Was broeschies über Geoff Tate sagt, dürfte schonmal stimmen, weil Tate mWn ein Schüler von Robert Lunte war und der ja auch propagiert, bereits so früh zu "bridgen".
Ich kann zwar noch etwas höher belten, aber dadurch, dass sich diese Songs permanent in einer extremen Höhe aufhalten, ist es einfach viel zu anstrengend jeden noch so kurzen Ton wuchtig zu belten, das geht maximal für einzelne Money-Notes.
Ja, mache ich dann meist auch so. Zumal ich sonst auch leicht mit dem Atemdruck durcheinander komme; in der Kopfstimme braucht man ja ziemlich wenig Luft, gerade für die hohen Töne - wenn man dann aber z. B. ein g' noch beltet und dafür mehr Druck benötigt, laufe zumindest ich Gefahr, dass dann auch bei den tiefen Kopfstimmen-Tönen zu machen, und das führt dann dazu, dass diese überlüftet klingen.
Das muss man imho von der individuellen Gesangslinie abhängig machen; wenn der höchste Ton so um g' oder knapp darüber liegt, würde ich den eher noch belten, weil er dann eben auch ein Höhepunkt sein soll und eine gewisse Dramatik verlangt; aber wenn die gesamte Gesangslinie noch weitaus höher geht (c'' und höher), dann nimmt man als Zuhörer einen Ton wie g' als "gar nicht mal so hoch" wahr - dann braucht der also auch gar nicht so dramatisch zu klingen, denn die Höhepunkte liegen dann ja woanders.
Ich würde auch behaupten, die meisten Power-Metal-Sänger - zumindest die, die ich kenne - greifen tatsächlich in dieser oder ähnlicher Form auf die Kopfstimme zurück; Chris Bay von Freedom Call oder Joacim Cans von HammerFall kommen mit ihrer Bruststimme auch ziemlich weit runter, bei Chris Bay liegt das z. B. definitv schon im Bariton- oder gar Bass-Bereich.
Es ist also ein Trugschluss zu glauben, man müsse eine von Natur aus hohe (Sprech-)Stimme haben, um Power Metal singen zu können. Solange man eine ausreichend große Randstimmen-Range hat (und die lässt sich imho leichter erweitern als die der Vollstimme) und eben weiß, wie man die Randstimme mit
Twang & Co. laut und kraftvoll klingen lassen kann, kann man eigentlich unabhängig vom Stimmfach dieses Genre singen.
Die meisten dieser Sänger unterscheiden sich dann hauptsächlich durch den Punkt, wo sie eben den Übergang in die Randstimme machen. Chris Bay dürfte den auch recht früh machen, wie gesagt so um f', fis' herum, wenn nicht gerade ein gis' bereits der höchste Ton ist, dann bleibt er vielleicht auch mal komplett in der Vollstimme. Die DragonForce-Sänger (sowohl der alte als auch der neue) hingegen gehen meinem Empfinden nach etwas später in die Randstimme, ich würde sagen erst ab oder oberhalb von a'. Das macht für mich z. B. DragonForce-Songs erheblich schwieriger zu singen als die von Freedom Call.
Tobias Sammet fällt für mich auch eher in die Stimmlage von DragonForce, auf jeden Fall nimmt er öfters mal ein g' noch in die Vollstimme, und zwar auch so oft hintereinander (z. B. letzter Refrain "Lost in Space"), dass es für etwas tiefere Stimmen doch sehr anstrengend würde.
Natürlich gibt es dann auch "echte" Tenöre in dem Genre, wie etwa Jonny Lindqvist von Nocturnal Rites, die tatsächlich weitgehend in der Vollstimme singen; das können dann in der Tat nur wenige so einfach "nachmachen". Die gehen dann aber meist nicht ganz so hoch wie die Sänger, die die Kopfstimme verwenden, weil es irgendwo eben selbst für diese hoch veranlagten Stimmen einfach zu anstrengend wird. Der Sänger von Nocturnal Rites singt bspw. höchstens bis cis'', die meisten Kopfstimmen-Verwender hingegen mindestens bis fis'', gerne auch mal gis''.