Pop, Rock & Co. Takt von Summertime?

Katz23
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Ich bin völlig verwirrt. Hab jahrelang eine bestimmte Version von Summertime im Kopf. Nun liegt auf der Baustelle eine Gitarre und der Kollege will mit mir das Lied in den Pausen üben (er spielt ich "sing") und ich checke den Takt nicht. Er zupft irgendwas bluesmäßiges und ich komme einfach nicht rein. Wenn er singt passt es.
Bei dem Versuch mir das Lied mal ordentlich anzuhören stoße ich auf eine Unmenge an Versionen und jetzt beschleicht mich der Verdacht, dass ich das Lied wohl in einem anderen Takt kenne als er es spielt... Nun hab ich im Netz Notenblätter mit hauptsächlich 4/4-Takt gefunden, aber auch etwas mit 12/8 und 6/8. Ich hoffe dass das des Rätseln Lösung ist, denn so "überhaupt-nicht-ins-Lied-gekommen" bin ich selten.
Kennt ihr Aufnahmen von Gershwins Summertime in unterschiedlichen Taktarten, die ich zum Vergleich mal anhören kann? Vielleicht ist annähernd die Version dabei, die er spielt... Ich glaube meine ist im 4/4.
Hochsommerliche Grüße :cool:
 
Eigenschaft
 
Hi Katz,

4/4 mit ternärem Feeling, also mit der Anweisung "Swing" notiert könnte man auch wahlweise als 12/8 notieren. Insbesondere wenn nicht nur Shuffle-8teln vorkommen sondern überweigend Triolen ist 12/8 angenehmer zu lesen. Mit 6/8 und 12/8 verhält es sich ähnlich wie mit 2/4 und 4/4: du hast vereinfacht gesagt halt doppelt so viele Takte, aber könntest das Stück auch so notieren. Es ist eine Frage wie sehr man in einem song die Betonung der 1 stärker als die der 3 empfindet, Summertime würde ich als Grenzfall bezeichnen. Würde ich meinen Computer die Notation in 4/4 Swing, 12/8 oder 6/8 spielen lassen, wäre das Hör-Ergebnis für dich praktisch dasselbe. Soweit die Theorie. (Und ja, ich weiß dass Swing-8tel und 8tel-Triolen nicht 100% gleich gespielt werden).

Was dein Kollege da allerdings zupf kann ich schlecht sagen. Vielleicht spielt er ja einfach nur Müll? :nix: Hättest du "Proberaum" statt "Baustelle" gesagt, hätte ich vorgeschlagen dass ihr beide mal zu einem Metronom übt. Am besten eines, welche die 1 erkennbar macht, da hört man gleich ob er die Notenwerte und vor allem die Pausen in der richtigen Länge spielt.

LG Robert
 
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Danke @drowo, das erklärt etwas die Situation.
Müll dürfte der Meister aber nicht spielen - er ist ein "richtiger Musiker" im Gegensatz zu mir. Wir haben auch noch nie gemeinsam gespielt, das war spontan.
Da ich hauptsächlich Probleme mit den Pausen (zu lang) hatte, vermute ich einfach: ich habe versucht mein 4/4-Feeling auf sein 6/8-Gezupfe zu singen und mir hat dann ne Viertel gefehlt :ugly:
Das müssen wir nochmal versuchen, es lässt mir keine Ruhe... Baustellenmusikanten (ist in ner kleinen Kirche - also Akkustik ist schon mal topp)
 
antipasti
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Mann, @antipasti jetzt wollte ich gerade in die Links reinhören und da löschst du mir das Zeug vor der Nase weg :)
 
wollte ich gerade in die Links reinhören und da löschst du mir das Zeug vor der Nase weg

Ich wollte mich dann doch nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Das Original fühlt sich für mich eher wie 6/8 an, auch wegen des Instrumental-Intros - aber die Betonungen sind nicht eindeutig. Es könnte auch ein sehr langsamer 4/4 sein. Die meisten Jazz/Swing-Covers sind im 4/4.

Original



Petersen/



Unbekanntes Duo im 4/4:

 
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Danke für die Links! Das Original ist (für mich) eindeutig ein 6/8, nicht nur das Intro sondern auch während des Gesangs hört man sehr deutlich 6/8 (von den Holzbläsern?). Ich glaube, dass ein Orchestermusiker bei der Angabe "Swing" in einer Partitur möglicherweise die Nase rümpfen würde :D

Petersen: 4/4 Swing, aber was für eine geile Version! Am Anfang brav geshuffelt, nach hinten raus werden immer mehr binäre 16tel eingestreut, sehr jazzig.

Unbekanntes Duo: das Intro spielt er rein binären 4/4 und wechselt dann auf astreinen 4/4 Swing.

Ich habe zwischenzeitlich kurz in eine Version von Ella Fitzgerald reingehört. Da hätte ich spontan 2/4 Swing gesagt, wobei der Shuffle gerade mal so erkennbar war. Da waren viele schon fast binär gespielte 8tel und vor allem 16tel drin. In einer Instrumentalversion dagegen war es sehr triolisch gespielt, aber für mich auch eher 6/8 als 12/8.

@Katz23 eventuell spielt dein Meister das ja als X/4 Swing und streut viele binäre 16tel ein (vergleiche Petersen), was sehr jazzig klingt aber schon verwirrend sein kann.

EDIT: der erste Absatz mit den "eindeutigen" 6/8 ist natürlich Müll, siehe unten ab dem Post von Lobomix. :embarrassed:
 
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was sehr jazzig klingt aber schon verwirrend sein kann.
Ja, verwirrt ich bin. Vor allem weil ich dachte ich kenne das Lied und kann mal fix dazu singen...

@antipasti danke für die Links. Kann ich aber erst später anhören, schlechter Empfang auf der Baustelle...
 
"Summertime" ist im 4/4-tel-Takt notiert. Ich habe das Stück selber schon oft gespielt, auch verschiedene Fassungen/Bearbeitungen und eine Fassung, die in einem 8-tel-Takt notiert (6/8-tel oder 12/8-tel) ist mir noch nie begegnet.
In der Originalfassung oben werden am Anfang ganz normale 8-tel gespielt, die Dreier-Aufteilung, die man später an einigen Stellen hören kann, werden als "Triolen" notiert. Eine "Swing"-Anweisung gibt es in der Originalfassung bei Gershwin an keiner Stelle, zumal das Stück zur Aufführung durch eine ´normales´ Sinfonie- bzw. Opernorchester gedacht ist.

In der weiteren Aufführungsgeschichte wurde gerade diese Nummer besonders gerne und oft von Jazzern adaptiert, was natürlich zu sehr vielen weiteren Fassungen geführt hat, aber auch da kenne ich nichts anderes als Notierungen im 4/4-tel-Takt. Die Lead-Sheet-Fassungen in den Real-Books stehen auch alle im 4/4-tel-Takt.

Ergänzung:
Ich habe hier ein Ella Fitzgerald Songbook herum liegen, dort ist "Summertime" im 2/2-Takt notiert. Mathematisch betrachtet ist das zwar gleich 4/4-Tel, deutet aber auf ein Feeling hin, dass sie dieses Stück lieber in halbtaktigen Schwerpunkten dachte oder denken wollte.
Da in dem Heft aber auch viele andere Stücke in 2/2 notiert sind, die ich nur in 4/4 kenne, könnte es auch eine Marotte des Herausgebers sein.
 
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"Summertime" ist im 4/4-tel-Takt notiert.

Dann ich ja froh, dass ich rechtzeitig zurückgerudert bin :)

werden als "Triolen" notiert

Das war auch meine Befürchtung und der Grund, warum ich zurückgerudert bin und den ersten Post entfernt hatte.

dass ich das Lied wohl in einem anderen Takt kenne als er es spielt

Ich denk eher, er spielt es mit einem anderen "Feeling", als du es kennst.
 
In der Originalfassung oben werden am Anfang ganz normale 8-tel gespielt, die Dreier-Aufteilung, die man später an einigen Stellen hören kann, werden als "Triolen" notiert.
Oops, da habe ich mich von der Tempoänderung täuschen lassen. Die binären 8tel am Anfang haben in etwa das Tempo der Triolen später. Hiermit ziehe ich sämtliche meiner Aussagen bis auf weiteres zurück :D
 
Ich bin völlig verwirrt.

Was mir als erstes in den Sinn kommt: Warum fragst Du nicht Deinen Mitmusiker, als was er das empfindet, was er spielt ?
Wäre vielleicht sinnvoller, als alle möglichen Summertimeversionen zu googeln (und davon gibt es wirklich viiiele ... Summertime ist einer der am meisten gespielten und gesungene Jazz-Songs ... davon gibt es TAUSENDE Versionen !).

LG
Thomas
 
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Hier habe ich einen Link, der den originalen Klavierauszug zeigt wo man dazu eine originale Fassung hören kann. Da kann man sehr gut sehen, wie alles notiert ist. Man darf sich auch und gerade bei den Einspielungen der originalen Fassung mit Orchester nicht von der Agogik täuschen lassen. Es gibt üblicherweise viel Rubato und "quasi Fermaten", wo kurz inne gehalten wird. Das wird aber alles nicht notiert, sondern gehört in den Bereich Interpretation und musikalische Gestaltungsfreiheit, die den Sängern und Dirigenten gewisse Spielräume lässt.

https://porgyandbessmusic.weebly.com/original-version.html
 
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Uff, ich bin jetzt auch beruhigt. Ich hätte bei meiner Großmutter geschworen, dass Summertime ein 4/4 ist.
Wenn aber nun der/die Sänger/in gerade auf die 1 singt und der Begleiter im Swing-Feeling, laid back oder hier und da rubato spielt (bzw. umgekehrt), kann leicht Verwirrung entstehen. Man muss, was das Feeling angeht, am gleichen Strang ziehen. Gerade bei einem Song, von dem es etliche Versionen gibt. Da kann es leicht sein, dass das Vorbild des einen wenig mit dem des anderen zu tun hat, und schon gibt´s ein rhythmisches Kuddelmuddel.
 
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Danke für die Links! Das Original ist (für mich) eindeutig ein 6/8, nicht nur das Intro sondern auch während des Gesangs hört man sehr deutlich 6/8 (von den Holzbläsern?). Ich glaube, dass ein Orchestermusiker bei der Angabe "Swing" in einer Partitur möglicherweise die Nase rümpfen würde :D
Wie Ihr ja schon herausgefunden habt, eindeutig 4/4 :) Und doch, Klassiker können das mit dem swing auch. Es heißt nur mitunter anders.

Im Original (danke @LoboMix ) sind die "Triolen" als punktierte Achtel mit Sechzehnteln notiert, was in einer marschähnlichen, zackigen Musik resultieren würde wenn nicht "Lullaby, with much expression" darüber stünde. Kein Mensch singt ein Lullaby als Marsch ;)

Ich habe aber auch schon Synkopen gesehen in klassischer Musik, ausnotiert, ebenso so etwas wie einen Zwiefachen, das kommt sogar relativ oft vor. Es heißt dann Hemiole.
 
Also der Meister spielt es im 6/8 Takt.
Leider hatten wir noch keine Gelegenheit das wieder zu probieren. Aber wenigstens erklärt sich so meine Rhythmusverwirrung. Wenn ich drauf vorbereitet bin kann ich's auch im 6/8 versuchen. Hauptsache es passt zusammen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
@antipasti zu deinen geposteten Liedern: von meinem Gefühl her würde ich es wie das 3. singen.
 
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Was mir als erstes in den Sinn kommt: Warum fragst Du nicht Deinen Mitmusiker, als was er das empfindet, was er spielt ?
Weil ich erst später auf die Idee kam, dass es am Takt liegen könnte und nicht an mir :nix:
Aber mittlerweile hab ich's ja rausgefunden.
 
Im Original (danke @LoboMix ) sind die "Triolen" als punktierte Achtel mit Sechzehnteln notiert, ...
Mit den Triolen meinte ich zwar die ´echten´ Triolen wie sie im Klavierauszug auf S. 15 im 2. System, Takte 3+4 notiert sind, aber Du hast natürlich insofern recht, als die punktierten Achtel + Sechzehntel selbstverständlich nicht marschmäßig präzise, sondern eher als "Swing-Achtel" gesungen/gespielt werden, die man in Annäherung auch oft als "triolisch" bezeichnet.

Das wahr früher (40er/50er) tatsächlich üblich, wie ich in einem anderen Thread mal als Antwort bekommen habe.
Das kann ich auch bestätigen, wobei es zusätzlich verwirrend ist, dass sehr oft kein Hinweis angegeben ist, dass diese punktierten Achtel+Sechzehntel als Swing-Achtel gemeint sind. Das muss man dann einfach wissen, bzw. gesagt bekommen. Bei "Summertime" weiß es heute aber sicher jeder.
 
Mit den Triolen meinte ich zwar die ´echten´ Triolen wie sie im Klavierauszug auf S. 15 im 2. System, Takte 3+4 notiert sind, aber Du hast natürlich insofern recht, als die punktierten Achtel + Sechzehntel selbstverständlich nicht marschmäßig präzise, sondern eher als "Swing-Achtel" gesungen/gespielt werden, die man in Annäherung auch oft als "triolisch" bezeichnet.
Dass Du von Triolen geprochen hast hatte ich gar nicht bemerkt :redface: Irgendwer von den anderen sprach ja auch von triolisch oder Triolen, das hatte ich im Kopf.
Rein theoretisch könnte man z.B. das Cohen-Halleluja auch als 4/4 mit lauter Triolen notieren bzw. habe ich das schon mal irgendwo gesehen; meist wird es wohl als 12/8, machmal als 6/8 notiert.

Das kann ich auch bestätigen, wobei es zusätzlich verwirrend ist, dass sehr oft kein Hinweis angegeben ist, dass diese punktierten Achtel+Sechzehntel als Swing-Achtel gemeint sind.
Mitunter erschließt es sich aus dem Kontext, wie hier eben mit dem Lullaby.
 
Soweit ich in meine Noten schaue, ist das in 4/4 alla breve notiert ;)
 

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