Das, was Du mit einem Invest von (nur) 300 € ausrichten kannst, hängt auch damit zusammen, wieviele Fensterflächen Du hast (harte Reflexionen), so dass ich mir schon vorstellen kann, dass ein großer (und hübscher, farbiger!) Vorhang aus Bühnenmolton von unter der Decke bis kurz über dem Boden auf der Fensterseite zum Zuziehen, aber über mehr Fläche als nur das Fenster (!) einiges bringt. Um Deckenbefestigung, Ösen und Vernähen sowie das Material an sich zu begleichen, kommst Du wahrscheinlich schon auf Dein Budget. Es soll ja auch gut und nicht nach "mit-der heißen-Nadel-gestrickt" aussehen. Und natürlich helfen auch Teppiche oder Brücken, lass Dir nicht weißmachen, dass das Unsinn sei. Aber bitte nichts Niedrigfloriges, auch hier zählt Masse, bzw. Schichtdicke. Ich finde, man kann mit kleinen Patchwork-Teppichen, bzw. Läufern ganz gut arbeiten; die müssen auch nicht viel kosten. Und man kann sie in die Waschmaschine stecken!
Bis zu diesem Punkt hast Du aber immer noch keinen einzigen richtigen Absorber, aber Dein Budget ist schon aufgebraucht.
Natürlich spielt es auch eine Rolle, was Du in dem Zimmer für Möbel hast. Ist es spartanisch ausgestattet in vorwiegend holzernem Design oder ist da ein fettes Ledersofa oder natürlich auch mit Stoffbezug ;-) drin oder gar ein Bett oder eine Liege,... Du weißt schon worauf ich hinaus will. Alles, was den Schall bricht oder schluckt, ist gut, bevorzugt Gegenstände ohne harte vertikale oder horizontale (Glas-)fläche. Auch gerahmte und verglaste Bilder/Fotos verschlechtern die Akustik wieder. Alles, was Du hinstellst, solltest Du unsymmetrisch positionieren, damit sich der Schall häufiger bricht.
Wenn Du die Sache mit dem großen Vorhang durchziehen willst, solltest Du zusehen, ob Du nicht noch etwas mehr Kohle für einige
Diffusoren an den kahlen Stellen der Wände auftreiben kannst. Wenn Du drei, vier oder fünf Stück kaufst, kannst Du sie auch hübsch in einem Muster hängen oder mit Beleuchtung oder mit Bildern kombinieren, die ich Dir ja nicht ausreden will. Soll ja immer noch ein Wohnzimmer bleiben, und eine kahle Wand reflektiert zwar etwas weniger als eine Glasscheibe, aber ästhetisch ist eine kahle Betonwand ja nicht gerade.
Wenn Du meinen Empfehlungen folgst, bis Du jetzt schon bei ca. 500 € und eigentlich immer noch nicht fertig. Da es ja ein Wohnzimmer sein soll, musst Du wissen, ob Du handwerklich so begabt und mit Werkzeugen (und Zeit und Muße) ausgestattet bist, um selbst einige Dinge zu bauen. User
@stefangeidel hat ja schon mobile Stellwände empfohlen. Das ist natürlich
sehr wirksam, aber wohin damit, wenn Du
wohnen und nicht musizieren willst? Wirksam deshalb, weil Du sie prima so positionieren kannst, dass sie die Position, wo Du aufnimmst super abschirmen können. Für ein Studio ist das ein Muss, aber in einem Wohnzimmer sehen die Dinger dann ggf. aus wie Fremdkörper. Aber Du kannst sie mit wenig finanziellem Aufwand selbst bauen. Ob sie dann aber auch nach Raumteiler für`s Wohnzimmer oder nach improvisierter Studentenbude aussehen, steht auf einem anderen Blatt. Das hängt von Deinem handwerklichen Geschick und Deinem ästehtischen Anspruch ab.
Aber es gibt noch zwei Alternativen: Du kannst
gefärbte Basotect Absorber in 50x100x10cm kaufen oder gefärbte
in irregulären Formen. Die brauchst Du nicht mit Stoff zu beziehen oder beziehen zu lassen, dass sie gut aussehen. Das einzige, was damit zu tun ist, ist sie gut an die Wand zu kriegen. Auch hierfür habe ich eine Lösung: klebe zentral auf die Rückseite (die nicht gefärbt ist) ein 4mm Sperrholzbrett, das erheblich kleiner als die Abmessungen des Absorbers sind, z.B. 800x300x4mm, bohre zuvor ein Loch exakt in die Mitte einer Seite in der Größe, dass ein großer Schrauben
kopf hindurch passt. Eine solche Schraube verdübelst Du in der gewünschten Position an der Wand und drehst sie so tief rein, dass der Schraubenkopf im Holz hält, aber das Sperrholzbrett vollflächig anliegt. So montierst Du Deine Absorber reversibel und kannst sie bei Bedarf (wie Bilder) anders hängen.
Allerdings fürchte ich, dass Du für einen ca. 20qm-Raum wenigstens 3-4 Absorber an den Wänden brauchst, unabhängig von dem Rest, den wir schon angesprochen (und gekauft) haben :-/
Die letzte Variante ist der Mic-Screen, auf den User
@DelayAndReverb schon verwiesen hat. Das ist nicht ideal oder der Weisheit letzter Schluss, aber ein wenig hilft das schon, jedoch solltest Du bedenken, dass ein solcher Screen nur rückwärtig und seitwärts abschirmt. Eigentlich sind das Richtungen, die für ein Mikro mit Nierencharakteristik eh nachrangig sind, außerdem schirmt er (blöderweise) nicht nach oben Richtung Decke oder nach unten Richtung Fußboden ab, die eigentlich mehr Sinn als eine Seitenabschirmung machen würden. Den Einfluss von Kammfiltereffekten, den User
@Signalschwarz benennt, halte ich für vernachlässigbar. Das mag zwar theoretisch stimmen, aber gehört habe ich solche Effekte in der Praxis noch nicht. Überdies berichtet User
@DelayAndReverb , dass er gute Erfahrungen mit einem Screen in einer ähnlichen Problemsituation wie Du gemacht hat.
So, jetzt habe ich verdammt viel geschrieben, eigentlich hätte ich gern noch ein Foto angehängt, wie das Sperrholzbrettchen an der Rückseite eines Absorbers aussieht, aber ich denke, Du hast die Idee dahinter schon verstanden. Ich geh jetzt erstmal frühstücken, ggf. ergänze ich danach noch mit Bezugsquellen...