So, so, so, oh man.
Zuerst einmal ein riesiges SORRY dafür, dass hier nichts so wirklich noch passiert ist. Es war nie meine Absicht, einfach nur eine Art "Pflicht-Review" abzugeben, ich hatte mich so rießig über die Gitarre gefreut, ich hätte auch 3000 Zeilen schreiben können, aber wie immer hat die Zeit nicht richtig mitgespielt, meine Arbeitssituation hat sich geändert und ich musste auch meine Freizeit massiv umstellen. Das alles sind keine Ausreden dafür, dass ich das was ich angefangen habe nie zu Ende gebracht habe, aber soll ein wenig Einblick geben warum ich mehr oder weniger verhindert war. Ich habe auch diese Woche ungefähr das erste mal wieder hier im Forum gepostet und das seit 2 Monaten (oder so). Jetzt bin ich aber endlich wieder mehr da und habe meine Freizeit und Arbeitszeit im Griff, sodass ich hoffentlich wieder viel aktiver werden kann.
Soviel zu Vorwort, ich hoffe es nimmt mir keiner Übel, vor allem noch mal Entschuldigung an Johannes, der sich ja bestimmt auch irgendwie auf die Gewinner verlassen hat und die 2 Posts die ich hier rausgeschmissen habe, sind ja für einen der Hauptpreise nicht gerade viel.
Aber genug dazu, kommen wir zum wichtigsten. Ich versuche jetzt endlich, die Gitarre zu reviewen. Und ab dafür:
Tanglewood TW40SD VSE Review
Die Verarbeitung / Die Bespielbarkeit - UPDATE
Der Vorteil der langen schreiberischen Auszeit liegt natürlich klar auf der Hand - ich hatte viel Zeit, mich mit der Gitarre zu beschäftigen. Dabei sind auch nicht nur Glanzseiten aufgefallen, aber dazu später mehr.
Hier noch mal das wichtigste was ich bisher zur Gitarre geschrieben hatte:
Hatte jetzt ja ein bisschen Zeit sie anzuspielen und mir sind einige Sachen aufgefallen. Zum einen klingt sie sehr viel offener als meine Sigma und ein wenig runder als meine Freshman. Sie klingt dadurch nicht besser, aber passt sich perfekt in die Riege meiner Süßen ein. Der V-Hals ist zwar durch die Sattelbreite angenehm, aber je nach Saitenlage und vor allem Akkord/Griff finde ich den V-Hals auch lästig, weil er genau in meinen Daumenknochen am unteren Daumengelenk sticht. Ich versuche dann anzupassen aber so richtig anschmiegen will der Hals sich manchmal nicht. Das ist auch aktuell das größte Manko das mir auffällt. Trotzdem ist der Hals grundlegend gut zu bespielen und auch recht flink muss ich sagen, trotz V, Hochglanzlackierung und 44er Sattelbreite (oder 44,5).
Die Verarbeitung kann man nur als einwandfrei beschreiben. Keine Lackpatzer, keine sichtbaren Leimreste, keine Späne, der Hals / das Griffbrett ist sauber verarbeitet, die Bundstäbchen sind gut ausgerichtet und geschliffen, die Oktavreinheit passt, das Griffbrett schreit mal nicht nach Öl und die Mechaniken machen ihr Ding trotz fehlendem "Grover"-Label sehr gut. Außerdem ist die Saitenlage ein Traum ohne das ich irgendwas daran drehen musste, dürfte so bei ca. 2,2 mm liegen (E6) und ist durch die gut eingestellte Halskrümmung total spitzenmäßig zu spielen, ohne schnarren. Das zeugt doch von Qualität.
Was ich unbedingt loswerden muss: Die Gitarre sieht einfach nur wunderschön aus. Bei vielen Gitarren interessiert es mich nicht so sehr aber bei der kann man einfach nicht wegschauen. Die Gitarre ist viel weniger orange als sie auf den Bildern aussieht, sondern in einem richtig satten Tabacco Sunburst, also eher braun-orange, der Palisandersteg passt perfekt dazu und auch die dunkle rot-braune Lackierung an Boden zu Zargen passt sich perfekt ein. Die Gitarre ist einfach total stimmig, da stört mich fast ein wenig der Tonabnehmer mit Buchse, der das Vintage-Feeling ein wenig rausnimmt. Ich versuche am Wochenende mal Bilder zu machen wo die Farbe mehr zur Geltung kommt, ich werde mir einfach mal die Spiegelreflex von meinem Vater leihen^^ Ich habe mir heute noch beim großen T Saiten bestellt und auch ein GEWA Tortoise-Pickguard zum selbst schnibbeln, mal schauen ob ich dann ein Tanglewood-PG oder vllt. sogar ein Gibson J-45 PG draufpappe *g*
Vieles davon kann ich so stehen lassen. Was ich ausgetauscht habe ist die Stegeinlage. Die Knochenstegeinlage war toll, super verarbeitet, aber unter der Knochenstegeinlage liegt eben noch ein Draht für die Elektronik. Das hat zum einen doch für eine recht hohe Saitenlage gesorgt (bin eher so der Mensch für "so niedrig wie möglich") und außerdem fande ich den Sound recht plastisch und spitz, was ich eben einfach auf die Stegeinlage geschoben hatte, die Saiten hatte ich schon getauscht und das hatte keine Veränderung gebracht. Meine Freshman FA300D hatte eine zu niedrige Saitenlage, die Stegeinlage war genauso groß, da war die Entscheidung nicht so schwer, was ich tun werde. Die Freshman hat eine Stegeinlage aus, vermutlich, einer Mischung aus Plastik und TUSQ und hat der Tanglewood einen massiven Soundbonus verliehen. Sie ist jetzt erdiger, nicht mehr so plastisch und ein wenig bassig-dumpfer geworden, ohne irgendwas von ihrer Leichtigkeit und "Rundheit" abzugeben - außerdem ist sie jetzt richtig gut bespielbar. Ansonsten habe ich alles soweit gelassen, ein Pickguard hat es dann doch nie auf die Gitarre geschafft, finde ich ohne PG einfach schöner, die Saiten sind 11er John Pearse SL Saiten geblieben. Zur Verarbeitung gibt es nichts hinzuzufügen, die ist Spitze und auch nach 2-3 Monaten ist mir noch nichts störendes aufgefallen.
Mittlerweile habe ich mich auch recht gut an den V-Hals gewöhnt und fange an, ihn richtig zu mögen. Meine Freshman und meine Sigma haben eher dünne C/D-Hälse, sehr schönes Spielgefühl, aber für Fingerstyle und Akkordspiel fühlt sich das V doch recht angenehm an und der 44,5mm Hals trägt den Rest dazu bei. Mittlerweile ist es auch die Gitarre, die ich am liebsten von der Wand nehme, wenn ich einfach nur ein bisschen klimpern möchte und ich versuche mit ihr, viele Fingerstyle-Stücke zu lernen.
Die Form gefällt mir auch sehr, dieses Slope-Shoulder trägt irgendwie dazu bei, dass die Gitarre absolut balanciert auf dem Schoß liegt, oder am Körper hängt, wird auch an den offenen Mechaniken liegen, aber kopflastig ist sie nicht.
Das ist erstmal alles was mir zur Verarbeitung und zum Spielgefühl einfällt, hier hat die Gitarre dicke Pluspunkte gemacht, leider leider kommen jetzt ein paar negative Punkte beim Sound und der Elektronik.
Der Sound / Die Elektronik
Ich werde erstmal ein wenig über den akustischen Sound schreiben, weil er mir auch wichtiger ist (bei einer Akustik-Gitarre nicht verwunderlich hehe). Die Gitarre hat mit Plektrum einen herrlich offenen Sound. Der Bass ist genau ausreichend hörbar, dass er nicht andere Frequenzen überrumpelt, aber ist auch nicht so zurückhalten, dass es nach Topf klingt. Die Höhen klingen, wie man es von Mahagoni gewohnt ist, irgendwie immer ein wenig "silbrig/seidig", kann man schwer erklären, sie klingen eben irgendwie greifbarer und für mich einfach schöner, als ich das bei Palisander-Gitarren bemerken konnte. Das ist auch genau das, was den Sound für mich bei Mahagoni-Gitarren so gut macht. Die Tanglewood braucht sich hier auch nicht zu verstecken, die Bauform lässt es zu, dass sie richtig schön laut werden kann, aber sie kann, durch die verkleinerten Schultern, auch leise und akzentuiert, sie spricht schneller an als meine doch recht schwergängige Sigma. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn eine Gitarre so vielseitig einsetzbar ist. Im Fingerstyle lässt sich das selbe beobachten, wo sie hier anfangs noch mit etwas "Plastik-Sound" daher kam, ist sie durch die Stegeinlage und die neuen Saiten ziemlich gut geworden. Sie spricht, wie oben genannt, schnell an, bringt sanfte Anschläge genau so klar rüber, wie regelrechte Slaps und der Sound entfaltet sich auch schön. Gegen andere Instrumente macht sie eine gute Figur, im Bandcontest, mit sehr vielen Instrumenten (vor allem Folk-Instrumenten), konnte ich sie leider nicht testen, aber in einer kleinen Akustikband mit Cajon und 2. Gitarre setzt sie sich gut, im Gitarrenduett kann sie sich entweder an die Spitze setzen, oder wenn man eher die Rhythmussektion bedienen muss, kann sie auch ruhig und trotzdem bestimmt im Hintergrund spielen. Ich habe kurz gesagt im akustischen Bereich absolut nichts zu meckern.
Aber die Elektronik. Oooh, die Elektronik. Da hat Tanglewood wirklich geschlampt. Die Buchse für das Kabel ist locker. Wenn ich einen Gurt an die Gitarre hänge, muss ich beim abmachen des selbigen immer wieder per Hand die Buchse festschrauben, das darf bei einer 600 Euro Gitarre einfach nicht sein und kann auch auf Dauer nicht gesund sein. Ob es nun am Gurt liegt, oder wirklich ein Verarbeitungsmängel ist, kann ich natürlich nicht zu 100% beurteilen, aber eine Gitarre mit Gurtpin muss eben einen Gurtpin aushalten Das 2. Problem ist, dass der Tonabnehmer irgendwie nicht so funktioniert wie er soll. Die 2 Basssaiten E und A werden absolut kraftvoll ausgegeben, sobald man aber die obersten 4 Saiten spielt, wird der Sound immer leiser, wenn man beim hohen E angekommen ist, bleibt da nicht viel übrig. Das führt dazu, dass man Soli quasi vergessen kann, weil der Sound plötzlich lauter und leiser wird, Akkordspiel ist genauso sinnfrei, weil man die hohen Saiten einfach nicht hört und die Saiten untergehen. Ich habe auch probiert, ob der Draht unter der Stegeinlage richtig liegt, habe die Stegeinlage getauscht und nichts hat eine Veränderung gebraucht, also denke ich einfach dort funktioniert der Tonabnehmer nicht richtig.
Der Sound mit Tonabnehmer bekleckert sich ebenfalls nicht mit Ruhm. So wie ich das schätze ist der Sound typisch "Piezo", also irgendwie dünn, unecht und kein Hörgenuß. Die Tanglewood jagt den Vorurteilen auch ziemlich gut hinterher. Der Sound ist laut, aber auch dünn. Druckvoll, aber eben nicht mit "Eiern". Der gesamte hölzerne und erdige Klang des akustischen Sounds geht einfach verloren, davon bleibt nichts übrig, es klingt einfach nicht angenehm. Das hat dazu geführt, dass ich die Elektronik schnell gar nicht mehr genutzt habe, sehr schade. Ich habe auch verschiedene Verstärker ausprobiert, es hat für mich keine Änderung gebracht.
Wichtig an dieser Stelle: Der Sound ist natürlich immer subjektiv, was ich als "schlecht" empfinde, sehen andere ganz anders, weil der Sound eher das ist, was sie suchen.
Fazit zum Sound: Der akustische Sound ist spitzenmäßig und ich liebe den Sound der Tanglewood einfach. Umso blöder ist es, dass Tanglewood hier so heftig mit der Elektronik schlampt und ich mir gewünscht hätte, es wäre einfach eine Gitarre ohne Tonabnehmer gewesen - einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, ja, aber so hätte Musik Meyer und das MB nur Geld gespart *g*. Ich denke aber fast, dass ich in der Beziehung einfach ein Montagsmodell erwischt habe.
Zusammenfassung
Tanglewood TW40SD VSE
- Slope Shoulder Dreadnought
- massive Sitka-Fichtendecke
- Boden & Zargen Mahagoni, laminiert
- einteiliger Mahagoni-Hals
- Sattelbreite 45mm, Mensur 650mm
- Griffbrett und Steg Palisander
- weißes Binding
- offene Butterbean-Mechaniken
- Finish Vintage Sunburst
- Tonabnehmer Fishman Sonitone
- Sattel & Steg (kompensiert) Knochen (Stegeinlage ausgetauscht durch TUSQ)
Positives:
+ Verarbeitung
+ Bespielbarkeit
+ akustischer Sound
+ spitzenmäßige Materialien (super Fichtendecke) und tolles Aussehen
Negatives
- im Ursprungszustand zu sehr "Plastik-Sound" und recht spitzer Akustik-Sound, trotzdem gut
- katastrophale Elektronik
- mieser elektronischer Sound
Ich hoffe, ich mache jetzt hier die Elektronik nicht zu schlecht, es kann wirklich sein dass meine Gitarre eben ein Ausrutscher ist, aber gut, es ist eben mein Erfahrungsbericht^^ So ich hoffe ich konnte euch nun doch mal einen größeren Einblick geben. Ich weiß, ihr vermisst Soundbeispiele, aber dass schaffe ich aktuell nicht und mein Mikrofon ist auch gerade nicht einsatzbereit, ich hoffe ihr entschuldigt das.
Cheers
Tim