor empfinde ich als melancholisch: ein Rückblick auf vergangene Zeiten. Die sicher so nicht wiederkommen. Aber ist damit das Gefühl verloren? Eine Unschuld kann man nur einmal verlieren - sicherlich. Aber kann man sich die Neugier und Offenheit nicht bewahren? Ist nicht jede Liebe in gewisser Weise neu und hat ihre eigene Unschuld? Ist nach dem ersten Mal immer das Denken an das mögliche Scheitern vorhanden und welche Rolle spielt es?

Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Möglicherweise ist das auch nicht wichtig, solange man sich diese Fragen stellt. Den Tenor Deines Textes, maßgeblich unausgedrückt, sehe ich darin, dass diese Zeit und diese Gefühle unwiderbringlich vorbei sind.

Mehr meine Gedanken vielleicht als Anregungen. Egal.

Herzliche Grüße - und so wie ich und andere Deinen Text wahrnehmen, kann ich sagen, Du hast verdammt noch mal das Zeug für gute Texte. Ich bin gespannt auf die Umsetzung!

x-Riff
 
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wow.

also fern von detaillierter Kritik, er hat mich bewegt. Tolle Bilder gezeichnet und das wichtigste: man versteht und FUEHLT ihn. "Die Seelen fuereinander Brot", wunderbar!

Natuerlich koennte man Dinge ändern, ihn handwerklich perfektionieren. Ein erster Gedanke war zb. auch, andere Sinne anzusprechen. Allerdings fuerchte ich, dass damit zu verkopfte Zeilen entstehen koennten. Und eine Aufloesung? Wozu? Es ist eine Erinnerung, eine Stimmung, ich glaube jedem ist spaetestens nach dem Refrain klar, das die Gegen-wart irgendwie das Gegen-teil davon ist. Insofern funktioniert der Text so elliptisch wie er ist und wirkt fuer mich bestens.

Was das Thema "altbackener Liedermacher" angeht ;)...die Kombination Akkordeon, Cajón und Gitarre empfinde ich als passend und interessant bis frisch. Wenn du nicht gerade im Mittelalterstil dazu singst und ihr den Mut zu Rhytmus habt sollte das keinesfalls zu "altbacken" wirken.

Fazit: Schoener Text mit viel Wirkung! Gespannt auf die Umsetzung! Abonniert! ;)

gruesse,
JTE
 

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