Hallo,
Falls das Thema noch aktuell ist, mein Senf dazu, als Posaunenchorbläser mit Chorleitungserfahrung:
Sowohl Tenorhorn als auch die Tenorposaune sind im Posaunenchor im Bass anzutreffen, wobei das Tenorhorn eher der Exot ist. Es sollten aber in jedem Fall Instrumente mit nicht zu enger Mensur sein (bei Posaunen geschätzt ab ca. 13,5mm aufwärts), da sonst die Ansprache im unteren Register nicht gut ist. Oft sind bei eng mensurierten Instrumenten auch nur kleine Mundstücke dabei, die einem beim Spielen im Bass ebenfalls keine Hilfe sind. Es sollte mindestens ein 6 1/2er Mundstück sein.
Ob der Posaunenchor lieber den hornigen Klang eines Tenorhorns/Euphonium oder den leicht schlankeren Klang der Posaune wünscht, hängt von der Zusammensetzung der Gruppe ab. Spielt z.B. die 1. (Sopran) und 2. (Alt) Stimme ein Flügelhorn (oder Kuhlohorn) und der Tenor ist ein Wald- oder Tenorhorn, braucht es im Bass schon entweder ein Tenorhorn / Euphonium, oder alternativ wenigstens eine groß mensurierte Bassposaune, um sich klanglich einzupassen. Das ist übrigens historisch gesehen der "Originalklang" der Posaunenchöre. Sind die anderen Stimmen standardmäßig mit Trompete und eng mensurierter Tenorposaune besetzt (heutzutage Standard), reicht sicherlich auch eine mittelgroß oder besser groß mensurierte Posaune im Bass. Ein Tenorhorn und v.a dann ein groß mensuriertes Eupoinium (oder meinetwegen Bariton) kann in dieser Konstellation problematisch sein, weil es die anderen Stimmen klanglich leicht überdeckt.
Tenorhörner oder Euphonien haben für einen Anfänger aber einen sehr wesentlichen
Vorteil:
Die Ansprache ist viel leichter und man benötigt weniger Luft für ein großes, raumfüllendes Klangvolumen. Ich als Bassposaunist staune immer wieder, was für ein Sound selbst aus einem 3-ventiligen, eher eng mensurierten Schülereuphonium herauskommt - bei deutlich geringerem Luftaufwand. Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, mir ein Euphonium als Zweitinstrument zuzulegen (oder eine kleine F-Tuba).
Den großen
Nachteil des Tenorhorns hat tromboneslave oben ja bereits genannt: die Intonation.
Die meisten Tenorhörner, insbesondere solche, die der Posaunenchor noch aus Urzeiten im Instrumentenschrank liegen hat und die keiner spielen mag, stimmen in sich einfach nicht! Das kann man mit den Lippen und einem geschulten Gehör vielleicht ausgleichen, ist aber Gift für einen blutigen Anfänger, der das weder ansatztechnisch noch vom Gehör her leisten kann. Es gibt aber sicherlich auch qualitativ höherwertige Tenorhörner, bei denen das Problem nicht so ausgeprägt ist. Was ganz Feines sind Euphonien mit Kompensation: da rasten die Töne dann einfach nur so ein, die Intonation stimmt und der Sound ist fantastisch. Die Preise dafür sind dann aber leider weniger fantastisch...
Zum vorliegenden Fall des älteren Herrn, der als bisheriger Nicht-Bläser von einem
solistisch auftretenden Posaunenchor gebeten wird, quer durch die Register hier und dort einfach mal so auzuhelfen (solistisch, also nicht nur "mitbrummen"!), und ggf. sogar noch mit Instrumentenwechsel auf Trompete (!), habe auch ich dann so meine Zweifel. Eine Springertätigkeit traue ich eigentlich nur erfahrenen Posaunenchorbläsern zu, die dann normalerweise auch musikalisch außerhalb des Posaunenchors unterwegs sind oder waren. Schon der Wechsel von Bass in den Tenor (oder umgedreht) stellt nicht wenige durchschnittliche Posaunenchorbläser allein schon vom Tonumfang her vor eine schwierige Aufgabe. Ich will nicht sagen, dass das unmöglich ist, es gibt viele erfahrene Bläser, die das leisten können. Aber bei einem bisherigen Nicht-Bläser diese Springertätigkeit sogar noch solistisch anzufragen finde ich schon sehr sehr optimistisch. Aber vielleicht ist er ja extrem musikalisch, talentiert und motiviert - und hat einen guten Lehrer...?
Zuguterletzt (insbesondere für Claus
) noch eine Einordnung zum hier geforderten Spielniveau für die "1. Trompete". Es wurde ja das Notenbuch "Bläserklänge" als Anforderung genannt. Das ist seit einigen Jahren das Standardwerk, das der Posaunenchorbläser minimal neben dem Choralbuch benötigt, quasi als Grundausstattung "fürs leichte Gepäck" (wobei dieses dicke Notenbuch schon sehr schwer ist). Enthalten sind Choralbearbeitungen und leichte bis mittelschwere freie Stücke, sowohl klassisch als auch modern - alles was man für das Ständchenblasen "vom Blatt" oder für Auftritte ohne große Vorbereitungszeit (max. 1 Probe) neben dem Choralbuch zwingend benötigt. Die 1. Trompete geht dabei nur selten über das f2 hinaus, der Bass selten unter das große "Es" hinunter, auf der Bassposaune kann ich die Bassstimme in der Regel problemlos eine Oktave nach unten oktavieren. Die Anforderungen sind bewusst auf einem leichten bis mittelmäßigen Niveau gehalten, damit es auch für schwächer besetzte Posaunenchöre noch gut spielbar ist. Es gibt natürlich deutlich anspruchsvollere Literatur für Posaunenchöre. Wenn der Threadersteller also "1. Trompete" schreibt, hat das mitnichten etwas mit dem Anspruch der 1. Trompete im symphonischen (Blas-) Orchester oder in der BigBand zu tun.
Viele Grüße
Marco