Kann mich nur anschließen, die Songs sind stilistisch sehr unterschiedlich... ich denke aber, du kommst sehr weit, wenn du dich mit der musikalischen Geschichte primär (aber nicht ausschließlich) der USA auskennst, denn Jack verwendet viele Elemente aus der Rockmusik der 70er (AC/DC und Led Zeppelin würde ich da so spontan empfehlen als Vergleichsmaterial), dem schwarzen Blues (gerade auch die Songs, die rein a capella sind) und auch der traditionellen weißen Volksmusik der Südstaaten.
Was meiner Meinung nach weitere Markenzeichen der White Stripes sind:
- White Stripes ist PUNK! Nicht von der Musik her, nicht von der Aufmachung, sondern vom Grundverständnis: Jack White weiß es vielleicht nicht, aber er ist Anarchist - für ihn geht alles. Erinnern wir uns an die Szene in "It might get loud", wo er zwei Nägel in ein Brett haut, eine Saite drumrumspannt und noch nen Tonabnehmer dazupackt: "Who says you need to buy a guitar?" - er dekonstruiert das Bestehende, reduziert alles aufs absolute Minimum und baut darauf etwas Neues auf. In den Texten steckt subtiler Zynismus dahinter, der aber nicht zu simpel daherkommt, sondern schön verpackt, mit einer rotweißen Schleife drumrum. Jack lebt in der Postmoderne und weiß das auch, ich finde, er spielt ganz bewusst mit Stilelementen früherer (nicht nur musikalischer) Subkulturen.
- Wenn wir vom Text sprechen, ich glaube das ist unmöglich, so ohne weiteres zu imitieren, was Jack da fabriziert. Er ist einfach ein verdammt guter Songschreiber, er erzählt simple Geschichten aus dem Alltag mit einfachen Worten, das ist gar nicht so leicht, wie man vielleicht denkt. Also wenn ihr, wie das mE leider bei vielen Bands der Fall ist, das Songschreiben bisher nicht so wahnsinnig ernst genommen habt und einen WS-like Song schreiben wollt, fangt ihr besser gestern an, das zu ändern...
- Ich denke, das Fehlen eines Basses (resultierend aus dem Umstand, dass man nicht mehr für Rock braucht als Rhythmus, also Drums, und Melodie, also Stimme oder Gitarre) ist ebenfalls essentiell für die stilistische Ausrichtung der WS. Dadurch schlüpft Jack in die Rolle, seine Gitarre so zu spielen, dass sie mehr mit dem Schlagzeug korreliert - fette Soloeskapaden sind da nicht drin. Er war ja mal Schlagzeuger, er kriegt das gut hin, mit Meg einen permanenten Drive zu erzeugen. Ich denke nicht, dass in einer Band, die nach White Stripes klingt, ein Bass zwingend fehlen muss. In einigen Liedern ist ja eine zweite Gitarrenspur dabei, die eine bassähnliche Funktion einnimmt (z.B. "I fought Piranhas"). Aber man sollte die Songs halt genau analysieren und gucken, wie Jack und Meg das machen - meiner Meinung nach spielt da das Wechselspiel von Ton und Stille eine ganz große Rolle, das macht die Songs kontrastreich. Weil die WS nunmal weniger Instrumente haben als eine klassische Rockband aus Bass, 2 Gitarren, Drums, verzichten sie auf einen Wall of Sound oder erreichen ihn nur mit technischen Tricks (mehr Spuren künstlich hinzufügen), darum bewegen sie sich ins andere Extrem, ohne zu experimentell oder jazzig zu werden.
Soweit mal eine kleine Analyse von mir, ich hoffe, das hilft dir irgendwie weiter. Gibt auch nur meine persönliche Einschätzung wieder und hat nicht den Anspruch allgemeingültig zu sein...
Und auch Bo\m/\m/eL will ich mich anschließen, verrenkt euch nicht - spielt den Rock, wie er euch aus den Fingern fließt, denn das und nur das ist der pure Rock, das und nur das ist EURE Musik.
Grüße und viel Spaß beim rocken!!
Ara